Samstag, Mai 15, 2021

Bundestagsabgeordneter Ploß (CDU): "Eine staatliche Gender-Sprachpolizei dürfen wir nicht hinnehmen" – News vom 15. Mai 2021

1.
Die meisten Menschen lehnen Gendersprache ab. Trotzdem greift sie nun auch in Behörden um sich. Der Staat sollte uns nicht umerziehen, schreibt der CDU-Bundestagsabgeordnete Christoph Ploß in einem Gastbeitrag.


In diesem Gastbeitrag für "Die Welt" heißt es:

Die Befürworter der Gendersprache, allen voran die Grünen, setzen bei immer mehr Wörtern auf Gendersternchen, Doppelpunkte, Unterstriche mitten im Wort und vieles mehr. Aus "Fußgängern" sollen "Zu-Fuß-Gehende" werden, aus "Radfahrern" werden "Radfahrende". Dies treibt so seltsame Blüten wie "verunfallte Autofahrende" – ein Widerspruch in sich. Anstatt von "Ärzten" oder "Ärztinnen und Ärzten" ist wahlweise von "Ärzt*innen", "Ärzt_innen" oder "Ärzt:innen" zu lesen – Formen, die nicht von der amtlichen Regelung der deutschen Rechtschreibung gedeckt sind. In diesem Milieu entstehen Wortungetüme wie "Passivraucher*innenschutzverordnung" – ein Fundstück aus dem Koalitionsvertrag von SPD und Grünen in Hamburg. Es gibt mittlerweile selbst Diskussionen darüber, ob man statt "Mutter" nicht besser "gebärendes Elternteil" sagen sollte.

(…) Die Grammatik der deutschen Sprache erlaubt uns, Nuancen und Feinheiten genau auszudrücken, wie es sonst nur in wenigen Sprachen der Fall ist. Wenn aber unzählige Substantive durch das Gendern mit substantivierten Partizipien ersetzt werden, werden Unterschiede wie der zwischen einem Kochenden und einem Koch verwischt, was der Genauigkeit der deutschen Sprache abträglich ist – von ästhetischen Gesichtspunkten mal ganz abgesehen.

Aber es geht nicht nur um die richtige Anwendung der deutschen Grammatik. Hinter der Gendersprache verbirgt sich ein Weltbild, das Menschen in bestimmte Kategorien – wie das Geschlecht oder die sexuelle Orientierung – einsortiert. Allgemeine Formulierungen sollen nicht mehr ausreichen, möglichst jede einzelne geschlechtliche Identität muss sichtbar gemacht werden, da die jeweilige Gruppe sich sonst angeblich nicht angesprochen fühlt. Weder das Gemeinsame in der Gesellschaft noch das einzelne Individuum stehen bei diesem Ansatz im Mittelpunkt, sondern es geht nur noch um äußere Merkmale und Gruppenidentität.

(…) Über einzelne Wortungetüme könnte man ja schmunzeln, wenn diese Gendersprache nicht immer weiter in Behörden, Universitäten, Schulen oder anderen staatlichen Einrichtungen um sich greifen und zu Angst bei Andersdenkenden führen würde. Studenten schreiben aus Furcht vor schlechten Noten widerstrebend in der Gendersprache; Forscher, die etwa Anträge bei der DFG stellen, fürchten Schwierigkeiten, wenn die Gendersternchen fehlen oder wenn sie nicht alle Texte durchgendern. Sie müssen sich einem immer stärkeren Konformitätsdruck beugen und viel Zeit investieren, damit auch wirklich jeder Satz gendergerecht formuliert ist.

In anderen Bereichen entsteht ebenfalls zunehmend der Eindruck, dass es häufig eher auf das richtige Gendern als auf den Inhalt ankommt. Teilnehmer von Podiumsdiskussionen werden von Gender-Befürwortern verächtlich gemacht, wenn sie sich nicht in einer vermeintlich politisch korrekten Sprache ausdrücken. Dazu gehört neuerdings auch der "Gender-Hicks", eine Pause, die man beim Sprechen innerhalb eines Wortes machen soll. Aus "Lehrern" wird dann "Lehrer – Genderhicks – innen".

