Mehrheit der Deutschen befürwortet Gender-Verbot – News vom 27. Mai 2021
1. Während sich letzte Woche bereits zeigte, dass die Mehrheit der Deutschen die Gendersprache ablehnten, zeigt eine aktuelle Umfrage: 53 Prozent aller Deutschen befürworten sogar ein Verbot des Gender-Deutschen für staatliche Stellen, wie es der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß gefordert hatte. Ploß hatte für seine Forderung viel Häme sowie ablehnende Reaktionen erhalten:
Kritik kam etwa von SPD-Chefin Saskia Esken, die der CDU vorwarf, vom "gesellschaftlichen Wandel überfordert" zu sein. FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner empfahl der CDU, sich statt eines möglichen Genderverbots lieber mit einer "Aufarbeitung der Wirtschaftspolitik" von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zu befassen, wenn sie "konservative WählerInnen" gewinnen wolle.
Vor allem über das Irrlichtern der FDP-Spitze darf man sich mal wieder wundern: Fast drei von vier Wählern dieser Partei halten ein Gender-Verbot für richtig. Offenbar glaubt man in der FDP-Parteiführung, diese Leute bei der Bundestagswahl ohnehin im Sack zu haben, weshalb solche Aussetzer, die diskussionslose Aufnahme des Feminismus ins Parteiprogramm und eine eilfertige Distanzierung von den Liberalen Männern problemlos möglich ist. Man nimmt nicht mehr wahr, dass man der eigenen Basis durch solche Anbiederungen an Forderungen der Leitmedien kontinuierlich vors Schienbein tritt.
Im Vergleich dazu machte Christoph Ploß gestern eine gute Figur bei Lanz.
Auch der Vorsitzende der Gesellschaft für deutsche Sprache spricht sich gegen Gendersternchen in staatlichen Stellen aus. Die Norm, an die man sich in offiziellen Texten zu halten habe, seien immer noch die Regeln der deutschen Rechtschreibung. Dass das feministische Deutsch in all seiner Widersprüchlichkeit mit einer funktionierenden Sprache nichts zu tun habe, zeige, dass sich hinter den Forderungen für eine geschlechterseparierende Sprache in Wahrheit Machtkämpfe verbergen.
Zum selben Thema schreibt der Volkswirt und Historiker Oliver Stock:
Die Grünen wollen mit einem "Gender-Check" prüfen, ob ein Gesetz auch die Gleichberechtigung voranbringt. Eine Art Gender-Polizei soll die Bundesstiftung Gleichstellung werden. "Es wird Zeit für eine feministische Regierung", schreiben die Grünen im Wahlprogramm. Die Wortklauberei mit den Gender-Sternchen geht nun selbst manchem Grünen zu weit. Der Widerstand in der Bevölkerung wächst.
Hier geht es weiter.
2. Ein niedriger Testosteronwert erhöht bei Männern offenbar das Corona-Risiko. 'Das ist nicht ganz unironisch, wenn man bedenkt, dass in feministischen Diskursen vor allem ein vermeintlicher Überschuss an Testosteron mit "toxischer Männlichkeit" in Verbindung gebracht wird.
3. Ein Beitrag der Schweizer Zeitschrift "Annabelle" verkürzt häusliche Gewalt fast komplett auf Gewalt gegen Frauen und Kinder und belügt die Leser mit der Behauptung "In 9 von 10 Fällen sind die Täter männlich." Korrekt ist: Frauen und Männer teilen sich die Täterschaft hälftig. Offenbar muss man erwachsene Männer als Gewaltopfer unsichtbar machen, um Männer insgesamt zum Problemfall erklären zu können. In diesem Zusammenhang kommt auch der Schweizer Psychologe Markus Theunert zu Wort:
"Gewalt ist in der Soziologie von Männlichkeit verankert und nicht, wie so oft behauptet, in der Biologie des Mannes", so Theunert. "Hinzu kommt: Männer werden in unserem patriarchalen System im Irrglauben gelassen, sie seien wichtiger als alle andere. Sie sind der unhinterfragte Nullpunkt – und das ist gefährlich." Theunert fordert von den politischen Institutionen eine "Grundsatzauseinandersetzung mit dem Konzept von Männlichkeit" – sonst bekämpfe man nur Symptome. Dies müsse unter anderem in Form von Buben- und Männerarbeit geschehen. "Die Geschlechtsblindheit in der Politik ist zuweilen unerträglich."
