Samstag, April 10, 2021

Thüringen: Wachsender Bedarf an Männerschutzwohnungen – News vom 10. April 2021

1.
Das Land Thüringen steht der Forderung nach Schutzwohnungen für männliche Opfer von häuslicher Gewalt offen gegenüber. "Ich denke, dass es Schutzunterkünfte für Männer perspektivisch auch in Thüringen geben muss", sagte die Thüringer Gleichstellungsbeauftragte Gabi Ohler der Deutschen Presse-Agentur. Allerdings brauche es dafür einen Vorlauf. Derzeit werde vom Männerschutzprojekt A4 ein Konzept erarbeitet, in dem unter anderem der Beratungs- und Betreuungsbedarf definiert werde.

Die Analyse solle bis Jahresende vorliegen. "Danach müssen wir über die Finanzierung reden und eine Kommune finden, die das macht", sagte Ohler. In Thüringen fallen derzeit Schutzunterkünfte etwa für Frauen oder für Obdachlose in kommunale Zuständigkeit. Das Männerschutzprojekt A4 in Jena sieht eine steigende Nachfrage nach Schutzunterkünften für Männer, die Opfer von Gewalt in der Beziehung oder Familie geworden sind.


Hier geht es weiter.



2. Das habe ich bisher hier auf Genderama nicht gemacht, aber nachdem sogar die Amadeu-Antiono-Stiftung letzte Woche die Frage aufwarf, wie Frauen meine Erotik-Ratgeber bewerten: Gerade ist wieder eine aktuelle Rezension hier eingetrudelt.



3. Die Antifa lädt ein zum Zoom-Vortrag "Antifeminismus in der Männerrechtsszene" am 14. April.



4. In Großbritannien werden Jungen öffentlich angegriffen, die Schulen besuchen, die in den "sozialen Medien" als Hort der "rape culture" etikettiert werden. Die Daily Mail berichtet:

Jungen an Privatschulen, die in den Skandal um sexuellen Missbrauch verwickelt sind, müssen ihre Uniform wechseln, um Angriffen auf der Straße und Beschimpfungen zu entgehen. Männliche Schüler fürchten sich derzeit auch davor, den Namen ihrer Schule in den Lebenslauf aufzunehmen, weil sie von potenziellen Arbeitgebern wegen der negativen Assoziationen abgewiesen werden könnten.

Andere - im Alter von nur 13 Jahren - wurden von Mitgliedern der Öffentlichkeit beschimpft und auf der Straße als Vergewaltiger gebrandmarkt, was einige dazu veranlasste, auf dem Weg zur und von der Schule die Uniform zu wechseln.

Dies geschah, nachdem Tausende von Anschuldigungen wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung auf der Kampagnen-Website "Everyone's Invited" veröffentlicht wurden, wobei einige Anschuldigungen berühmte Einrichtungen wie Eton, Highgate School und Dulwich College nannten.

Doch Eltern unschuldiger Kinder befürchten eine Gegenreaktion. Eine sagte: "Mein Sohn wird wegen dieser Sache unfair behandelt. Er wird jetzt mit diesen Anschuldigungen in Verbindung gebracht und hat Angst um seine Zukunft." Eine andere Frau tweetete: "Jungen werden aufgrund von Anschuldigungen angegriffen und verprügelt. Der Prozess durch soziale Medien ist gefährlich und potenziell sehr schädlich."

Ein Junge an einer unabhängigen Londoner Schule berichtet: "Viele von uns sind besorgt, dass unsere Verbindung mit der Schule unseren Jobaussichten schaden wird. Die Leute werden uns nur ansehen und einen Vergewaltiger sehen."

Eine 46-jährige Mutter von Jungen im Alter von 12 und 17 Jahren sagt: 'Das macht mir Angst. Was ist, wenn es ein Fall von zwei verschiedenen Perspektiven eines Ereignisses ist? Was ist, wenn die Anschuldigungen falsch oder übertrieben sind? Wie kann ein junger Mann seinen Ruf wiederherstellen? Ich weiß von Jungen, die von ihren Freunden, die sie seit der Grundschule haben, 'gecancelt' werden, weil nach den Vorwürfen niemand mehr mit ihnen zu tun haben will. Sie werden als Vergewaltiger gebrandmarkt, ohne dass sie die Möglichkeit haben, ihre Sichtweise mitzuteilen - das ist offen gesagt erschreckend.'

"Es ist wirklich beunruhigend", fügte eine andere Mutter hinzu. "Es wird sehr wenig über falsche Anschuldigungen und den Schutz des angeblichen Täters gesprochen."

Ein Teenager, der bei seiner Ankunft in der Oberschule angeblich von Mädchen angeschrien wurde, nachdem eine Geschichte in Umlauf gebracht worden war, ist seitdem nicht mehr zurückgekehrt. Keiner seiner Freunde hat Kontakt zu ihm aufgenommen, weil er befürchtet, dass sie "gecancelt" werden, wenn sie aus der Reihe tanzen.

