Sonntag, Januar 23, 2022

Aufbruch ins Morgen: M&Ms endlich stärker gegendert – News vom 23. Januar 2022

1. Unter der Überschrift "Bessere Gender-Repräsentation: M&Ms überarbeitet berühmte Fernseh-Maskottchen" berichtet der "Stern" von einer Verbesserung, auf die wir lange gewartet haben:

Meist sind es zwei M&M's im Streitgespräch: Seit 1954 flimmern personifizierte Schokolinsen als Maskottchen der Süßigkeiten-Marke über die Bildschirme. Anfangs waren es nur "Red" und "Yellow", also das rote und das gelbe M&M-Männchen, später kamen noch andere dazu. Unter anderem zwei weibliche Figuren.

Die Firma hinter den M&M's, Mars Wrigley, findet die Erscheinung einiger Maskottchen allerdings inzwischen nicht mehr zeitgemäß und hat den bunten Figuren nun ein Make-over verpasst. So bekommt eins der weiblichen Maskottchen mit dem Namen "Green" statt Overknees-Stiefel jetzt Sneaker angezogen. "Brown" bekommt etwas niedrigere Absätze. Die Firma wolle insbesondere die weiblichen Charaktere "aktueller" und "repräsentativer für unsere Kunden" machen, erklärt Anton Vincent, Präsident von Mars Wrigley North America, gegenüber CNN Business. (…) Außerdem wolle man die weiblichen Charaktere besser in der Werbung repräsentieren, erklärt die Firma.


Mars Wrigley erklärte, mit diesen Maßahmen wolle man seine Marke neu positionieren und inklusiver machen. Auch solle fortan eine integrativere Schrift verwendet werden.

Wer immer geglaubt hat, Großkonzernen ginge es nur um den Profit, und sie kümmerten sich nicht um die Probleme und Anliegen kleiner Leute, wurde damit eines Besseren belehrt. Endlich können sich auch Frauen in den Schokolinsen wiederfinden und ein Teil ihrer bunten Gemeinschaft sein. Eine größere Integration auch von trans Personen – etwa in Form eines Smarties, das als Schokolinse gelesen wird – ist vermutlich der nächste, längst überfällige Schritt. Zeitschriften wie der "Stern" dürften diese Entwicklung weiterhin mit der gebotenen Anerkennung würdigen, damit wir alle über die sozialpolitische Mission von M&Ms gut unterrichtet bleiben.

Nur ewiggestrige, rechte Boulevardmedien wie die "Bild" verschließen sich diesem Aufbruch und berichten so:

Eine der weiblichen Schokolinsen bekommt zum Beispiel statt High Heels jetzt Turnschuhe angezogen, um "Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein als starke Frau" widerzuspiegeln, teilt das Unternehmen mit. (Welche Frau identifiziert sich schließlich nicht mit einer aus Zucker, Kakaomasse und Magermilchpulver bestehenden Süßigkeit?)

(…) Es gehe darum, das Zusammengehörigkeitsgefühl zu stärken sowie den Gedanken der Inklusion. Der "Tonfall" der Marke solle "integrativer, einladender und vereinender" werden, so Mars. Eine Kostprobe: "Ich denke, wir gewinnen alle, wenn wir mehr Frauen in führenden Rollen sehen, also übernehme ich gerne die Rolle einer unterstützenden Freundin." Wer das sagt? Das grüne M&M.


Dem britischen "Guardian" indes geht der Aufbruch von Mars Wrigley noch nicht weit genug. Das Blatt berichtet, dass das grüne M&M Opfer von Slut Shaming werde und fordert eine "bisexuelle Freundin" für jede Schokolinse. Außerdem heißt es in dem Artikel:

Mars hat auch bestätigt, dass M&Ms "von einer einzigen Körpergröße weggehen" und ihre Präfixe abschaffen werden, um "ihre Persönlichkeiten und nicht ihr Geschlecht" hervorzuheben. (...) Auf der M&Ms-Website gibt es jetzt für jede Süßigkeit ein kurzes Interview, das mehr über ihre Persönlichkeit verrät. Green verkündet zum Beispiel, dass ihre beste Eigenschaft jetzt darin besteht, "eine Hypefrau zu sein", während Blue einen Beyoncé-Song von vor acht Jahren zitiert.


