Neue Studie: Diskriminierung bei der Einstellung trifft nicht Frauen, sondern Männer – News vom 9. Mai 2021
1. Entgegen hartnäckiger Vorurteile sind nicht Frauen in Männerberufen, sondern Männer in Frauenberufen stark von Diskriminierungen betroffen, wenn sie einen neuen Job suchen. Das bestätigt jetzt eine neue Studie aus Schweden:
Neue Forschung liefert Beweise für eine "klare, konsistente und große Diskriminierung" von Männern in frauendominierten Berufen in Schweden. Die Studie zeigt, dass Frauen eher eine Antwort auf Bewerbungen auf Einstiegspositionen erhalten als Männer.
(…) Studienautor Mark Granberg, ein Doktorand der Wirtschaftswissenschaften an der Universität Linköping, erklärte (…), dass es mehrere Gründe gab, warum er und seine Kollegen an der Untersuchung der Einstellungsdiskriminierung interessiert waren.
"Vielleicht ist die erste Motivation bei der Betrachtung von Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt, dass sie theoretisch ineffizient ist. Ein gewinnmaximierendes Unternehmen sollte nicht zwischen Arbeitnehmern gleicher Produktivität aufgrund unveränderlicher Merkmale diskriminieren, da dies ihren Zielen zuwiderlaufen würde", erklärte er.
"Die konsistente empirische Beobachtung, dass Arbeitgeber bei der Einstellung diskriminieren, bedarf also einer ständigen Untersuchung, um die Details dieser Entscheidungen herauszuarbeiten. Eine weitere Motivation war natürlich, dass Geschlechterdiskriminierung ein heiß diskutiertes Thema ist und dass wir zufällig Daten aus früheren Experimenten hatten, die wir nutzen konnten, um mit einer gut etablierten Methode auf Geschlechterdiskriminierung bei der Einstellung zu testen."
Die Forscher untersuchten Daten aus drei früheren Studien, bei denen systematisch fiktive Bewerbungen an reale Arbeitgeber mit offenen Stellen verschickt wurden, um Einstellungsdiskriminierung zu messen - eine wissenschaftliche Technik, die als Korrespondenztest bekannt ist. Für jede Bewerbung notierten die Forscher, ob der fiktive Bewerber eine Antwort erhielt und wenn ja, wie die Antwort lautete.
Es wurden 3.200 fiktive Bewerbungen für 15 verschiedene Berufe verschickt, darunter vier männerdominierte Berufe - Kfz-Mechaniker, Auslieferungs-/LKW-Fahrer, IT-Entwickler und Lagerarbeiter - und sechs frauendominierte Berufe - Kundendienst, Reinigungskraft, Kinderbetreuerin, Buchhalterin, Vorschullehrerin und examinierte Krankenschwester. Zu den übrigen Berufen gehörten B2B-Verkauf, Telemarketing, Koch, Kellner und Verkäuferin.
Granberg und seine Kollegen fanden heraus, dass Frauen im Durchschnitt höhere positive Arbeitgeber-Antwortraten hatten als Männer, ein Effekt, der vor allem auf frauendominierte Berufe zurückzuführen war. Es gab keine Hinweise auf Diskriminierung von Frauen in männerdominierten Berufen oder in gemischtgeschlechtlichen Berufen, aber die Forscher fanden Hinweise auf Diskriminierung von Männern in frauendominierten Berufen.
"Bei Verwendung aller Daten wäre der p-Wert für den negativen marginalen Effekt für Männer in der Hochenergiephysik als signifikant angesehen worden (p = .000000026 oder, um die Notation der Physiker zu verwenden, 5,57σ)", schrieben die Forscher in ihrer Studie. "Daher schätzten wir unter Verwendung der kombinierten Stichprobe, dass weibliche Bewerber einen relativen Vorteil von 52,17 Prozent bei den positiven Antwortraten der Arbeitgeber gegenüber Männern in Berufen hatten, in denen sie das vorherrschende Geschlecht waren."
Die Ergebnisse deuten darauf hin, "dass, zumindest in Schweden und den von uns untersuchten Berufen, Einstellungsdiskriminierung bei Einstiegsjobs in erster Linie ein Problem für Männer in frauendominierten Berufen ist", so Granberg gegenüber PsyPost.
Die Forscher untersuchten nur, ob die Bewerbungen eine Antwort von den Arbeitgebern erhielten. Es ist natürlich möglich, dass Frauen auch anderen Arten von Diskriminierung am Arbeitsplatz ausgesetzt sind.
"Diese Studie erfasst nur die Diskriminierung in den ersten Phasen des Einstellungsprozesses bei Einstiegsjobs in Schweden in den von uns untersuchten Berufen", so Granberg. "Es ist natürlich möglich, dass es Diskriminierung in späteren Stadien gibt, z. B. bei tatsächlichen Stellenangeboten (im Gegensatz zu Angeboten im Vorstellungsgespräch), bei Lohnverhandlungen, am Arbeitsplatz und/oder bei Beförderungen. Da es jedoch Studien aus anderen Ländern mit ähnlichen Ergebnissen gibt, würden wir sagen, dass es vernünftig ist, in der Länderdimension ein wenig zu verallgemeinern."
Der letzte Absatz zeigt, dass es sich um kein spezifisch schwedisches, sondern ein länderübergreifendes Problem handelt.
2. Dass häusliche Gewalt während der Corona-Krise um sechs Prozent gestiegen sei, ist heute die Titelschlagzeile der "Welt am Sonntag". Wie eine Umfrage der Zeitung bei Innenministerien und Landeskriminalämtern der Bundesländer ergab, sind zwei Drittel der erfassten Opfer Frauen. Das bedeutet allerdings: Sogar im Hellfeld ist inzwischen ein Drittel der erfassten Opfer männlich
3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Guten Morgen,
ich hätte eine Anmerkung zum Genderama-Post von gestern, Punkt 1, und einen Vorschlag: In dem Blogpost ist von "gendergerechter Schriftsprache" die Rede. Dieser Begriff ist politische Propaganda, denn die bisherige Sprache ist ja keineswegs ungerecht. Nicht zu reden davon, daß hier implizit Geschlechterkollektive zu Rechtssubjekten gemacht werden, ein krasser Gegensatz zu unserem Begriff von Menschenrechten.
Statt schönfärbender Kampfbegriffe wie gendergerecht, gendersensibel, (gender-) inklusiv etc. würde ich nur noch den Begriff gender- bzw. geschlechterseparierende Sprache verwenden.
Genau das ist nämlich die Absicht, in der Alltagssprache die Unterschiedlichkeit von Frauen und Männern und deren prinzipiellen Interessenkonflikt zu betonen und die Forderung nach getrennter Behandlung und besonderer Berücksichtigung von Frauen gebetsmühlenartig zu wiederholen.
Es ärgert mich selbst, wenn ich eindeutig ideologisch werbende Begriffe wie "gendergerechte Sprache" aus einem zitierten Text (wo ich sie nun mal schlecht austauschen kann) in meinen eigenen übernehme. Der Grund ist dann Unachtsamkeit. Ich versuche, mehr darauf zu achten; in solchen Fällen genügt ähnlich wie bei Vertippern ein kurzer Hinweis per Mail oder PN (was ja viele von euch dankenswerterweise schon machen).
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