Ein Junge war gezwungen, intime Textnachrichten mit seinen Eltern zu teilen, um zu beweisen, dass eine Begegnung einvernehmlich gewesen war, nachdem ein Mädchen, mit dem er in einer Beziehung gewesen war, eine ganz andere Version der Geschichte erzählt hatte.

Bis gestern Abend wurden fast 14.000 Anschuldigungen von sexuellen Übergriffen und Vergewaltigung auf Everyone's Invited erhoben.


Hier wäre eigentlich dringend ein Gespräch notwendig, bei der sich Männerrechtler und andere Fürsprecher solcher Jungen mit Feministinnen und anderen Fürsprechern der Mädchen zusammensetzen und überlegen, ob es eine konstruktive Lösung bei solchen Konflikten geben kann, die nicht in regelrechte "Hexenjagden" ausartet. Gleichzeitig wird klar, dass es solche Gespräche nicht geben kann, weil kontinuierlich die eine Seite als "böse" und "diskussionsunwürdig" geframet wird.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Hallo Arne,

ich hatte den Artikel in der Süddeutschen Zeitung auch schon vorher gelesen und war verwundert über dessen stereotypen Darstellung darüber, wann Menschen als glücklich oder unglücklich zu betrachten sind. Da wird wie selbstverständlich die Partnerschaft und das Zeugen von Kindern als das Lebensziel dargestellt. Was meines Erachtens schon ein Grundproblem dieser von einem Feminismus geprägten Haltung ist, der normalerweise stereotypisches Verhalten als negativ brandmarkt, aber dabei vor allem die Rolle der Frau abwertet.

Aber das Hauptproblem des Artikels ist diese Selbstverständlichkeit, mit der eine Partnerschaft als etwas Positives betrachtet wird. Thesen wie "... bleiben männliche Gutverdiener auf dem Partnermarkt die großen Gewinner" oder noch dämlicher "... (a)m unteren Ende der sozialen Leiter bleibt Männern deutlich weniger Hoffnung auf die Liebe, sie frieren alleine im Schatten der solventen Prinzen über ihnen". Solche Sätze zeugen von einem Weltbild, dass unsereins nur aus "Sissy" Romanen kennt und völlig außer Betracht lässt, dass es Menschen gibt, die ihre Lebensplanung nicht darauf aufbauen verpartnert zu sein und sich zu reproduzieren.

Für diese Lebensplanung gibt viele Gründe auch negative, aber eben auch rationale und positive, sei es das man allein zufriedener ist oder weil man mit den Ansprüchen des anderen Geschlechts nicht zurecht kommt. Aber wer die Welt so rudimentär und vor allem Stereotyp einteilt, zeigt damit eine zutiefst klischeebehaftete bürgerliche Einstellung, die weit von dem entfernt ist wie andere Bildungsschichten ihr Leben planen oder leben möchte. Was z.B. auch daran liegen könnte, dass die Verdienstmöglichkeiten für Nichtakademiker heute schon begrenzt sind und unter Umständen nicht den Vorstellungen, wie Kinder versorgt sein sollen, übereinstimmen.

In diesem Kontext finde ich auch diese Statistik bemerkenswert. Wenn Männer und Frauen alleine leben, beträgt der durchschnittliche Verdienst bei Männern 1703€ und bei Frauen 1691€. Es zeigt sich also, dass Männer und Frauen, wenn ihre Lebensplanung nicht von diesem Klischee geprägt wird, durchaus ein sehr ähnliches Auskommen haben und sich selbst bei den Ausgaben ähnlich verhalten (abgesehen von Gaststättenbesuch und dem Schuhekauf).

Dieser Artikel stellt einmal mehr die sehr beengte Lebenswelt des bürgerlichen, akademisch geprägten Journalisten dar und wie weit diese sich von der bunten Lebenswirklichkeit entfernt haben.


Mein Leser hat Recht: Tatsächlich zeigt die psychologische Forschung, dass das Leben als Single in mancherlei Hinsicht erfüllender sein kann. Hier nur einmal zwei Artikel zu diesem Thema. In die Leitmedien geht diese Forschung kaum ein, weil es dort einen starken Glauben daran gibt, dass Männer erst durch die Partnerschaft mit einer Frau "zivilisiert" werden müssen. Reine oder fast reine Männer-Communitys (Nerds, Burschenschaften, Pick-up-Artists, Incels, Men Going Their Own Way, Männerrechtler etc.) werden in unseren Medien weit überwiegend negativ dargestellt. Und so wie man vor Jahrzehnten glaubte, dass jede Frau ja doch nichts sehnlicher sucht/nichts dringender braucht als einen Ehemann, um glücklich zu seinunterstellt das so mancher Artikel heute den Männern.



kostenloser Counter