Sonntag, Februar 20, 2022

Studie: Wie Persönlichkeitsmerkmale die Gehaltslücke erklären – News vom 20. Februar 2022

1. Das IAB-Forum, das Magazin für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, berichtet über neue Forschungserkenntnisse:

Darüber, dass Männer im Schnitt deutlich mehr verdienen als Frauen, wird schon seit Jahren heftig debattiert. In praktisch allen Staaten bringen berufstätige Frauen im Durchschnitt weniger Geld nach Hause als Männer. Die Gründe hierfür sind vielfältig: So wählen Frauen und Männer unterschiedliche Berufe und treffen unterschiedliche Bildungsentscheidungen. Zudem verlaufen die Karrieren von Männern und Frauen auch innerhalb derselben Berufe unterschiedlich. Insbesondere die Erziehung von Kindern trägt zum Lohnrückstand bei, da Frauen diese Aufgabe im Allgemeinen häufiger übernehmen.

Doch selbst wenn man all diese Faktoren herausrechnet und nur Männer und Frauen mit den gleichen Berufen, in den gleichen Branchen, mit der gleichen Bildung und der gleichen Arbeitsmarkterfahrung vergleicht, bleibt immer noch eine Lohnlücke von etwa 10 Prozent. Es muss also noch andere Gründe für die Lohnlücke geben. Neben einer – möglicherweise unbewussten – Diskriminierung von Frauen könnten weitere Unterschiede zwischen den Geschlechtern eine Rolle spielen, die bislang in der politischen und wissenschaftlichen Diskussion noch nicht hinreichend berücksichtigt wurden.

Ein relativ junger Erklärungsansatz sind unterschiedliche Persönlichkeitseigenschaften von Frauen und Männern. Die Forschung, insbesondere aus der Psychologie, hat gezeigt, dass sich Frauen und Männer in ihren Persönlichkeitsmerkmalen tendenziell unterscheiden. So sind Frauen risiko- und konfliktscheuer als Männer. Die ökonomische Forschung, zum Beispiel eine Studie von Guido Heineck und Silke Anger aus dem Jahr 2010, zeigt zudem, dass es einen statistischen Zusammenhang zwischen bestimmten Persönlichkeitseigenschaften und der Höhe der Löhne gibt. Vor dem Hintergrund dieser beiden Forschungsstränge wäre also denkbar, dass Persönlichkeitsmerkmale zumindest einen Teil der Lohnlücke zwischen den beiden Geschlechtern erklären.

(…) Um die möglichen Wirkungsmechanismen empirisch zu untersuchen, nutzt die Studie Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), das seit 1984 jährlich vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) erhoben wird. In einigen Wellen enthält die Befragung Fragenblöcke zu Persönlichkeitseigenschaften, konkret zu den "Big Five" (Neurotizismus, Verträglichkeit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion und Offenheit), der Kontrollüberzeugung, der Reziprozität und der Risikoaversion (siehe Infokasten "Persönlichkeitseigenschaften im Sozio-oekonomischen Panel").

Deskriptive Auswertungen dieser Daten zeigen, dass sich erwerbstätige Männer und Frauen bei fast allen Maßen unterscheiden (…). Demnach sind Männer im Durchschnitt deutlich risikobereiter als Frauen. Zugleich weisen Männer geringere Werte bei Verträglichkeit und Neurotizismus auf. Letzteres bedeutet, dass sie sich weniger Sorgen machen und weniger schnell nervös werden. Frauen hingegen zeigen mehr Offenheit für neue Erfahrungen, höhere Werte bei der Extraversion sowie eine im Durschnitt höhere Gewissenhaftigkeit. Insgesamt zeigen sich also deutliche Geschlechterunterschiede, die sich im Lohnniveau niederschlagen könnten.

(…) Persönlichkeitseigenschaften können einen Teil der Geschlechterlohnlücke erklären. Insbesondere ihr Einfluss auf das Ergebnis individueller Gehaltsverhandlungen dürfte dabei eine wichtige Rolle spielen. Denn der Teil der Lohnlücke, der mit Persönlichkeitseigenschaften erklärt werden kann, steigt mit der Lohnhöhe. Dies wiederum dürfte vor allem der Tatsache geschuldet sein, dass individuelle Gehaltsverhandlungen bei Besserverdienern häufiger vorkommen als bei Geringverdienern. Die Studie findet hingegen kaum Hinweise darauf, dass Frauen und Männer für die gleichen Eigenschaften unterschiedlich entlohnt werden.




2. Junge Menschen lehnen das Gendern überwiegend ab. Nur elf Prozent sind dafür, es überall und konsequent durchzusetzen.



3. Im Bayrischrn Rundfunk gab es gestern ein Feature zum "Alptraum Eltern-Kind-Enfremdung", das man sich hier noch anhören kann.



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