"Typisch Mann!" Grüne und Journalistinnen sauer auf Robert Habeck – News vom 29. September 2021
1. Nachdem gestern die auch von Genderama aufgegriffene Meldung durch die Medien ging, nach Annalena Baerbocks Versagen im Wahlkampf wolle sich nun Robert Habeck die Vizekanzlerschaft sichern (Habeck hat inzwischen dementiert), gab es darüber vor allem im linken Parteiflügel Unmut: Es solle nicht zugelassen werden, dass Annalena Baerbock "jetzt die Buhfrau-Rolle" bekomme. Ähnlichen Protest findet man in den Leitmedien. So befindet Constanze von Bullion in der Süddeutschen Zeitung:
Es ist eine Frage grüner Glaubwürdigkeit, dass Annalena Baerbock auch weiter in erster Reihe Verantwortung trägt bei den Grünen, und zwar für harte Kernthemen wie Wirtschaft, Klima, Außenpolitik. Ihr am Ende das Frauen- und Familienministerin zu überantworten, wie das bisher so üblich war, und dem Solotänzer Robert Habeck die große Bühne, das wäre eine grüne Bankrotterklärung.
Auch gegen die anderen Parteien wird geschossen:
Die FDP kommt in der Frage der Geschlechtergerechtigkeit daher wie ein Tabakskollegium des vorletzten Jahrhunderts. Die SPD hat mit Andrea Nahles, Katarina Barley, Manuela Schwesig und Franziska Giffey ihre wichtigsten Frauen aus der Bundespolitik verloren. In der Union ist nach dem Abschied von Angela Merkel keine Politikerin von nennenswertem Einfluss in Sicht. Das aber ist nicht hinzunehmen. Die nächste Regierung muss eine der Zukunft sein, nicht nur bei Fragen von Klima und Finanzen, bei Digitalisierung und Einwanderung. Sie muss das Versprechen eines Aufbruchs auch bei der Gleichstellung der Geschlechter einlösen. Sonst braucht sie gar nicht erst anzutreten.
Auf ähnliche Weise empört sich Johanna Roth in der "Zeit" (Bezahlschranke) über Robert Habeck:
Typisch Mann! Kaum erfüllt die Frau nicht, was von ihr erwartet wird, drängt er sie an den Rand und sich selbst in den Vordergrund. Sie hat sich abgemüht, er darf was daraus machen. (…) Haben sich die Grünen vom Feminismus schon wieder verabschiedet? (…) Das Fiese an struktureller Herabwürdigung von Frauen ist allerdings, dass sie einem heutzutage nicht mehr ins Gesicht springt. Man spürt sie daran, wie Baerbock vergleichsweise geringe Patzer nicht verziehen werden konnten, sondern zu einem Prüfstein ihrer Kompetenz wurden (…) Was also sagt es dann über die Grünen aus, dass an Tag eins nach der Wahl schon der Austausch der Spitzenkandidatin diskutiert wird – gegen einen Mann, von dem man nicht wissen kann, ob er es besser gemacht hätte, gegen den man sich doch auch bewusst entschieden hatte? (…) Meinen die Grünen es wirklich ernst damit, "den Aufbruch zu leben", muss Annalena Baerbock mindestens noch eine Chance in der ersten Reihe bekommen – sei es jetzt oder in vier Jahren.
Für die "taz" berichtet Ulrich Schulte:
Übernimmt nun Habeck als starker Mann – und Baerbock wird als gescheiterte Kanzlerkandidatin abgesägt? Die Nachricht machte in der Partei in Windeseile die Runde und sorgte für Erstaunen, aber auch Empörung. Den Eindruck zu erwecken, Annalena werde degradiert, sei schädlich, sagt einer aus der Fraktion. Mit Blick auf das bevorstehende Gespräch der Grünen mit FDP-Chef Christian Lindner sagt er: "Das Bild ist: Jetzt kommen die starken Jungs Robert und Christian und regeln das mal unter sich. Das regt gerade viele Frauen bei den Grünen auf."
Auf Twitter kommentiert GreenWatch:
Grüner Feminismus '21: Sind Frauen erfolgreich, dann weil sie Frauen sind. Sind Frauen nicht erfolgreich, dann weil sie "strukturell diskriminiert" werden. Sind Männer erfolgreich, dann weil sie bevorzugt werden. Sind Männer nicht erfolgreich, dann weil sie Männer sind.
