Chefs und Chefinnen lehnen Gendersprache und Frauenquote ab – News vom 11. Februar 2022
1. Die Bertelsmann-Stiftung ist unzufrieden mit der mangelnden feministischen Ausrichtung in den Chefetagen der Unternehmen:
Eine neue Auswertung des aktuellen Führungskräfte-Radars 2021 der Bertelsmann Stiftung und des Reinhard-Mohn-Instituts für Unternehmensführung an der Universität Witten/Herdecke (UW/H) zeigt, dass etwa 30 bis 40 Prozent der befragten Führungskräfte im eigenen Unternehmen keine Vorteile sehen, wenn es um die Einführung verbindlicher Regeln wie etwa Frauenquoten oder gendergerechte Sprache geht.
Ja, "gendergerechte Sprache" steht hier nicht einmal in Anführungszeichen. Die werbende Bezeichnung wird völlig unkritisch übernommen.
Überraschenderweise nehmen weibliche und männliche Führungskräfte die Themen ähnlich wahr. Fragt man umgekehrt, wo die Unternehmen beim Thema Gleichstellung bereits stehen, wird deutlich, dass die Führungskräfte – männlich wie weiblich – den Eindruck haben, dass es in ihren eigenen Unternehmen kaum Probleme gibt. "Aber Gleichstellung ist kein Selbstläufer", meint Professor Guido Möllering vom Reinhard-Mohn-Institut. "Das Problembewusstsein ist gering und es gilt, sowohl Gängelung als auch Gleichgültigkeit zu vermeiden."
Schon bei der Frage, ob die öffentliche Diskussion über Frauenquoten förderlich für das Gleichstellungsthema im eigenen Hause ist, scheiden sich die Geister: 39,7 Prozent der Befragten stimmen zu, aber 34,9 Prozent stimmen nicht zu. Ein gutes Drittel der Führungskräfte scheint den Eindruck zu haben, dass von außen vorgegebene Regeln oder gar Gesetze nicht nötig oder nicht zielführend sind. Damit muss nicht unbedingt eine gleichstellungsfeindliche Haltung zum Ausdruck kommen, sondern eher eine Skepsis gegenüber Regulation von außen und damit verbunden womöglich Widerstand seitens der Führungskräfte bei der Umsetzung verpflichtender Regeln.
(…) Große Unterschiede zeigen sich bei der Frage, ob das eigene Unternehmen verbindliche Regelungen für eine gendergerechte Sprache hat. 39,8 Prozent der Führungskräfte geben an, dass ihr Unternehmen entsprechende Vorgaben macht; 41,9 Prozent sagen allerdings das Gegenteil. Man kann aus den Zahlen schließen, dass ein großer Teil der Unternehmen das sogenannte "Gendern" (noch) nicht regelt und es damit den Führungskräften und Belegschaften selbst überlässt, ob sie ihren Sprachgebrauch im Sinne der Gleichstellung anpassen.
Jeweils eine sehr deutliche Mehrheit der Führungskräfte gibt an, dass in ihrem Unternehmen das Geschlecht der Führungskraft keinen Unterschied macht (Zustimmung: 74,4 Prozent) und dass sie keine Geschlechterkonflikte erleben (81,7 Prozent). Außerdem stimmen 76,7 Prozent zu, dass in ihrem Unternehmen das Gehalt unabhängig vom Geschlecht ist, wohingegen das Statistische Bundesamt (2021) für das Jahr 2020 einen Gehaltsnachteil der Frauen von 18 Prozent gegenüber Männern ermittelt hat. Offenbar erscheint den Führungskräften das Thema "Gendergerechtigkeit" in ihrem eigenen Arbeitsbereich demgegenüber unproblematisch.
(…) Bemerkenswert an den Ergebnissen des Führungskräfte-Radars ist, dass ein sehr einheitliches Bild zu erkennen ist. Es gibt keine analytisch nennenswerten Unterschiede zwischen den Antworten männlicher und weiblicher Führungskräfte. Es wäre zu erwarten gewesen, dass Frauen als Benachteiligte (zum Beispiel wegen schlechterer Verdienst- und Ausstiegsmöglichkeiten) die Verhältnisse in ihren Unternehmen deutlich negativer erleben, während Männer als Privilegierte eher dazu neigen, keine Gerechtigkeitsprobleme zu sehen. Dies ist nicht zu erkennen.
Die Pressemitteilung schließt mit der Feststellung, die Führungskräfte benötigten einen "Reality-Check", wenn ihre Wahrnehmung nicht mit "oft zu hörenden Klagen über Missstände an der Basis" übereinstimme.
