Microsoft-Chefin: "Quoten tun den Frauen selbst nicht gut" – News vom 17. April 2021
1. Marianne Janik ist seit kurzem Deutschland-Chefin von Microsoft. Im Interview mit der "Welt" äußert sie sich auch zum Thema Frauenquote:
WELT: Emotionale Intelligenz gilt als Stärke von weiblichen Führungskräften. Sie haben sich allerdings öffentlich gegen eine Frauenquote ausgesprochen. Wieso?
Janik: Mir ist es nach 30 Jahren im Beruf wichtig zu wissen, dass ich mir das Erreichte selbst aufgebaut habe. Aber natürlich müssen wir junge Frauen und Diversität fördern und das tun wir bei Microsoft auch. Die Hälfte der Absolventinnen und Absolventen, die wir einstellen, sind heute Frauen.
Wir bemühen uns, sie individuell zu begleiten und auch darin zu unterstützen, die Familienphase so zu managen, dass sie in der Karriere nicht zurückfallen. In der Geschäftsleitung von Microsoft Deutschland sind heute übrigens fünf von 14 Mitgliedern Frauen. Über alle Führungskräfte sind es 40 Prozent. Es gibt also noch einiges zu tun.
WELT: Bei Microsoft ist Frauenförderung Teil der Zielvereinbarungen – davon hängen auch die Boni des Managements ab. Das geht doch in Richtung Quote, oder?
Janik: Starke Anreize sind etwas anderes als eine starre Quote. Meiner Erfahrung nach tun Quoten den Frauen selbst nicht gut. Sonst heißt es hinter vorgehaltener Hand, sie ist nur der Quote wegen aufgestiegen. Unsere internen Zielvorgaben sind nuancierter. Wir fordern auf allen Vorschlagslisten auch geeignete Kandidatinnen. Dann nehmen wir uns die Freiheit, die jeweils Besten für den Job auszuwählen.
2. Die gerade erst gegründete "Gleichstellungsstiftung" des Bundes tut sich schwer mit dem Thema "Männerquote".
3. Die FDP-Bundestagsabgeordnete Katrin Helling-Plahr hat in der "Welt" den Gastartikel "Trennungskinder brauchen beide Elternteile" veröffentlicht:
Mütter machen Karriere, Väter geben nachts Fläschchen, Mütter helfen mit Matheaufgaben, Väter bügeln Ballettkleider, Mütter reparieren Fahrräder, Väter kuscheln Neugeborene. Und: Das alles ist heute selbstverständlich.
Genauso selbstverständlich ist es für weite Teile des politischen Spektrums, das Familienrecht dem gewandelten Rollenverständnis noch immer nicht anpassen zu wollen. Während die einen der klassischen Rollenverteilung in Wahrheit hinterhertrauern, haben die anderen "feministische" Beweggründe, wollen gleichsam den Besitzstand der Mütter wahren.
Familienpolitik ist aber kein Synonym für Frauenpolitik und darf auch keine Bremse gesellschaftlichen Wandels sein. Wir müssen unsere Kinder endlich in den Fokus nehmen! Sie wollen sich nach Trennung der Eltern nicht entscheiden und sich auf eine Seite schlagen. Sie brauchen für ihre Entwicklung Bindungskontinuität und keine Loyalitätskonflikte. Es ist richtig, dass auch mit dem bestehenden Familienrecht breiter Raum für einvernehmliche Regelungen der Eltern im Sinne ihrer Kinder besteht. Und natürlich gibt es Gerichte, die zum Beispiel die Betreuung eines Kindes durch beide Elternteile zu gleichen Zeitanteilen in wöchentlichem Wechsel streitig ausurteilen.
Zur Wahrheit gehört aber auch, dass sich Eltern noch immer bei ihren individuellen Vereinbarungen von dem antiquierten Bild der Nachtrennungsnormalität leiten lassen, auf dem unsere familienrechtlichen Normen basieren. Und zur Wahrheit gehört auch, dass es Eltern in emotionalen Nachtrennungssituationen nicht immer gelingt, im Konsens die beste Lösung für das Kind zu finden. Richtig wäre es deshalb, das Wechselmodell als gesetzliches Leitbild zu implementieren. Kinder brauchen beide Eltern. Sie brauchen keine verordneten Alltagsmamas und Wochenendpapas. Es ist das Beste für Kinder, wenn sie ihr Leben mit beiden Elternteilen teilen.
In diesem Zuge wäre auch eine Abkehr vom Prinzip "Einer betreut, einer bezahlt" konsequent. Denn wenn beide Eltern die Betreuung regelmäßig zu nahezu gleichen Zeitanteilen übernehmen, ist für eine solche Differenzierung schlicht kein Raum. Als Nebeneffekt mindert auch das Konflikte.
Natürlich gibt es Konstellationen, in denen unüberwindbare Hürden ein Wechselmodell faktisch ausschließen, zum Beispiel große räumliche Distanzen zwischen den Wohnorten der Eltern. Mit einem Leitbild adressiert der Gesetzgeber aber auch die Erwartungshaltung an Eltern, sich trotz aller emotionalen Belastung aus der zerstörten Paarbeziehung im Sinne des Kindes zusammenzuraufen.
Natürlich müssten einvernehmliche individuelle Vereinbarungen im Sinne der Kinder auch weiterhin immer Vorrang haben. Aber auch für konsensuale Lösungen hätte ein neues gesetzliches Leitbild zweifelsohne überfällige Signalwirkung. Und: Wenn Väter auch nach Trennung oder Scheidung Betreuung und Erziehung in erheblichem Umfang übernehmen, ergibt sich zugleich mehr Freiraum für Frauen, eigener Erwerbstätigkeit nachzugehen, Karriere zu machen und für das eigene Alter vorzusorgen. Moderne Familienpolitik wäre also zugleich förderlich für Erwerbsbiografien von Frauen.
Statt eine Retraditionalisierung und Geschlechterungerechtigkeit durch die Corona-Pandemie zu betrauern, könnte der Gesetzgeber durch moderne familienrechtliche Rahmenbedingungen aktiv gegensteuern.
Witzigerweise ist das passgenau die Ausrichtung des Forums Soziale Inklusion, das deshalb von einer FDP-Abgeordneten als unsäglich diffamiert wurde. Sprecht ihr in dieser Partei ab und zu noch miteinander?
4. Die "IG Jungen, Männer, Väter" bezieht Stellung zu einem aktuellen Corona-Urteil des Weimarer Familiengerichts.
5. Von einer Provinzposse über einen geplanten "Bürger*innenplatz" in der Gemeinde Haar berichtet der Münchner Merkur.
6. Im halbstündigen Interview mit dem SRF erklärt die Feminismuskritikerin und Bestsellerautorin Esther Vilar, inzwischen Mitte achtzig, wie die Frauenbewegung bis heute Nachteile von Männern in unserer Gesellschaft übergeht: "Ich weiß nicht, warum sich nicht wenigstens ein paar Männer beschwert haben."
7. Der aktuelle Newsletter von Marcellus Maximus ist wie so oft nicht nur lesenswert nicht nur für Feminismuskritiker und Menschen, die sich an der Gendersprache stören, sondern auch für Antirassisten, Verfassungsfreunde, Liberale … eigentlich jeden. Marcellus Maximus gibt Newsletter dieser Qualität seit einigen Monaten heraus: etwa auf Twitter.
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