Montag, August 16, 2021

Eugen Maus ist tot – Nachruf

Die männerpolitische NGO Manndat hat gestern diesen Nachruf auf einen ihrer Begründer veröffentlicht:



Eugen Maus ist nicht mehr da. Der ehemalige langjährige Vorstandsvorsitzende von MANNdat, Dr. Eugen Maus, ist am 31.1.2021 nach längerer Krankheit leider verstorben. Auf Wunsch seiner Lebensgefährtin und Familie haben wir unmittelbar nach seinem Tod, in Zeiten tiefster Trauer, auf eine Veröffentlichung auf unserer Seite verzichtet. Wir möchten dies deshalb jetzt nachholen.

Dr. Eugen Maus war Psychologe, Buchautor und Unternehmer. Sein ganz spezieller Humor, seine offene Wesensart und seine Neigung, die Dinge unverblümt auf den Punkt zu bringen, ragten besonders heraus. Gepaart waren diese Eigenschaften mit einer aus reichhaltiger Erfahrung geronnenen Lebensklugheit, die ihn zu vielen Dingen eine ironische Distanz wahren ließen.

Er war nicht nur 2004 Gründungsmitglied von MANNdat, er hat vielmehr die Vereinsgründung initiiert. Eugen hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Anliegen von Jungen, Vätern und Männern in der Öffentlichkeit bekannter wurden. Er hat sich nicht gescheut, sich auf kontroverse Situationen einzulassen. Zudem suchte er häufig das persönliche Gespräch mit Politikern. In dieser Hinsicht, und auch in seiner geraden Haltung zur Sache, war er immer Vorbild und wird das auch bleiben.

MANNdat wurde gegründet, weil die Politik bei Einführung von Gender Mainstreaming versprach, auch die Anliegen und Belange von Jungen, Vätern und Männern in die Geschlechterpolitik einzubeziehen. Von diesen hoffnungsvollen Versprechen der Politik, die die Gründungsmitglieder von MANNdat zur Gründung des Vereins motiviert haben, sind nur enttäuschende Lügen geblieben. Trotzdem, oder vielleicht deswegen, ist der Verein geblieben.

Eugen Maus zwar nicht mehr da, aber er ist überall da, wo wir sind.




Durch seinen Tod gehört Eugen Maus zur wachsenden Reihe der Männerrechtler, denen es nicht vergönnt war, selbst miterleben zu dürfen, wie für Männer eine ebenso starke Politik errichtet wurde, wie sie seit einem halben Jahrhundert für Frauen existiert. Zu dem zitierten Nachruf möchte ich ihn selbst noch einmal sprechen lassen, wofür ich auf Passagen aus dem Interview zurückgreife, das ich mit ihm für mein Buch "Männerbeben" geführt habe – erschienen im Jahr 2007:



Arne Hoffmann: Wie hat das alles angefangen? Wie bist du also auf das Thema Männerrechte gestoßen und warum ist es dir so wichtig, dass du mit anderen eine komplette politische Organisation dafür ins Leben gerufen hast?

Eugen Maus: 2001 habe ich mein "Handbuch für Männer in Zeiten von Aids und Feminismus" rausgebracht. Wie es dazu gekommen ist, steht auch im Internet zu lesen. Ich war fasziniert von einem Buch für schwule Männer, das mich durch seine sachliche, nüchterne Sprache beeindruckt hat. Warum, so dachte ich, gibt es so etwas nicht für uns arme Hetero-Schweine, ein Aufklärungsbuch ohne das übliche Gesäusel von Gefühlen, Weichteilen, Unaussprechlichem, ein Buch welches uns nicht gleich wieder in die Pflicht nehmen will? Ein solches Buch beschloss ich dann zu schreiben.