Tatsächlich ist es ein Märchen, dass Frauen beim Gehalt zu 18 Prozent benachteiligt würden oder schlechtere Aufstiegschancen hätten. (Wenn in der Pressemitteilung von schlechteren "Ausstiegsmöglichkeiten" die Rede ist, sind vermutlich "Aufstiegsmöglichkeiten" gemeint.) Die weiblichen und männlichen Führungskräfte berichten schlicht von der Wirklichkeit in ihren Unternehmen, und bei Bertelsmann ist man sauer, dass sich diese Wirklichkeit mit der eigenen Ideologie beißt.
Aber natürlich wird dieser Tadel in den Leitmedien zügig aufgegriffen. So fabuliert etwa Daniel Bakir beim "Stern":
Für manch einen waren offenbar schon die Fragen eine Zumutung. Nein, diesen "Gender-Wahnsinn" mache man nicht mit. Ist doch alles "Gendergaga" und "Gängelung". Er könne "das Thema nicht mehr hören", sagte ein anderer, und das seien doch alles "keine wirklichen Probleme".
Dabei wollten die Bertelsmann-Stiftung und die Uni Witten/Herdecke mit ihrer Umfrage doch nur herausfinden, wie es in Unternehmen aussieht bei Themen rund um die Gleichstellung der Geschlechter. Bei Diskriminierung, Aufstiegschancen oder Bezahlung. Gefragt war dabei die Sicht von 1026 Führungskräften, je zur Hälfte männlich und weiblich. Und dass Extrem-Genervt-Äußerungen wie die oben genannten vor allem von Männern stammten, versteht sich fast von selbst.
Da wird in der Bertelsmann-Befragung eigens erwähnt, dass Chefs und Chefinnen gleichermaßen keine Benachteiligung von Frauen in ihren Unternehmen erkennen, aber Daniel Bakir lässt sich von seinem sexistischen Blick nicht abbringen. Ob das wohl im Arbeitsvertrag männlicher "Stern"-Redakteure steht: "muss Männer geringschätzen und bereit sein, auf Zuruf sich selbst eins in die Fresse zu hauen"? Wie hoch muss man einen solchen Job honorieren, um Leute dafür zu finden? Oder hält man als männlicher Journalist in unserem Mediensystem sein eigenes Geschlecht irgendwann für minderwertig, wenn man nur oft genug gelesen hat, dass es minderwertig sei? Und wieviel Spaß macht es feministischen Wortführerinnen, solchen Selbstgeißelungen amüsiert zuzusehen? Wo doch klar geworden ist: Chef – oder Chefin – wird man offenkundig dann, wenn man sich die verordnete Weltsicht NICHT in den Block diktieren lässt.
2. Andernorts begehren immer mehr Menschen gegen verordnete Ideologien auf:
In der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft organisieren sich seit 43 Jahren Linguisten. Nun wird auch dort an der Sprache politisch herumgedoktert. Hochrangige Mitglieder rebellieren. Es droht das Ende einer Institution.
Die Hintergründe erklärt Josef Bayer, Professor für Linguistik an der Universität Konstanz, in einem Gastbeitrag für die "Welt":
Was ist geschehen? Die Satzung der DGfS wurde wegen des Vorkommens von angeblich geschlechterungerechten Wörtern wie Kassenprüfer, Vorsitzender, Wahlberechtigter oder Sprecher (einer Sektion) als unangemessen und reformbedürftig eingestuft. Daraufhin gab es einen ersten Änderungsentwurf, der vor lauter Gender-Sternen kaum mehr lesbar war und daher zurückgewiesen wurde.
Die danach erarbeitete Fassung folgt der Strategie, alle Personenbezeichnung im Maskulinum durch Abstrakta oder im Plural durch das Partizip Präsens zu ersetzen. Idealiter ist das personenbezogene Geschlecht gänzlich zu verbergen. Neben der Verwendung von sexusneutralen Substantiven wie Person oder Mitglied geschieht es durch die Flucht ins Entpersonalisierte.
Ein Beispiel aus dem bisherigen Satzungstext lautet: "Der Vorstand der Gesellschaft besteht aus dem 1. Vorsitzenden, dem 2. Vorsitzenden, dem Sekretär und dem Kassierer." Die Neufassung bietet eine Mischung aus Entpersonalisierung und Neutralisierung: "Der Vorstand der Gesellschaft besteht aus Mitgliedern, die eine der folgenden Funktionen ausüben: a) 1. Vorsitz b) 2. Vorsitz c) Sekretariat d) Finanzverwaltung."
Eine aus sogenannten Leitfäden zur gendersensiblen Sprache bekannte Strategie ist die Verwendung von Person mit einem folgenden Relativsatz. Dementsprechend wird in der Satzung aus dem "Sprecher der Sektion" eine "Person, die für die Sektion spricht" beziehungsweise "die Sektionsleitung"; aus "Antragsteller(n) mit Wohnsitz in Deutschland" werden "Mitglieder mit Wohnsitz in Deutschland" und so weiter. Gerade in Bezug auf linguistische Kreise, bei denen eine besonders hohe Sensibilität für semantische Differenzierungen zu erwarten wäre, verblüfft es, wenn aus einem Sprecher eine Person mit Leitungsfunktion wird, oder wenn aus einem Antragsteller ein einfaches Mitglied wird.
