Feministinnen geschockt: Frauenministerium will deutschen "Männerrechtlern" 400.000 Euro zahlen
"Ein Verein sogenannter Männerrechtler soll 400.000 Euro bekommen – aus dem Haushalt des Bundesfrauenministeriums", berichtet Patricia Hecht fassungslos in der "taz". Gemeint ist Gerd Riedmeiers auch von mir immer wieder unterstütztes Forum Soziale Inklusion, das sich zwar niemals der Männerrechtler-Bewegung zugeordnet hat, aber rührig an einer Politik arbeitet, die beiden Geschlechtern zugute kommen soll: Das ist offenbar weit genug vom Feminismus entfernt, um bei der "taz" sowohl als Männerrechtler-Verein als auch in der Überschrift des Artikels als "Antifeministen" durchzugehen.
Falls die "taz" den Hintergrund dieses Vorgangs ansonsten zutreffend berichtet, wurde der Antrag, das Forum Soziale Inklusion entsprechend zu fördern, Ende November von der CDU/CSU-Fraktion in einer abschließenden Haushaltssitzung eingebracht, in der auch der Geschäftsbereich des Frauenministeriums beraten wurde und daraufhin "aus organisatorischen und Zeitgründen" nicht mehr wirklich diskutiert. Giffey selbst sei bei der Sitzung anwesend gewesen, habe aber nicht eingegriffen. Das sei "eine Unverschämtheit", tobt die Grüne Ekin Deligöz, denn das bedeute: "Giffey hat keine Ahnung, was mit ihrem Etat passiert." (Giffeys Etat sind übrigens unsere Steuergelder.)
Jetzt sind sie alle empört. Die "taz" ist empört, weil diese Steuergelder einmal nicht dem eigenen politischen Lager zuteil werden. Ulle Schauws, frauenpolitische Sprecherin der Grünenfraktion im Bundestag, ist empört, weil das Forum Soziale Inklusion die Belange von Jungen, Männern und Vätern in der Bundespolitik oft "vorsätzlich unsichtbar gemacht" sieht und sich deshalb auch den Bedürfnissen von Männern widmen wolle. Viel mehr braucht es nicht, damit Schauws von "rechten Akteuren" und einem "frauenpolitischen Tiefschlag" poltert. Das profeministische Bundesforum Männer ist empört, weil ein "antifeministisches" Projekt – also eines, das sich WIRKLICH für Männer engagiert – nun in einer ähnlichen finanziellen Größenordnung unterstützt werde wie das Bundesforum selbst. Und am schlimmsten von allem: Sogar Andreas Kemper wirkt über diese Entwicklung alles andere als erbaut.
Allein der zuständige Berichterstatter der Unionsfraktion, der CSUler Florian Oßner, hängt nicht wutentbrannt unter der Decke. Er gibt denjenigen, die das Forum Soziale Inklusion durch den Schmutz ziehen, Nachhilfe: Gleichberechtigung bedeute, "dass es Frauen und Männern ermöglicht wird, Familien- und Erwerbsarbeit partnerschaftlich und gleichberechtigt zu teilen." Riedmeiers Verein sei einer von "vielen gemeinnützigen Vereinen", die dabei unterstützt würden. Ob sich die Empörung von taz & Co. durch diese Worte gelegt hat? Ich zweifle ein bisschen daran. Dort scheint man es felsenfest für ein Naturgesetz zu halten, dass Steuergelder in der Geschlechterpolitik allein stramm feministischen Gruppen zukommen dürfen.
Noch hat das Forum Soziale Inklusion die Gelder nicht sachgerecht beantragt – was nicht zuletzt daran liegen kann, dass sie für das Jahr 2021 bewilligt wurden und wir noch immer 2020 schreiben. Sobald dieser Antrag eingereicht werde, sei die Auszahlung der 400.000 Euro indes nurmehr eine Formalität.