Bald stellte ich fest, was jeder feststellen kann, der eine Buchhandlung betritt, dass gerade mal zwei Sorten von Büchern angeboten werden. Die erste Gruppe enthält Bücher über Steuerrecht, Bienenzucht, Verfahrenstechnik, Exegese, Kontrapunkt usw. Die zweite Gruppe enthält nur eine einzige Kategorie: Frauenbücher! Auf der Frankfurter Buchmesse fand ich in einer einzigen Halle etwa 30 Frauenbuchverlage und gerade mal zwei Verlage, die sich an Männer wenden - an schwule Männer! In den Buchhandlungen dominiert seit den neunziger Jahren das sogenannte "Freche Frauenbuch", mit provozierenden, anmaßenden und teilweise sogar ausgesprochen männerfeindlichen Titeln. Hingegen wurde eine ehrenwerte Buchreihe mit Themen für Männer, wie etwa von Rowohlt, offenbar nur unter dem Ladentisch verkauft oder in alternativen Buchhandlungen geführt und siedelt dort neben Schwulen-, Lesben-, SadoMaso- und anderer exotischen Literatur.

(…) Der Boom an sogenannter Frauenliteratur könnte den Eindruck erwecken, dass Männer weniger lesen, weniger an Themen interessiert sind, die sie selbst betreffen. Das darf bezweifelt werden. Richtig ist wohl, dass ein Frauenmarkt entdeckt und bedient wurde, und dass Frauen den dort verkündeten Verheißungen gläubiger und bereitwilliger folgen als Männer. Auch kann es nicht verwundern, dass Männer keine Lust haben, Bücher zu lesen, die überwiegend in einer Sprache geschrieben sind, die mehr verschleiert als aufklärt. Selbst Bücher, die an Männer adressiert sind, scheinen eher zum Nutzen von Frauen geschrieben. Ich habe mit meinen Lesern - bzw. diese haben mit mir - Kontakt aufgenommen. Dadurch bin ich auch zum ersten Mal auf die Foren und die internetbasierte Männerbewegung aufmerksam geworden.

Schnell wurde mir klar, dass man gegen einen institutionalisierten Feminismus als einzelner, als Leserbriefschreiber, als Rufer in den Foren usw. praktisch nichts ausrichtet. Ich habe mich dann mit einigen Leuten getroffen, z.B. hier am Rhein bei Lagerfeuer, wie das Männer eben so machen, und dann haben wir aus überwiegend "technischen" Gründen den Verein gegründet: höhere Legitimation, Schutz der Mitglieder, Finanzierungsmöglichkeiten und so weiter.

Meine persönliche Betroffenheit ist eher ideeller Natur. Außer 18 Monaten Zwangsdienst hatte ich keine unmittelbaren (!) Benachteiligungen zu ertragen. Damit scheine ich kein Einzelfall zu sein. Ich kenne inzwischen eine Reihe von Mitstreitern, die keine Lust mehr haben, sich stigmatisieren und pathologisieren zu lassen, nur weil sie für Männer legitime Interessen vertreten und Rechte einfordern, auch wenn sie nicht immer unmittelbar davon profitieren.

Das ist aber eine Gratwanderung. Es gibt reine Stammtischstrategen und es gibt Leute, die nur deswegen (in den Internetforen) das Maul aufkriegen, weil sie mal in Herzensangelegenheiten gründlich abgesägt wurden. Mit beiden ist schlecht zusammenarbeiten, aber dem Herrn sei Dank gibt es auch noch welche dazwischen, z.B. solche, die sich in zunehmender Zahl bei MANNdat versammeln.

Die Hauptdirektiven und inhaltlichen Begründungen für unsere Initiative sind auf unseren Internetseiten zu finden. Sie wurden von mir maßgeblich mitgestaltet und sagen damit eigentlich alles darüber, warum mir die Gründung von MANNdat so wichtig war. Ich begreife mein Engagement als Teil eines geschichtlichen Prozesses, dessen Anfang ich nicht erlebt habe und dessen Ende ich wohl auch nicht erleben werde, wenn er denn überhaupt eines hat. Aber wenn wir es schaffen, in fünf bis zehn Jahren die schlimmsten feministischen Auswüchse zu korrigieren, dann will ich dermaleinst zufrieden in die Grube sinken.