Unterstützung erhält theunert von dem Jungen- und Mädchenpädagogen Ron Halbright, der findet, man müsse Buben beibringen, Konflikte friedlich und respektvoll zu lösen. So wie es jetzt laufe, sei es kein Zufall, dass ihre Gewaltbereitschaft um ein Vielfaches höher sei. (Auch das ist natürlich plumper Sexismus, der mit dem tatsächlichen Forschungsstand wenig zu tun hat.)
Es brauche mehr männliche Sozialarbeiter – sowie sogenannte Safe Spaces, in denen Schüler und Schülerinnen, mal getrennt voneinander, dann wieder zusammen, die Rollenerwartungen an Mann und Frau reflektieren können. (…) Mit geschlechtsspezifischer Präventionsarbeit müsse so früh wie nur möglich begonnen werden – flächendeckend und systematisch. Dass bisher dahingehend so wenig passiert, verwundert den Experten für Bubenarbeit wenig. "Viele Kantone haben nicht mal mehr ein Gleichstellungsbüro – die wurden bekämpft und mussten schliessen. Die SVP hat sich ausserdem mit Händen und Füssen dagegen gewehrt, dass im Lehrplan 2021 das Wort ‹Gender› steht."
Tatsächlich wünschenswert wäre eine Geschlechterpolitik, die Männer/Jungen und Frauen/Mädchen nicht von Anfang an auf der Grundlage längst widerlegter Statistiken immer noch in die Schubladen "Täter" und "Opfer" quetscht, um dann meint, denjenigen Jungen, die man als (künftige) Täter pseudodiagnostiziert hat, ihre Gewaltbereitschaft aberziehen zu müssen und das als "Präventionsarbeit" zu verkaufen. (Etwa nach dem Motto: "Guckt mal, all diese Jungen sind gar nicht zu Schlägern geworden! Das haben allein wir geschafft! Dass man das nicht nachweisen kann, nennt man Präventionsparadox! Gebt uns mehr Steuergelder!")
4. Die Fernsehsendung "buten un binnen" (Radio Bremen) hat den Kinderpsychologen Dr. Stefan Rücker zu den Folgen elterlicher Entfremdung für Trennungskinder interviewt.
5. Der Geschlechterforscher Professor Walter Hollstein hat Susanne Kaisers Buch "Politische Männlichkeit", das in den letzten Wochen von feministischen Journalisten stark gepusht wurde, für die aktuelle Ausgabe der Schweizer "Weltwoche" besprochen und seine Rezension dankenswerterweise auch Genderama zur Verfügung gestellt. Da es sich meines Erachtens eher um einen Gastbeitrag als einen Leserbrief handelt, hebe ich ihn, wie hier bei Gastbeiträgen üblich, durch Blauschrift hervor:
Uns allen steht eine grosse Gefahr ins Haus. Nein, nicht die Pandemie; nein, auch nicht der Klimawandel – vielmehr die männliche Weltverschwörung. Wir wissen das nur noch nicht, aber es gibt ja Susanne Kaiser, die es für uns alle weiss. Der Untertitel ihres Buchs lautet: "Wie Incels, Fundamentalisten und Autoritäre für das Patriarchat mobilmachen". Nachgerade überall rüsten sie auf, nicht nur verbal, sondern auch mit Waffen.
