Freitag, Mai 27, 2022

N-Tv: Wie Feministinnen Luke Mockridge bedrohen – News vom 27. Mai 2022

1.
Gewaltaufrufe gegen Luke Mockridge: Ein Frauenbündnis will den Komiker von der Bühne holen. Die Unschuldsvermutung: unwichtig. Über einen "Cis-Mann", der ohne Beweise als "Täter" tituliert und ohne Urteil für schuldig befunden wird.


So beginnt ein aktueller Beitrag auf n-tv. Eigentlich ist es am Besten, wenn ihr auf diesen Link geht und diesen Beitrag im Volltext lest. Ich könnte ihn zustimmend komplett zitieren, aber da es weder eine Bezahlschranke noch eine Fremdsprache als Hürde gibt, ist das nicht nötig. Nur für diejenigen, die es gerade wirklich eilig haben, hier ein Auszug:

Menschen, die die Mockridge-Anioli-Causa kritisch hinterfragen, dafür appellieren, die Unschuldsvermutung zu achten und auf das zweifelhafte Rechtsverständnis all jener ansprechen, die ihn "grillen" und "aufs Maul hauen wollen", werden massiv unter Druck gesetzt und in den sozialen Medien attackiert. Dabei bedient man sich immer derselben Narrative. Kritiker oder Journalisten, sogar Zaungäste, die nur ihre Meinung äußern, werden als rassistisch, rechts und frauenfeindlich diskreditiert. Die Devise lautet: einschüchtern. So schreiben Befürworter der Organisation "Keine Show für Täter" unter anderem: "Wer für ntv arbeitet, sollte einfach sein Maul halten".

Die Initiatorinnen sagen, sie setzen sich für Betroffene ein. Im Netz feiern sie ihre "Bämm"-Aktionen. Sie drucken Poster, fertigen Sticker mit Mockridges Konterfei an, auf denen steht: "Ich bin ein Vergewaltiger" und verunglimpfen ihn in Videos. Auf Bannern ist zu lesen: "Macker sind böse, ab in die Fritöse." Befürworter der Protestaktion schreiben: "Der miese Täter (...) sollte in einem Steinbruch in Sibirien ackern."

Auf der Protestkundgebung in Berlin spricht eine der vermummten Veranstalterinnen in die Kamera. Sie sagt, es sei "nicht sehr lustig", dass Mockridge, "der eine Anzeige wegen sexualisierter Gewalt erhalten hat", auf einer Bühne stehen dürfe. Die Aussage kommt im Grunde einem Berufs- beziehungsweise Auftrittsverbot gleich und erinnert an finstere Zeiten.

Eine weitere Sprecherin der Protestaktion ruft laut heraus, "keinen Bock mehr zu haben, dass die Unschuldsvermutung eines Cis-Mannes mehr wert ist, als unsere körperliche Selbstbestimmung". Bei seinem Auftritt in Dresden am 22. Mai wird lautstark skandiert: "Haut ihm auf die Fresse!"


Bezeichnend ist übrigens, dass "Feministinnen" in der Überschrift des n-tv-Beitrags in Anführungszeichen steht. Echte Feministinnen, so geht wohl die Logik, können das nicht sein, denn die sind ja rein und gut und ohne Fehler, und wer was anderes behauptet, ist antifeministisch unterwegs. Was für ein Unsinn. Natürlich sind auch das Feministnnen, ohne Anführungsstriche, was denn sonst? Verkleidete Zeugen Jehovas?

Ich arbeite ja bekanntlich selbst mit Feministinnen zusammen, aber shit, was soll ich mit solchen Leuten anfangen, wie sie hier ihr Unwesen treiben? Wie will man da ernsthaft einen Konflikt vermeiden, indem man sagt "Das ist falsch, das geht so nicht. Wir können die Unschuldsvermutung nicht einfach abschaffen, nur weil ihr herumtobt."



2. Die Stuttgarter Nachrichten beschäftigen sich mit dem Grundsatztext "Lasst uns miteinander sprechen", verfasst von Thomas Schadt (65), dem Direktor der Ludwigsburger Filmakademie.

Im Interview mit unserer Zeitung hat der Filmakademie-Chef schon im vergangenen Jahr festgestellt, dass der Diskurs mit den Studierenden immer schwieriger werde bis hin zur Weigerung, sich mit den Werken von Regisseuren wie Roman Polanski oder Bernardo Bertolucci auseinanderzusetzen, weil diesen Übergriffe vorgeworfen werden.

