RTL-Moderatorin fassungslos über toxische Männlichkeit - News vom 25. Mai 2022
1. Die RTL-Moderatorin Lola Weippert berichtet, wie sie "toxische Männlichkeit" auf einer Flugreise erlebte – wichtig genug für einen Artikel darüber:
"Ich telefoniere gerade noch mit meiner Schwester, wir sitzen hier immer noch. Plötzlich hat [der Steward] seine Sicherheitseinweisung unterbrochen, um mir lauthals zu sagen, ich müsse mein Handy unbedingt ausschalten, bzw. in den Flugmodus versetzen." Laut der Moderatorin war der Anruf wichtig, zudem habe sich der Abflug ohnehin verzögert. (…) "Die jungen Männer sind nicht das Problem, es sind die älteren, die sich wahrscheinlich von uns jungen, emanzipierten Frauen bedroht fühlen", lautet ihr Fazit.
Wieso erdreistet sich der patriarchale Macker überhaupt, seine Sicherheitseinweisung zu geben, während Lola Weippert noch ein wichtiges Telefonat führen muss? Die Unterdrückung von Frauen hat entsetzlich viele Facetten …
Ich kann Lola Weippert nur wünschen, dass sie sich so etwas das nächste Mal nicht mehr bieten lässt. Denkbar wäre, nicht erst auf eine bloßstellende Ermahnung zu warten, sondern von Anfang an selbst aktiv zu werden. So könnte das aussehen: "Die Notausgänge befinden sich zu beiden Seiten des Flugzeugs und zwar …" – "Geht's noch, du frauenverachtender Knecht, ich TELEFONIERE vielleicht gerade? Gott, wie mir diese toxische Männlichkeit auf die Nerven geht!"
Mehr Selbstbewusstsein bei Frauen: So wichtig.
2. Auch Alice Schwarzer äußerte sich zu diesem Thema:
Dem russischen Präsidenten und dem ukrainischen – Wolodymyr Selenskyj – warf Schwarzer vor, ein Macho-Gehabe an den Tag zu legen. "Verletzte Männerehre ist gemeingefährlich, bei Ehemännern wie bei Präsidenten. Und die ‚toxische Männlichkeit‘, wie man heute sagt, spielt auch hier auf beiden Seiten eine große Rolle."
Wenn man als einziges Werkzeug einen Hammer besitzt, erscheint einem alles, was man sieht, als ein Nagel.
3. Mit den Worten "Wir haben das Wissen. Jetzt müssen wir den politischen Willen mobilisieren", hat Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) hat die G7-Staaten aufgefordert, sich mehr als bisher für die Gleichstellung von Männern und Frauen einzusetzen.
Dies werde auch Thema des Women7-Gipfels (W7) sein, bei dem sich ab Dienstag Vertreter und Vertreterinnen der Zivilgesellschaft versammeln. "Wir wollen über die neuen Spielräume feministischer Politik sprechen, wir müssen über geschlechterspezifische Gewalt sprechen", sagte Paus.
Was soll denn bitte "geschlechterspezifische Gewalt" sein? Der einzige Punkt, wo diese Formulierung sinnvoll wäre, ist, dass Frauen in militärischen Auseinandersetzungen bei weitem seltener die Gegner vergewaltigen als Männer das tun. Aber schon bei den Opfern sexueller Gewalt findet man dort in großem Ausmaß beide Geschlechter.
Dies gelte gerade auch mit Blick auf die Lage der ukrainischen Frauen, die in so großer Zahl von Flucht und Gewalt betroffen sind. "Unser Verständnis von progressiver Politik, Feminismus und sozialer Gerechtigkeit ist der erklärte Gegenentwurf zu autoritären und militaristischen Regimen, die Frauen zu Opfern machen und in überkommene Rollenbilder zurück zwängen."
~ Wie gut, dass die ukrainischen Männer so viel seltener von Gewalt betroffen sind und in keine überkommenen Rollenbilder gezwängt werden. ~
4. Kürzlich ging es auf Genderama darum, dass sich Putins Soldaten in der Ukraine selbst verletzen und sogar umbringen, um den Grauen des Krieges zu entkommen. Inzwischen berichtet die linke Website The Daily Beast mehr darüber:
Russische Truppen greifen offenbar zu immer drastischeren Methoden, um sich aus Wladimir Putins Krieg in der Ukraine herauszuziehen, in einem Fall sogar zu einer Einweisung in eine psychiatrische Klinik, wie der ukrainische Geheimdienst berichtet.
