Mittwoch, Januar 18, 2023

Verteidigungsministerum geht an Mann: Unmut bei Grünen und SPD

1. Boris Pistorius wird die Nachfolge von Christine Lambrecht antreten – obwohl er ein Mann ist! Das sorgt für Ärger in zwei Parteien der Ampelkoalition:

Die Grünen-Frauenpolitikerin Ulle Schauws hat die Entscheidung von Kanzler Olaf Scholz (SPD) für einen Mann als Verteidigungsminister und damit gegen die versprochene Geschlechterparität im Bundeskabinett kritisiert. "Das klare Versprechen von Olaf Scholz, beim Start der Regierung ein paritätisch besetztes Kabinett zu bilden, war wichtig und im Sinne der Gleichberechtigung ein zeitgemäßes, richtiges Signal“" sagte die frauenpolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion (…).

"Wir Grüne stehen klar zum Grundsatz der Parität. Darum ist es mehr als enttäuschend, wenn der Kanzler bei der ersten Hürde dieses Ziel über Bord wirft", so Schauws. "Er muss sich an dem progressiven Kurs messen lassen, den er gesetzt hat."

(…) Noch am Montag, vor der Bekanntgabe der Personalie Pistorius, hatten in der Diskussion um die Nachfolge für die zurückgetretene Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht die SPD-Frauen auf Geschlechterparität in der Ampel-Regierung bestanden. "Eine Gesellschaft, die zu über 50 Prozent aus Frauen besteht, muss sich auch im Kabinett widerspiegeln", sagte die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen, Maria Noichl, der Rheinischen Post. "Fifty-fifty muss weiter gelten. Dafür steht die SPD."


Weiteres Gemotze hat Tichys Einblick zusammengestellt.

Noch nicht in der Liste ist der taz-Artikel "Das Versagen des Feministen Scholz". Falls Pistorius der Aufgabe nicht gewachsen sei, heißt es dort, gäbe es "sicher fähige Nachfolgerinnen". Denn die Quote sei "gelebter Ausdruck dafür, dass es bei der Besetzung von Führungsposten nicht aufs Geschlecht ankommt. Was nicht der Fall ist – Männer sind überall im Vorteil."

Die beiden Ministerinnen, die unter Paritätsgesichtspunkten ernannt worden waren, waren Anne Spiegel und Christine Lambrecht.

Die Neue Zürcher Zeitung kommentiert den Rücktritt von Christine Lambrecht so:

Lambrechts Fehler war es, aus Selbstüberschätzung eine Aufgabe anzunehmen, die ihr aus Paritätsgründen angetragen worden war. Eine Frau musste her, nachdem mit Karl Lauterbach überraschend ein weiterer sozialdemokratischer Mann den Weg ins Kabinett gefunden hatte. Scholz wurde zum Gefangenen seines Versprechens, für eine gleiche Repräsentanz der Geschlechter unter seinen acht SPD-Ministern zu sorgen. Insofern stellt Lambrechts Debakel der arithmetisch zugespitzten Identitätspolitik ein schlechtes Zeugnis aus: Wenn Quoten die Qualität übertrumpfen, bleibt Kompetenz auf der Strecke.




2. Im evangelischen "Sonntagsblatt" erzählt ein Erwachsener, welche seelischen Folgen die Trennung seiner Eltern auf ihn hatte. Ein Auszug:

Seine Mutter habe ihm zwar immer wieder gesagt: "Wenn du deinen Vater sehen willst, dann darfst du das", aber aufgrund der Erzählungen seiner Mutter wollte er das zunächst gar nicht. "Heute weiß ich: Ich stand im Loyalitätskonflikt." Sein Vater hatte jahrelang immer wieder versucht, Kontakt zu ihm aufzunehmen. Für ihn jedoch war der Vater ein böser Mensch. Lewalter blockte daher jeden Annäherungsversuch ab.

Lewalter erinnert sich daran, wie seine Mutter all seine in ihren Augen negativen Eigenschaften seiner väterlichen Seite zuschrieb.

"Meine Mutter sagte immer, wenn ich wütend war: Du bist wie dein Vater. Das war für mich das Schlimmste."

Deswegen versuchte er fortan stets, Emotionen wie Wut zu unterdrücken - bis er immer mehr einen Großteil seines eigenen Charakters kleinhielt. "Ich habe meine eigene Identität verleugnet", sagt der heute 46-Jährige.

Seine angestaute Wut, der Selbsthass, die Verzweiflung hatten auch einen negativen Effekt auf seine körperliche Gesundheit. "Ich hatte Rückenschmerzen und Schlafprobleme. Als ich 28 Jahre alt war, sagte mir ein Arzt, dass das an der psychischen Misshandlung liegen könne."

Der Bremer Psychologe Stefan Rücker forscht seit geraumer Zeit über die Folgen einer Eltern-Kind-Entfremdung und berät Trennungseltern. "Welche Folgen eine tatsächliche Entfremdung für Kinder hat, ist unterschiedlich. Es gibt robuste, resiliente Kinder, die solch ein einschneidendes Lebensereignis gut verarbeiten." Doch das sei die weitaus geringere Zahl.

