Dienstag, März 14, 2023

Sexueller Missbrauch: Wieso werden Frauen nicht als Täterinnen wahrgenommen?

1. Die Frankfurter Allgemeine beschäftigt sich in einem aktuellen Artikel (Bezahlschranke) mit pädosexuellen Frauen und dem Schweigetabu um dieses Thema. Ein Auszug:

Einen weiteren Beitrag zur Aufklärung hat vor Kurzem die Rechtspsychologin Monika Knauer geleistet. Für ihre Dissertation an der Goethe-Universität Frankfurt hat sie die Strafakten von 465 weiblichen Pädokriminellen aus drei Jahrzehnten untersucht.

Die Studie ist nach ihren Angaben die erste und bislang einzige "Vollerhebung" für Deutschland. Auch Monika Knauer kritisiert die weitgehende Tabuisierung des Themas – nicht zuletzt wegen des vorherrschenden Frauenbildes, das diese als "sozial" und "empathisch" charakterisiert. In Deutschland werde die Meinung vertreten, "dass Frauen Kinder gar nicht missbrauchen, da sie keinen Penis haben".

Diese Einschätzung stammt laut Knauer von Mitarbeitern einer Beratungsstelle für missbrauchte Kinder und untermauert die verhängnisvolle Wahrnehmung, dass Missbrauch durch Frauen "weniger schädigend" für Kinder sei, als wenn Männer die Täter sind. Die Taten der Frauen, so Knauer, würden so jedoch bagatellisiert. Das habe Folgen: Im Vergleich zum Missbrauch durch Männer sei bei Täterinnen der Handlungsbedarf bei Prävention und Strafverfolgung nicht so stark ausgeprägt. So werde eine gesellschaftliche Atmosphäre geschaffen, die es Opfern erschwere, zeitnah ihre Erlebnisse mitzuteilen – oder sogar anzuzeigen. Das erklärt demnach auch die Unterschiede zwischen Hell- und Dunkelfeld.

In Knauers Studie war die jüngste Täterin 14, die älteste 75 Jahre alt, der Durchschnitt lag bei 33 Jahren. Die meisten Täterinnen lebten in Kleinstädten und übten keinen Beruf aus (rund 30 Prozent). Andere waren Hausfrau, in der Ausbildung oder gingen einer Beschäftigung nach: als Verkäuferin, Arzthelferin, Krankenschwester, Elektromonteurin, Erzieherin, Kinderpflegerin, Lehrerin. Die größte Gruppe der Verurteilten hatte einen Hauptschulabschluss, dann folgten Frauen mit mittlerer Reife. Fast ein Drittel der Täterinnen hatte keinen Schulabschluss, 13 Frauen hatten Abitur.

Die meisten weiblichen Pädokriminellen galten als durchschnittlich intelligent – drei von ihnen als überdurchschnittlich. In prekären Lebenssituationen waren nur wenige: Bei 19 Frauen stellte die Polizei "vermüllte und verwahrloste Wohnungen" fest.

Viele pädokriminelle Frauen (rund ein Drittel) stammen aus "Broken home"-Familien. Sie haben einschneidende Erfahrungen wie Scheidung, Tod oder Alkoholismus sowie Drogenabhängigkeit der Eltern durchgemacht. Rund 40 Prozent der Frauen berichteten von Gewalterfahrungen in der Kindheit oder im Erwachsenenalter, allein 102 Frauen hatten selbst sexuelle Gewalt erlebt – durch Eltern, Stiefväter, Verwandte, Partner.

(…) Neben sexueller Gewalt wurde vielen Kindern von den Frauen auch körperliche Gewalt angetan – sie wurden getreten, mit heißem Wasser verbrüht oder mit dem Gürtel geschlagen. Eine Frau sperrte ihre Tochter ein und machte sie für das Scheitern ihrer Beziehungen zu Männern verantwortlich. Eine andere Mutter ließ ihre Kinder nur für die Schule aus dem Haus. Sie mussten "den Tag über in einer kleinen Kammer stehen und durften nicht im Bett schlafen, sondern stattdessen in der Dusche oder vor der Heizung im Bad". Mit ihrem früheren Lebenspartner würgte diese Frau einen ihrer Söhne bis zur Bewusstlosigkeit.

Die sexuellen Missbrauchstaten der Frauen hatten ebenso viele Ausprägungen. Meistens waren es "manuelle Handlungen am Kind", die sie selbst vornahmen. Manche Täterinnen standen einfach daneben, während der Mittäter das Kind missbrauchte, oder sie hatten Geschlechtsverkehr mit dem Partner, bei dem das Kind zuschauen musste.

In einigen Fällen forderten die Frauen die Kinder dazu auf, an ihren Partnern sexuelle Handlungen vornehmen. Die Frauen gingen so manipulativ vor, wie man es von Tätern kennt: Sie forderten Schweigen mit dem Hinweis "Wir haben jetzt ein Geheimnis", versprachen den Kindern Geschenke oder lockten sie mit der Aussicht auf Handys, Süßigkeiten, Geld oder Zigaretten in die Wohnung. Sie nutzten zudem ihre Autorität mit Sätzen wie "Es ist nicht so schlimm" oder "Stell dich nicht so an".

Besonders perfide: Manche Frauen setzten die Kinder unter Druck, indem sie ihnen sagten, das Geld, das die Mittäter für den Missbrauch zahlten, brauche die Familie dringend für Nahrungsmittel oder Urlaubsreisen. Gefügig gemacht wurden die Kinder jedoch auch mit Schuldzuweisungen oder Angst. (…) Manche Täterinnen kündigten an, dass es keine Weihnachts­geschenke oder Computerspiele mehr gebe, wenn die Kinder nicht mitmachten, dass sie Hausarrest bekämen oder ins Heim gesteckt würden.

