Mittwoch, Februar 02, 2022

Auch an Uni Gießen: Punktabzug für fehlendes Gendern – News vom 2. Februar 2022

1. Die Frankfurter Allgemeine berichtet:

Als Nils Paulsen die Note seiner Seminararbeit erfuhr, wunderte er sich: Neun Punkte erschienen ihm recht wenig. Paulsen, der am Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften der Uni Gießen studiert, wandte sich an den Dozenten und bat um eine Erklärung. Im Gespräch führte der Kursleiter inhaltliche Defizite an, was der junge Mann nachvollziehen konnte. Darüber hinaus bemängelte der Dozent aber auch fehlerhaftes Gendern, was zu einem weiteren Punktabzug geführt habe.

Konkret hatte sich Paulsen, der eigentlich anders heißt, an fünf Stellen in seinem sechsseitigen Essay des generischen Maskulinums bedient, beispielsweise "die Schüler" geschrieben statt "die Schüler*innen" oder Ähnliches. Ansonsten hatte er sich um geschlechtergerechte Sprache bemüht, von "den Lehrenden" gesprochen und nicht von "den Lehrern". Da ihm bewusst war, dass er während seines Studiums noch die eine oder andere Veranstaltung des Dozenten werde besuchen müssen, vermied der Student die Konfrontation, obwohl er das Gendern in der vom Seminarleiter offenbar erwarteten Form ablehnt.

Auf Anfrage der F.A.Z. erklärte sich der Dozent zunächst bereit, die Gründe dafür, dass er anscheinend die Verwendung geschlechtergerechter Sprache in die Bewertung einbezogen hat, in einem Gespräch zu erläutern. Dann sagte er den Termin aber kurzfristig ab – mit der Erklärung, über das Thema werde "universitätsintern derzeit auf verschiedenen Ebenen diskutiert".




2. Der Informationsdienst "Heute im Bundestag" berichtet unter der Überschrift "Neun Schutzeinrichtungen für gewaltbetroffene Männer":

Nach Kenntnis der Bundesregierung existieren derzeit bundesweit neun Einrichtungen mit 29 Plätzen für Männer und ihre Kinder, die von häuslicher Gewalt betroffen sind. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung (20/366) auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion (20/294) hervor. Die Einrichtungen befinden sich in Augsburg, Dresden, Düsseldorf, Köln, Leipzig, Nürnberg, Oldenburg, Plauen und Stuttgart. Weitere Einrichtungen seien in Planung. Die Bundesregierung weist darauf hin, dass die Einrichtung und die finanzielle Absicherung von Unterstützungsangeboten für gewaltbetroffene Frauen und Männer in erster Linie in der Verantwortung der Bundesländer liegt. Die vom Bundesfamilienministerium geförderte Fach- und Koordinierungsstelle Männergewaltschutz (BFKM) biete interessierten Trägern, Kommunen und Ländern Beratung und Unterstützung an.




3.
Es erscheint paradox: Ausgerechnet in Ländern, die besonders viel für Geschlechtergerechtigkeit tun, werden messbare Unterschiede zwischen Männern und Frauen im Schnitt größer statt kleiner – und das in ganz erstaunlichen Lebensbereichen. Was ist da los?


Hier geht es weiter.



4. Die Post. Einer meiner Leser, der mit der Veröffentlichung seiner Zuschrift einverstanden ist, schreibt mir:

Hallo,

ich habe gerade durch Zufall Ihre Website entdeckt und kann meine Erleichterung und Glück nicht in Worte fassen. Ich wurde als Kind von 'ner alkoholabhängigen Nachbarin missbraucht und war dumm genug, jahrelang in Antifagruppen aktiv zu sein, ich hatte gerade das erste Mal seit über fünf Jahren das Gefühl, dass mich jemand versteht.

Ich hatte über zehn teils Langzeittherapien und habe keinerlei Chancen auf ein normales Leben, das habe ich endgültig akzeptiert. Mein letzter Psychiater hat mich gefragt ob es mir gefallen hat ... weil bin ja ein Mann.

Ich hatte vorletztes Jahr drei Suizidversuche und habe aus meinem linken Freundeskreis bis heute von denen, mit denen ich darüber geredet habe, nur Verletzungen bekommen und Freunde verloren. Ich kann keine Beziehungen führen, geschweige denn Frauen ansprechen.

Ich hab ein Einser-Abitur, bin 1,95 Meter, jeder sagt mir jeden Tag, dass für Menschen wie mich alle Türen offen stehn, und ich lebe mit meinem Hund in fast völliger Isolation. Hab sogar meinen Dreißigsten alleine verbracht. Ich kann nicht sagen, wie sehr Sie mir aus dem Herzen sprechen. Ich hatte bisher nur toxische Beziehungen und wirklich in allen Lebensbereichen aufgegeben, ich suche seit mehr als drei Jahren nach 'nem Ausweg, den meine Eltern verkraften würden.

Bitte machen Sie weiter. Feministinnen sind der verfickte Teufel heutzutage. Hab mich selbst lange als Feminist bezeichnet. Als mir 'ne Genossin auf 'nem Plenum quasi nahegelegt hat. mich zu suizidieren, und es keine Reaktion meiner Gruppe gab, war es das endgültig damit. Wenn ich davon erzähle, bin ich entweder ein Lügner, oder werde wie ein Paria behandelt, aber muss fremden Menschen von meinem Traumata erzählen, da ich sonst als zwei Meter weißer Mann ja eine potentielle Gefahr bin, die im Auge behalten werden muss. Ich will nur noch nicht mehr leben, aber habe zum ersten mal seit Jahren so etwas wie Glück empfunden, weil mich endlich jemand versteht.

Vielen Dank von ganzem Herzen!!!!!




Ich habe meinem Leser zunächst erwidert, dass er immerhin nicht völlig alleine ist, sondern es inzwischen eine wachsende politische Bewegung auch für Männer in seiner Situation gibt, auch wenn diese Bewegung derzeit leider noch vielfach dämonisiert oder wie Aussätzige behandelt wird. (Ich selbst bin mit meiner Arbeit für viele Feministinnen ja ohnehin der Teufel.) Darüber hinaus habe ich ihm die Links zu den wenigen Anlaufstellen für männliche Opfer sexueller Gewalt gegeben, die hierzulande existieren. Mein Leser antwortet mir:



Danke für die Links, kenn ich aber bereits alle. Ich lebe leider im Saarland, und hier gibt es eine Anlaufstelle für Jungs bis 21, das war's. Ich sehe im Moment wieder wirklich keinen Ausweg außer Suizid, ich hatte vorletztes Jahr drei Versuche, letztes keinen. Das wäre mir irgendwie wichtig, wenn Sie das aufnehmen, weil langfristig ist Suizid die einzige Lösung für männliche Missbrauchsopfer, oder man akzeptiert eben, dass man ein Leben in völliger Isolation als Langzeitsarbeitsloser führen muss, da unsere Gesellschaft es anscheinend so möchte.

Ich hab wirklich alles durch, Langzeittherapien, Verhaltenstherapien, das hilft alles nichts. Ich bin immer alleine, solange ich lebe, und werde es bleiben. Ich kann keinen Kontakt zu Frauen halten, egal, wie sehr ich es versuche, ich muss mich dazu zwingen, und es klappt nicht. Das ist meine Lebensperspektive. Wie gesagt, ich suche nur 'nen Ausweg, den meine Eltern irgendwie verkraften würden, wobei mir das ehrlich gesagt auch immer egaler wird. Ich träume jede Nacht, hab ständig Flashbacks, und absolut niemand hilft mir oder hört mir auch nur zu.




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