Student geht juristisch gegen Zwang zum Gendern vor – News vom 21. Februar 2022
1.
An der Universität sind Studentinnen und Studenten verpflichtet, in ihren Arbeiten zu gendern. Richtlinien und ein Leitfaden geben entsprechende Regeln vor, obwohl diese nicht der amtlichen Rechtschreibung entsprechen – bei Nichtbeachtung droht Punktabzug. Dies will der Student der Transkulturellen Kommunikation am Zentrum für Translationswissenschaft (ZTW) der Universität Wien nicht hinnehmen. "Es ist nicht Aufgabe der Universität, durch eine bestimmte Sprachgestaltung in Studienleistungen zu einer 'Veränderung der Welt' beizutragen, wie es in der Leitlinie formuliert ist", sagt sein Anwalt, Dr. Gerald Ganzger von der Kanzlei Lansky, Ganzger, Goeth, Frankl und Partner in Wien. Der Verein Deutsche Sprache (VDS) unterstützt den jetzt der Universität zugestellten Feststellungsantrag.
In den Leitlinen des Studiengangs wird das Gendern vorgegeben, um eine "gesellschaftliche Veränderung" und eine "Beeinflussung von feststehenden Normen und Machtverhältnissen" zu erreichen. "Der Studiengang soll junge Menschen befähigen, Texte zu übersetzen – frei von Ideologie und politischen Absichten", stellt Ganzger klar, "einen Studenten dazu zu zwingen, eine Meta-Ebene zu öffnen und den Inhalt eines Textes weltanschaulich zu verändern, überschreitet die Kompetenzen der Dozenten." Das Gendern sei wirklichkeitsfremd, zumal die Uni selbst in anderen Veröffentlichungen selbst Begriffe wie "Kläger", "Berufungsgegner", "Richter" nutzt und damit akzeptiert, dass das generische Maskulinum alle Menschen unabhängig vom Geschlecht anspricht, eine Diskriminierung findet durch den korrekten Gebrauch von Sprache nicht statt. "Es ist nicht hinnehmbar, dass Studenten ohne gesetzliche Grundlage eine politisierte Sprache nutzen müssen, um keine negativen Studienauswirkungen befürchten zu müssen. Woanders würde man sowas 'Erpressung' nennen", so Ganzger, "das eigenmächtige Diktat durch die Prüfer ist schlichtweg nicht akzeptabel."
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2. In der Debatte um eine "geschlechtergerechte Sprache" thematisiert Meinhard Creydt auf Telepolis einen bislang übersehenen Aspekt: die Dominanz des weiblichen Artikels. Ähnlich wie "feministische Sprachwissenschaftlerinnen" in das generische Maskulinum als angeblichen Ausdruck von Sexismus verbissen haben, beschäftigt sich Creydt mit diesem blinden Fleck:
Wer sich für geschlechtergerechte Sprache interessiert, wird fragen: Welches Geschlecht herrscht vor, wenn die Sprache auf das zu sprechen kommt, was für uns Menschen zentral ist?
Fangen wir an mit der unbestreitbaren Bedingung alles irdischen Lebens. Ist es bloßer Zufall, dass uns, wenn wir darüber reden, zuerst die Sonne einfällt und dass der andere sichtbare, aber für uns minder lebensnotwendige, ja im Vergleich zur Sonne geradezu als Aschenputtel firmierende Himmelskörper den männlichen Artikel zugeteilt bekommt?
So etwas kann ja mal passieren, denken wir. Das Wohl und Wehe der Menschen hängt schließlich nicht nur von den Himmelskörpern ab. Richten wir also unsere Aufmerksamkeit auf etwas Prosaischeres: Ohne die (!) Arbeit können Menschen nicht existieren. Erstaunlicherweise begegnet uns auch hier der weibliche Artikel. Die Wirtschaft, die Ökonomie und die Firma sind die Bereiche der Arbeit und Reproduktion.
Die (!) Konjunktur dieser mit weiblichem Geschlechtswort versehenen Wesen erweist sich als entscheidend für die (!) Einkommenssituation der Menschen. Ihre Gesamtheit müssen wir, ob wir wollen oder nicht, wieder mit einem weiblichen Artikel versehen: die Bevölkerung.