Arne Hoffmann: Wie schätzt du denn dafür die Chancen ein?

Eugen Maus: An manchen Tagen null Prozent, an anderen hundert.

Aber ernsthaft: Wenn der Konsolidierungsprozess in unseren Kreisen voranschreitet, dann sehe ich einige Chancen für Teilerfolge in vielleicht zehn Jahren. Man muss immerhin bedenken, dass es dabei unter anderem darum geht, Gesetze zu korrigieren, oder zumindest ihre gerechte Anwendung durchzusetzen. Letzteres ist der vergleichsweise leichtere Teil. Dabei geht es vor allem um Schaffung eines neuen öffentlichen Bewusstseins. Daher auch unserer Devise erster Teil: "Männliche Benachteiligungen bekannt machen." Gesetzesänderungen sind schon rein zeitlich eine langwierige Angelegenheit, und da geht erst recht nichts ohne öffentlichen Druck auf die Politiker.

Die Frauenbewegung ist ja weit über hundert Jahre alt. So lange werden wir wohl nicht warten müssen. Mit dem Internet ist der Informationsfluss schneller und dichter geworden. Auch die Kommunikation ist einfacher. Und auch die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sind teilweise günstiger geworden. Die frühe Frauenbewegung musste sich immerhin zu Kaisers Zeiten ins Zeug legen.

Trotzdem besteht zu Euphorie kein Anlass. Die Demokratie, in der wir angeblich leben, hilft uns überhaupt nicht, weil sie im Falle von fatalen Zusammenschlüssen von politischen Interessengruppen und Medien nicht funktioniert (…). Einen solchen Zusammenschluss haben wir ganz eindeutig auch im Falle des Feminismus. Praktisch unwidersprochen können FeministInnen völlig hanebüchene oder überholte Behauptungen immer wieder veröffentlichen lassen. Es ist dagegen praktisch kaum möglich, feminismuskritische Stellungnahmen über Mainstream-Medien zu veröffentlichen. Und eine Nachfragemacht von Seiten interessierter Männer sehe ich noch nicht in nennenswertem Umfang.

Arne Hoffmann: Das scheint mir eines der größten Probleme zu sein. Wenn man Männer befragt, berichten etliche, mit ihrer Situation als Männer unglücklich zu sein. Ihr habt konkrete Lösungsvorschläge. Eigentlich müsste sich das prima ineinander fügen. Tut es aber (noch) nicht. Warum nicht, und wie kann man das ändern? Wir können die Medien ja nicht zwingen, auch über Männeranliegen zu berichten ...

Eugen Maus: Ein Bekunden von Unzufriedenheit bedeutet ja noch nicht, dass diejenigen gewillt oder gar in der Lage sind, etwas zu ändern. Und genaugenommen ist es auch ein bisschen viel verlangt. Der Staat hat die Menschen bis zur Entmündigung entmachtet, und dann sollen diese neuen Untertanen der "Demokratie" in persönlichem Einsatz bis hin zum Martyrium die Fehler und Versäumnisse der politischen Klasse ausbaden oder korrigieren. (…) Die andere Seite ist, dass Männer - unser Thema betreffend - offenbar individualistische Ansätze bevorzugen. Das ist verständlich. Es hat eine Art von Männerbewegung gegeben, die leider immer noch ein viel zu hohes Mitspracherecht hat. Diese überwiegend akademisch formatierten "Männermänner" haben die Schuldzuweisungen der Feministinnen umgemünzt und betätigen sich professionell, den Mann zu stigmatisieren und zu pathologisieren. Sie, die Profis, sind natürlich die Guten, die es besser wissen. Aber warum soll sich z.B. ein Vater, der mutwillig von seinen Kindern ferngehalten wird, eigentlich als krisengeschüttelter Mann bezeichnen lassen, der seine Rollenvorstellungen, seine Männlichkeit usw. reflektieren soll? Man stelle sich vor: Eine Frau will sich scheiden lassen und man verlangt von ihr, sie solle erst mal ihr Rollenverständnis überdenken ...