Robert Habecks Vorstoß wird heute auch bei Christian Schmidt diskutiert.
2. Nachdem an US-amerikanischen Universitäten jetzt auch Frauen Opfer überzogener Vorwürfe wegen sexueller Belästigung sind, wird diese Entwicklung plötzlich kritisch gesehen:
Sarah Viren schrieb einen Essay für die New York Times über die Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihre Frau, die sich im Internet verbreiteten. Ihre Frau Marta arbeitete als Assistenzprofessorin an der Arizona State University und erfuhr eines Tages, dass sie von einem Studenten der sexuellen Belästigung beschuldigt worden war. Die Geschichte, die sich von da an entwickelt - ein bürokratischer Albtraum, der vor ein Gericht gezerrt wird, eine Ehe, die durch Unglauben und Misstrauen belastet ist - war fesselnd und fühlte sich einzigartig an. Sarah und Marta hatten das Gefühl, dass sie die Einzigen sein müssten, die einen so verwirrenden und bizarren Prozess durchmachen, in dem sie versuchen, ihre Unschuld zu beweisen, während es schwierig ist, die Motivation hinter den Anschuldigungen und die Schwächen und Unzulänglichkeiten des Systems zu ermitteln. Aber nein, es gab auch andere.
In "The Inbox" spricht Sarah Viren mit einigen der Personen, vor allem Professoren, die ihr nach der Veröffentlichung ihres Aufsatzes schrieben und sagten, dass sie ähnliche falsche Anschuldigungen erlebt hatten und darum kämpften, ihren Arbeitsplatz und ihren Verstand zu behalten. Durch diese Geschichten erhält man eine komplexere Perspektive auf ein System, das mit guten Absichten gestartet wurde, um Frauen auf dem Campus vor sexuellen Übergriffen zu schützen, aber dessen Mängel so groß sind, dass es am Ende oft die Unschuldigen bestraft oder als Waffe der Vergeltung eingesetzt wird.
(…) Die Geschichten sind beeindruckend. Eine Frau wird von einem verbitterten Kollegen fälschlicherweise beschuldigt, mit Studenten zu schlafen, eine Frau wird von einem rachsüchtigen Ex terrorisiert. Beide sitzen in der Falle und müssen ihre Unschuld beweisen, obwohl ihnen Informationen vorenthalten und die Strafen willkürlich verhängt werden. Viren geht bei der Darstellung dieser Geschichten sehr behutsam vor, indem sie den Menschen, die durch die Hölle gegangen sind und lange Zeit nicht darüber sprechen konnten, Würde verleiht, während sie gleichzeitig das Versagen des Systems selbst in den Mittelpunkt stellt.
Als wir Männerrechtler vor mehreren Jahren begannen, auf diese Problematik aufmerksam zu machen, galten wir als frauenfeindliche Widerlinge. Wie sehr sich die Einschätzung doch mit dem Geschlecht der Opfer ändert …
3. In Pakistan soll Stalking jetzt auch bestraft werden, wenn es von einer Frau begangen wird.
4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Hallo Herr Hoffmann,
Sie verweisen in einem aktuellen Beitrag auf Genderama auf eine Studie, laut der "sportliche Jungen weniger Probleme mit ihrer geistigen Gesundheit [haben], wenn sie erwachsen werden". Ich habe die Studie nicht gelesen, aber geht sie auch darauf ein, dass unsportliche Jungen in der Schule massiv ausgegrenzt werden?
Zumindest nach meiner Erfahrung ist das so. Das mag einerseits damit zusammenhängen, dass Unsportlichkeit eher als Merkmal von "Strebern" gesehen wird, die aus bekannten Gründen ausgegrenzt werden.
Außerdem sind schlechte Leistungen im Schulsport für alle anderen unmittelbar sichtbar und bieten die willkommene Gelegenheit, sich über jemanden lustig zu machen.
Letztlich entspricht es meiner Erfahrung, dass der Schulsport zu einem erheblichen Teil aus Mannschaftssportarten besteht und diese von den Schülern sehr ernst genommen werden. Derjenige, der also aufgrund schlechter Leistung daran "schuld" ist, dass die eigene (zu Beginn der Sportstunde zusammengewürfelte) Mannschaft verliert, der kann sich hinterher in der Umkleide auf etwas gefasst machen.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Erfahrung, vor allem wenn sie sich über Jahre hinweg wiederholt, durchaus Auswirkungen auf die spätere geistige Gesundheit hat.
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