Freitag, Oktober 01, 2021

Student von Frau sexuell belästigt: "Ich will nicht mehr schweigen" – News vom 1. Oktober 2021

1.
Eine Frau belästigt René Fischer (24) im Ausgang sexuell: Sie leckt ihm das Gesicht ab und entblösst ihr Geschlechtsteil. Auf Tiktok lässt der Student Luft ab – und geht damit viral.


In der Schweizer Zeitung "20 Minuten" berichtet der Student weiter:

Dank dem Gespräch mit der Übergriffigen habe Fischer den Vorfall schnell verarbeitet – "aber das gelingt nicht allen. Und es f* mich up, dass man in der Schweiz nicht über sexuelle Belästigung von Männern redet." Weil man zu viel Angst vor den Urteilen der anderen habe, werde das Thema totgeschwiegen. "Ein Grund ist auch, dass wir Männer das Gefühl haben, wir müssen immer stark sein oder sexuelle Handlungen immer geil finden", so Fischer. Sexuelle Belästigung durch Frauen sei viel verbreiteter, als man denke: letztes Wochenende habe er schon seinen dritten sexuellen Übergriff erlebt. "Dieses Mal wollte ich nicht mehr schweigen! Die vielen Reaktionen auf mein Video zeigen, wie sehr das Thema die Leute bewegt. Viele sind schockiert, zu erfahren, dass es so etwas überhaupt gibt." Er habe im Internet schon Videos von Frauen gesehen, die von ihren Erlebnissen zu sexuellen Übergriffen erzählten, von Männern jedoch noch nie.

Die Reaktionen auf den Clip seien fast durchwegs positiv: "Stark, dass du darüber redest!", "Danke fürs darüber Reden und Enttabuisieren", "So ein wichtiges Video", schreiben Tiktok-User*innen. Manche hätten ihn persönlich angeschrieben und ihm von ähnlichen Erlebnissen erzählt. Mit dem Video will er das Thema enttabuisieren. "Nur dadurch können Männer, die Übergriffe erfahren, solche schneller einordnen und entsprechend reagieren."


Der Artikel enthält auch ein Interview mit dem Männerpolitiker Markus Theunert, der abwiegelt und relativiert: Obwohl er über keinerlei Kenntnisse über die Häufigkeit männlicher Opfer verfügt – "Ich kenne keine zuverlässigen Zahlen zu sexueller Belästigung von Männern im öffentlichen Raum." – weiß er eines ganz genau: "Die Gefährdung von Männern steht in keinem Verhältnis zur Gefährdung von Frauen im öffentlichen Raum." Die Lösung für sexuelle Übergriffe gegen Männer liege darin, dass Jungen und Männer lernen, "sich kritisch mit Männlichkeit auseinanderzusetzen". An die Täterinnen und andere Frauen stellt Theunert keine Forderungen in diesem Interview.

Den Mythos, dass sexuelle Belästigung weit überwiegend von Männern an Frauen begangen wird, zerpflücke ich hier. Dort findet man auch die konkreten Zahlen, die Theunert nicht kennen will.



2. Christian Schmidt bespricht einen gestern auf Genderama verlinkten Artikel:

"Wir sehen Männer nur negativ". Das stört Markus Theunert. Deswegen spricht er ihnen gleich mal das Menschsein ab.

Die Kritik bezieht sich auf folgende Passage von Theunerts Artikel:

Wenn wir daran glauben, dass diese Sehnsucht besteht, weil auch Männer Menschen waren, bevor sie sich zu Männern machen ließen, verändert sich die Dynamik.


Christian Schmidt kommentiert:

Männer sind also keine Menschen. Sie waren, wurden dann aber zu Männern gemacht. Was für ein Mist. Ich habe kein Problem mich als Mann zu sehen und gleichzeitig als Mensch. Wie wohl die meisten Menschen Männer als Menschen sehen. (…) Wer mich nicht als Mensch sieht oder meint das damit Mann sein nicht vereinbar ist, der kämpft nicht mit mir und ist kein Verbündeter.




3. Thomas Gesterkamp hat einen seiner Beiträge, die gegen die Bürger- und Menschenrechtsbewegung der Männer gerichtet sind, in Albrecht von Luckes "Blätter für deutsche und internationale Politik" veröffentlicht: Männerrechte oder rechte Männer? . Der Beitrag verschwindet schnell hinter einer Bezahlschranke, aber schon die ersten Sätze lassen erahnen, dass er die gewohnten Versatzstücke an Ressentiment enthält. Bemerkenswert ist allenfalls, warum Gesterkamp & Co. die Notwendigkeit sehen, ständig solche Attacken zu fahren.



4. In einem einstündigen Podcast der "Welt" erklärt der Germanist Fabian Payr, inwiefern Gendern unwissenschaftlich und sexistisch ist.