Dafür, dass menschliche Lebewesen bewusste und gesittete Subjekte werden können, dafür sind bestimmte Einrichtungen unabdingbar. Gespannt fragen wir uns, welches Geschlecht unsere Sprache ihnen gibt. Es handelt sich um die (!) Erziehung und die Schule. Damit hört die (!) Sozialisation und die Bildung aber nicht auf. Was folgt auf die Schule? Richtig: Die (!) Hochschule oder die Universität.
Und was vermitteln diese Einrichtungen? Die (!) Wissenschaft und die Kultur. Wie entsteht sie? Durch die (!) Forschung, durch die Erkenntnisarbeit und die Theorie. Was für eine auffällige Häufung des weiblichen Artikels bei den Stationen, die die Menschen durchlaufen, wenn sie sich zu kultivierten Wesen entwickeln.
Creydt breitet seine Beobachtungen weiter aus, um dann seinen Punkt zu machen:
Die Debatte hat sich verengt auf das sogenannte generische Maskulinum. Mit ihm wird bspw. von dem Schüler, dem Lehrer, dem Autor gesprochen, auch wenn Frauen und alle anderen Geschlechter gemeint sind. Die Konzentration bis Fixierung auf dieses Problem verengt bislang die Aufmerksamkeit für geschlechtergerechte Sprache massiv.
Anne Wzorek schreibt:
"Unsere Welt besteht nun einmal nicht nur aus Männern, warum sollten wir sie also ausschließlich in männlicher Form denken?"
Die Autorin reduziert personalistisch die Welt auf Personen. Dass zentrale Elemente der Natur, der Dingwelt sowie der Gesellschaft – wie gezeigt – weibliche Artikel tragen, dieses Thema kommt in der Auseinandersetzung um geschlechtergerechte Sprache nicht vor. Viele nehmen Anstoß daran, dass Sprache ein Machtkonstrukt sei.
Neben dem generischen Maskulinum wird als Beleg genannt, dass die Sprache die fluide Geschlechtlichkeit der vielfältigen Geschlechter nicht zu artikulieren vermöge. (Auch wenn Lann Hornscheidt sich als genderfrei versteht und die Pronominaform -ens nutzt. Also nicht Professorin oder Professor, sondern: Professorens!)
Wie aber verträgt sich das Dogma "Die Diagnose vom Deutschen als Männersprache hat allen Versuchen widerstanden, sie zu bestreiten" (Anatol Stefanowitsch) – was für Dogmen nichts Ungewöhnliches ist – mit der skizzierten Ausbreitung des weiblichen Artikels?
(…) Ein A und O der Welt- und Selbstsicht besteht in der Diskriminierung des Männlichen in der Bezeichnung der Zentralobjekte unseres Seins. (...) Nichts Geringeres als ein Paradigmenwechsel steht an. Alles hängt nun davon ab, die Wahl des Geschlechts in Bezug auf diejenigen Objekte, die für Menschen wesentlich sind – von "die Sonne" bis zu "die Dusche" – ernstzunehmen. Hier sitzt der Ausgangspunkt für die grundstürzende Revision der verengten Debatte. Nur wenige nehmen das bislang wahr und viele wollen es (noch) nicht wahrhaben.
Die entscheidende Wende lässt sich aber nicht mehr aufhalten. Die Transformation wird weit mehr als die Auseinandersetzung um die geschlechtergerechte Sprache umwälzen. Sind erst die Vorstellungen revolutioniert, hält die Wirklichkeit nicht stand.
Ich bin mir nicht sicher, ob Creydt es ernst meint oder die Verstiegenheiten der "feministischen Sprachwissenschaft" mit seinem Text karikieren möchte.
3. In der Ukraine herrscht die gewohnte Rollenverteilung zwischen den Geschlechtern:
Denis Puschilin, Chef der prorussischen Separatistenregierung in der Region Donezk, gab am Samstag eine Erklärung ab, in der er eine vollständige Mobilisierung der Truppen ankündigte und die Reservisten aufforderte, sich bei den Einberufungsstellen zu melden.
Eine ähnliche Ankündigung folgte kurz darauf von Leonid Pasechnik, dem Separatistenführer in der Region Luhansk.
Puschilin sprach von einer "unmittelbaren Bedrohung durch die ukrainischen Streitkräfte", was von ukrainischer Seite zuvor vehement bestritten wurde.