Das führe zu einer Art "Zensur" und stehe im Gegensatz zu seiner eigenen Sozialisation: Schadt beschreibt, zum Teil sehr persönlich, wie seine Generation Freiheiten erst mühsam erkämpfen musste, die Teile der neuen Generation nun wieder in Frage stellten. Sein Text ist ein Aufruf zum offenen Dialog, ein starkes Plädoyer für eine konstruktive Auseinandersetzung mit "Zwischentönen" – und damit gegen eine übertriebene "Cancel Culture".

"Wir leben in einer Zeit, in der alles nur noch schwarz oder weiß betrachtet wird", sagt er. "Alle beharren auf ihrer eigenen Meinung, teilweise sogar, ohne sich mit den Ansichten Anderer überhaupt auseinanderzusetzen. Fake News, Hetze und Shitstorms in den sozialen Medien befeuern diesen Trend zusätzlich."

Die "oberste Aufgabe" einer Filmhochschule sei es aber, "den Gedanken von Demokratie, Freiheit der Wissenschaft und einem angst- und zensurfreien Miteinander hochzuhalten und dies unseren Studierenden zu vermitteln".




3. Sean Kullman, Präsident der "Global Initiative for Boys and Men", beschäftigt sich mit dem Amoklauf in Texas. (Der Begriff "Amoklauf" ist streng genommen unpassend, im englischen Sprachraum ist deshalb von "School shooters" die Rede.)

Amokläufer sind fast immer männlich, psychisch krank, vaterlos und verlorene Seelen mit wenig Sinn, was Dr. Warren Farrell als "Sinnleere" bezeichnete. (...) Wie in einem Artikel nach dem Amoklauf in Buffalo erörtert wurde, leiden mindestens 70 % der Massenschützen an einer Form von Geisteskrankheit. Die überwältigende Mehrheit der Jungen und Männer begeht keine Form von Gewaltverbrechen, aber Jungen und Männer sind eindeutig auf sehr unterschiedliche Weise von psychischen Erkrankungen betroffen, wie z. B. durch Selbstmord, Alkohol und Überdosen von Drogen. Auch hier handelt es sich um eine Form der Selbstchädigung. Sie sind nicht mit Amokläufen vergleichbar, aber viele Amokläufer, die ihre Wut ausleben, führen oft gleichzeitig eine Form der gemeinschaftlichen und der Selbstschädigung aus. Dies entschuldigt keineswegs die Tat des Amokläufers. Es gibt uns jedoch Anlass, über die zunehmenden psychischen Probleme und die zerrütteten Familienstrukturen nachzudenken, die es gewaltbereiten Jungen und Männern ermöglichen, ihre Wut in die Tat umzusetzen.




4. In der Reihe GENDERWELTEN sind die Videos zu den Themen Gewalt und Bildung veröffentlicht worden. Ich finde beide sehr gelungen.



5. Die Post. Einer meiner Leser berichtet mir von einer, wie er schreibt, "kleinen, aber nicht unbedeutenden Episode":

In diesem Jahr wird der Karlspreis der Stadt Aachen an drei belarussische Politikerinnen (Swetlana Tichanowskaja, Tatsiana Khomich und Veronica Tsepkalo - heute alle im Exil lebend) verliehen.

Bei einer öffentliche Veranstaltung am Vorabend der Preisverleihung wurden deren beindruckenden Leistungen im Zuge der manipulierten Präsidentschaftswahlen hervorgehoben.

Bei dem Versuch des Moderators auf der Bühne, sich des Narrativs der starken und unerschrockenen Frau zu bedienen, wurde er von der Preisträgerin Veronica Tsepkalo unmissverständlich korrigiert: Nein, es sei nicht ihr Entschluss gewesen, sich politisch zu engagieren. Vielmehr hätten sie die Stellen ihrer Ehemänner eingenommen, die entweder nicht zu den Wahlen zugelassen oder bereits inhaftiert worden waren. Sie seien quasi gezwungen gewesen, deren Positionen einzunehmen.

Es ist in der Tat toll, was die Frauen politisch geleistet haben, aber diese deutliche Neubewertung durch eine Preisträgerin zu hören, die sich gegen die genderpolitisch korrekte (westliche) Sicht vewahrt, war wirklich überraschend.

Der Moderator ließ sich nicht aus dem Konzept bringen, und die Ehemänner waren kein weiteres Wort der Erwähnung wert.


So was: Auch in einem Spiegel-Online-Artikel über die Verleihung findet sich dazu kein Wort.



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