Arabischer Single spricht über Alltagsrassismus deutscher Frauen – News vom 7. April 2021
1. Im Magazin "jetzt" spricht ein Geflüchteter aus Syrien über seine Erfahrungen bei der Suche nach einer Partnerin:
„Ich finde in Deutschland einfach keine Freundin. Dabei bin ich ein geselliger Mensch. Ich habe Tanzkurse besucht und bin vor der Corona-Pandemie gerne in Clubs zum Salsa tanzen gegangen. Beim Tanzen habe ich immer wieder Signale von Frauen bekommen, die interessiert an mir waren. Ich habe an ihren Blicken gesehen, dass sie mich kennenlernen wollen. Das könnte daran liegen, dass ich ein bisschen aussehe wie ein Latino. Wenn ich dann aber erzählt habe, woher ich wirklich komme, war das Gespräch in der Regel schnell wieder vorbei. An einem Araber haben die meisten Frauen in Deutschland meiner Erfahrung nach kein Interesse."
Hier findet man den vollständigen Beitrag.
2. Die Neue Zürcher Zeitung beschäftigt sich mit den Fallstricken der Gendersprache:
Die FU macht Naziopfer zu "J_üdinnen". Geschlechtergerechtigkeit muss erreicht werden, nicht ideologisiert. Aber bei Opfern der NS-Gewaltherrschaft zu gendern, ist geradezu zynisch.
(…) Es darf nie zur Normalität werden, dass Menschen, nachdem sie als Opfer des grauenvollsten Verbrechens der Geschichte in grösstmöglicher Weise geschändet worden sind, ohne ihr Wissen und Wollen abermals zum Teil einer Ideologie gemacht werden. Die in der Ihnestrasse 22 verscharrten Opfer mörderischer Rassisten haben eine würdige Bestattung und ein angemessenes Gedenken verdient. Wer diese Opfer aber instrumentalisiert, um sich selbst als Zelebrator*in der Gerechtigkeit zu präsentieren, schändet sie ein weiteres Mal.
Hier findet man den vollständigen Artikel.
3. Harvey Weinstein will den Vergewaltigungsprozess gegen ihn neu aufrollen lassen. Seinen Anwälten zufolge sei ihm ein faires Verfahren verweigert worden.
4. Wie ich gestern über Twitter informiert wurde, hat sich die dänische Ärztekammer im November 2020 die Beschneidung von Jungen, wie sie bislang geschieht, für ethisch inakzeptabel erklärt:
Die dänische Ärztekammer ist der Meinung, dass die Beschneidung von Jungen ohne medizinische Indikation ethisch inakzeptabel ist, wenn der Eingriff ohne die informierte Zustimmung der Person, die den Eingriff vornimmt, durchgeführt wird. Die Beschneidung sollte daher nicht durchgeführt werden, bevor der Junge die Kompetenz erworben hat, den Eingriff selbst zu wählen.
Jeder chirurgische Eingriff birgt das Risiko von Komplikationen, und daher sollten chirurgische Eingriffe generell auf Situationen beschränkt werden, in denen sie wahrscheinlich einen Nutzen für die Gesundheit des Patienten haben. Die Ärztekammer glaubt nicht, dass es Beweise dafür gibt, dass die Beschneidung für die Gesundheit von Jungen vorteilhaft ist.
Die Beschneidung ist mit Schmerzen und Unbehagen für das beschnittene Kind verbunden. Die Ärztekammer ist der Meinung, dass medizinische Eingriffe, die für Minderjährige mit Schmerzen oder Unannehmlichkeiten verbunden sind, auf Situationen beschränkt werden sollten, in denen der Eingriff einen klaren gesundheitlichen Nutzen für die Person hat. Die Ärztekammer ist nicht der Meinung, dass ein solcher Nutzen nachgewiesen wurde.
Die Beschneidung von Jungen ist ein chirurgischer Eingriff, der die Anatomie des Jungen dauerhaft verändert. Es reduziert die Fähigkeit des Kindes, seinen eigenen Körper zu kontrollieren und seine kulturelle und religiöse Zugehörigkeit zu beeinflussen. Die dänische Ärztekammer ist daher der Meinung, dass es am ehesten mit dem Selbstbestimmungsrecht des Individuums übereinstimmt, dass die Entscheidung über die Beschneidung dem Individuum überlassen wird, sobald es die Volljährigkeit erreicht hat.
Hierzulande haben Politiker aller Parteien die Beschneidung von Jungen nach einem Urteil des Kölner Landgerichts, das Körperverletzung erkannte, durch ein Sondergesetz legitimiert. Bundeskanzlerin Merkel hatte erklärt, Deutschland mache sich zur "Komikernation", wenn man diese Körperverletzung untersage. Deutsche Leitmedien hatten weitgehend Beifall gespendet.