(…) Weibliche Pädokriminelle, so Knauer, werden in der Regel zu milderen Strafen verurteilt als Täter. Zudem werde der Missbrauch von Jungen durch Frauen als "weniger schädlich" wahrgenommen, als wenn Mädchen die Opfer sind. Um mehr Taten zu erkennen, fordert sie daher vor allem mehr Information über das Phänomen der weiblichen Pädokriminellen – damit die Gesellschaft Frauen stärker als potentielle Täterinnen wahrnimmt.

Auf diese Weise werde dann eher Anzeige erstattet, wenn innerhalb der Familie oder im Umfeld Personen merkten: Was da vor sich geht, ist nicht in Ordnung. Zudem müssten Täterinnen härter bestraft werden – angepasst an das entsprechende Strafmaß bei Männern.

(…) Die Rechtspsychologin fordert somit ein realistisches Frauenbild: Man müsse erkennen, dass Frauen und Mütter eben nicht "von Natur aus zur selbstlosen Fürsorge veranlagt" seien. Zugleich müsse sich auch die Wahrnehmung der Männer ändern: Diese sind im Hinblick auf Frauen nicht nur Täter – sondern auch Opfer.


Ausführlicher beschäftigt sich mit solchen Verbrechen mein Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen".



2. Bei der Verteidigung der "Meldestelle Antifeminismus" fließt gelegentlich mit, dass die "Angriffe", also die Kritik, gegen diese Einrichtung vor allem aus dem "rechten Spektrum" stammten, also ohnehin fragwürdig seien. Die linke Berliner Zweiwochenschrift "Das Blättchen" stellt klar:

Aus linker Perspektive – damit jetzt niemand mit der Denunziation kommt, Das Blättchen bediene rechte Positionen – ist die Wiedereinführung des Denunziantentums einer Blockwart-Unkultur nicht links. Wirklich nicht!




3. Franca Lehfeldt und Nena Brockhaus streiten sich immer noch mit anderen Journalistinnen, aktuell Annika Leister, ob man alte weiße Männer verteidigen darf.



4. Hört man mancher Feministin zu, sind Falschbeschuldigungen sexueller Gewalt auch deshalb zu vernachlässigen, weil sie kaum Folgen für die verleumdeten Personen hätten – schließlich lebten wir in einer "rape culture", die sexuelle Gewalt verharmlost und herunterspielt.

Die BBC, berichtet in Zusammenhang mit einem kürzlich ergangenen Gerichtsurteil, welche Folgen Falschbeschuldigungen sexueller Gewalt tatsächlich haben können:

Drei Männer haben versucht, sich das Leben zu nehmen, nachdem sie fälschlicherweise der Vergewaltigung und des Menschenhandels beschuldigt worden waren, so hat ein Gericht erfahren.

Eleanor Williams beschuldigte die Männer, sie angegriffen zu haben, und postete im Mai 2020 auf Facebook, sie sei das Opfer einer asiatischen Grooming-Gang.

Die 22-Jährige aus Barrow-in-Furness wurde im Januar der Rechtsbeugung für schuldig befunden.

Bei der Urteilsverkündung am Preston Crown Court sagte Mohammed Ramzan, die Lügen hätten sein Leben zur "Hölle auf Erden" gemacht.

Ramzan sagte, dass er zwei Wochen nach seiner Verhaftung aufgrund von Williams' Behauptungen versucht habe, sich das Leben zu nehmen. Er sagte: "Ich trage die Narben bis heute."

Herr Ramzan sagte, sein Eigentum sei beschädigt und seine Geschäfte seien "ruiniert" worden, nachdem er und seine Familie "auf die schrecklichste Weise" angegriffen worden seien.

"Ich habe unzählige Morddrohungen über soziale Medien von Menschen aus der ganzen Welt erhalten, weil sie dachten, ich sei in so etwas verwickelt", sagte er.

In einer vor Gericht verlesenen Erklärung sagte Jordan Trengove, das Wort "Vergewaltiger" sei auf sein Haus gesprüht worden.

Er sagte, er habe 73 Tage im Gefängnis verbracht und eine Zelle mit einem verurteilten Sexualstraftäter geteilt, nachdem er aufgrund von Williams' Behauptungen angeklagt wurde.

Er sagte: "Die Dinge hatten sich etwas beruhigt, bis zu einem Facebook-Post im Jahr 2020. Das machte die Dinge für mich noch schlimmer. Es gab große Proteste und Märsche in Barrow. Der Tiefpunkt war, als ich im August 2020 versuchte, meinem Leben ein Ende zu setzen."

Oliver Gardner sagte, seine zufällige Begegnung mit Williams in Preston habe dazu geführt, dass er nach dem Mental Health Act eingewiesen wurde.

Herr Gardner, der der Vergewaltigung beschuldigt wurde, sagte, es sei ein "echter Schock" gewesen, als er von der Polizei von Cumbria kontaktiert wurde und von ihren Behauptungen erfuhr. Er sagte: "Ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort".

In seiner Erklärung sagte er, er habe versucht, seinem Leben ein Ende zu setzen, bevor er eingewiesen wurde.

Cameron Bibby, der 2017 der erste Mann war, der von Williams der Vergewaltigung beschuldigt wurde, sagte, dass er sich wegen der Beschimpfungen aus den meisten sozialen Medien entfernen musste und wegen der Art, wie Leute ihn anstarrten, Angst hatte, seinen Sohn von der Kita abzuholen.




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