Von wegen Rentenlücke: Ledige Frauen haben die Männer überholt – News vom 25. Januar 2022
1. Unter der Überschrift "Von wegen Rentenlücke: Ledige Frauen haben die Männer überholt" berichtet die Neue Zürcher Zeitung über eine aktuelle Schweizer Debatte:
Wer die linke Rhetorik im Kampf um die Renten ernst nimmt, könnte tatsächlich auf die Idee kommen, verheiratete Männer würden ihre Frauen im Alter darben lassen und ihre Renten allein verprassen. Von den Gewerkschaften über die SP bis zu den Grünen: Alle sprechen gerne von der "Rentenlücke" der Frauen, die sie wahlweise als "besorgniserregend" bis "skandalös" bezeichnen. Es ist ihre stärkste Waffe gegen die geplanten Reformen der AHV und der Pensionskassen, über die demnächst das Volk entscheiden soll.
Routiniert rechnet die Linke vor, wie viel tiefer die Renten der Frauen seien. In der AHV gibt es kaum geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Rentenhöhe, umso grösser sind sie in der beruflichen Vorsorge, in den Pensionskassen – zumindest auf den ersten Blick. Diese Woche hat die Linke mit der Neurentenstatistik 2020 neue Munition erhalten. Schon im Titel seiner Mitteilung weist das Bundesamt für Statistik auf die Unterschiede zwischen den Geschlechtern hin.
Konkret: Bei den neuen Pensionskassenrenten des Jahres 2o20 beträgt der Medianwert für die Frauen lediglich 1167 Franken im Monat. (Sprich: Die eine Hälfte der Frauen erhält höhere Renten, die andere tiefere.) Bei den Männern ist der Wert mit 2081 Franken massiv höher. Prompt meldete die "Aargauer Zeitung", die "Rentenlücke" öffne sich weiter. Der "Blick" rundete auf und titelte: "Frauenrenten sind nur halb so hoch". Das klingt hochgradig ungerecht. Weshalb gehen die Rentnerinnen nicht längst auf die Barrikaden?
Vermutlich weil die meisten verheiratet sind – und dies mit Männern, die ihre Renten mit ihnen teilen. Fast zwei Drittel aller Neurentner leben in einer Ehe. Dass für sie die Differenzen zwischen den Geschlechtern eine weitgehend irrelevante Grösse ist, findet in der amtlichen Mitteilung keine Erwähnung.
Wer lange sucht, entdeckt jedoch weit unten in den Excel-Tabellen der Statistiker folgenden Hinweis: "Die meisten Bezügerinnen und Bezüger sind verheiratet. In diesen Fällen ist der Haushalt in der Regel eine ökonomische Einheit, wodurch die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel zwischen den Geschlechtern wesentlich ausgeglichener verteilt sein dürften als die individuell ausbezahlten Beträge."
Es gäbe somit gute Gründe, die Verheirateten bei der Berechnung auszublenden. Die "Lücke" wäre in diesem Fall wesentlich kleiner. Aussagekräftiger wäre zum Beispiel der Vergleich der Renten von Alleinstehenden, die in der Regel selber für ihren Lebensunterhalt aufkommen müssen. Hier haben die Frauen die Männer im Jahr 2020 erstmals überholt, wenn auch nur knapp: Bei den ledigen Frauen, die neu eine Pensionskassenrente beziehen, beträgt der Medianwert 1926 Franken im Monat. Bei den Männern sind es 1874 Franken.
Hier findet man den vollständigen Artikel.
2. In einem weiteren Artikel erörtert die Neue Zürcher Zeitung, warum die Linke so vehement für eine staatliche Unterstützung der Medien kämpft. Auch hieraus ein Auszug:
Studien über Journalisten zeigen regelmässig, dass sich die Mehrheit der Medienschaffenden politisch links verortet. So auch eine Drei-Länder-Untersuchung zu Deutschland, Österreich und der Schweiz, die vor ein paar Jahren erschienen ist. (…) Eine 2020 in Deutschland durchgeführte Umfrage unter den Volontären des öffentlichrechtlichen Fernsehsenders ARD ergab, dass 57 Prozent des journalistischen Nachwuchses die Grünen wählen würden, weitere 23 Prozent sprachen sich für die Linke aus, 11 Prozent für die SPD – eine überwältigende politische Homogenität also, die für einen öffentlichrechtlichen Sender problematisch ist.
