Donnerstag, Mai 20, 2021

"Bild"-Chef gewinnt vor Gericht gegen "Spiegel" – News zum 21. Mai 2021

1. Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte im Frühjahr über angebliche Affären und sexistischen Machtmissbrauch von Julian Reichelt, leitendem Journalisten der Bildzeitung, berichtet. Reichelt wehrte sich gegen diese Unterstellungen und erhielt nun vom Landgericht Hamburg Recht. Der "Spiegel" habe gegen Grundsätze der zulässigen Verdachtsberichterstattung verstoßen und darf seine unter der Schlagzeile "Vögeln, fördern, feuern" aufgestellten Behauptungen nicht wiederholen.

Das Magazin berichtete von einem "System Reichelt", welches wie folgt funktioniert habe: "Volontärinnen und Praktikantinnen soll der Chefredakteur schon mal über Instagram zum Abendessen eingeladen haben. Junge Mitarbeiterinnen wurden mitunter rasch befördert. Ähnlich rasant gestaltete sich bisweilen ihr Absturz." (…) Wer in der Gunst des "Herrschers" oben gestanden habe, sei gelobt und bisweilen sehr schnell befördert worden, "Konkubinen inklusive". Andere seien "verbannt, geschnitten, traktiert oder blossgestellt" worden. Nach dem Beschluss des Landgerichts Hamburg ist fürs Erste der "Spiegel" blossgestellt.


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Die Berichterstattung des "Spiegel" wurde von anderen Medien aufgegriffen. "Kommt Bild-Chef Julian Reichelt am Ende ungeschoren davon?" fragte etwa der Berliner Tagesspiegel in einem Artikel vom 12. März. Auch in dem Wikipedia-Artikel über Reichelt werden die Inhalte des "Spiegel"-Artikels ausgebreitet.



2. Die erste Ausgabe des "Journal of Controversial Ideas" ist erschienen:

Das Journal, das im Netz frei zugänglich ist und sich aus Spenden finanziert, will der rationalen Argumentation und dem ungehinderten Erkenntnisstreben einen Schutzraum vor politischen und religiösen Diskurswächtern bieten. Wer Anfeindungen, Drohungen oder berufliche Nachteile fürchtet, weil er deren Sprech- und Schreibgeboten nicht folgt, kann seinen Aufsatz unter Pseudonym veröffentlichen. Zählen sollen allein die Stringenz der Argumentation, die Stichhaltigkeit der Aussagen und der Erkenntniswert der Ergebnisse. Wie bei akademischen Zeitschriften üblich, muss ein Text vor seiner Publikation von Fachgutachtern akzeptiert werden. Von den eingereichten 91 Arbeiten haben es zehn in die erste Nummer geschafft.

Drei der Autoren haben unter Pseudonym veröffentlicht. Dass diese Option überhaupt existiert, ist die Frucht eines akademischen Klimas, in dem die Offenheit von Forschung, Lehre und Diskussion unter den Druck von Gender- und Identitätsideologen geraten ist und ganze Forschungsbereiche der moralischen Ächtung verfallen.

(…) Das kontroverse Potential mancher Themen erschließt sich allerdings nur dem, der zuvor die Labyrinthe der Trans-Queer-Gender-Theorien durchlaufen hat. Dazu gehört der Satz "Frauen sind erwachsene weibliche Personen", dessen Wahrheitsgehalt immerhin Stoff für zwei gegeneinander argumentierende Aufsätze liefert.




3. Wenig politisch korrekt ist auch eine neue Studie, der zufolge sich Frauen besser fühlen, die Geschlechterdiskriminierung nicht für ein Problem halten. Diese Erkenntnis kann man jedoch dann in etablierten Fachzeitschriften veröffentlichen, wenn man ihren Ergebnissen einen feministischen Spin gibt, damit sie ideologisch wieder passen:

Forschungen, die im European Journal of Social Psychology veröffentlicht wurden, haben konsistente Beweise dafür gefunden, dass Frauen, die Geschlechterdiskriminierung leugnen, über ein größeres Wohlbefinden berichten. Die Forscher vermuten, dass das Leugnen von Geschlechterdiskriminierung als Bewältigungsmechanismus dienen kann, der unbeabsichtigt die Ungleichheit der Geschlechter verstärkt.