Anhand mehrerer weiterer Beispiele erklärt Professor Bayer, warum das feministische Deutsch den Anforderungen, die Sprache erfüllen soll, nicht gerecht wird.
Die Mitglieder einer hochkarätigen Gesellschaft für Sprachwissenschaft, die diese genderreformierte Satzung ausgearbeitet beziehungsweise über sie abgestimmt haben, sollten sich qua ihres Expertenstatus mehr als alle anderen Sprecherinnen und Sprecher des Deutschen dieser Probleme bewusst sein. Wie konnte es dennoch zu diesem Vorschlag für eine Satzungsänderung kommen?
Der einzig denkbare Schluss ist, dass es – wie bereits beim Online-Wörterbuch des Duden geschehen – um die Durchsetzung einer außerlinguistischen Neuzuschreibung geht, und sei es auf Kosten der Sprache und der wissenschaftlichen Erkenntnis über die Sprache.
Peter Eisenberg, eines der prominentesten Mitglieder, Gründungsmitglied und ehemaliger Vorsitzender der DGfS, motiviert für den Fall der Verabschiedung der neuen Satzung sein Ausscheiden aus der Gesellschaft damit, "dass die Gesellschaft für Sprachwissenschaft ihren Gegenstand mit Füßen tritt. Die Gesellschaft wurde gegründet, um der Sprachwissenschaft in allen ihren Ausprägungen Gehör und Einfluss zu verschaffen. Das war von Beginn an der Anspruch. Er wurde in beeindruckender Weise erfüllt. Wir Macher der ersten Jahre stehen vor einem Rätsel. Wie konnte es passieren, dass diese Gesellschaft ihren Gegenstand in wissenschaftlich absolut unhaltbarer Weise politisch zurichtet, statt ihn zu bearbeiten, wie er ist? Was kann eine Disziplin nach einem derartigen Akt noch für sich geltend machen?"
Jetzt könnte man einwenden, dass es "ja nur" um einen Text geht, der, wie mir der zweite Vorsitzende der DGfS versicherte, pro Jahr höchstens 15 Mal aufgerufen wird. Genau aus letzterem Grund könnte man den Einwand natürlich auch umkehren und fragen, wieso der Wunsch einiger Kolleginnen und Kollegen nach Umgestaltung eines so selten konsultierten Textes ausreichen sollte, die Spaltung einer bedeutenden Wissenschaftsgesellschaft zu provozieren.
Auch hier liegt die Antwort schon auf dem Tisch. Die Neubearbeitung dieser Satzung ist natürlich nur der Anfang. Ist sie erst einmal beschlossen, so kann man darauf warten, dass in Windeseile alle Dokumente sowie die von der DGfS herausgegebene "Zeitschrift für Sprachwissenschaft", sofern das dort nicht schon durchgesetzt ist, nur noch radikal durchgegendert an die Öffentlichkeit kommen.
Bis jetzt spricht zum Beispiel die Ordnung der Kommission zur ethischen Begutachtung von Forschungsprojekten noch von Probanden. Das ist auch angemessen, denn das Geschlecht der Versuchspersonen ist bei den allermeisten linguistischen Experimenten irrelevant. Das wird sich nach Annahme der neuen Satzung allerdings schnell ändern. Die Reform ist nämlich, um den Titel eines Buches von Henning Lobin zu zitieren, Teil eines generalstabsmäßig inszenierten "Sprachkampfs". Es geht in diesem Kampf um Politik und Deutungshoheit, und keinesfalls um irgendwelche Unzulänglichkeiten der deutschen Sprache, die es zu beseitigen gilt.
Neben Peter Eisenberg haben sich prominente Vertreter und Vertreterinnen des Fachs, unter anderen Manfred Bierwisch, Rüdiger Harnisch, Wolfgang Klein, Manfred Krifka, Christoph Schwarze, Heide Wegener, einige davon Gründungsmitglieder der Gesellschaft, in Brandbriefen an den Vorstand der DGfS gewandt. Peter Suchsland, der nach Peter Eisenberg von 1994 bis 1997 dreimal zum ersten Vorsitzenden der DGfS gewählt wurde, ist nach Bekanntwerden der geplanten Satzungsänderung unter Protest aus der Gesellschaft ausgetreten. Eine Spaltung der DGfS kann nicht mehr ausgeschlossen werden. Sie wäre vermutlich das Ende einer 43 Jahre alten und bisher weitgehend harmonisch verlaufenen Erfolgsgeschichte.
