Lehrerin packt aus: Genderzwang an unseren Schulen – News vom 10. August 2021
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"Schüler_innen" und Sprechpause – eine ehemalige Referendarin aus Berlin berichtet von strengen Vorgaben zum Gendern im Unterricht an der Grundschule. Wer die Gender-Regeln nicht einhalte, könne sogar durchfallen, sei gedroht worden. Was sagt die Berliner Regierung dazu?
So beginnt ein aktueller Artikel in der "Welt" über die Lehrerin Jasmin M., in dem es weiter heißt:
Ihre Grundschüler hätte M. dann auf Schreib- und Sprechweisen vorbereiten müssen, die den Kindern "total unbekannt" waren, berichtet sie. Denn in den eineinhalb Jahren Referendariat hätten Ausbilder, der Leitung ihres unterrichtsbegleitenden Seminars, im Halbjahrestakt Vorgaben gemacht, wie zu gendern sei.
"Anfangs sollten wir die männliche und die weibliche Form verwenden", erzählt M. "Dann hieß es, in Seminararbeiten und auf Arbeitsblättern sollten wir mit Unterstrich gendern, also ‚Schüler_innen‘ schreiben." Ein halbes Jahr vor dem Abschluss der angehenden Lehrer sagte man ihnen, statt "Schülerinnen und Schüler" müssten sie jetzt auch "Schüler_innen" sagen, mit Sprechpause für den Unterstrich.
Jasmin M. heißt eigentlich anders, um Ärger mit ihrer Schulleitung zu vermeiden, möchte sie anonym bleiben. Sie ist Lehrerin an einer Berliner Grundschule. In ihrer Wohnung erzählt sie WELT von ihrem Referendariat. M. schüttelt den Kopf und lacht. Bis heute hält sie die Vorgaben für absurd. Nur für die Lehrproben habe sie Übungszettel mit Gender-Unterstrichen erstellt. "Die Arbeitsblätter für alle Stunden zu überarbeiten, hätte ich zeitlich gar nicht geschafft", sagt sie. Der Unterstrich tauche noch dazu in keinem Schulbuch auf, geschweige denn im Unterricht von Kollegen.
Ein Sprecher der Berliner Senatsverwaltung für Bildung, Jugend und Familie teilt auf Anfrage mit, "die Seminarleiterinnen und Seminarleiter sind angewiesen, sich hinsichtlich der Gender-Frage an den Vorgaben der Gemeinsamen Geschäftsordnung des Landes (GGO I) zu orientieren." Dort heißt es in Paragraf 2, "die sprachliche Gleichbehandlung von Frauen und Männern" sei zu beachten. Primär solle dies durch "geschlechtsneutrale Personenbezeichnungen" geschehen und, wo dies nicht möglich sei, "durch die Ausschreibung der jeweils weiblichen und männlichen Form".
Weiter teilt der Sprecher mit, dass es sich in verschiedenen Medien zwar etabliert habe, "lautsprachlich das ‚Gender-Gap‘" zu verwenden. "Diese Genderform ist jedoch nicht offiziell und wird nicht in der Ausbildung gelehrt." Eine Frage zur Androhung, die Referendare hätten aufgrund der Gender-Regeln durch die Abschlussprüfung durchfallen können, bleibt unbeantwortet.
Die Bildungsgewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) teilt zu dem Fall mit, sie befürworte, dass Lehreranwärtern geschlechtersensible und diverse Sprache nahegebracht werde. Unverhältnismäßig sei es jedoch, konkrete Vorgaben zu stellen und anzudrohen, dass jemand durchfällt, wenn er Sprechpausen weglässt. Am Ende obliege es jeder Lehrkraft selbst, ob und wie sie gendere.
(…) Dass die Referendare nach Vorgaben hätten gendern müssen, habe manch älterer Seminarleiter belächelt, erinnert sich Jasmin M., jüngere Ausbilder waren hingegen enthusiastisch. "Ich unterstelle ihnen kein schlechtes Motiv, sie wollen Inklusion befördern." Sie frage sich jedoch, ob ein Kind, das sich weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordne, sich tatsächlich diskriminiert fühle, wenn Lehrer von "Schülerinnen und Schülern" sprächen.
(…) Dass das Gendern in ihrer Ausbildung, auch schon im Studium, immer wieder eine große Rolle gespielt habe, kann Jasmin M. nicht verstehen. Im Schulalltag gebe es andere Herausforderungen: dass zum Beispiel alle Kinder mit auf Klassenfahrt könnten. Bei manchen Mädchen sei das nicht selbstverständlich. In vielen der Fälle, die Jasmin M. kennt, kämen die Schülerinnen aus arabischstämmigen Familien, in denen Bildung für Frauen niedrig gewichtet würden – weil die Tochter später Hausfrau und Mutter werden solle.
"Eine Zwölfjährige muss sich um den Haushalt kümmern, hat kaum Zeit für Hausaufgaben", sagt sie. "Ein anderes Mädchen bleibt zu Hause, um mitzuhelfen, nachdem ihre Mutter ein Kind bekommen hat. Was hilft es diesen Mädchen, wenn ich gendere?" M. fragt sich, ob man Kinder aus Familien mit stark patriarchalen Vorstellungen durch Gender-Unterstriche nicht sogar eher verliert – weil sie das Gefühl bekommen könnten, in der Schule eine Welt vorzufinden, die mit ihnen nichts zu tun hat.
Inzwischen finden sich auf den Arbeitsblättern von Jasmin M. keine Unterstriche mehr. Die Schüler habe das nicht gewundert, berichtet sie: "Das Gendern haben sie nicht wirklich ernst genommen."
2. Im Stern geht es um die Influencerin Cathy Hummels:
Cathy Hummels möchte auf ihrem Instagram-Account in Zukunft nur noch genderneutrale Sprache benutzen. Ihren "Follower:innen" liefert sie auch gleich eine Anleitung, wie man korrekt gendert. (…) Um zu erfahren, wie ihre "Follower:innen" zu dem Thema stehen, startet sie eine Umfrage: "Wie findet ihr, wenn wir alle geschlechterneutrale Sprache benutzen?" Das Ergebnis am Sonntagvormittag: 16 Prozent stimmten für Ja, 84 Prozent für nein.
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Laut statistischem Bundesamt sind zehn Prozent der Alleinerziehenden in Deutschland Väter. Sie sind genauso kompetent wie Mütter. Und manchmal sind sie auch ebenso überfordert. Doch sie werden in der Gesellschaft kritischer betrachtet.
Der Deutschlandfunk widmet sich diesem Thema sehr ausführlich unter der Überschrift "Sieh zu, wie du klarkommst!"
4. Amazon hat sich für seine Film- und Serienproduktionen neue "Diversity-Regeln" gegeben. Der linke Kulturwissenschaftler Wolfgang M. Schmitt und die liberale Journalistin Tamara Wernli beschäftigen sich auf Youtube kritisch damit.
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