Konkrete Belege für diese finsteren Mächte sind für Kaiser etwa: Citizengo (laut Wikipedia eine rechtskonservative Stiftung, gegründet im September 2013 in Madrid), der ungarische Priester Ferenc Tomka, der norwegische Massenmörder Breivik, Elliot Rodger (ein Attentäter aus den USA), die Gruppierung "Die Wächter" (über die man nicht mal im Internet etwas findet), die Website "Wieviel ‹Gleichberechtigung› verträgt das Land?" und generell die "Maskulinisten" (korrekt wäre Maskulisten; es heisst ja auch nicht "Femininisten"), Roosh V. (ein Pick-up-Artist), Stephan Balliet (der Attentäter von Halle) oder "La Manif pour tous" (aus Frankreich).
Wiewohl sie allesamt nichts miteinander zu tun haben, subsumiert sie Kaiser unter der grossen Kapitelüberschrift der "Organisierten Misogynie": "Der autoritäre Backlash ist [. . .] nicht zufällig eine Form politisierter Männlichkeit. Misogynie ist nicht zufällig ein Merkmal autoritärer Einstellungen und ein Präsident wie Trump formuliert nicht zufällig eine Art Besitzanspruch auf Frauen. All dies ist vielmehr ein ganz wesentlicher Bestandteil – der autoritäre Backlash ist männlich."
An dieser Einordnung sind Zweifel erlaubt: Breivik zum Beispiel gab an, mit seiner Tat die regierenden Sozialdemokraten – und nicht die Frauen – "so hart wie möglich" treffen zu wollen, um sie für den "Massenimport von Moslems" nach Norwegen zu bestrafen. "La Manif pour tous" ist eine Bewegung, die sich in Frankreich gegen die gleichgeschlechtliche Ehe richtet. Abgesehen davon, dass sie von Frauen gegründet wurde, hat ihre Kritik, auch wenn sie rückwärtsgewandt sein mag, nichts mit Frauenfeindlichkeit zu tun. Balliet ist Antisemit und offenbar psychisch krank.
So wahllos Kaiser Personen und Bewegungen unter ihr Label der Misogynie zwingt, so wahllos reiht sie die Beispiele geografisch aneinander: Deutschland, die USA, Kolumbien, Brasilien, Polen, Ungarn – weniger wäre wohl mehr gewesen. Auch ihre Quellen – zumeist aus dem Internet – sind selektiv. Theoretisch rekurriert sie auf Raewyn Connells Konzept der "hegemonialen Männlichkeit", materialmässig auf Michael Kimmels "Angry White Men". Beide Bücher sind höchst umstritten, empirisch in keiner Weise belegt und triefen im Übrigen vor Männerfeindlichkeit. Connell war früher ein Mann, bevor er sich zur Frau hat "umgestalten" lassen.
Nun ist nicht daran zu zweifeln, dass es reichlich finstere Männer gibt. Aber das bloss anzuprangern, bringt wenig. Vielmehr müsste gefragt werden, was denn Männer in reaktionäre Winkel getrieben hat, wie das etwa Hanna Rosin ("Das Ende der Männer") oder Helen Smith ("Men on Strike") getan haben. Und es sollten Auswege aufgezeigt werden statt zu diabolisieren. Die Feministin Susan Faludi hat dazu vor Jahren in ihrem Buch "Stiffed" (deutsch bei Rowohlt) notiert, dass es darum geht, Männern den Gewinn einer veränderten Lebenseinstellung zu verdeutlichen. Dazu müsse man ihnen aber Wege weisen, die sie beschreiten könnten, so wie der Staat das gegenüber den Frauen seit den 1970er Jahren getan habe.
Es ist etwas verwirrend, dass ausgerechnet Suhrkamp ein solches Pamphlet publiziert –in diesem Verlag sind wegweisende Bücher zur Geschlechterfrage erschienen. Aber vielleicht ist auch das nun dem Zeitgeist geschuldet.
(Ich selbst habe Kaisers krude Propagandaschrift bei Amazon rezensiert.)
<< Home