Geschlechterdiskriminierung wirkt sich negativ auf das Leben von Frauen und Mädchen in allen Teilen der Welt aus. Als Gruppe sind Frauen benachteiligt, wenn es um Löhne, Politik und gesetzliche Rechte geht, und sie sind häufig Opfer von Gewalt durch Männer. Die Studienautorinnen Jaime L. Napier und ihre Kolleginnen weisen auf das Ausmaß des Problems hin und bezeichnen die Geschlechterdiskriminierung als "das mit Abstand am weitesten verbreitete Problem der sozialen Gerechtigkeit in der Welt."

Obwohl es Beweise dafür gibt, dass die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern nach wie vor stark ist, haben Sozialpsychologen begonnen, den weit verbreiteten Glauben zu dokumentieren, dass Geschlechterfragen der Vergangenheit angehören. Napier und Kollegen wollten erforschen, warum insbesondere Frauen die Geschlechterdiskriminierung leugnen könnten. Die Forscher vermuten, dass die Verleugnung von Geschlechterfragen als Bewältigungsmechanismus dienen könnte, um das Wohlbefinden zu schützen.

Um dies zu erforschen, führten die Forscher eine erste Studie unter 793 Einwohnern der USA durch. Es zeigte sich, dass Frauen, die geschlechtsspezifische Diskriminierung leugneten (z. B. "Arbeitende Frauen werden von ihrem Chef/Vorgesetzten schlechter behandelt als Männer im Allgemeinen."), eine größere Lebenszufriedenheit hatten als diejenigen, die eine solche Diskriminierung zugaben.

Interessanterweise zeigten die Ergebnisse auch, dass dieser Effekt durch die Wahrnehmung, dass das System fair ist, vermittelt wurde. Mit anderen Worten: Frauen, die geschlechtsspezifische Diskriminierung leugneten, empfanden die amerikanische Gesellschaft eher als gerecht, was wiederum mit einer höheren Lebenszufriedenheit zusammenhing. Bei Männern hingegen stand die Verleugnung von Geschlechterdiskriminierung in keinem Zusammenhang mit der selbstberichteten Lebenszufriedenheit.

Eine Folgestudie wiederholte einen Großteil der oben genannten Ergebnisse in einer repräsentativen Stichprobe von 5.225 Amerikanern. Auch hier waren Frauen, die geschlechtsspezifische Diskriminierung leugneten, zufriedener mit ihrem Leben als Frauen, die das Problem anerkannten. Interessanterweise waren in dieser Studie die Männer, die geschlechtsspezifische Diskriminierung leugneten, weniger zufrieden mit ihrem Leben als die Männer, die sie zugaben.

(…) Schließlich führten Napier und ihr Team eine ähnliche Analyse mit Daten aus 23 Ländern durch, um zu sehen, ob sich die Ergebnisse auf Länder außerhalb der USA verallgemeinern lassen. Auch hier fanden die Forscher heraus, dass das Ignorieren der Diskriminierung, mit der Frauen konfrontiert sind, mit größerem Wohlbefinden verbunden ist, insbesondere bei Frauen.

(…) Napier und Kollegen sagen, dass das Erkennen von geschlechtsspezifischer Diskriminierung psychologische Vorteile auf der individuellen Ebene zu bieten scheint. Die Autoren warnen jedoch davor, dass diese Strategie die Erfahrungen von Frauen, die mit Diskriminierung konfrontiert sind, herunterspielt, kollektives Handeln untergräbt und wahrscheinlich die Geschlechterdiskriminierung verewigt.




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