5. Unter dem gestern auf Genderama verlinkten neuen Artikel von Lucas Schoppe gibt es einen erwähnenswerten Meinungsaustausch. Lucas Schoppe selbst schreibt in einer Erklärung darüber, warum es längere Zeit keine neuen Beiträge von ihm gegeben hatte:
Zwischenzeitlich hatte ich das Gefühl, dass es ohnehin keinen Sinn hat, gegen die weit überlegenen Ressourcen von SPIEGEL, Heinrich-Böll-Stiftung, Ministerien oder anderen Massenmedien anzuschreiben. Aber das finde ich nicht so wild: Es ist ein Unterschied, ob davon abweichende Perspektiven überhaupt zugänglich sind, auch wenn sie nicht mit denselben Ressourcen verbreitet werden können – oder ob es sie gar nicht mehr gibt.
Was daran aber deutlich wird, ist, wie wichtig es ist, wenn auch für eine inklusive Geschlechterpolitik Ressourcen zur Verfügung stehen.
Wer Väter aus der Beziehung zu ihren Kindern heraushalten möchte, findet über den Alleinerziehendenverband und andere Organisationen gute Möglichkeiten vor, die eigene Position zu verbreiten – und das womöglich gar auf einer eigens dafür geschaffenen beruflichen Position. Wer auf die Bedeutung beider Eltern für Kinder hinweisen möchte, muss das hingegen in seiner Freizeit, auf eigene Kosten und mit weit unterlegenen Bordmitteln tun.
Eben deshalb wären die 400.000 Euro für das Forum Soziale Inklusion auch wichtig, auch wenn sie im Vergleich zu dem Geld, dass allein der VAMV bekommt, sehr wenig sind. Aber hier hätten Akteure, die Interessen von Männern und Jungen vertreten und mit denen von Frauen und Mädchen vermitteln möchten, zum ersten Mal so etwas wie eine kleine Fighting Chance.
Eben deshalb wird die Auszahlung wohl auch so bekämpft und verschleppt. Und nicht deshalb, weil das Forum Soziale Inklusion eine Bande von Frauenfeinden wäre – daran glauben die Leute, die so reden, Gesterkamp, Kemper etc., vermutlich selbst nicht.
Bei den Ressourcen, die eingesetzt werden könnten, wüsste ich dann auch gern bei Gelegenheit mal, warum für einen Text wie die Spiegel-Titelgeschichte eigentlich vier Leute nötig waren. Sämtliche Informationen sind allen, die sich mit den Themen beschäftigen, längst bekannt – und falls nicht, sind sie an einem Nachmittag bequem zu ergoogeln. Wenn noch dazu, wie hier, das Gegenchecken von Informationen entfällt, könnte ein Mensch, der nichts anderes zu tun hat, solch einen Text wie die Spiegel-Titelgeschichte eigentlich bequem an einem Wochenende allein schreiben.
Lediglich die Umfrage im Bundestag ist eine neue Information, und diese Umfrage ist unter diesen Bedingungen ein Misserfolg. Zum Vergleich: Ich habe mal an einer großen Schule eine Evaluation eines Unterrichtsmodells gemacht und dazu ziemlich umfangreiche Fragebögen an die Lehrkräfte ausgegeben. Die Rücklaufquote war schließlich bei 100%. Das ist durchaus möglich, wenn das Sample auf einen begrenzten Raum (wie eine Schule oder ein Parlament) beschränkt ist, in dem problemlos wiederholt nachgefragt werden kann – und wenn das Thema für die Beteiligten wirklich wichtig ist.
Beim Spiegel kam sogar noch etwas hinzu: Alle konnten davon ausgehen, dass ihre Anliegen – wenn sie die denn haben – in einer der größten und wichtigsten Publikationen des Landes verbreitet und unterstützt werden.
Angesichts dieser Voraussetzungen finde ich die Rückläuferquote so schwach, dass im Text zumindest irgendeine Erklärung dafür formuliert werden sollte. Sie ist z.B. so schwach, dass es als Erklärung nicht ausreicht, auf die erwartbar mangelnde Beteiligung der AfD zu verweisen. Der Schluss ist nicht von der Hand zu weisen, dass womöglich für viele Frauen im Bundestag das Problem nicht so groß ist, wie es im Spiegel dargestellt wird.
Unter den gegebenen Bedingungen jedenfalls ist eine demokratische Öffentlichkeit eine Frage von Ressourcen. Schlimmer noch: Diejenigen, die überlegene Ressourcen haben, nutzen die nicht nur für die Präsentation ihrer eigenen Positionen – sondern sie stigmatisieren auch die Positionen derjenigen, die weniger Ressourcen haben. Was dann wiederum die ungleich verteilten Ressourcen legitimiert.