"Der Großteil der entfremdeten Kinder erlebt zunächst einmal Stress."

Betroffene leiden im Erwachsenenalter daher häufiger unter Depressionen und Schwierigkeiten im Beziehungsaufbau, sagt Rücker. "Der durch Entfremdung entstandene Verlust einer wichtigen Bezugsperson weist Trauma-Potenzial auf. Traumata bilden die Grundlage für nahezu alle psychischen Erkrankungen", erklärt der Psychologe.

Lewalter unterdrückte die Erinnerung an seinen Vater bis zu einem bestimmten Tag. An jenem Freitagmorgen - er war damals 38 Jahre alt - ruft ihn eine unbekannte Nummer in der Werkstatt an, in der der Kfz-Mechaniker seinerzeit arbeitete. Jemand sagte: "Hier ist dein Vater." Die Erinnerung daran wühlt ihn noch heute auf.

"Irgendwann bin ich dann zu meinem Vater gefahren und wir haben uns unterhalten, ganz zwanglos", erzählt er weiter. Er habe erfahren, was der Vater alles unternommen habe, um seinen Sohn zu sehen.

"Ich wollte wissen, was mein Vater für ein Mensch ist. Ich wollte ihn kennenlernen", sagt er.

Sein Vater hatte nach der Trennung eine andere Frau kennengelernt. Sie hat drei Kinder mit in die Beziehung gebracht, eines davon mit Behinderung. "Noch heute kümmert er sich um dieses Kind. Da habe ich gemerkt: Das kann gar nicht so ein schlechter Mensch sein, wie meine Mutter ihn immer beschrieben hatte."

Das Treffen mit seinem Vater hatte viele positive Folgen für Lewalter. "Endlich konnte ich mich selbst akzeptieren, meine Emotionen und all die aufgestaute Wut annehmen und Frieden schließen mit allem."

Vor einem Jahr ist sein Vater gestorben. Wann immer er nun von seiner Mutter den Satz "Du bist wie dein Vater" zu hören bekomme, antworte er nur: "Ja, genau. Ich bin wie mein Vater." Er habe seinen Frieden damit geschlossen.




3. München bekommt ein Väterberatungszentrum.



4. Unter der knackigen Schlagzeile "Brutalo-Mädchen (13) im Gewaltrausch" berichtet die Bildzeitung heute, was toxische Weiblichkeit anrichten kann (Bezahlschranke).



5. Frankreich steht unter Schock, nachdem sich ein 13jähriger Junge das Leben genommen hat, der Opfer von schwulenfeindlichem Mobbing geworden war.



6. "Heul doch, Mann!" fordert der Deutschlandfunk, und es ist diesmal nicht als sarkastische Reaktion auf von Männerrechtlern vorgebrachte Anliegen gemeint.



7. Der Sexismus-#Aufschrei! des Monats Januar ist aus Köln zu hören:

In der hoteleigenen Bar "Veedelseck" hat man sich an einen kölschen Evergreen erinnert und einen Schriftzug mit dem Höhner-Song "Blootwoosch, Kölsch un e lecker Mädche" (Song von 1979) aufgehängt. Doch das gefällt nicht jedem. Jetzt hat das Hotel eine bitterböse Mail einer Anwohnerin bekommen. "Ich melde mich bei Ihnen, um Sie auf die sexistische Außenwerbung Ihrer Bar ‚Veedelseck‘ aufmerksam zu machen", so die Verfasserin. "Das Zitat des Liedes der Höhner ‚Blootwosch, Kölsch und e lecker Mädche‘ suggeriert, Männer könnten neben Essen und Trinken bei Ihnen auch Mädchen ‚genießen‘". Weiter heißt es: "Ganz abgesehen davon, dass Mädchen eine Bezeichnung für minderjährige Frauen ist, empfinde ich das Zitat in seiner Message als nicht zeitgemäß und diskriminierend." Der Satz vermittele der Anwohnerin ein Bild einer Bar, "die für mich als Frau kein sicherer Ort zu sein scheint – egal ob als Gast oder als potenzielle Arbeitskraft. Da ich gerade erst neu in dieses Viertel gezogen bin, werde ich auch mein Umfeld auf die Außenwerbung aufmerksam machen."


Aber was bedeutet das Ausdruck "Lecker Mädchen" ieigentlich m kölschen Dialekt? Eine Kölner Website klärt auf und zieht das Fazit: "Wenn man miteinander redet und etwas Empathie, Wissen und Verständnis für die Kulturen und Bräuche anderer entwickelt, klärt sich so manches Missverständnis sehr schnell auf."



8. Eine neue Studie zeigt eine höhere sexuelle Intelligenz bei Männern als bei Frauen. Sexuelle Intelligenz wurde von den Forschern definiert als "die Fähigkeit, sexuelle Bedürfnisse und Wünsche in einem persönlichen und sozialen Kontext wahrzunehmen, zu verstehen und darauf zu reagieren".



9. Schau an: ein weiteres gelungenes maskulistisches Video.



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