Er sagte: "Ich appelliere an alle Männer in der Republik, die Waffen in der Hand halten können, ihre Familien, ihre Kinder, Ehefrauen und Mütter zu verteidigen. Gemeinsam werden wir den ersehnten Sieg erringen, den wir alle brauchen.
Die Ankündigung erfolgte zu einem Zeitpunkt, als eine Massenevakuierung von Frauen, Kindern und älteren Menschen aus den von den Rebellen kontrollierten Gebieten in den Regionen Donezk und Luhansk ins benachbarte Russland begann.
Während Männer also wie gewohnt Frauen schützen und verteidigen, fabuliert die Berliner "taz":
Die demonstrierte Macht der Panzer mit ihren phallischen Kanonenrohren und der Kampfflugzeuge mit ihren geschürzten Schnauzen wirkt obszön. Sie richten sie auf die Ukraine; Ukrayina. In Sprachen mit grammatischem Geschlecht ist die Ukraine weiblich. Die Ukraine also – aber selbst wenn das Land die Frau ist, ist dies kein Freibrief, sie mit Gewalt zur Vereinigung zu zwingen: "Nein heißt Nein." Auch im Tierreich wird vergewaltigt. (…) Delfine, Fledermäuse, Stockenten sind auf Gang-Bang aus.
(…) Baerbock ist kaum im Amt, schon ist sie mit einem brandgefährlichen Konflikt konfrontiert, in dem Männer ihre geschwollenen Kämme zeigen. Was macht sie? Sie deutet, wenngleich in einem anderen Krisengebiet, dem in Nahen Osten, mit dem Finger auf Zusammenhänge, die im Kriegsdiskurs so nicht vorkommen. Und sie redet. Redet, wie andere auch, mit allen am Konflikt Beteiligten. Denn der Faden darf nicht abreißen. Konfliktlösung hat viel mit Gespräch zu tun und nicht damit, zur Waffe zu greifen. Scheherazade hat es vorgemacht, als sie redete, bis der Aggressor, ihr eigener Mann, davon abließ, sie umzubringen.
In den Kommentaren unter dem Artikel zeigt sich, dass etliche Leser sich dem bunten Mix aus Geopolitik, Tierreich und arabischen Märchen ebenso wenig anschließen möchten wie dem sexistischen Weltbild der Autorin – und der stupiden Vereinfachung eines komplexen Konfliktes auf "männliche Kanonenrohre vergewaltigen die weibliche Ukraine".
4. Die WAZ titelt "Familienrollen im Corona-Wandel: Neue Väter hat das Land". Nachdem Feministinnen wie vor allem Jutta Allmendinger getönt hatten, die Pandemie habe "Rollenverteilung und Gleichstellung" um 30 Jahre zurückgeworfen – "dreißig Jahre" betonte Will die absurde Propaganda eigens noch einmal auf Twitter – erfahren wir nun mal wieder, das alles ganz anders ist:
Dank Homeoffice und flexibler Arbeitszeitmodelle sowie kurzfristiger und kreativer Vereinbarkeitspolitik von Unternehmen konnte ein Teil der Väter während Corona erstmals ein partnerschaftliches Familienmodell im Alltag ausprobieren.
Zwar haben Mütter nach wie vor den größten Anteil der Care-Arbeit übernommen. Allerdings ist der Sorgeanteil der Väter innerhalb des Jahres deutlich gestiegen: 2019 übernahmen Väter durchschnittlich nur 2,8 Stunden der täglichen Sorgearbeit, Mütter hingegen 6,7 Stunden. Im Frühling 2020 kletterte die Zahl bei den Vätern auf 5,3 Stunden und auf 9,6 Stunden bei den Müttern.
Übrigens schließt sich auch Frauenministerin Anne Spiegel den Alarmismus von Jutta Allmendinger und Anne Will nicht an:
"So schnell hat Corona die Gleichberechtigung nicht zurückgedreht. Viele Väter, die sich in der Pandemie stärker für die Familie engagiert haben, wollen das auch in Zukunft beibehalten", sagte die Grünen-Politikerin, selbst Mutter von vier Kindern im Kita- und Grundschulalter, der "Bild am Sonntag".
