Donnerstag, März 09, 2023

SPD: Jusos wollen männerfreie Tage auf Jahrmärkten

1. Die Bildzeitung berichtet:

Der SPD-Nachwuchs in der Hansestadt denkt darüber nach, zu den örtlichen Volksfesten Osterwiese und Freimarkt männerfreie Tage anzubieten.

Weil jedes Jahr Frauen von sexuellen Übergriffen auf diesen Festen berichteten und fast jede Besucherin belästigende Sprüche und Kommentare kenne, wolle man mehr für den Schutz der Frauen tun.

Die Vize-Landeschefin Lara Gerecke erklärte: "Insbesondere Frauen und queere Personen müssen an der Osterwiese teilnehmen können, ohne Angst Opfer sexueller Belästigungen zu werden." Männerfreie Zeiten oder Tage seien nichts Neues, es gebe sie auch bei Konzerten, in Saunen oder Schwimmbädern. Testweise sollte in diesem Jahr auf Osterwiese und Freimarkt jeweils ein Tag ohne männliche Besucher abgehalten werden.




2. Wie das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet, können nur "Langzeit-Frauen" vom Sexismus der Grünen profitieren:

Nur Personen, die sich eindeutig und dauerhaft als Frau definieren, können sich auf die grünen Quotierungsregeln zugunsten von Frauen berufen. Dies hat das Bundesschiedsgericht der Grünen in einem jetzt veröffentlichten Grundsatzurteil entschieden.

Schon seit den 1980er-Jahren gilt bei den Grünen parteiintern eine strikte Mindest­quotierung. Jeder ungerade Platz ist für Frauen reserviert, damit auch Platz eins. In Vorständen müssen Frauen mindestens die Hälfte der Posten innehaben. Und in Versammlungen soll mindestens jeder zweite Redebeitrag von einer Frau stammen. Die Idee: Gute Frauen sollten sich so gegen dominant auftretende Männer durchsetzen können. Inzwischen haben viele Parteien ähnliche Regelungen, bis hin zur CDU.

Doch wer ist eigentlich eine Frau? Das war in den 1980er-Jahren noch keine große Frage, ist heute aber nicht mehr so einfach zu beantworten. Was ist zum Beispiel mit trans Frauen, die eine weibliche Geschlechtsidentität haben, aber (noch) im biologischen Körper eines Mannes leben? Die Lösung des grünen Frauenstatuts ist ebenso pragmatisch wie radikal: "Von dem Begriff ‚Frauen‘ werden alle erfasst, die sich selbst so definieren", heißt es dort.


Nun wollte ein Mitglied der Grünen als Stadtvorsitzende kandidieren, trug aber einen männlichen Vornamen und hatte erst einige Monate zuvor der Partei mitgeteilt, von nun an weiblich zu sein. Der Kreisverband ließ die Kandidatur nicht zu und beschimpfte diese Person als "verbitterten, frustrierten Kritiker der Frauenrechte". Dem unbenommen ordnete das Landesschiedsgericht eine Wiederholung der Wahl an und argumentierte, Mitgliedern der Grünen könne zugetraut werden, selbst zu entscheiden, ob sie der Argumentation eines Bewerbers folgen wollten oder nicht. Das Bundesschiedsgericht sah das anders:

Es könne nicht sein, dass sich Männer vor einer Kandidatur einfach zur Frau erklären, "ohne dass es irgendwelche Grenzen hierfür" gebe. Die Selbstdefinition als Frau müsse "eindeutig, nicht selektiv und nicht nur vorübergehend" sein. Es genüge nicht, dass jemand nur in bestimmten Zusammenhängen oder zu bestimmten Zeiten Frau, ansonsten jedoch Mann sein will.




3. Die Britin Erin Pizzey gründete in den Siebzigerjahren das wohl erste Frauenhaus. Am Weltfrauenkampftag hat sie sich in einem Interview mit Spiegel-Online zum Feminismus geäußert – unter der Überschrift "Ich werfe der Frauenbewegung vor, dass sie Männer pauschal verurteilt" (Bezahlschranke). Ein Auszug aus dem Gespräch:

SPIEGEL: Wie ging es weiter?

Pizzey: Bald kamen weitere verprügelte Frauen zu uns, wir quartierten sie in unserem Frauenzentrum ein, bis wir völlig überfüllt waren. Ich hörte viele schreckliche Geschichten, und mir wurde klar: Oft hatte die Gewalt schon viel früher begonnen, in der Kindheit. Viele dieser Frauen waren in gewalttätigen Familien aufgewachsen, und nun zeigten auch sie selbst aggressives Verhalten. Ein Psychiater besuchte uns kurz nach unserer Gründung und interviewte 100 Frauen, die von ihren Partnern misshandelt worden waren. 62 Frauen berichteten, dass sie in der Beziehung selbst Gewalt ausgeübt hatten. Der Psychiater traute sich nicht, diese Erkenntnis zu veröffentlichen, doch ich habe oft darüber gesprochen, und bin dafür oft angefeindet worden.