5. Ein Frankfurter Banker wird von drei Frauen zusammengeschlagen und ausgeraubt. Was bei umgekehrten Geschlechterrollen ein brutales Verbrechen wäre, wird in einem Artikel der Frankfurter Rundschau zur belustigt geschilderten Posse:

Ein Banker im Korsett wird von drei Königinnen der Nacht in seiner eigenen Wohnung nach allen Regeln der Kunst stundenlang windelweich geprügelt. Dem Mann gelingt es schließlich, sein – bis auf das "bandscheibenvorfallbedingte" Korsett – nacktes Leben auf die Straße zu retten. Hilflos muss er dort mit ansehen, wie die drei Furien seine verwüstete Wohnung mit reicher Beute verlassen: seinem Saugroboter, einem jener modernen elektronischen Heinzelmänner, die saugen und blasen, wo Mutti sonst nur saugen kann.




6. Dass die meisten Gewalttaten im öffentlichen Raum von Männern begangen werden, erscheint vielen Ideologen als Beleg für mal eine Folge des Testosterons, mal der "toxischen Männlichkeit", mal der Unterdrückung der Frau im "Patriarchat". Eine neue Studie weist auf eine viel naheliegendere Ursache hin: Körperliche Kraft ist bei Frauen wie Männern ein Indikator für Beteiligung an politischer Gewalt.

Eine Reihe früherer Studien hat ergeben, dass größere körperliche Stärke mit erhöhter Aggression und Dominanz verbunden ist. Es gibt jedoch nur wenige Studien, die untersuchen, ob körperliche Stärke mit politischen Ansichten und Verhaltensweisen zusammenhängt.

"Ich studiere politische Gewalt. Ich interessiere mich dafür, warum Menschen gewaltsame Proteste gegen die Regierung, bewaffnete Bürgerkriege und andere Formen politischer Gewalt unterstützen oder sich daran beteiligen. Meine Forschung verbindet Politikwissenschaft mit Psychologie", sagte Henrikas Bartusevičius, ein leitender Forscher am Friedensforschungsinstitut Oslo und Autor der neuen Studie.

"Kürzlich stieß ich auf eine interessante, von der Evolutionspsychologie inspirierte Forschungsrichtung, die zeigt, dass körperlich stärkere Männer aggressiver sind. Darauf aufbauend wollte ich herausfinden, ob körperlich stärkere Männer auch im Bereich der Politik aggressiver sind, insbesondere, ob sie motiviert sind, sich an gewalttätigen Protesten gegen die Regierung zu beteiligen."

(...) Die wichtigste Erkenntnis aus diesen Ergebnissen ist, dass wir allein durch die Betrachtung einer Reihe grundlegender individueller Unterschiede einen beträchtlichen Teil der Unterschiede in der Bereitschaft der Menschen, sich an politischer Gewalt zu beteiligen, erklären können. Herkömmliche Erklärungen für politische Gewalt betonen nuancierte politische, wirtschaftliche, kulturelle und umweltbedingte Faktoren.

"Meine Forschungen legen nahe, dass wir die Rolle elementarer individueller Merkmale nicht übersehen sollten, insbesondere jener, die nachweislich mit Aggression im zwischenmenschlichen Bereich zusammenhängen. Kurz gesagt, Variablen, die sich auf zwischenmenschliche Aggression beziehen, sind auch Variablen, die sich wahrscheinlich auf den Einsatz von Aggression in der Politik beziehen", erklärte Bartusevičius.

Die Ergebnisse stehen im Einklang mit einer anderen, in diesem Jahr veröffentlichten Studie, in der festgestellt wurde, dass körperliche Stärke die Befürwortung militärischer Maßnahmen zur Lösung globaler Konflikte vorhersagt.


Was für politische Gewalt gilt, scheint auch für andere Formen der Gewalt im öffentlichen Raum zu gelten. Die Schlussfolgerung liegt nahe: Würden Frauen über dieselbe körperliche Stärke verfügen wie Männer, wären sie dort ebenso gewalttätig. Sie sind keine besseren Menschen.



7. Beim privaten britischen Rundfunksender "GB News" veröffentlichte die Journalistin Alex Phillips vorgestern den Beitrag "Viele Feministinnen wollen anscheinend Männer bestrafen – es ist Zeit, dass wir sie unterstützen". In dem Beitrag heißt es:

Das ist alles eure Schuld. Zu lange habt ihr die Gesellschaft in fast allen Kulturen der Welt dominiert. Ihr seid soziopathisch, rücksichtslos, egoistisch und mangelhaft in Bereichen, in denen wir euch besser machen müssen. Das Patriarchat ist, mit einem Wort, giftig. So fühlen sich viele Männer heute angesprochen.

Sie werden mit einer angeborenen Schuld geboren, einer Erbsünde. Als die tragischen Umstände des Mordes an Sarah Everard in die Schlagzeilen gerieten, wurden sogar Forderungen nach einer Ausgangssperre für Männer laut, die 50 % der Bevölkerung mit einem psychopathischen und zutiefst bösen Monster in einen Topf warfen.