Es wäre sehr wichtig, wenn diese Erstarrung zumindest ein wenig gelöst werden könnte. Aber es wird auch verständlich, warum es Akteure gibt, die viel tun, um eben das zu verhindern.
Der Leser "motu" kommentiert:
Na ja, vielleicht ändert sich doch mal was? Ein Beispiel dazu: In meiner Heimatgemeinde existiert nicht nur ein Frauenhaus, sondern seit einiger Zeit auch ein Männerhaus. An Nachfrage mangelt es nicht, im Gegenteil, man verwaltet den Mangel. Frauengewalt existiert eben auch, manchmal aber ist die Erscheinungsform weniger körperlich.
Das ganze ist so revolutionär wie die Frauenhäuser vor mehreren Jahrzehnten, anfänglich genauso belächelt.
Dass das Problem Gewalt in der Partnerschaft universell ist, wird sich auf Dauer nicht mehr wegdiskutieren lassen, die Verbreitung dieser Erkenntnis wird aber noch dauern.
Der Leser und Blogger "mitm" ist skeptischer:
Ich hatte mich über die Jahreswende ausführlicher mit der Rolle und Macht der Medien in unserer Demokratie befasst und bin dabei immer depressiver geworden, was unsere Demokratie bzw. die Illusion von einer Herrschaft des Volks betrifft: Die Medien sind nicht die 4. Macht im Staat, sondern die erste. Der Politikwissenschaftler Thomas Meyer hat vollkommen recht mit seiner These, dass sich Politiker den Funktionslogiken (und Türhütern) der Massenmedien unterwerfen müssen. Reporter in reichweitenstarken Medien, namentlich im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, werden zu Schiedsrichtern über Personen und Programme oder selber zu politischen Aktivisten, die praktischerweise auch gleich die öffentliche Beurteilung ihrer eigenen Vorschläge vorgeben dürfen.
Der Feminismus hat es geschafft, diese mediale Machtelite komplett zu unterwandern. Man kann die dadurch herrschende Ideologie und ihren Hass auf Männer nicht mehr argumentativ bekämpfen, dazu bräuchte man einen fairen Debattenraum. Den werden wir so schnell nicht bekommen. Die etablierten Journaktivisten nutzen ihren Einfluss, um missliebige Meinungskonkurrenz auszuschalten und die eigene Hegemonie abzusichern.
"Martin" schließlich merkt an:
Beim medial zelebrierten "Kampf des Lichts gegen die Dunkelheit" ist ein wichtiger, aber oft unbemerkter Faktor, dass hier popkulturell verbreitete Muster wiederholt werden. Vielleicht finden diese eben eine solche Resonanz, weil wir sie aus unzähligen Filmen kennen und sie unseren Sehgewohnheiten entsprechen. Besonders deutlich in "Der Herr der Ringe", wo Mordor ja wirklich ein dunkles Reich des Bösen ist, beherrscht vom bösen Sauron. Die guten, angeführt von Gandalf, auf einem weißen Ross stoßen ja wirklich aus dem strahlenden Licht in den gerechten Kampf. Mir scheint, das solche medialen Spektakel eine tiefe Sehnsucht nach einem Bösen nähren, das man bekämpfen kann, aber das sich doch kaum unterkriegen lässt. Das perpetuiert sich allsonntäglich im "Tatort", wenn hier auch meist schon komplexer, weil die Ermittler, die sich mit dem Mörder ein Duell liefern, oft einen Teil des Bösen in sich tragen.
Deutlich hat man die Sehnsucht nach dem Bösen ja auch in der oft fantastisch dämonisierten und enthumanisierten Darstellung von Trump und Putin, die wie Sauron im Repertoire der Mainstream-Medien als Masken den absoluten Bösen herhalten müssen. Alle möglichen Missstände, Probleme und Konflikte lassen sich an solchen Personifikationen des Bösen festmachen und externalisieren. Viele Leitmedien leiden ja momentan unter einbrechender Nachfrage, weil mit Trump ein Oberbösewicht von der Bühne getreten ist. Ich habe den Eindruck, dass damit eine Art Mangel am Bösen entstanden ist, für den nun Ersatz benötigt wird.
Ich glaube, dieses Verlangen nach einem greifbaren Feind macht es erst möglich, dass eine relativ kleine Organisation wie das Forum Soziale Inklusion so einen Hass von so vielen größeren und kleineren medialen Akteuren auf sich ziehen kann (meine Twitter-Timeline war voll davon). Die meisten Medienkonsumenten hätten von dieser Organisation ja sonst kaum etwas mitbekommen. Dazu kommt noch ein Sehnsucht nach dem Duell, wo zwei in etwa gleich starke Gegner miteinander ringen wie Frodo und Sauron. Das Forum Soziale Inklusion erscheint so als Agent finsterer Mächte, die endlich einmal eine erkennbare Gestalt annehmen und bekämpft werden können.
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