Sonntag, Mai 16, 2021

Don Alphonso zum Fall Baerbock: Die "Völkerechtlerin" und der "Kühemelker" – News vom 16. Mai 2021

1. In den sozialen Medien tobt in den letzten Tagen eine Debatte darüber, ob die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock sich wirklich als "Völkerrechtlerin" bezeichnen darf oder eher nicht. Diese Debatte hat besonderen Zunder durch einen Videoausschnitt erhalten, in dem sich Baerbock gegenüber ihrem innerparteilichen Mitbewerber Robert Habeck erhebt:

Es ist eine kurze Videosequenz, von der die grüne Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock mittlerweile wünschen dürfte, sie ließe sich aus dem Netz entfernen. In einem Sofa-Gespräch mit ihrem Co-Parteivorsitzenden Robert Habeck erläutert sie dort im NDR den Unterschied zwischen ihrer Bildungskarriere und der ihres Parteifreundes: "Von Hause aus kommt er", sie zeigt auf Habeck, "aus Hühner, Schweine, ich weiß nicht, was haste, Kühle melken. Ich komme eher aus dem Völkerrecht. Ich komme aus ganz anderen Welten im Zweifel." Zusammengefasst: Ich Juristin mit Spezialisierung Völkerrecht, du: Schweinebauer. Habeck ist promovierter Philologe. Kurz danach nennt sich Baerbock selbst "Völkerrechtsexpertin".


Mit dieser Selbstdarstellung habe Baerbock ein wenig "geschummelt", befinden einige, die sich Baerbocks Lebenslauf genauer angeschaut haben. Don Alphonso hat sich die Sache in der "Welt" genauer angeschaut (Bezahlschranke) und kommt dabei auch auf die geschlechtsspezifischen Aspekte von Baerbocks Selbstdarstellung zu sprechen. Zu dem verlinkten Videotext schreibt er zunächst:

Hier war Baerbock nicht gefiltert wie auf den Anzeigen der Grünen und von wohlwollenden Journalisten in die richtige Weltsicht hineingefragt, in der sie als Retterin von Klima und Umwelt ihren schönen Charakter und ihr relativ junges Gesicht mitsamt burschikoser Lederjacke zeigen kann: "Endlich anders", jubelte der "Stern", "Die Frau für alle Fälle", sekundierte der "Spiegel", und die ansonsten leicht prüde "FAZ" wurde mit "Sie sieht einfach megagut aus" erkennbar hahnig. Im Video tritt eine ganz andere Baerbock auf, überheblich und dennoch nicht in der Lage, einen geraden Satz zu sagen, fahrig und schnippisch, abwertend und das alles im Bewusstsein, dass sie aus einer anderen Welt und dem Völkerrecht kommt, im Gegensatz zum promovierten Kühemelker und Schriftsteller Robert Habeck, der aussieht, als müsste er gleich einen Eimer vergorene Biomolke auf Ex trinken und dabei gute Miene machen.

Nehmen wir einmal an, der Volkswirt Dr. Norbert Walter-Borjans würde vor laufender Kamera seiner SPD-Co-Vorsitzenden Saskia Esken – übrigens nicht ganz grundlos – vorwerfen, sie käme, weißnich, was haste, aus dem Elternbeirat zurückgebliebener badischer Käffer, während er aus einer ganz anderen Welt käme und in Köln Generali, Lanxess und Microsoft angesiedelt hatte: Die Blätter wären voll von Leitartikeln über toxische Männlichkeit im Allgemeinen, den Männerclub SPD im Speziellen und die absolute Unwählbarkeit von Walter-Borjans. Man kennt das von der Verabschiedung der FDP-Generalsekretärin durch Christian Lindner oder Dirndl-Bemerkungen: Vonseiten der Männer geht das gar nicht. Wenn ich das richtig sehe, bin ich gerade der einzige Journalist, der das Video aufgreift, ansonsten herrscht vornehm-mediale Zurückhaltung, aber der gemeine Volksmund bei Twitter bringt die Wörter Völkerrecht und Habeck ganz oben auf die Trends und animiert Nutzer zu sarkastischen Höchstleistungen (…).

Endlich habe ich selbst mal gesehen, wie Wahlkampf im Internet funktionieren kann. Alles, was man braucht, sind überhöhte Kandidaten, die nicht halten, was sie versprechen, und ein Video, das in sich weder besonders skandalös noch falsch ist, aber von einer Seite her einschlägt, mit der keiner gerechnet hat. Denn es spricht vieles an, was man sich sonst wehrlos anhören muss, wegen toxischer Männlichkeit, Frauenquoten, der besonderen Sozialkompetenz von Müttern, der besseren Welt, wenn Männer nichts zu sagen haben, der Überlegenheit irgendwelcher sexistischer closed clubs, die die Mehrheit verachten, weil sie aus einer ganz anderen Welt kommen, hier als eifrig beschützte Frau, die angeblich schon von russischen Bots, PUTIN-BOTS (!), gejagt werden soll, damit sie nicht segenspendend sein kann. Im Nachhinein ist das schallende Gelächter über die nackte, ganz andere Welt des Völkerrechts logisch und leicht zu verstehen.




2. MeToo ist als untote Kampagne immer noch unterwegs. Aktuell ist mal wieder Schneewittchen unter Sexismusverdacht.



3. "Gendern ist eine sprachliche Katastrophe" findet Ingo Meyer in der "Berliner Zeitung". Sein Fazit: Gerechte Sprache gibt es nicht.

Derweil hat der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) eine Petition gegen Genderzwang an Hochschulen und in Behörden online gestellt, die bereits mehrere Abgeordnete und Professoren unterstützen.



4. Boris Palmer hat zwei Offene Briefe an Vereinigungen der Grünen geschrieben, in denen er nicht die Geschlechterdebatte gezielt anspricht, wohl aber die übergeordnete Debatte insgesamt. Ein Auszug:

Sandra Kostner hat genau das als den Kern der Political Correctness beschrieben: Den Menschen ein identitäres Weltbild aufzwingen. Die Methoden werden nach meiner Wahrnehmung immer brachialer. Längst sind gesellschaftliche Ächtung, Vernichtung der bürgerlichen Existenz und moralische Diskreditierung akzeptierte Methoden geworden. Diesen Bannstrahl muss mittlerweile jeder fürchten, der in die Schusslinie eines juste Milieu gerät, das nur seine eigene Wahrheit gelten lässt.


Wir Männerrechtler können ein Lied davon singen.

Ich fürchte angesichts der Entwicklung der letzten Jahre wirklich um den Kern der liberalen Demokratie. Wie Caroline Fourest es ausdrückt: Die Antirassisten sind die neuen Rassisten. Im Namen des Guten werden die Methoden des Bösen eingesetzt. Wenn wir nicht aufpassen, sind wir in kurzer Zeit eine hasserfüllte und gesprächsunfähige Gesellschaft wie die USA. Das Ergebnis war Donald Trump. Dieser Entwicklung entgegenzutreten ist meine Motivation.


Es ist völlig klar, dass eine Partei wie die Grünen jemanden wie Palmer vor der Machtübernahme unbedingt loswerden möchte.



5. Mehrere britische Zeitungen, darunter die Londoner Times und die Daily Mail berichten über den Fall einer Jurastudentin, die disziplinarische Sanktionen befürchten muss, weil sie behauptete, dass Frauen Vaginas haben und im Durchschnitt schwächer als Männer seien. Das sei "beleidigend und diskriminierend".



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

hier noch ein Video, das sich über Bearbocks sprachliche Fähigkeiten lustig macht: "Baerbock vs. Putin: Wer spricht besser deutsch?"




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