Yay, Feminismus! Es mag also noch Potential für Verbesserungen geben, aber insgesamt scheint Mars Wrigley es begriffen zu haben und wandelt jetzt auf dem selben Weg wie viele Leitmedien seit mehreren Jahren. Wir alle dürfen uns von dem Süßigkeiten-Produzenten eingeladen fühlen: Engagieren wir uns für ein geschlechtergerechteres Morgen, indem wir mehr M&Ms essen als je zuvor!



2. Und was macht derweil der Magistrat von Bremerhaven, der aus einer SPD-CDU-FDP-Koalition besteht? Er erklärt, Vorlagen mit Gender-Sternen grundsätzlich nicht zu beraten.

"Wir möchten, dass Dokumente einfach lesbar sind", argumentiert FDP-Fraktionsvorsitzender Hauke Hilz. Er stellt aber auch klar: "Es ist nicht unsere Absicht, Menschen auszuschließen." Er schlägt geschlechtsneutrale Formulierungen wie Lehrkäfte statt Lehrerinnen und Lehrer vor.

"Es besteht keine Notwendigkeit, in Wörtern mit Doppelpunkten und Ähnlichem zu arbeiten. Es gibt kreativere Lösungen", sagt auch CDU-Fraktionsvorsitzender Thorsten Raschen. Man könnte zum Beispiel mit einem Sternchen am Ende eines Textes ergänzen, dass dieser für alle gedacht sei, schlägt Raschen vor. Die SPD war auf Nachfrage nicht zu erreichen.


Natürlich erntet dieses rückwärtsgewandte Denken scharfe Kritik von der M&Ms-Fraktion:

Bremens Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm kritisiert diese Haltung scharf. So etwas sei ihr aus keinem Senatsressort bekannt. Sie sei irritiert, dass der Bremerhavener Magistrat wissentlich ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts von 2017 zur gendergerechten Sprache ignoriere.

Auch die Bremerhavener Grünen sind "fassungslos über die Borniertheit dieser Entscheidung". "Damit wird Diskriminierung aufgrund der geschlechtlichen Identität bei uns quasi zur Staatsräson", ärgert sich Doris Hoch, Fraktionsvorsitzende der Grünen. Zudem kritisiert Hoch, dass sich die Koalition in die Arbeit der Verwaltung einmische – "und das auch noch mit rechtswidrigen Forderungen". Hoch will das nicht hinnehmen: "Wir werden das auch per Antrag in der Stadtverordnetenversammlung thematisieren. Diesen Beschluss wollen wir für nichtig erklären."




3. Im Teaser eines Artikels der Süddeutschen Zeitung heißt es:

Der Psychiater Josef Aldenhoff erklärt, woran man Missbrauch in der Kindheit erkennt, warum Täter sich nicht schämen und wieso Männer eine Menge Erziehung brauchen, um gute Menschen zu sein.


Kurz danach endet der Artikel hinter einer bezahlschranke, aber dieser Sexismus macht bereits deutlich, warum Männer so häufig vor einem Besuch beim Psychotherapeuten zurückscheuen und in Großbritannien unlängst eigens ein Zentrum für männerfreundliche Psychologie gegründet wurde.



4. Heinrich Schmitz kommentiert den massenhaften Missbrauch vor allem von Jungen in der katholischen Kirche.



5. In Alice Schwarzers "Emma" herrscht immer noch Empörung darüber, dass eine trans Politkerin einen Frauenquotenplatz besetzt: "Im Parlament sitzt ein Mann, dem das Mandat nicht zusteht." Der Focus berichtet über die daraus entstandene Debatte, die recht lebhaft wurde. Beispielsweise warf die feministische Publizistin Anne Wizorek den Schwarzer-Feministinnen vor, "nichts anderes als Dienerinnen des Patriarchats" zu sein.