(…) Spiegel plädierte für eine differenzierte Betrachtung: „Ganz klar: Mütter waren und sind in der Krise sehr stark belastet“, sagte sie. "Aber eine Reihe von Untersuchungen zeigen uns, dass sich auch die Väter im Lockdown, als Schulen und Kitas geschlossen waren, sehr stark engagiert haben."
In dem Artikel aus der WAZ heißt es weiter:
Der Väterreport spiegelt die deutsche Wirklichkeit wider: 55 Prozent der Väter versichern, dass sie etwa die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen möchten. Wunsch und Wirklichkeit stimmen aber noch längst nicht überein: nur 17 Prozent der Eltern übernehmen etwa gleiche Anteile. Dennoch sieht Vaterkurs-Leiter Althoff, der ursprünglich aus dem Führungskräfte-Coaching kommt, gute Anzeichen dafür, dass sich das ändern könnte: "Familienfreundliche Maßnahmen haben laut Väterreport in mehr als jedem zweiten Unternehmen mittlerweile einen höheren Stellenwert als vor Covid-19."
(…) Laut der Trendstudie "Zukunft Vereinbarkeit" des Väternetzwerks "Conpadres" und des Marktforschungsinstituts Forsa sind die "neuen Väter" auf einem guten Weg: 37 Prozent der Männer in Deutschland nehmen sich den eigenen Freundes- und Bekanntenkreis zum Vorbild zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf.
Um diesen Wert noch zu steigern, rät Althoff: "Schaffen Sie sich Ihr eigenes Väter-Netzwerk – aus Freunden, Verwandten, anderen Vätern aus Kita und Nachbarschaft. Treffen Sie sich regelmäßig und sprechen Sie über Kinder und Familie. Sie werden überrascht sein, wie viel Wertschätzung und hilfreiche Perspektiven Sie bekommen."
Dabei sei es besonders wichtig, sich mit Männern zu umgeben, die positiv und wertschätzend mit Ihnen und den anderen Männern umgehen: "Jede Generation geht einen Schritt in der Veränderung", fasst Nicola Schmidt aus ihrer Sicht die neue Bewegung zusammen, "und wir sind längst auf einem neuen Weg – Vater für Vater."
5. Das Nürnberger Land berichtet in einem Kurz-Artikel über das "Väter-Netzwerk" und den Vorsitzenden des Vereins, André Roßnagel.
6. Die britische Daily Mail berichtet über die Diskriminierung von Männern bei Scheidungsverfahren.
Das Bild vom armen Ehemann, der nach dem Scheitern seiner Ehe von einer glücklichen Ex-Frau schlecht behandelt wird, mag wie ein sexistisches Klischee erscheinen.
Doch in den meisten Scheidungsfällen kommen die Männer tatsächlich am schlechtesten weg - und zwar nach Meinung der Frauen, von denen sie sich trennen.
Zwei Drittel der Ehefrauen glauben, dass die Männer den Kürzeren ziehen, wenn es um den Umgang mit den Kindern geht.
Weniger überraschend ist, dass fast 90 Prozent der geschiedenen Männer der gleichen Meinung waren.
Dies ergab eine im Auftrag der Anwaltskanzlei Vardags durchgeführte Umfrage unter 2.000 geschiedenen Personen.
(…) Die Gründerin der Kanzlei, Ayesha Vardag, die als "Diva der Scheidung" bezeichnet wird, weil sie eine Reihe wohlhabender Mandanten vertritt, sagte, sie glaube, dass "Männer im Allgemeinen eine ziemlich negative Sicht auf eine Scheidung entwickeln", weil sie oft nichts falsch gemacht hätten, was zur Trennung geführt habe. "Ich kann mir vorstellen, dass sich von einem geschiedenen Mann zum anderen herumspricht, dass die Scheidung letztlich ein Spiel der Frauen ist und die Chancen gegen sie stehen."
Die Männer spielen dabei nur eine Rolle: den archetypischen Antagonisten. Die hemmungslose und lustgetriebene Liebesratte, die zwischen ihren Affären, Saufgelagen und ihrem anspruchsvollen Arbeitspensum nur einen kurzen Blick auf ihre Kinder wirft.
Und weil das so ist, bekommen die Frauen nicht nur den Großteil des Vermögens, sondern auch das Sorgerecht für die Kinder.
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