Dienstag, März 07, 2023

SPIEGEL sieht Feminismus in der Krise

1. In einem Leitartikel des SPIEGEL (Bezahlschranke) sieht Melanie Amman den Feminismus in der Krise. Zwar seien "neuerdings alle für die Frauen", es fehle der Bewegung jedoch an konkreten Konzepten, ambitionierten Zielen und streitbaren Köpfen, "die sich wie einst Alice Schwarzer an die Schmerzpunkte der Männer wagen".

Stattdessen zerfranst die Bewegung zwischen verkopften Projekten wie der feministischen Außenpolitik, dem verbissenen Klein-Klein wie der Gendersprache und irgendwelchen Schönwetter-Galas. Und statt geschlossen für eine gleichberechtigte Gesellschaft zu kämpfen, zerreiben sich die Aktivistinnen und Aktivisten immer wieder im Streit über das Verhältnis von Frauen, Homosexuellen und Transmenschen. Wir erleben ein Zeitalter zwischen Champagner-Feminismus und Radikal-Feminismus, und kein Lager überzeugt oder inspiriert. Selbst wohlmeinende Menschen, egal ob Männer oder Frauen, können sich davon angeödet oder irritiert fühlen.

(…) Früher hätte Alice Schwarzer die Massenvergewaltigungen der Ukrainerinnen angeprangert. Heute findet sie es lustig, wenn die Wutbürger vor ihrer Bühne "Baerbock muss weg!" skandieren. Um des lieben Friedens willen scheinen Schwarzer und ihre Mitstreiterin Sahra Wagenknecht keine Gedanken daran zu verschwenden, was ein Diktatfrieden mit Russland für Frauen bedeuten könnte.

Wo ist eine neue Alice Schwarzer? Die Netzfeministinnen der "#Aufschrei"-Bewegung sind längst wieder in der Versenkung verschwunden. Kluge, scharfzüngige Feministinnen wie Teresa Bücker führen ein Nischendasein. (…) Ernsthaft ändern wird sich erst etwas, wenn es an handfeste finanzielle Interessen geht. Wenn im Bundesfinanzministerium eine Abteilung für Feminist Fiscal Policy entsteht, die das System der Steuern und Abgaben konsequent abklopft auf offensichtliche und versteckte Benachteiligungen von Frauen.




2. In einem weiteren SPIEGEL-Artikel bezeichnet Arno Frank das Buch "Alte weise Männer" von Franca Lehfeldt und Nena Brockhaus als reaktionär:

Glaubt man Lehfeldt und Brockhaus, ist es ein progressiver Zeitgeist, der verdiente Vertreter der Nachkriegsgeneration pauschal als »alte weiße Männer« verunglimpft. Diesem Popanz halten die Autorinnen trotzig ihre eigene Definition entgegen. Demnach sei der alte »weise« Mann "beruflich erfolgreich und in seinem Fachgebiet eine Koryphäe". Bei der Auswahl der Gesprächspartner sei es allein um "Lebensleistung" gegangen.

(…) Beide hätten sie die Erfahrung gemacht, dass ein mächtiger Mann "als Mentor ehrlicher und konstruktiver ist als manche Frauen, die sich als Freundinnen, Schwestern oder Team bezeichnen". Habe hingegen der "alte weise Mann" einmal Vertrauen gefasst "und eine Verbündete im Geiste identifiziert", könne sich eine Frau seiner Unterstützung gewiss sein. Eine steile These, die, um das Mindeste zu sagen, vermutlich nicht von allen Opfern des jüngsten #MeToo-Skandals im Hause Springer geteilt werden dürfte. (…) Explizit wenden sich die Autorinnen gegen "übereifrige Feministinnen", die Idee einer "Viertagewoche", eine angebliche Verachtung "traditioneller Lebensentwürfe" und natürlich den "Gender-Stern".




3. Die Berliner "taz" erscheint heute in einer Sonderausgabe mit zwölf seiten zum Thema Antifeminismus. Männerrechtler kommen dabei nicht vor.



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