Ärger an Uni Bremen: Konrektor verhindert Notenabzug wegen nicht gegenderter Sprache – News vom 5. Mai 2021
1. Der Weser-Kurier berichtet über eine aktuelle Kontroverse:
Der Fall machte unlängst Schlagzeilen: An der Universität Kassel wurde ein Student mit Punktabzug bestraft, weil er in einer Arbeit keine gendergerechte Sprache verwendet hatte. Eine ähnliche Erfahrung hat auch Guillaume Luschei an der Universität Bremen gemacht. Der 20-jährige Student der Franko-Romanistik und Politikwissenschaften musste ein Referat auf Druck der Lehrkraft gendergemäß anpassen. Von einzelnen Lehrkräften werde die Verwendung gendergerechter Sprache als Bewertungskriterium aufgeführt, kritisiert Luschei. In den Erziehungswissenschaften haben solche Vorgaben den Konrektor für Lehre und Studium auf den Plan gerufen: Thomas Hoffmeister habe "mit Hilfe unserer Rechtsstelle interveniert", sagt Unisprecher Kai Uwe Bohn. "Das heißt: Eine Notenverschlechterung bei Nichtverwendung gendergerechter Sprache gibt es an der Universität Bremen nicht."
(…) Für einen diskriminierungssensiblen Sprachgebrauch setzt sich an der Universität die Arbeitsstelle Chancengleichheit ein. "Gendergerechte Sprache ist an der Universität weit verbreitet und weitestgehend selbstverständlich", sagt Uni-Konrektor Hoffmeister. Aus studentischer Perspektive kann Luschei das nur eingeschränkt bestätigen. Gendergerechte Sprache sei vor allem in den Sozial- und Geisteswissenschaften anzutreffen, weniger in anderen Fachbereichen.
Prinzipiell hat Luschei damit kein Problem, vielfach sei das Gendern sinnvoll. Den Lehramtsstudenten stört aber der "Dogmatismus und eine damit verbundene starke Selbstüberzeugung vieler Studierender und Lehrender". In Seminaren und Vorlesungen habe er schon erlebt, dass Studierende von ihresgleichen "offensiv belehrt" worden seien. "In einer meiner Vorlesungen wurde mein Professor, der sich klar gegen das Gendern aussprach, sogar gezielt von Studierenden angefeindet."
Strikt gegen gegenderte Sprache in Haus- und Abschlussarbeiten spricht sich Paul-Theodor Pricop aus. Der 24-Jährige studiert Politik und Rechtswissenschaften an der Uni Bremen, zugleich ist er Landesvorsitzender des Rings Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS). "Es wäre unerträglich, wenn wegen eines solchen Aspekts die Note nach unten gezogen würde", sagt Pricop. Wissenschaftliches Schreiben sei schwer genug, da brauche man nicht auch noch Gendersprache. Das sieht sein Kommilitone Luschei ähnlich. "Komplexe Texte werden durch Doppelungen von Artikeln und Pronomen noch komplexer", sagt er.
Eine Quelle an der Bremer Uni, die mich auf diesen Fall aufmerksam machte, weist mich auch auf die Website der Diversitätsstelle der Hochschule hin. Von dort gebe es jeden Monat einen Newsletter zum Beispiel mit "hilfreichen Tips darüber, wie man Wissenschaft nicht aus einer weißen, männlichen Position betreibt." Auch ein Online-Lexikon dieser Einrichtung zeigt, wie sehr man dort das Ideal der wissenschaftlichen Objektivität für hoffnungslos veraltet hält.
2. Wie die Bildzeitung berichtet, will Macrons Bildungsminister die Gendersprache an Schulen verbieten.
Sein Argument: Sie benachteilige Schüler, die ohnehin unter Lese- und Schreibschwäche leiden. "Sie ist nicht inklusiv, sondern sie grenzt aus", sagte er dem Journal du Dimanche.
Der Fokus müsse darauf liegen, Schülern die ohnehin komplizierte französische Grammatik wieder näherzubringen – denn die beherrschen viele Schüler schon heute nicht richtig, sagte Blanquer. Die französische Sprache sollte nicht noch weiter "geknetet und zerfleddert" werden.
(…) Manche Anhänger der Gendersprache in Frankreich nutzen den sogenannten Medianpunkt (⸱) und fügen ihn mitten in Wörter hinein. Beispiel: "Intellectuel·les" – der Plural bezeichnet sowohl männliche als auch weibliche Intellektuelle. Das tut der herkömmliche Plural mit dem generischen Maskulinum zwar auch, genau davon aber soll sich diese Schreibweise sichtbar abgrenzen.
Eins von vielen Problemen mit dem Gender-Punkt: Das dafür verwendete Sonderzeichen ist auf französischen Tastaturen nicht vorhanden – es lässt sich nur über komplizierte Tastenkombinationen erzeugen.