6. Wie "Faktenchecker" und linkspopulistische Propaganda in der Presse die Menschen manipulieren, berichtete in der Sendung "American Thought Leaders" die Investigativ-Journalistin und fünffache Emmy-Preisträgerin Sharyl Attkisson. Christian Albrecht fasst Attkissons zentrale Gedanken im Mitmach-Magazin "Publikum" zusammen:

Attkisson kommentierte diese Zusammenhänge im Gespräch: "Ist es ein Zufall, dass ein politischer Aktivist kurz vor dem Präsidentschaftswahlkampf eine gemeinnützige Organisation gründet, die den Begriff ‚Fake News‘ übernimmt? Wenn man sich die Website dieser gemeinnützigen Organisation ansieht, meint sie mit ‚Fake News‘ ausschließlich konservative Falschnachrichten. Aus ihrer Sicht gab es keine liberale Form von Falschnachrichten."

(…) Die Journalistin (…) kritisierte im Gespräch mit Jan Jekielek auch die Rolle der Presse. "Journalisten – ich glaube nicht einmal, dass es Journalisten sind – sind heute zu selten Journalisten, sondern Schreiber, die unkritisch und oft auf Kosten der Sorgfalt das verbreiten, was etablierte Wissenschaftler oder etablierte Politiker mitteilen lassen wollen. Sie plappern einfach das nach, was ihnen aufgetragen wird, um es an die Öffentlichkeit weiterzugeben. Sie agieren eher als Propagandisten denn als Journalisten und Reporter." Vor einigen Jahren haben Attkisson zufolge die Leitmedien nie unkritisch wiedergegeben, was Regierungspolitiker verkünden. Sondern die Presse fragte früher nach, sei skeptisch gewesen, suchte nach Beweisen, forderte andere Sichtweisen ein. Heute versuchten Journalisten "als Sprachrohr der Regierung" dagegen sogar, die Menschen regelrecht davon zu überzeugen, dass die Regierungsmeinung die Wahrheit sei. Für Attkisson gibt es "kaum noch einen nennenswerten Unterschied zwischen den Leuten, die eine Botschaft verbreiten wollen, und den Boten in den Medien".

(…) Sie riet den Menschen bei Themen, die ihnen wichtig sind, sich mit den Originalquellen zu beschäftigen, eigene Recherchen zu machen, selbst zu denken und auf ihre "kognitive Dissonanz" zu vertrauen. Damit meinte sie: Wenn man einen Widerspruch empfindet zwischen dem, was die Medienwelt vermittelt, und seiner eigenen Wahrnehmung, soll man das ernst nehmen. Attkisson: "Du wirst damit öfter recht haben, als du denkst."




7. Unser internationaler Blick schweift heute schließlich zu einem Fall in Malta:

Nachdem eine ausländische Frau ihren Ehemann wegen Vergewaltigung angezeigt hatte, wurde bei Ermittlungen in Malta ein 18-minütiges Video entdeckt, das zeigt, dass sie in Wirklichkeit ihn körperlich misshandelt hat.

TVM berichtete, dass die 36-jährige Frau, die bei der Foundation of Educational Services arbeitet, deren Name und Staatsangehörigkeit jedoch aufgrund einer gerichtlichen Verfügung nicht genannt werden dürfen, wegen häuslicher Gewalt angeklagt wurde, weil sie ihren Mann angegriffen und ihm anschließend leichte Verletzungen zugefügt hatte. Sie plädiert auf nicht schuldig.

Ihre angeblichen Misshandlungen kamen ans Licht, nachdem bei Ermittlungen, die durch ihre eigene Anzeige wegen Vergewaltigung ausgelöst worden waren, eine Kamera in ihrer Wohnung gefunden worden war, die Videoaufnahmen von häuslicher Gewalt gegen den Mann enthielt, wobei seine Frau ihn mit den Händen, einem Schlagstock, einer Bratpfanne und einem Kessel mit heißem Wasser angriff.

Der Staatsanwaltschaft zufolge wurden die Kinder des Paares im Alter von sieben und 14 Jahren Zeugen der Misshandlungen und sprachen mit der Polizei darüber.

Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass Falschmeldungen über Vergewaltigung und häusliche Gewalt die sehr realen und sehr schädlichen Fälle anderer Frauen stark beeinträchtigen. Generell besteht die Gefahr, dass die Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter und der Aufklärung über geschlechtsspezifische Gewalt um Jahre zurückgeworfen werden.


Öhm, es ist offenbar nebensächlich, aber: Schadet häusliche Gewalt, die gegen Männer begangen wird, nicht irgendwie auch … Männern?



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