Hunderte Jungen menschliche Schutzschilde bei Gefängnisausbruch des Islamischen Staats – News vom 27. Januar 2022
1. Der Islamische Staat hat ein syrisches Gefängnis angegriffen, in dem mutmaßliche Mitglieder der Gruppe untergebracht sind. Über die Eskalation des Konflikts berichtet der britische Guardian:
Das Schicksal von mehr als 700 Jungen und jugendlichen Häftlingen steht im Mittelpunkt der Belagerung eines von Kurden geführten Gefängnisses in Syrien, das am Freitag von Dschihadisten überrannt wurde. Ihnen wird vorgeworfen, die Jungen als menschliche Schutzschilde zu benutzen.
Als die Belagerung des Ghwayran-Gefängnisses in der kurdisch geführten Stadt Hasakah im Norden des Landes in den fünften Tag ging, zogen darin befiindliche Gefangene des Islamischen Staates in einen Schlafsaal ein, in dem die Jungen, von denen einige erst 12 Jahre alt sind, untergebracht waren. Damit wollten sie einen Angriff der draußen stationierten kurdischen Streitkräfte unterbinden.
Führende Vertreter der kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) erklärten, es habe mehrere Tote und Verletzte unter den gefangenen Kindern gegeben. Save the Children, das die Gefangenen in den vergangenen drei Jahren unterstützt hat, drängte auf erneute Anstrengungen zur Rückführung der Jungen, von denen viele von außerhalb Syriens stammen und als Kinder von IS-Mitgliedern den Aufstieg und Fall des sogenannten Kalifats miterlebt haben.
Die Belagerung und der Vorwurf des Einsatzes menschlicher Schutzschilde haben die Praxis der Inhaftierung von Kindern und die Weigerung ausländischer Regierungen, ihre Bürger zurückzubringen, erneut ins Licht gerückt - fast drei Jahre, nachdem der IS sein gesamtes verbliebenes Territorium in den fernöstlichen Wüsten Syriens verloren hat.
"Was wir aus dem Ghwayran-Gefängnis hören, ist zutiefst erschütternd", sagte Sonia Khush, die Leiterin der Syrien-Reaktion von Save the Children. "Berichte, dass Kinder getötet oder verletzt wurden, sind tragisch und empörend. Die Verantwortung für alles, was diesen Kindern zustößt, liegt auch bei den ausländischen Regierungen, die dachten, sie könnten ihre Kinder in Syrien einfach im Stich lassen. Das Risiko von Tod oder Verletzung steht in direktem Zusammenhang mit der Weigerung dieser Regierungen, die Kinder nach Hause zu bringen. Alle ausländischen Kinder müssen - zusammen mit ihren Familien - ohne weitere Verzögerung repatriiert werden. Die internationale Gemeinschaft darf nicht das Blut eines dieser Kinder an ihren Händen haben."
Farhad Shami, der Leiter der SDF-Medien, sagte: "Sie sind größtenteils keine Syrer und wir haben sie während des Falls von Baghouz [der letzten Bastion des IS Anfang 2019] gefangen genommen. Wir haben zunächst Lager für sie in der Nähe von Raqqa und Deir Azzour eingerichtet, dann wurden sie in dieses Gefängnis verlegt."
Viele der Jungen sollen in die Reihen der sogenannten "Jungen des Kalifats" eingezogen worden sein, einer Kinderarmee, die von den IS-Führern als Kanonenfutter oder als Saboteure eingesetzt wurde, um leichter in zivile Gebiete eindringen zu können. "Diese jungen Menschen wurden von Isis [IS] für Selbstmordattentate und andere Militäroperationen ausgebildet", so Shami. "Jetzt hat Isis die Kontrolle über diesen Teil des Gefängnisses übernommen und wir können sie nicht bekämpfen oder bombardieren."
(…) Save the Children gab an, im Besitz von Tonaufnahmen zu sein, auf denen ein Junge um Hilfe fleht. Die Organisation hat den Kindern Erholungsräume, Hilfsgüter und frische Lebensmittel zur Verfügung gestellt und sie psychologisch betreut. Die Rehabilitierung von Kindern, die von den Schrecken des IS betroffen sind, stellt eine große Herausforderung für Nichtregierungsorganisationen und kurdische Behörden dar, die nach eigenen Angaben nicht über die Kapazitäten für eine solche psychologische Betreuung verfügen.
"Die Jungen müssen die medizinische Unterstützung erhalten, die sie für die bei dem Angriff erlittenen Verletzungen brauchen, und sie müssen Zugang zu psychologischer Unterstützung haben, um ihre Erlebnisse zu verarbeiten und sich davon zu erholen", so Khush. "Es ist von entscheidender Bedeutung, dass alle diese Kinder dabei unterstützt werden, sich zu erholen und sich wieder sicher in ihre Gemeinschaften zu integrieren, damit sie ihr Leben neu aufbauen können."
2. Das Forum Soziale Inklusion hat den Bundesministern der Justiz (BMJ) Dr. Marco Buschmann und für Familie (BMFSFJ) Anne Spiegel sein Positionspapier zur überfälligen Reform des Familienrechts geschickt.
3. Der TV-Star und Schriftsteller Michael Degen kritisiert in einem aktuellen Interview Dinge, die er für Fehlentwicklungen im gesprochenen Deutsch hält:
"Zu denken, bevor man etwas formuliert, wäre hilfreich - und Sätze bilden zu können, die aus mehr bestehen als Subjekt, Prädikat und Objekt. Wenn ich auf der Straße höre: 'Ey Digga, gehst Du Edeka?', schüttelt es mich. Wenn allerdings in den Medien auf Teufel komm raus gegendert wird, auch. Sprache muss und wird sich im täglichen Gebrauch weiterentwickeln. Es wäre nur schön, wenn sie dabei nicht bis zur Unkenntlichkeit zerbeult würde."
4. In Großbritannien wird die Bekämpfung von Corona inzwischen gefördert, indem Impfstunden ausschließlich von und für Frauen stattfinden, damit dabei jeder Kontakt mit Männern vermieden werden kann. Anscheinend ist das nötig, weil viele Frauen Männer bedrohlicher als einen tödlichen Virus finden.
5. Die Post. Einer meiner Schweizer Leser schreibt mir zur dortigen Rentenlücke, die bei Alleinstehenden inzwischen zu Lasten der Männer geht, und mit Bezug auf die unterschiedlichen Lebenserwartungen der Geschlechter:
Zu Deinem Beitrag über die Rente in der Schweiz (NZZ 26.01.) möchte ich noch ergänzen, dass Frauen hierzulande ein Jahr früher in Rente gehen. Sprich sie zahlen ein Jahr kürzer ein und haben eine höhere Lebenserwartung. Bei den erwähnten Medianrenten ergibt sich somit folgendes Bild:
Männer
Lebenserwartung 76.9 Jahre
Eintrittsalter: 65 Jahre
Rentendauer: 11.9 Jahre = 142.8 Monate
Medianrente pro Monat: 1.874 CHF
Totalrente bis zum Tod: 267.607 CHF
Frauen
Lebenserwartung 82.6 Jahre
Eintrittsalter: 64 Jahre
Rentendauer: 18.6 Jahre = 223.2. Monate
Medianrente pro Monat: 1.926 CHF
Totalrente bis zum Tod: 429.883 CHF
Die durchschnittliche Frau erhält also insgesamt 162‘276 CHF (oder 60.6 %) mehr Rente als der durchschnittliche Mann – und das, obwohl sie ein Jahr kürzer einbezahlt hat.
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