Bei dem kürzlich vom Hauptnachrichtendienst des ukrainischen Verteidigungsministeriums veröffentlichten Audiomaterial soll es sich um ein abgehörtes Telefongespräch zwischen einem in der ukrainischen Region Cherson stationierten russischen Soldaten und seinen Eltern handeln.
Nachdem er seinem Vater gesagt hat, dass "wir hier alle streiken", sagt der Soldat, der nur Andrei genannt wird, dass alle "schon die Nase voll haben" und sich weigern, Befehle zu befolgen.
"Sie rebellieren alle", sagt er. "Sag Mama, sie soll mir ein ärztliches Attest ausstellen, dass ich Bluthochdruck habe. Vielleicht kann ich dann nach Hause gehen. Ein paar andere haben sie schon zurückgeschickt."
Dann greift seine Mutter zum Telefon und erzählt von einem Freund der Familie, der offenbar auch an der Front war.
"Im Grunde genommen kam er, oder er wurde dort herausgeholt, und er sagte: 'Ich gehe nicht weiter zur Armee', und dass er sich verstecken würde," sagte sie. Seine Mutter beschloss, ihn in eine psychiatrische Klinik einzuweisen und habe dabei an " einigen Strippen gezogen, damit er, wenn er entlassen wird, immer noch Auto fahren und arbeiten kann".
Der Soldat scheint sich mehr dafür zu interessieren, wie es dem Freund der Familie überhaupt gelungen ist, die Ukraine zu verlassen, und fragt: "Wen haben sie rausgebracht? Wie haben sie sie rausgebracht? Weißt du das?"
Sie antwortet ihm, sie habe gehört, dass einige Soldaten sich geweigert hätten, weiter am Krieg teilzunehmen, und daraufhin zurückgeschickt worden seien.
"Sie sagen, dass sie (…) Leute wie uns nach Donezk bringen. Sie zwingen sie, Verträge zu unterschreiben, foltern sie sogar [dazu]. .... Sie drohen ihnen mit irgendeinem Gesetz und zwingen sie, einen Eid abzulegen und einen Vertrag zu unterschreiben", antwortet der Soldat und fügt hinzu, dass ein Bekannter in Kontakt mit einem Anwalt steht, "weil sie uns alle illegal eingezogen haben."
Nach Angaben des Hauptnachrichtendienstes des ukrainischen Verteidigungsministeriums ist die Zahl der russischen Soldaten, die sich gegen den Krieg auflehnen, so groß geworden, dass der russische Föderale Sicherheitsdienst Agenten in den Reihen der Soldaten platziert hat, die als Informanten dienen. Diejenigen, die am offensten ihren Wunsch äußern, den Kampf aufzugeben, werden stattdessen in die gefährlichsten Gebiete versetzt, so die Agentur am Mittwoch.
Einige russische Truppen haben offenbar die Hoffnung aufgegeben, den vom Kreml angestrebten "Sieg" in der Ukraine zu erringen.
Zwei Soldaten wurden sogar dabei ertappt, wie sie auf Ukrainisch sprachen, nachdem sie sich in einem angeblich abgehörten Telefonat, das der ukrainische Sicherheitsdienst am Mittwoch veröffentlichte, über den Krieg beschwert hatten.
"Jede verdammte Nacht kämpfen wir mit den [Sabotage- und Aufklärungsgruppen].... Nun, verdammt, ich habe die Nase voll von allem. Ich will nach Hause", sagt ein Mann, der als russischer Soldat identifiziert wurde.
Nachdem sie einen Strom von Schimpfwörtern losgelassen haben, scheinen die beiden Soldaten plötzlich mit ihrem Gespräch fertig zu sein, bevor sie es nicht mit dem typischen russischen, sondern mit dem ukrainischen "Auf Wiedersehen" beenden: "Do pobachenn'a!"
5. In der Reihe GENDERWELTEN sind jetzt auch die Videos "Arbeit und Leben" sowie "Gesundheit" erschienen.
6. Inzwischen stehen die ersten drei Teile meines aktuellen Buchs "Sexuelle Gewalt gegen Männer. Was wir darüber wissen und warum wir dazu schweigen". Es fehlt noch Teil vier, der Interviews mit Betroffenen und Helfern enthalten soll. Wenn jemand von euch der Auffassung ist, dass er dazu etwas Relevantes beitragen kann, freue ich mich über eine Mail an die bekannte Adresse oder eine PN via Facebook oder Twitter.
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