3. Die parteiübergreifende britische Parlamentsgruppe für Männeranliegen hat einen Bericht herausgegeben, der eine Strategie für die geistige Gesundheit von Jungen und Männern fordert. Die Londoner Times berichtet darüber unter der Schlagzeile "Männer müssen ein Mitspracherecht haben, wenn es um die Gesundheit geht" (Bezahlschranke).
4. Die Washington Post thematisiert die Jungenkrise in unserer Gesellschaft:
Hier liegt eines der größten Probleme, mit denen Amerika konfrontiert ist: Jungen und Männer in allen Regionen und ethnischen Gruppen versagen seit Jahren, sowohl absolut als auch relativ. Das ist katastrophal für unser Land.
Es folgen all die Holrrorstatistiken, die uns Männerrechtlern nur allzu bekannt sind und von deutschen Leitmedien mit einem Achselzucken ignoriert werden. Darauf folgen die Einsichten, mit denen wir uns hierzulande den Mund fusselig reden:
Männliche Leistung ist - neben der von Frauen - eine Voraussetzung für eine gesunde Gesellschaft. Und männliches Scheitern erzeugt weiteres männliches Scheitern, zum Nachteil der Gesellschaft. Unsere Medien, Institutionen und die öffentliche Führung haben es versäumt, sich mit dieser Krise zu befassen, indem sie Jungen und Männer als das eigentliche Problem und nicht als hilfsbedürftige Menschen dargestellt haben.
Das muss sich ändern. Jungen und Männern zum Erfolg zu verhelfen, sollte eine Priorität für alle Institutionen unserer Gesellschaft sein. Schulen, denen es gelungen ist, Jungen auf dem richtigen Weg zu halten, sollten ausgeweitet werden, indem sowohl die Zahl der Schüler, die sie betreuen, erhöht als auch ihre Methoden in andere Schulen exportiert werden. Die Berufsausbildung und die beruflichen Möglichkeiten sollten verdoppelt werden; das öffentliche Schulsystem der Nation sollte den Prozess für frühe Altersgruppen beginnen, und Lehrlingsprogramme sollten von der Bundesregierung unterstützt werden. Non-Profit-Organisationen, die Jungen und Männern helfen - wie Big Brothers Big Sisters of America und der YMCA - sollten mehr Investitionen erhalten.
Ressourcen, die Familien zusammenhalten, wenn sie zusammenbleiben wollen, wie z. B. Eheberatung, sollten von der Regierung subventioniert werden - ein sehr viel kosteneffizienterer Ansatz, als sich mit den nachgelagerten Auswirkungen zu befassen. Die verbesserte Steuergutschrift für Kinder sollte verlängert werden, um Familien zu stabilisieren.
Anreize für nationale Dienste und Beiträge, wie ein amerikanisches Austauschprogramm oder nationale Dienstjahre, sollten wiederbelebt werden. Und Unternehmen und Industrien, die viele Männer beschäftigen, wie z. B. die verarbeitende Industrie, sollten gefördert und wiederbelebt werden.
Auf kultureller Ebene müssen wir aufhören, Männlichkeit als notwendigerweise toxisch zu definieren, und anfangen, positive Männlichkeit zu fördern. Starke, gesunde, erfüllte Männer werden Frauen eher gut behandeln.
Das ist natürlich ein ungeheures Unterfangen. Aber ich sehe die Notwendigkeit ständig um mich herum.
Eine Reihe meiner Freunde hat sich von der Gesellschaft abgekoppelt. Jeder hat irgendwann einmal ein Problem - er verliert seinen Job, steht vor einer Scheidung -, aber meine männlichen Freunde scheinen weniger in der Lage zu sein, sich davon zu erholen. Männliche Dysfunktion neigt dazu, einen Hauch von Nihilismus und Ausstieg zu vermitteln. Als Gesellschaft bieten wir nicht viele Möglichkeiten für eine gesunde Genesung.
Wer die Männerrechtsbewegung unterstützt, hilft unserer Gesellschaft insgesamt. Auch das muss endlich in den Köpfen der Bevölkerung ankommen. Stattdessen haben unsere Leitmedien für Männer vor allem Geringschätzung übrig.
5. Währenddesen ist man in dem politischen Spektrum, das unsere Leitmedien in den letzten Jahrzehnten so stark beeinflusst hat, schon wieder einen Schritt weiter: "Wir genossen die Angst in seinen Augen" prahlen Feministinnen über einen ihrer Übergriffe auf Indymedia. Lesenswert als Darstellung, wie es in solchen feministischen Köpfen und der Wirklichkeit dieser Szene zugeht, während "Tagesspiegel" und "Tatort" ausgerechnet die braven Männerrechtler als Wegbereiter des Terrors phantasieren.
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