Mittwoch, Mai 19, 2021

Spiegel-Online: "Sexistische Attacken auf Baerbock: Die Hasskampagne der Maskulinisten" – News vom 19. Mai 2021

1. Der Spiegel-Online-Gastkommentatorin Caroline Wiedemann zufolge ist die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, "Ziel einer Online-Hetzkampagne" in der Form von Männerrechtlern gestreuten Falschmeldungen: etwa dass Baerbock sich als Erotik-Modell habe ablichten lassen. Für die Behauptung, Männerrechtler würden solche Behauptungen streuen, fehlt in dem Artikel jeder Beleg.

Derartige Aktionen seien, so Wiedemann, typisch für Männerrechtler im Internet. Sie zeigten aber unseren Einfluss auf den politischen Diskurs. Auch für diese Behauptungen fehlt jeglicher Beleg.

Das übergeordnete Ziel dieser bösen Menschen bestehe darin, nicht nur Baerbock zu delegitimieren, sondern Frauen generell einzuschüchtern und von Machtpositionen fernzuhalten. Für die Behauptung, dies sei ein Ziel von Männerrechtlern, fehlt aus nachvollziehbaren Gründen ebenfalls jeder Beleg.

An der Stelle maskulistischer Websites nennt Wiedemann beispielhaft die Website "Journalistenwatch", die nicht von der Männerrechtsbewegung betrieben wird. Ich habe mir die Seite kurz angesehen und finde dort überhaupt keine Männerrechtler-Themen, was eine versehentliche Verwechslung dieser Website mit tatsächlichen Seiten der Männerrechtsbewegung nicht gerade nahelegt. Der letzte Artikel, der das Gender-Thema auch nur streift ("Uni Kassel: Wer nicht gendert, bekommt schlechtere Noten"), stammt vom 30. März.

Solche Dinge sind allerdings nur durchschaubar, wenn man sich ein wenig mit der Männerrechtsbewegung und ihren tatsächlichen Forderungen auskennt. Bei Menschen, denen dieses Thema fremd ist, hat der Artikel durchaus das Potential, zu der Diffamierung von Menschen beizutragen, die sich für die Anliegen von Jungen und Männern einsetzen.

Warum sich Spiegel-Online nicht mit Aussagen und Forderungen beschäftigt, die Männerrechtler tatsächlich getätigt haben, bleibt dubios. Eine Erklärung wäre, dass wir inzwischen ein Stachel im Fleisch der herrschenden Meinung sind, man mit uns aber eine seriöse Auseinandersetzung scheut wie der Teufel das Weihwasser. Darüber hinaus bedient Wiedemanns Artikel vor allem eine Maxime, nach der sich immer mehr Medien richten: Wut klickt gut.



2.
In einem Beitrag zur Gewalteskalation in Israel gendert die ARD Hamas-Kommandeure. Es gibt aber keine Hamas-Kommandeurinnen. Die ARD korrigiert sich mehrfach.


Die Berliner Zeitung berichtet.



3. Warum lassen sich Männer "zu Quotendeppen machen", fragt der Philosoph, Managementberater und Autor Reinhard K. Sprenger in der Neuen Zürcher Zeitung. Wie können Minderheiten einer Mehrheit derart ihren Willen aufzwingen, wie das momentan geschieht?

"Falls du glaubst, dass du zu klein bist, um etwas zu bewirken, dann versuche einmal, zu schlafen, wenn eine Mücke im Raum ist." Ein tibetisches Sinnbild. Es lässt sich übertragen auf die Gegenwartsdebatten, die von minoritären Interpretationseliten beherrscht werden.

Diese Minderheiten kommen richtungspolitisch von rechts oder von links, begründen sich mit Identität oder Religion oder Nation oder Menschenrechten, mit Hautfarbe, Rasse oder Geschlecht, mit Werten, Natur oder Sprache. Bekenntnisvirtuos belehren sie die Mehrheit darüber, welchen Partikularinteressen nunmehr allgemeine Geltung zu verschaffen sei und was man sagen oder tun dürfe. Und was nicht. Die Fähigkeit dieser ebenso lautstarken wie zum Teil winzigen Minderheiten, der Restgesellschaft ihre Denk- und Sprechmuster aufzuzwingen, ist aufmerksamkeitsökonomisch so erfolgreich, dass sie sogar zur "gefühlten" Mehrheit wird.

Voraussetzung für diese Aufmerksamkeit ist nicht Leistung, sondern Benachteiligung. Dafür wird die Welt eingeteilt in Opfer und Täter. Um zum Opferklub zu gehören, muss man nicht diskriminiert werden, es reicht, sich diskriminiert zu fühlen oder sich moralisch zu mandatieren, im Namen von Opfern zu sprechen. Historisches oder strukturelles Unrecht wird dramatisiert, weil nur das Zugang zu den grossmedialen Sprachrohren garantiert, die wiederum das Wertverständnis der Gesellschaft neu organisieren. Aus dieser Opferposition fordert man Rettung oder Wiedergutmachung.


Hier geht es weiter.



4. Das Forum Soziale Inklusion wurde von den im Bundestag vertretenen Parteien dazu eingeladen, acht Wahlprüfsteine im Hinblick auf die Bundestagswahlen 2021zu formulieren und sie den Parteien zur Beantwortung zu übersenden. Für diese Wahlprüfsteine hat sich die NGO entschieden.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Sehr geehrter Herr Hoffmann,

vielen Dank für die Verlinkung des Artikels bei Krautreporter über den Männerüberschuss in Ostdeutschland. Interessant fand ich dabei auch die interaktive Karte, v.a. wenn man betrachtet, wo es in Deutschland Frauenüberschuss gibt. Bei der Betrachtung Süddeutschlands (im Norden und in der Mitte kenne ich mich leider nicht so aus) fiel mir dabei nämlich eine Sache auf:

Neben den Großstädten sind es vor allem Universitätsstädte, in denen Frauenüberschuss herrscht (Konstanz, Freiburg, Tübingen, Heidelberg, Würzburg, Bamberg, in Erlangen gleicht der Technikkonzern Siemens die Sache evtl. etwas aus). Wer nur schon beim Betrachten dieser Karte keine bildungspolitische Schieflage erkennt, ist entweder blind oder verschließt die Augen vor etwas, was er nicht sehen will.

Mit freundlichen Grüßen und danke für ihre wichtige Arbeit.




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