Samstag, Mai 07, 2022

Feministische Außenpolitik, Beschneidung, Sorgerecht – News vom 7. Mai 2022

1. In einem Beitrag mit der Überschrift "Das Leiden der Männer" (Bezahlschranke) hinterfragt die Frankfurter Allgemeine zaghaft Baerbocks Forderung nach einer "feministischen Außenpolitik":

Die erschöpft sich nicht nur nach Ansicht der Ampelkoalition darin, mehr Frauen in internationale Führungspositionen zu bringen. Es geht ihr auch darum, das besondere Leid weiblicher Opfer im Krieg hervorzuheben und möglichst zu lindern. (…) Wenn die Außenministerin zudem beklagt, Krisen und Konflikte seien nicht geschlechterblind, vielmehr seien Frauen überproportional betroffen, dann sind Fragen angebracht. Die eher schutzlosen Frauen und Kinder machen zwar die große Mehrheit der Flüchtlinge aus – weil ganz überwiegend weiterhin Männer in den Krieg ziehen (müssen).

(…) Aber soll auch der Krieg, dieser im Grunde unmenschliche Kampf zwischen Menschen, einer Geschlechtergerechtigkeit untergeordnet werden? Gleichheit auch im Leiden? Soll man wirklich auch Frauen zu legitimen Zielen im Krieg machen? Oder ein besonderes Leiden von Männern anerkennen? (…) Wenn also "feministische Außenpolitik" heißt, wie Annalena Baerbock formulierte, dass der Blick geweitet werde müsse, für alle Opfer in Kriegen, dann ist das eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es ist eine Politik für alle Menschen und deren Rechte – die man auch so nennen sollte.


Baerbock indes verteidigte ihren Ansatz:

Denn feministische Außenpolitik bedeute letztlich, alle Menschen im Blick zu haben - egal ob Kinder, ältere Menschen oder auch Frauen, die sexualisierter Gewalt ausgesetzt sind.




2. "Das Kölner Beschneidungsurteil war richtig" befindet Bundesrichter Thomas Fischer in einem Interview mit dem Humanistischen Pressedienst:

"Würden Eltern mit einem wenige Monate alten Säugling zum Tätowierer gehen und ein großflächiges 'religiöses' Tattoo verlangen, wäre das sittenwidrig und strafbar. Dasselbe gilt für fast alle anderen Körperverletzungen. Niemand käme auf die Idee, Eltern dürften aus Gründen der 'Tradition' oder weil es angeblich ein Gott befohlen hat, ihren Kindern die Ohrläppchen abschneiden, Tellerlippen gestalten oder ihnen rituelle Narben im Gesicht zufügen. (...) Wer sich beschneiden lassen will, aus welchen Gründen auch immer, darf das selbstverständlich tun. Es geht darum, ob Eltern/Sorgeberechtigten das 'Recht' einzuräumen ist, ihre eigenen (!) Moral- oder Religionsvorstellungen mit Gewalt durch nicht revidierbare körperliche Eingriffe an ihren Kindern zu 'verwirklichen'."


Zum zehnten Jahrestag des Urteils findet heute eine Kundgebung in Köln statt.



3.
Ein Vater darf sein Kind nicht sehen, weil er kein Sorgerecht hat. Er zieht vor Gericht und gewinnt. Aber die Mutter sträubt sich weiter. Das Jugendamt stößt an Grenzen, Anwälte legen ihr Mandat nieder. Die Geschichte eines verzweifelten Mannes.


Verena Maria Dittrich erzählt sie auf n-tv.



4. In Österreich passiert jetzt ganz Ähnliches wie vor ein paar Wochen in Deutschland: Weil bei Scheidungsverfahren die sexistische Maxime "Das Kind gehört zur Muttter" allmählich aufgebrochen wird, beklagen Frauenorganisationen eine angeblich "kinder- und frauenfeindliche Justiz". Das Kindeswohl werde "zugunsten ausgedehnter Kontaktrechte der Väter geopfert".



5.
Diverse Missbrauchsgutachten dokumentieren, dass die Kirche als Institution von vielen Fällen wusste und Täter geschützt hat. Doch welche Rolle spielte der Staat? Haben Behörden weggesehen?


Hier geht es weiter mit dem Beitrag vom Bayrischen Rundfunk.



6. In der britischen Tageszeitung "Express" fordert Matt O'Connor, dass Männerfeindlichkeit ebenso konsequent wie Frauenfeindlichkeit bekämpft wird.



7. Diskussion der Woche: Müssen Männer draußen warten, wenn Frauen den Aufzug benutzen?



8. Der Blogger Fefe kommentiert den Gerichtsprozess um ein zerstochenes Kondom (Genderama berichtete).



9. Christian Schmidt hat sich gestern ein paar Reaktionen auf #MenToo angesehen.



10. Die Post. Eine Leserin schreibt mir heute:

Lieber Herr Hoffmann,

seit einiger Zeit gibt es im deutschen Bibliothekswesen eine recht hitzige Diskussion über die mögliche Umbenennung des "Bibliothekartags", dessen Namen manche in der deutschen Bibliothekswelt sexistisch finden. Es gibt eine Petition, ein ewiges Hin-und-Her in der Mailingliste, Diskussionsrunden - das volle Programm.

Ich habe nun auch einmal (unter Pseudonym - ich bin weder verbeamtet noch mutig ;) ) einen recht langen Beitrag für die Mailingliste verfasst, der sich nicht nur mit Gründen gegen das Gendern beschäftigt, sondern auch mit "Cancel Culture" und der allgemeinen momentanen Diskussionskultur.

Vielleicht ist er für einige ihrer Leser ja auch interessant.




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