Freitag, April 09, 2021

Interview mit einem Studenten: Wenn die Genderdebatte Punkte kostet – News vom 9. April 2021

1. Wie Genderama berichtete, wurden an der Universität Kassel Studenten dafür bestraft, dass sie wissenschaftliche Arbeiten sprachlich nicht nach den Regeln der Gender-Ideologie verfasst haben. Die Frankfurter Allgemeine hat einen Betroffenen interviewt: Lukas Honemann, der im sechsten Semester Germanistik, Geschichte, Politik und Wirtschaft studiert. Ein Auszug aus dem Gespräch:

FAZ: Ihnen sollen in einer Studienleistung Punkte abgezogen worden sein, weil Sie das generische Maskulinum verwendet haben. Stimmt das?

Lukas Honemann: Ich musste im Wintersemester 2018/19 im ersten Modul des bildungs- und gesellschaftswissenschaftlichen Kernstudiums ein Portfolio abgeben, das drei Aufgaben umfasste, die wissenschaftlichen Charakter hatten. Ich habe meine erste Aufgabe eingereicht und Punktabzug dafür erhalten, dass ich das generische Maskulinum verwendet habe. Bei den folgenden Aufgaben habe ich mich dem Ganzen gebeugt und gegendert, um diesem Punktabzug zu entgehen.

(…) FAZ: Gab es eine Begründung für den Punktabzug bei der ersten Abgabe?

Lukas Honemann: Der Modulkurs liegt schon etwas zurück, aber ich meine, dass mir begründet wurde, das sei an der Universität Kassel Konsens und der akademische Stand, deswegen solle gegendert werden.

FAZ: Auf der Website der Uni Kassel heißt es, Lehrbeauftragten stehe es frei, die Verwendung gendergerechter Sprache als Bewertungskriterium anzuführen. Das solle aber frühzeitig angekündigt und transparent gemacht werden. War das bei Ihnen der Fall?

Lukas Honemann: Es kann sein, dass das bei mir selber etwas untergegangen ist und ich das damals nicht mitbekommen habe. Ich weiß aber, dass das mittlerweile in der gleichen Vorlesung groß angekündigt wird. Hier wird gedroht, dass der Verzicht auf genderneutrale Sprache ein Grund sein kann durchzufallen. Bei vielen Dozenten, die selbst gendern, wird das aber auch einfach vorausgesetzt und gilt als Konsens.

(…) FAZ: Der Verein Deutsche Sprache, der den Punktabzug kritisiert, wird in einem Medienbericht damit zitiert, einen Prozess bis zum Bundesverfassungsgericht finanzieren zu wollen, sollte gegen den Punktabzug geklagt werden. Haben Sie das vor?

Lukas Honemann: Auch da bin ich mir nicht sicher, aber ich gehe eher von "Nein" aus, weil die Leistung schon länger zurückliegt und nicht in meine Staatsexamen eingeht. Dementsprechend habe ich keinen schwerwiegenden Nachteil erfahren. Ich weiß nicht, wie sich das in der Zukunft weiterentwickelt, aber ich gehe momentan eher von "Nein" aus als von "Ja".

FAZ: In einem Zeitungsartikel, in dem Sie zitiert wurden, sagten Sie, das Gendern dürfe kein politischer Akt sein. Was meinen Sie damit?

Lukas Honemann: Je nachdem, welchen Politikbegriff man verwendet, kann nahezu alles als politischer Akt gewertet werden. Weil das Gendern politisch umstritten ist und es eine Diskussion darum gibt, ist es noch nicht allgemeiner Konsens. So lange verhandelt wird, ist es, würde ich sagen, ein politischer Akt, sich bei der Bewertung auf die eine oder die andere Seite zu stellen. Das Interessante ist, dass gerade an der Uni Kassel, die ja eher dem linken Spektrum zuzurechnen ist, viel über Enthierarchisierung und die Demontage von Autorität gesprochen wird. Interessant ist hierbei, dass das von "linken Kräften" propagierte Gendersternchen eben über Autorität an die Studenten herangetragen wird. Das finde ich problematisch.

FAZ: Und wie kommt das Gendern als Bewertungskriterium bei den Studierenden an?