(…) Mit den Leuten, denen "punktuell der Kragen platzt", können wir nicht viel anfangen. Aktuelle Betroffenheit ist weder eine notwendige noch eine hinreichende Voraussetzung für ein erfolgreiches Engagement bei MANNdat, meist sogar keine hilfreiche. Was haben wir davon, wenn jemand aus aktuellem Frust alle möglichen Pläne schmiedet, und keinen zu Ende führt. Auch sind die aktuell betroffenen Männer ja nicht unbedingt Heilige, ohne dass ich ihnen das hier vorwerfen will. Die Tatsache, dass z.B. einer aus dem Haus verwiesen wurde, weil er außerstande war, häusliche Konflikte erfolgreich zu managen, macht ihn ja nicht unbedingt zum idealen Mitstreiter. Auch da spreche ich aus konkreter Erfahrung.

(…) Arne Hoffmann: Ein Problem besteht ja darin, dass Studien und Projekte von pro-feministischen Männerforschern mit öffentlichen Geldern unterstützt werden, aber keine Untersuchungen, die sich dieser Ideologie entziehen. Selbst Gerhard Amendts Scheidungsväterstudie kam nur dank eines privaten Mäzens zustande. Das bedeutet eine interessengeleitete Forschung, wobei mit den Ergebnissen solcher Studien neue Forschungsgelder für vergleichbare Studien begründet werden. Zum Schluss hat man ein Gesamtbild, das komplett verzerrt ist, aber als "wissenschaftlich begründet" daherkommt. Wie kann man diesen Teufelskreis aufbrechen?

Eugen Maus: Wir müssen uns weiter professionalisieren. Vor allem muss der politische Zweig der Männerbewegung mit Nachdruck die Teilhabe an der Gestaltung des Gender Mainstreaming-Prozesses einfordern und muss selbstverständlich dafür auch öffentliche Fördermittel erhalten. Es ist ja nicht einzusehen, dass überwiegend Männer die Gleichberechtigung finanzieren und Frauen überwiegend davon profitieren. Noch gibt es keine ernsthaften Anstrengungen von Seiten von Männerrechtlern, die üppig ausgestatteten Frauenförderbörsen zugunsten von Männern umzuwidmen.

Auf die Wissenschaft bzw. die Wissenschaftler hoffe ich nicht. Die Angst und Kriecherei vor dem Feminismus scheint mir nirgends so verbreitet wie an Universitäten. Ich habe 1968 persönlich erlebt, wie Studenten Professoren öffentlich "hingerichtet" haben, wie sie Institute besetzt und Klausuren gesprengt haben. Heute lässt sich die gesamte männliche Belegschaft der Universitäten Gesinnungswächterinnen des Feminismus vor die Nase setzen und lässt es zu, dass Frauen an allen Ecken und Enden bevorzugt werden. Es gibt Frauenrechnerräume, Frauenbibliotheken, reine Frauenstudiengänge, und das bei einer Überzahl von Studentinnen. Und wenn die Jungs dann endlich für eine neue Stelle vorsingen dürfen, dann wird ihnen beschieden, dass sie zwar einen sehr guten Eindruck gemacht haben, die Stelle aber wegen Quotierung an eine Frau vergeben wird. Dennoch habe ich nirgends gehört, dass Männer, die ja überall an den Schalthebeln der Macht sitzen, wie man immer wieder hört, etwas dagegen unternommen hätten. Vielmehr sägen sie fleißig an dem Ast, auf dem sie sitzen. Man muss bedenken - ein Professor ist Beamter oder mindestens öffentlicher Angestellter. Er kann gar nichts gegen den institutionalisierten Feminismus unternehmen. Das wäre ja fast so etwas wie ein Dienstvergehen ... oder Gotteslästerung. Also, von den Universitäten kommt sicher nichts.




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