3. Wie ist jetzt eigentlich der Stand bei den Fördergeldern für das Forum Soziale Inklusion (FSI), das sich den geschlechterpolitischen Anliegen sowohl von Frauen als auch von Männern widmet? Das verrät die NGO in ihrem aktuellen Newsletter:
FSI wiederholt die Beantragung von Projektförderung beim zuständigen BMFSFJ
Grundlage dafür ist die Bewilligung des Förderbetrages in Höhe von 400.000 € für 2021 durch den Bundestag in der haushaltspolitischen Sitzung vom 10. Dezember 2020.
Nach der zweimaligen Ablehnung von institutioneller Förderung des Vereins FSI durch die Leitung von Abteilung 4 im BMFSFJ, Daniela Behrens, beantragte FSI bei der zuständigen Referatsleitung Projektförderung.
Nach erfolgter Ablehnung des Antrags stellte FSI am 18. April einen zweiten Antrag auf Projektförderung. In diesem aktuellen Antrag wurden sämtliche Änderungswünsche des Ministeriums eingearbeitet.
Da Zuwendungen durch das Ministerium nicht rückwirkend beantragt werden können, ersuchte FSI um die Auszahlung der Fördergelder ab 1. Juni 2021. Das ergibt 7 / 12 der Fördersumme.
Nachdem die Positionen sowohl der Abteilungsleitung als auch der Referatsleitung im BMFSFJ zum gegenwärtigen Zeitpunkt unbesetzt sind, richtete FSI den Antrag persönlich an Frau Staatssekretärin Juliane Seifert.
Der Vorgang ist offen.
Bayerisches Staatsministerium für Familie Arbeit und Soziales (STMAS) verweigert (bisher) die Auszahlung von Fördergeldern
Der Bayerische Landtag hatte am 24. März 2021 FSI Zuwendungen in Höhe von 20.000 € für 2021 aus dem Budget des STMAS bewilligt.
Den Antrag auf Auszahlung der Fördergelder lehnte die zuständige Leitstelle für die Gleichstellung von Frauen und Männern im STMAS unter Verweis auf Formfehler ab.
Grund dafür sei die Verwendung von Formulierungen, die einer institututionellen Förderung entsprächen.
Dabei zitierte FSI Formulierungen aus den Förderrichtlinien des BMFSFJ für Projektförderung...
FSI stellt in KW 18 erneut Antrag auf Projektförderung mit geändertem Wortlaut.
Der Vorgang ist offen. Staatsministerin Carolina Trautner steht FSI nicht zum persönlichen Austausch zur Verfügung.
Einer kleinen NGO werden also durch pure Obstruktion über die demokratischen Entscheidungen der Parlamente hinweg Fördergelder vorenthalten, weil von dieser staatlichen Unterstützung auch die verhassten Männer profitieren könnten.
4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der Medienschau von gestern:
Alter, Arne, heute ist Genderama mehr als beängstigend. Ich lese gerade den Abschnitt über die Quellenpflichten von Blogs und erinnere mich an meine diversen Beschwerden beim Presserat. Da kam mehrmals zurück, dass die Presse nicht verpflichtet ist, Quellen zu nennen, und selbst bei dem Fall, wo ich es, nach intensiver Arbeit hinbekommen habe, die Quellen von der "Zeit" zu bekommen und nachweisen konnte, dass die Quellen den Artikel nicht rechtfertigen und der Artikel damit eigentlich Fake News ist, war die Antwort des Presserates sinngemäß: "Das ist schon okay so, da für den Leser erkennbar sei, dass dies eine Meinungsäußerung sei und keine Dissertation mit Quellenverpflichtung". Das ist alles so krass was da gerade läuft.
Womit die selbsterklärte journalistische Elite durchkommt, kommen wir Internetpöbel noch lange nicht durch.
Ein anderer Leser schreibt mir zu dem auf Genderama erwähnten Fachbuch "Von Menschen und Mensch*innen. 20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören", das im Springer-Wissenschaftsverlag erschienenen ist:
Sehr geehrter Herr Hoffmann!
Danke für diese Literaturempfehlung - ich habe mir dieses Buch natürlich sofort kaufen müssen, da ich ein entschiedener Gegner von Sprachvorschriften bin, die aus ideologischen Gründen gemacht werden.
Ich hab das Buch zwar noch nicht ganz durch - aktuell bin ich gerade in dem für mich wichtigsten Kapitel 4 über die Studien, die angeblich die Nützlichkeit des Genderneusprechs belegen sollen - aber ich kann schon jetzt sagen, daß ich es sehr gut finde. Der Autor erklärt sehr sachlich und gut fundiert, warum man diesen Trend nicht mitmachen sollte, und was gegen eine Verwendung der geschlechtsbetonenden Sprache spricht.
Ich glaube, ich werde dieses Buch noch ein paar Mal als Geschenk kaufen müssen. Ich habe mir sogar überlegt, ob ich nicht ein Exemplar an Herrn Armin Wolf (österreichischer Nachrichtensprecher, falls Ihnen der Herr kein Begriff ist) schicke, der durch einen entsprechenden Fernsehbeitrag am Weltfrauentag in der "Zeit im Bild", einer österreichischen Nachrichtensendung, negativ aufgefallen ist. Aber ich vermute, das wäre hinausgeworfenes Geld - bei manchen Leuten nutzen die besten Argumente nichts.
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