Insgesamt erweckt Patricia Hechts Artikel den Eindruck, man habe es mit einer Gruppe verzogener Kinder zu tun, die immer ganz automatisch davon ausgegangen sind, dass sie immer die einzigen in der gesamten Nachbarschaft bleiben, die von dem netten Bäcker Süßigkeiten geschenkt bekommen – und die schier ausrasten vor Zorn, als dieser Bäcker einem armen zerlumpten Schmuddelkind auch einmal eine Brezel in die Hand drückt. Die narzisstische Wut, das selbst dann nicht verhindern zu können, wenn sie dieses Kind noch so eifrig mit Schmutz bewerfen, muss gewaltig sein.
Zu dem Zeitpunkt, zu dem ich diese Zeilen schreibe, lauten die obersten drei Leserkommentar unter dem Artikel so:
Der Verein ist nicht feministisch, aber wo ist er denn anti-feministisch? Das kann es nicht sein:
"Das sei ein typisch antifeministisches Argumentationsmuster, so Schauws: Die Benachteiligung von Frauen einfach umzudrehen und die Bekämpfung von Diskriminierung als unberechtigte Bevorzugung von Frauen darzustellen."
Das ist ja nicht mal logisch, Herr Experte. Nur weil es Benachteiligung von Frauen -unbestritten - gibt, schließt das ja Benachteiligung von Männern, Kindern und Rasseküken ja nicht kategorisch aus.
sowie
Wahrlich eine Ungeheuerlichkeit. Vergleicht man das mit allen anderen geförderten Gruppen und Vereinen, die sich natürlich ausschließlich nur für Gleichbehandlung einsetzen und von denen es nicht einer einfiele, etwa gezielt z.B. Benachteiligungen von Frauen ansprechen zu wollen, fällt dieser mit seiner Zielgruppenorientierung völlig aus dem Rahmen. Begriffe wie "Frauenministerium", "frauenpolitisch" und "Frauenrechte" sind natürlich rein historische Folklore ohne jede Bedeutung für Inhalte der Politik.
sowie
Ich zitiere aus dem Internetauftritt des FSI:
"FSI erkennt, benennt und kritisiert die herrschende Polarisierung im Geschlechterdiskurs in Deutschland. Der polarisierende Ansatz Frauen gegen Männer, Mütter gegen Väter muss überwunden und durch einen inklusiven Ansatz ersetzt werden. Es ist ein Irrweg, Frauen- gegen Männerrechte zu setzen. Es existieren weder Frauen- noch Männerrechte. Es gibt Menschenrechte; sie gelten für Frauen und Männer gleich."
Was ist daran zu kritisieren?
Der Verein ist als "gemeinnützig" eingetragen. Sollte er unlautere Ziele vertreten, muss er verboten werden. Ansonsten ist gegen dessen Förderung nichts einzuwenden.
Der "taz"-Artikel ist inzwischen auch Diskussionsthema auf Twitter. Christian Schmidt kommentiert ihn in seinem Blog Alles Evolution.
An Patricia Hechts Beitrag fällt darüber hinaus auf, dass er so einseitig ist, wie man es von Artikeln zu diesem Thema gewohnt ist: Obwohl das Forum Soziale Inklusion im Zentrum der Berichterstattung steht, kommt die Position des Vereins selbst dort mit keiner Silbe vor, sondern allein die Stimmen derjenigen, die gegen den Verein schießen. Es gibt auch keinen Hinweis darauf, dass auch nur versucht worden wäre, von dem Verein selbst eine Stellungnahme einzuholen. Fairer und qualititativ hochwertiger Journalismus sieht natürlich anders aus. Um diesen Makel zu korrigieren, habe ich bei Gerd Riedmeier für ein Interview mit Genderama angefragt.
(Offenlegung: Gerd Riedmeier ist einer der Autoren des von mir herausgegebenen Wissenschaftsbandes Gleichberechtigung beginnt zu zweit. Ich bin selbst kein Mitglied des Forums Soziale Inklusion, erfahre von diesem Vorgang auch erst durch den von mir oben paraphrasierten "taz"-Artikel und profitiere von diesen Zahlungen in keiner Weise. An Gerd Riedmeier richte ich allerdings meinen herzlichen Glückwunsch. Auch ich halte es für dringend nötig, dass die Polarisierung in der Geschlechterdebatte durch einen inklusiven Ansatz überwunden wird.)
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