(…) Journalisten sollen als Vertreter der vierten Gewalt die herrschenden Machtverhältnisse kritisch hinterfragen, Politik und Wirtschaft kontrollieren und Missstände anprangern. Doch wie geht das, wenn ihre politischen Einstellungen eine klare Tendenz haben und sich von jenen der Gesellschaft deutlich unterscheiden? (…) Medienforscher finden zwar meist, dass politische Journalisten zwischen ihrer Privatmeinung und ihrer beruflichen Rolle unterscheiden könnten. Auch wird zur Verteidigung angeführt, dass die Chefredaktoren in der Regel rechter positioniert seien als das journalistische Fussvolk. Als Untergebener passe man sich den gesetzten Grenzen an und vertrete keine Positionen, die weit von jener des Arbeitgebers abweichen würden, heisst es. Auch gebe es Standesregeln und publizistische Leitlinien, welche die Informationsvermittler zur Professionalität verpflichteten; die eigene Sicht könne nicht einfach zum Massstab gemacht werden.
Ist das plausibel? Zweifel sind angebracht. Zwar wird kaum ein Journalist einen Kommentar verfassen, welcher der Meinung des Chefs oder des Hauses offen widerspricht. Überall sonst aber ist die Autonomie gross. Das zeigen die erwähnten Umfragen: Die meisten Journalisten fühlen sich frei, zu entscheiden, welche Geschichten sie behandeln und welche Aspekte sie dabei in den Vordergrund rücken wollen. Die Neigung zum linken Weltbild und die Distanz zur bürgerlichen Gesellschaft können also durchaus relevant sein für die Art und Weise, wie Ereignisse dargestellt werden. Und sie sind es auch – das merkt jeder, der Zeitung liest oder Fernsehen schaut.
So ist es kein Zufall, dass man sich vor allem rechts der Mitte über das öffentlichrechtliche Radio und Fernsehen enerviert und den Vorwurf der Unausgewogenheit und der Indoktrination erhebt. Um ein Beispiel zu nennen: Grosser Quell von Ärger ist die Sprache, genauer die Gendersprache, die seit ein paar Monaten auf allen Kanälen zu hören ist. In der "Tagesschau" erfährt man beispielsweise, dass die "Hongkongerinnen und Hongkonger" eine schwierige Zeit durchmachten und die "Primarschülerinnen und die Primarschüler" die Maskenpflicht gar nicht schlimm fänden. Manch ein Zuschauer dürfte sich ob der Penetranz der Gendersprache eher im Erziehungs- denn im Informationsfernsehen wähnen. Bei privaten Medien kann man sich den sprachlichen Zumutungen entziehen, indem man nicht zum Abonnenten wird. Bei öffentlichrechtlichen Medien muss man zwar nicht zusehen und nicht zuhören, aber trotzdem Gebührengelder zahlen.
Trotz allen Relativierungen von Medienforschern ist es letztlich eine Illusion, anzunehmen, Journalismus könne neutral und unparteiisch sein und Journalisten seien die objektiven Vermittler von Informationen und Analysen. Die individuellen Überzeugungen und Wertungen färben auf die Arbeit ab. Das fängt bei der Themensetzung an, kommt in der Wahl eines Interviewpartners zum Ausdruck oder zeigt sich beim inflationären "Faktencheck", bei dem die Journalisten mit Vorliebe Aussagen der politischen Gegenseite sezieren.
3. Vorgestern meldete Genderama über die Erklärung des Magistrat von Bremerhaven, der aus einer SPD-CDU-FDP-Koalition besteht, Vorlagen mit Gender-Sternen grundsätzlich nicht zu beraten, damit die Dokumente einfach lesbar seien. Daraufhin ernteten sie lautstarke Empörung der Landesfrauenbeauftragten, die Grünen erklärten, sie wollten diesen Beschluss "für nichtig erklären", und es erschien ein Artikel mit der Schlagzeile "Bremerhavens Politik schießt sich ins Vorgestern zurück":
Warum auch die Bremerhavener CDU gendersensible Sprache ablehnt, ist schnell erklärt: Ein Blick auf die Seite der Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung zeigt drei – klar, Männer. (…) Bei der FDP sieht es noch düsterer aus: Unter den drei Stadt-Parlamentariern ist überhaupt keine Frau. (…) Und das erklärt wiederum die Angst des Kreisvorsitzenden Hauke Hilz, bei der Einführung von Genderzeichen nicht mehr Mann sein zu dürfen. (…) Ganz im Ernst: Wie können sich gleich drei Parteien so ins Abseits schießen? (…) Das ist Denken von vorgestern, gegossen in Machtgehabe aus den Achtzigern. Auch das ist übrigens: rein männlich.