Lukas Honemann: Die Universität ist ja ein Stückweit ein Querschnitt der Bevölkerung. Da ist es zum Beispiel so, dass das Gendern in manchen Kreisen abgelehnt wird. Aber aufgrund der Notenvergabe, die dahintersteht, wird sich natürlich niemand dazu durchringen, das nicht zu tun. Gleichzeitig gibt es auf der anderen Seite eher links ausgerichtete Studenten, die das Ganze umsetzen, begrüßen und auch einfordern. Die Studentenschaft ist bei diesem Thema, wie auch die Gesamtgesellschaft, zerstritten. Hier möchte ich noch anführen, dass derzeit ein offener Brief an der Uni Kassel herumgeht, in dem sich Leute gegen das Gendern und die Benotung des Genderns aussprechen. Ich selber habe diesen Brief nicht unterzeichnet, weil ich nicht möchte, dass der Anschein entsteht, ich hätte ihn ins Leben gerufen. Aber ich begrüße es, dass sich in der Studentenschaft etwas regt.

FAZ: Inwieweit wird das Thema "Gendern" im Studierendenparlament thematisiert?

Lukas Honemann: Es wird nicht thematisiert. Es ist da gar kein Thema.

(…) FAZ: Schränkt die Angst, schlechtere Noten zu bekommen, also die Debattenkultur zum Thema Gendern ein?

Lukas Honemann: Ja. Diese Genderdebatte ist relativ symptomatisch für die linke Diskussionskultur. Ich würde hier von einer moralischen Problematik sprechen. Im Namen des Progressivseins wird relativ schnell jede pragmatische Position verdrängt. Es wird eben gesagt, das Gendern sei im Sinne der Antidiskriminierung. Ich glaube, das ist das Kernproblem, das dahintersteht, dass davon ausgegangen wird, man liege moralisch richtig, weil es im Sinne der Gleichberechtigung und im Sinne der Antidiskriminierung ist. Deswegen gibt es da eigentlich auch kaum Diskussion. Ich habe jetzt schon Furcht, dass Interviews, die ich gebe, innerhalb der Universität negativ auf mich zurückfallen können.




2. Der SWR widmet sich am 12. April dem Thema "Hinter der Wohnungstür - Männer, die als Kind Gewalt erfahren haben".

In der Familie findet Gewalt gegen Kinder hinter verschlossenen Türen statt. Immer noch werden Kinder in Deutschland von ihren Eltern verprügelt. Vor allem Jungs.

Was macht das mit ihnen? Und wo können Männer, die unter der Gewalt in ihrer Kindheit leiden, Hilfe bekommen?

Zwei Betroffene erzählen ihre Geschichte und wie sie es geschafft haben, ihre Traumata zu überwinden. Sie haben Unterstützung bekommen: in Selbsthilfegruppen, durch die Männerberatung, vom Weißen Ring oder vom Opferdienst der Polizei.


Das Manuskript zur Sendung steht heute schon online.



3. Meine Regionalzeitung, der Wiesbadener Kurier, berichtet heute Morgen in einem Artikel, der leider nur im Anriss online steht, dass das Verwaltungsgericht Mainz über die jüngsten Personalratswahlen beim ZDF entscheiden muss. Dort war erstmals eine Liste namens "Unabhängige Frauen" angetreten, die gleich im ersten Anlauf vier von 21 Sitzen im Gremium errang und sich mit anderen Listen, darunter der von Verdi, zusammentat, um die eigentlich in der Abstimmung stärkste Kraft, die Vereinigung der Rundfunk-, Film- und Fernsehschaffenden zu übertrumpfen. Das will diese Vereinigung nicht hinnehmen und legt dar, dass es sich bei der Frauenliste um eine "Verdi-Tarnliste" handele, womit es sich um eine "sittenwidrige Wahlbeeinflussung" handele.

Sie argumentiert auch, es sei rechtswidrig, überhaupt eine Liste mit ausschließlich Frauen zu einer Personalratswahl zuzulassen. Auf Anfrage dieser Zeitung schließt Professor Markus Ogorek, Direktor des Instituts für Öffentliches Recht und Verwaltungslehre der Uni Köln, einen "relevanten Verfahrensfehler" zumindest nicht aus. Das rheinland-pfälzische Regionalvertretungsgesetz sehe vor, "dass in den Wahlvorschlägen die Geschlechter entsprechend ihrem Zahlenverhältnis in der jeweiligen Dienststelle vertreten sein sollen." Im ZDF arbeiten annähernd genauso viele Frauen und Männer. Eine Frauenliste unterlaufe "gezielt" diesen "vom Gesetzgeber gewollten Geschlechterproporz", sofern es "Männern generell und in jeder Hinsicht unmöglich" sei, "auf besagter Liste zu kandidieren".




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