Privat sollte jeder so sprechen und schreiben können, wie er möchte. Wir leben in einem freien Land. Wenn aber eine Sprachpolizei entsteht, die in staatlichen Einrichtungen ohne jegliche Grundlage und Legitimation anderen ihren häufig orthografisch und grammatisch fehlerhaften Stil aufzwingen möchte, sollten in der bürgerlichen Mitte alle Alarmglocken schrillen.

Wie soll denn die sprachliche Integration einer Syrerin oder eines Iraners klappen, wenn in offiziellen Behördendokumenten nicht mehr die deutsche Grammatik verwendet wird? Wie sollen Politiker und Beamte Menschen zur Einhaltung von Regeln verpflichten, wenn geltende Normen ohne rechtliche Grundlage willkürlich nicht eingehalten werden? Wie soll ein Politiker hart arbeitende Menschen in Deutschland erreichen, wenn diese seine gekünstelte Sprache nicht verstehen?

(…) Als evangelischer Christ halte ich es hier mit Martin Luther. Luther war es wichtig, dass Sprache nicht nur für einen kleinen Kreis verständlich ist. So schreibt er im "Sendbrief zum Dolmetschen": "… man muss die Mutter im Hause, die Kinder auf der Gasse, den gemeinen Mann auf dem Markt darum fragen und ihnen auf das Maul sehen, wie sie reden, und danach übersetzen, dann verstehen sie es auch und merken, dass man deutsch mit ihnen redet."

Die Gendersprache steht all dem entgegen. Sie ist nicht inklusiv und integrierend, sie ist exklusiv und grenzt aus. Im benachbarten Ausland hat man bereits erkannt, welches spalterische Potenzial in der Gendersprache liegt und dass es der Bildung jüngerer Menschen schadet. Aus Frankreichs Schulen oder aus Gesetzesblättern soll die Gender-Schreibweise daher verbannt werden. Der Deutsche Bundestag und die Bundesregierung sollten genauso wie alle staatlichen Einrichtungen beispielhaft vorangehen und keine grammatisch falsche Gendersprache in ihren Dokumenten verwenden.

Die Bundestagsabgeordneten und Ministerien haben hier eine wichtige Vorbildfunktion, die in das ganze Land ausstrahlt. Dies gesetzlich festzuschreiben ist notwendiger denn je. Den Zusammenhalt in unserem Land stärken wir nicht, indem die Menschen immer häufiger in Gruppen einsortiert werden, sondern indem wir Empathie zeigen und uns in andere Menschen hineinversetzen.

Die bürgerliche Mitte muss auch in Deutschland endlich aufwachen und einer spalterischen linken Identitätspolitik entschlossen entgegentreten.


Andernfalls wird von uns schon bald erwartet, dass wir alle so sprechen und nicht anders.



2. "Frausein ist keine Schlüsselqualifikation" findet Birgit Kelle. (Siehe dazu auch die heutige Leserpost.)



3. Eigentlich berichtet Genderama ja nur News, aber gestern wurde ich auf einen von den Grünen eingebrachten Gesetzentwurf aufmerksam gemacht, der schon ein Jahr alt ist, aber umso relevanter wird, je mehr sich die Grünen als kommende Regierungspartei abzeichnen. Darin heißt es zum Thema Transsexualität unter Paragraph 7:

Ordnungswidrigkeiten

(1) Ordnungswidrig handelt, wer, ohne hierzu berechtigt zu sein, vorsätzlich oder fahrlässig 1. gegen ein Offenbarungsverbot gemäß § 4 Absatz 1, 2 und 4 verstößt oder 2. gegen ein Löschungsgebot gemäß § 4 Absatz 3 und 4 verstößt oder 3. den zuvor geführten Vornamen oder den früheren Nachnamen verwendet oder sich auf die vorherige Geschlechtszuordnung bezieht.

(2) Die Ordnungswidrigkeit kann mit einer Geldbuße bis zu zweitausendfünfhundert Euro geahndet werden.