Dass sich in einer Umfrage nach der anderen die Mehrheit der Bevölkerung gegen die Gendrsprache ausspricht, kommt in dieser sexistischen Polemik nicht vor. Dass auch Frauen und trans Personen die Gendersprache aus guten Gründen ablehnen, wurde ebensowenig erwähnt. Wer allerdings unsere Politiker kennt, kann sich denken, wie die Sache nach derart untergriffigen Attacken ausging:
Der Bremerhavener Magistrat nimmt sein umstrittenes Verbot des Gender-Sternchens in Behördenschreiben wieder zurück. Das haben die Chefs der Koalitionsfraktionen von SPD, CDU und FDP in der Stadtverordnetenversammlung mitgeteilt. Der Magistratsbeschluss zu gendersensibler Sprache wird umgehend aufgehoben. (…) Die unterschiedlichen Reaktionen auf den Magistratsbeschluss hätten ihnen gezeigt, dass der gewählte Weg nicht der richtige gewesen sei, so die Fraktionsvorsitzenden Sönke Allers (SPD), Thorsten Raschen (CDU) und Hauke Hilz (FDP).
(…) "Dass über den Ausschluss von Sonderzeichen der Eindruck entstanden ist, geschlechtliche Vielfalt, die sich auch in gendersensibler Sprache abbildet, sei uns egal, war weder unsere Absicht, noch deckt sich das mit unseren politischen Überzeugungen", so die Fraktionsvorsitzenden.
Nun soll demnach der Magistrat beschließen, dass er vom Bremer Senat einen Vorschlag zu einer verbindlichen gesetzlichen Regelung für die Verwendung gendersensibler Sprache für das Land Bremen erwartet.
4. Wie die Nachrichtenplattform "Arab News" berichtet, entwirft Großbritannien einen Plan zur Inhaftierung von auf See gefundenen männlichen Migranten:
Männliche Migranten, die versuchen, den Ärmelkanal zu überqueren, sollen nach einem neuen Vorschlag der britischen Regierung inhaftiert werden, berichtete die Times am Samstag.
Premierminister Boris Johnson beauftragte Innenministerin Priti Patel mit der Ausarbeitung neuer Pläne, um Migranten von der Überquerung des Ärmelkanals abzuhalten.
Der Plan sieht vor, dass männliche Migranten, die auf See aufgegriffen oder auf britischem Staatsgebiet entdeckt werden, in Haftanstalten für Einwanderer untergebracht werden.
Regierungsbeamte glauben, dass der Plan Migranten davon abhalten wird, die gefährliche Reise über den Ärmelkanal anzutreten.
(…) Patel und die französische Regierung haben behauptet, dass etwa 70 Prozent aller Migranten, die den Kanal überqueren, alleinstehende Männer unter 40 Jahren sind.
Aufgrund internationaler Gesetze können Migranten, die im Ärmelkanal abgefangen werden, nicht rechtmäßig inhaftiert werden, im Gegensatz zu denjenigen, die Großbritannien erreichen und oft vorübergehend in Hotels untergebracht werden.
Die meisten Migranten, die den Ärmelkanal überqueren, tun dies auf legale Weise, da sie abgefangen werden, bevor sie die britische Küste erreichen. Nur ein Bruchteil landet an den Stränden, was nach britischem Recht illegal ist.
Die neuen Regierungspläne sehen jedoch vor, dass die britischen Behörden Migranten, die auf See abgefangen werden, festhalten und anschließend abschieben oder inhaftieren können.
Der Artikel schweigt darüber, warum explizit die 70 Prozent der männlichen Migranten inhaftiert werden sollen, und was mit den verbliebenen 30 Prozent an weiblichen Zuwanderern geschieht.
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