Donnerstag, Januar 19, 2023

"Die Zeit": Leiden von Jungen an ihrem Körperbild wird ignoriert

1. Einer Studie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge findet sich unter den 15-Jährigen jedes zweite deutsche Mädchen und jeder dritte Junge zu dick – obwohl sie gar nicht übergewichtig waren. Bei den Mädchen wird dieses Missverhältnis zunehmend Thema, bei den Jungen nicht. Darüber berichtet Vera Görgen in der "Zeit". Ein Auszug aus dem sehr ausführlichen Artikel (Bezahlschranke):

Das medial vermittelte unrealistische Körperideal und der Druck auf die Mädchen wird zu Recht problematisiert und diskutiert. Um Jungen aber geht es kaum bei den Debatten um Body Image, Body Positivity und Bodyshaming. Über ihr Körperbild und ihre Sorge, Idealen nicht zu entsprechen, wird nur wenig gesprochen. Gibt man bei Google die Schlagworte Body Image, Anorexie, Body Positivity oder Bodyshaming ein, erscheinen größtenteils Bilder weiblicher Personen. Auch auf Instagram posten unter dem Hashtag #bodypositive fast zu 90 Prozent Frauen.

"In der gesellschaftlichen Debatte über Körperzufriedenheit kommen die Jungen viel weniger vor als die Mädchen, wenn sie überhaupt benannt und gesehen werden, bei Essstörungen ganz genauso wie bei Körpergestaltung", sagt Reinhard Winter, promovierter Sozialwissenschaftler, Pädagoge, Jungenforscher und Berater von Eltern und deren Söhnen in Tübingen. "Sie sind bisher kein großes Thema in der Gesellschaft und auch nicht in der Forschung."


Ihr falle keine repräsentative deutsche Studie aus den letzten zehn Jahren ein, die sich speziell mit der Körperzufriedenheit von Jungen befasst, sagt auch Silja Vocks, Professorin für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Osnabrück, die zum Thema Körperbild forscht. Gleichzeitig zeigt eine US-amerikanische Umfrage, dass Jungen gegenüber Mädchen nur leicht zurückliegen, was die Unsicherheit mit ihrem Körperbild betrifft.

"Bis zu 75 Prozent der Jungen, je nach Studie, sind unzufrieden mit ihrem Körper", sagt Charlotte Markey, Professorin für Psychologie an der Rutgers University im US-Bundesstaat New Jersey und Co-Autorin des in diesem Jahr erschienenen Buches Being You. The Body Image Book for Boys. (…) Zwischen 25 und 33 Prozent aller Patienten mit Essstörungen seien Jungen oder Männer.

"Der gesellschaftliche Diskurs ist sehr weiblich zentriert und auch die Forschung war lange Jahre sehr weiblich fokussiert", sagt Markey, die vor zwei Jahren schon das Body Image Book for Girls geschrieben hat. Das führe dazu, dass Jungs sich für ihre Sorgen schämten. Sie schämten sich nicht nur für ihre Körper. Sondern auch, überhaupt über ihre körperliche Unzufriedenheit zu reden, auch vor sich selbst. "Wenn ich Jungen interviewe, sagen sie oft, dass das Mädchenprobleme seien, die sie gar nicht erschüttern sollten", sagt die Wissenschaftlerin, die erzählt, dass sie seit 25 Jahren zum Thema Body Image forscht. "Wenn man aber mit ihnen spricht, dann sieht man, dass auch sie leiden." Viele wollen ihr Shirt nicht ausziehen, am Strand, im Schwimmbad oder in der Umkleidekabine beim Sport.

(…) "Unserer Gesellschaft fällt es schwerer, Jungen als Leidende wahrzunehmen, weil es nicht mit den klassischen Männlichkeitsbildern d'accord geht", sagt Reinhard Winter. So wie es auch Jungen schwerer als Mädchen falle, sich selbst so zu sehen.


Winter zufolge gebe es in Deutschland keine Forschung zu diesem Thema, wohingegen in einer Schweizer Studie "vor allem das Körpergewicht der Mädchen im Fokus der Untersuchungen" stand,, "während knabenspezifische Aspekte des Körperbildes (zum Beispiel ein muskulöser Körper) oft vernachlässigt wurden".

Unerreichbar muskulöse Männerkörper, wie sie nur Photoshop und Filter hervorbringen, sehen die Jungen auch in den sozialen Medien. "Junge Menschen können nicht so gut wie Erwachsene erkennen, was realistisch und was fake ist", sagt Charlotte Markey. "Sie sehen auch nicht, dass kein Mensch so aussehen kann, außer, er hat Steroide genommen."

(…) "Wir sehen, dass die Jungen sich vergleichen und dann unzufriedener mit ihren eigenen Körpern sind", sagt Markey. "Es ist definitiv nicht gut für ihre psychische Gesundheit."

Sie können Selbstwertprobleme entwickeln, Gefühle von Minderwertigkeit und Scham, Essstörungen, Depressionen oder eine Muskeldysmorphie. Diese Erkrankung, die 2014 erstmals in der deutschsprachigen Ausgabe des Diagnostischen und Statistischen Manuals Psychischer Störungenerschien, "bezieht sich auf die Unzufriedenheit mit der eigenen Muskulatur und ist eine sehr schwerwiegende Erkrankung mit relativ hohen Suizidraten", so Silja Vocks.


Ich habe bereits 2001 in meinem Buch "Sind Frauen bessere Menschen?" über Essstörngen bei Jungen und Männern geschrieben. Seitdem wird dieses Problem ignoriert und Männerrechtler, die es ansprechen, entweder angefeindet oder aus der Debatte ausgegrenzt.



2. Die Tagesschau ist unzufrieden damit, dass ein Mann als neuer Verteidgungsminister nicht so stark skandalisiert wird wie gewünscht:

Es ist ein Mann. Mit seiner Entscheidung für Pistorius als Verteidigungsminister bricht Kanzler Scholz sein Paritäts-Versprechen für das Kabinett. Wo bleibt der Aufschrei der SPD-Frauen?


Hier geht es weiter.



3. Der Deutschlandfunk berichtet über manipulierte Trennungskinder: "Wenn der Papa zum Buhmann wird". Der Artikel verweist auf die Websites der Vereine "Papa Mama Auch" sowie den Väteraufbruch für Kinder.



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