Wie sollen Männer darauf reagieren, was können sie tun? Die Verwirrung ist verständlich: Einerseits wird den Männern gesagt, dass ihre toxische Männlichkeit die Ursache allen Übels ist, andererseits werden sie ermutigt, nicht zu metrosexuell und nicht zu verweiblicht zu sein, aber auch nicht zu ruppig und nicht zu neandertalisch. Es wird erwartet, dass er der perfekte Vater ist, ein Leistungsträger, der das oberste Regal erreichen und die Möbel tragen kann, sich einen Bart wachsen lässt, über 1,80 m groß ist und dabei ein echter Gentleman ist, der seinen Platz für eine Frau räumt.

Probleme, die alle Menschen betreffen, werden allzu oft so dargestellt, als beträfen sie nur Frauen: etwa Körperbild und Objektivierung, Vergewaltigung, Depression, alleinerziehende Elternschaft, häusliche Gewalt und Sicherheit auf der Straße.

Der erfolgreichste Serienvergewaltiger des Vereinigten Königreichs, Reynhard Sinaga, verübte ein Jahrzehnt lang sexuelle Gewalt an schätzungsweise 190 Opfern: verletzliche junge Männer, betrunken und allein. Der Grund, warum er seine kranken Übergriffe so lange fortsetzen konnte, ist vielleicht, dass es Männern aufgrund des Drucks der wahrgenommenen Männlichkeit und der damit verbundenen Stigmatisierung von Vergewaltigungen viel schwerer fällt, zuzugeben, dass sie Opfer sind. Bis auf wenige Ausnahmen waren alle Opfer Sinagas weiße, heterosexuelle Männer. Das Durchschnittsalter betrug nur 21 Jahre. Wo war die Mahnwache? Wo waren die Plakate und Proteste? Die Dokumentarfilme? Die Wohlfahrtsverbände und Selbsthilfegruppen? Wo war der ohrenbetäubende öffentliche Aufschrei?

Die Selbstmordraten in der ganzen Welt zeigen auch ein geschlechtsspezifisches Paradoxon: Männer sterben drei- bis viermal häufiger als Frauen - fast eine Million Männer nehmen sich weltweit pro Jahr das Leben. In Großbritannien ist der Selbstmord die häufigste Todesursache bei Männern unter 45 Jahren. Die Wahrscheinlichkeit, Opfer eines Gewaltverbrechens zu werden, ist für Männer doppelt so hoch. Ja, die Täter sind eher Männer, aber ändert das etwas an der Notlage derer, die darunter leiden?

In der Schule wird das Leistungsgefälle zwischen Mädchen und Jungen immer größer. Jüngste nationale Lehrplanbewertungen zeigen, dass fast drei Viertel der Mädchen die erwarteten Standards in den Kernfächern erreichen, verglichen mit knapp zwei Dritteln der Jungen. Wenn es darum geht, dass benachteiligte Jugendliche in gewalttätige Banden hineingezogen werden, sind 90 % Jungen. Macht dies Männer zu Tätern? Zu den Opfern? Oder beides?

Inzwischen kommt Geschlechtsdysphorie bei einer von 30.000 männlichen Geburten vor, verglichen mit einer von 100.000 weiblichen. Fast ein Drittel der Männer hat Probleme mit ihrem Körperbild, und ein Zehntel von ihnen gab an, deswegen Selbstmordgedanken gehabt zu haben. Wir schicken mehr Männer als Frauen in den Krieg, die millionenfach geopfert werden, um uns alle zu schützen. Männer haben ein zehnmal höheres Risiko, bei der Arbeit getötet zu werden, da sie häufig in gefährlichen Berufen tätig sind; Frauen leben im Durchschnitt zehn Jahre länger. Männer werden jünger krank und leiden häufiger an chronischen Krankheiten, sie ernähren sich oft schlechter und zeigen riskante Verhaltensweisen wie Alkoholismus und Rauchen, aber Frauen suchen eher medizinische Hilfe.

Wenn es um die Gesundheit geht, sind Männer das ganze Leben lang das schwächere Geschlecht.

Dennoch hat sich die Rhetorik in Bezug auf Männer in den letzten Jahren vergröbert: von "Mansplaining" über "Manspreading" und "Toxische Männlichkeit" bis hin zur Zerschlagung des Patriarchats. Anstatt dass Feministinnen für Gleichberechtigung eintreten, hat man manchmal das Gefühl, dass das Endziel in der Bestrafung besteht. Es sollte keinen Kampf der Geschlechter geben, sondern Harmonie.

Wir alle brauchen gute Männer in unserem Leben. Und auch Jungen brauchen gute Männer. Vorbilder, Meister, Förderer, Freunde. Ist es nicht an der Zeit, sie emporzuziehen, statt sie niederzumachen?

Heute müssen wir wirklich über unsere Männer sprechen.


Speziell zum Niedermachen von Männern an Collges und Universitäten findet man aktuell auch einen Artikel im Politikmagazin "Spectator": "In der Höhle der Löwin: Warum Männer in der Hochschulbildung benachteiligt werden".



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