(…) Journalistinnen, die mich interviewten, weigerten sich beispielsweise zu veröffentlichen, dass sich Frauen zu Gewalt hingezogen fühlen können und auch selbst Gewalt ausüben. Ich spürte es auch, wenn ich Vorträge hielt, zum Beispiel 1976 auf einer Tour durch die USA. Ich sprach an Universitäten, bei einem Mittagessen im Repräsentantenhaus und im Presseclub in Washington. Immer wenn ich an den Punkt gelangte, dass auch Frauen aggressiv und Männer auch Opfer sein können, schlug mir Ablehnung und Unglaube entgegen.

(…) SPIEGEL: In Deutschland gibt es rund 400 Frauenhäuser, aber gerade mal zwölf Männerschutzwohnungen. In anderen europäischen Ländern sieht es ähnlich aus. Warum?

Pizzey: Das laste ich nicht nur der Frauenbewegung an. Auch die Männer selbst haben in den vergangenen Jahrzehnten wenig getan, um sich in dieser Hinsicht gegenseitig zu unterstützen.

SPIEGEL: Sie urteilen sehr harsch über die Frauenbewegung, die auch viele gute Dinge erstritten hat: gerechtere Bezahlung, bessere berufliche Chancen und bessere Kinderbetreuung zum Beispiel.

Pizzey: Es ist eine Bewegung, die Frauen im Namen der Gleichberechtigung zu Opfern degradiert und den Männern an die Kehle gesprungen ist, statt mit ihnen zusammenzuarbeiten. Ich kann ihr nichts Gutes abgewinnen.


Auch dieser Beitrag über die Biographie Erin Pizzeys ist lesenswert.



4. Dem Staatsrechtler Josef Franz Lindner zufolge gibt es keine gesetzliche Grundlage für die hochumstrittene Meldestelle Antifeminismus:

"Einmal angenommen, in meinen Vorlesungen oder bei meinen Vorträgen lauscht jemand gezielt mit und meldet dann in verzerrender und aus dem Kontext gerissener Weise eine bestimmte Äußerung irgendwohin, dann wäre das ein klarer Fall von Denunziation, ein Rückfall in vorrechtsstaatliche Zeiten. Und wenn der Staat so etwas auch noch gezielt fördert, greift er am Ende selbst in die Grundrechte der Angeschwärzten ein … Deshalb muss der Gesetzgeber sehr genau festlegen, unter welchen Voraussetzungen so etwas überhaupt zulässig ist und wie sich Betroffene im Falle eines Falles dagegen wehren können. Als Betroffener muss ich ja erfahren können, wer mich diffamiert hat. Und was die Unschuldsvermutung angeht: Ich sehe in diesen Meldeportalen eine Fülle von rechtsstaatlichen Fragen und Problemen, bis hin zur Gefahr der Vorwegverurteilung.

Wenn man so etwas überhaupt zulassen wollte – was ich persönlich für einen gefährlichen Irrweg hielte –, dann ginge das nur auf einer soliden gesetzlichen Basis. Dazu müsste der Bundestag zunächst einmal darüber diskutieren, ob so etwas überhaupt gemacht werden darf – und, wenn ja, unter welchen Voraussetzungen und rechtsstaatlichen Vorkehrungen. Das Familienministerium kann nicht einfach hergehen und irgendeine Stiftung, die sich dem Kampf gegen den Antifeminismus verschrieben hat und sich dabei der Denunziation bedient, mit erheblichen Beträgen fördern."




5. Thomas Altgeld, der Vorsitzende des Bundesforums Männer, bringt im Talk beim SWR Männerrechtler (Maskulisten) mit Frauenhass und Gewalt in Verbindung: hier ab Minute 15 auf Zuruf der Genderforscherin Dorothee Beck. Wie üblich fehlt jeglicher Beleg dafür, welcher Männerrechtler genau welche schlimmen Dinge getan haben soll. Auf dieselbe Weise über Feministinnen herzuziehen, ginge in unseren Leitmedien nicht durch.

Eine gute Nachricht: Wir sind inzwischen wirklich ein Störfaktor im ansonsten gut geölten Getriebe. Einige Leute werden allmählich stinkig, weil wir ihre Lieblingsideologie ständig hinterfragen. (Eine zweite gute Nachricht hat Zeit bis morgen.)



6. Der Schriftsteller David Wonschewski hat mein Buch "Sexuelle Gewalt gegen Männer" besprochen. Ein Auszug:

Wussten Sie, dass [laut] einer offiziell beglaubigten Studie fast 50 Prozent der Frauen, die in einem Frauenhaus Zuflucht suchten, zugaben, dass sie eigentlich angefangen haben, sie zuerst schlugen? Ersparen Sie mir den Diskussionsbrei. Arne Hofmanns Verdienst ist, dass es ihm nie um eine plumpe Aufrechnung geht, nie um ein "selber selber!". Sondern er sich, wie alle Maskulisten fragt, warum denn diese Frauenstimmen nicht gehört werden?

Damit trifft er mein Erleben und Empfinden der Wechselwirkung. Das einseitig Böse wäre schön, gibt es nicht. Macht man diese Welt besser, wenn man nur die Männer auffordert an sich zu arbeiten? Wo sind die Berichte, die Frauen echt helfen?

Dieses Buch von Arne Hoffmann ist gar nicht so hart, wie es klingt. Was eigentlich eher die Sensation ist. Er ordnet Statistiken ein, stellt Fragen. Und sagt nie, dass Frauen irgendwie doof seien. Maskulist eben, Maskulisten stellen Frauen nie in den Senkel.




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