Zu deutsch: Wer sich auf jemanden, der das Geschlecht gewechselt und sich einen neuen Namen gegeben hat, auch nur versehentlich mit dessen früherem Namen oder dem früheren Geschlecht bezieht, kann mit einer Strafe von 2500 Euro belegt werden. Würde man also beispielsweise sagen "Mir hat Ellen Page als Schwangere in dem Film 'Juno' schauspielerisch gut gefallen", könnte einen das auf der Grundlage dieses Gesetzes sehr teuer kommen.



4. Die Professorin für Psychologie Monnica Williams beschäftigt sich damit, wie auch weiße Feministinnen die Ideologie einer weißen Vorherrschaft propagieren. Ein Auszug:

Sie eigneten sich #Metoo an, ohne anzuerkennen, wie weiße Frauen historisch (und aktuell) ihre Sexualität dazu benutzt haben, Männer of Color zu unterdrücken. Viele schwarze Männer sitzen wegen falscher Vergewaltigungsvorwürfe im Gefängnis oder erleiden aufgrund solcher Anschuldigungen großen sozialen Verlust. Wenn weiße Frauen Vergewaltigung schreien, mobilisiert das unsere Gesellschaft, um die Zielpersonen zu bestrafen, ob sie schuldig sind oder nicht, um die Tugend der weißen Frauen zu schützen. Der tragische Fall von Emmett Till und das Rassenmassaker von Tulsa Oklahoma sind katastrophale Beispiele dafür. Emmett Till, ein 14-jähriger afroamerikanischer Junge, wurde gelyncht, weil er angeblich eine weiße Frau in einem Laden angemacht hatte; seine Anklägerin, Carolyn Bryant, widerrief Jahrzehnte später, aber für Emmett war es zu spät. Und in einem der größten Akte von innerstaatlichem Terrorismus aller Zeiten wurde die wohlhabende schwarze Gemeinde von Greenwood, Oklahoma, niedergebrannt, nachdem eine weiße Frau behauptet hatte, ein schwarzer Mann habe sie in einem Fahrstuhl erschreckt.




5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich stehe einigermaßen fassungslos vor den Qualifkationsangaben von Annalena Baerbock. Mit einem abgeschlossenen Grundstudium (drei benotete Leistungsnachweise, ansonsten nur zwei Sitzscheine und drei Beratungstermine) in vier Jahren wird man zu einem zweisemestrigen (!) Masterstudium an einer renommierten Londoner Hochschule zugelassen und ist damit qualifiziert für den höheren Dienst und für die Zulassung zur Promotion an der FU Berlin ... und für das Bundeskanzleramt?

Kommt nur mir das merkwürdig vor? Sie hat keine wissenschaftliche Abschlussarbeit an der Universität Hamburg geschrieben und für das Masterstudium liegt eventuell keine vor? Selbst wenn sich noch eine anfindet (wer auch immer die dann geschrieben haben mag), habe ich mehr Respekt vor jemandem, der eine dreijährige Berufsausbildung in drei Jahren erfolgreich abgeschlossen hat. Es wundert mich nicht, dass die GenderStudies-Absolventinnen etwas gegen die Leistungsanforderungen und die Werteordnung der Gesellschaft haben. Der eigentliche Skandal ist, dass man mit so etwas durchkommt, ohne dass es die altehrwürdigen Medien thematisieren.


Ja. Beispielsweise gibt es inzwischen eine Reihe von Youtube-Videos (etwa hier, hier und hier, die sehr unhöflich bloßstellen, welche Probleme Baerbock mit fehlerfreiem Sprechen hat. Ist sie insofern wirklich gut geeignet, Deutschland zu regieren und zu repräsentieren – oder sollte sie nicht vorher etwas mehr Erfahrung mit Situationen des öffentlichen Sprechens sammeln? Vermutlich gilt diese Frage allein aber auch schon wieder als frauenfeindlich. Deswegen kann sie von den Leitmedien auch nicht gestellt werden.



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