Wie Hillary Clinton zu meiner Brieffreundin wurde – News vom 24. Juli 2020
1. Auf Youtube ist gestern das Video "Wie Männerrechtler sich als Opfer sehen" online gegangen, veröffentlicht auf einem Kanal von FUNK, einem Online-Medienangebot von ARD und ZDF.
~ Da es sich um öffentlich-rechtlichen Journalismus handelt, sind also eine superseriöse Behandlung des Themas und fundierte Recherche garantiert. ~
Unter anderem ist es den Machern dieses Videos endlich gelungen, mich mit der radikalen Rechten in Verbindung zu bringen. Und das geht so: Ich bin bekanntlich Mitglied bei der männerpolitischen NGO MANNdat. MANNdat empfiehlt den Verein Agens. Auf der Website von Agens wiederum wird auf die "Demo für alle" hingeweisen, die für ein traditionelles Familienbild steht. "Und wo das ist, da sind AfD-Mitglieder nicht weit weg, in diesem Fall Beatrix von Storch." Dass Beatrix von Storch und ich komplett entgegengesetzte Positionen vertreten ist bei dieser brillanten Beweisführung natürlich irrelevant.
Ganz schön ausgetüftelt, oder? Man sieht: Da arbeiten Profis. Nur bin ich nach derselben Logik mit Hillary Clinton ganz dicke. Mein Lehrer und Prüfer an der Uni Mainz war nämlich Professor Alfred Hornung, mit dem ich immer noch locker im Kontakt stehe. Professor Hornung wiederum hat das Obama Institute for Transnational American Studies begründet und steht in diesem Zusammenhang mit Barack Obama in Kontakt, der wiederum politisch eng mit Hilary Clinton verbändelt ist. Und mein Mailwechsel mit Hillary Clinton und ihren Leuten ist tatsächlich genauso intensiv wie mein Mailwechsel mit Beatrix von Storch und ihrem Umfeld.
Noch während diese Zeilen tippe, weiß ich, dass ich sie später bereuen werde. Rechte Verschwörungstheoretiker, die die Leute von FUNK spiegeln, dürften irgendwann poltern: "Der Hoffmann war schon immer ein feministisches U-Boot, der steht sogar mit der Clinton in engem Kontakt, hat er selbst gesagt." Und in einer "Expertise" über Männerrechtler wird es heißen: "Wie Arne Hoffmann am 24. Juni 2020 in seinem Blog Genderama verriet, steht er in engem Mailkontakt mit der AfD-Politikerin Beatrix von Storch." Fußnote mit Hinweis auf diesen Blogpost als Beleg.
Die tatsächlichen Anliegen der Männerbewegung kommen in dem FUNK-Beitrag natürlich nicht vor: Obdachlosigkeit, männliche Opfer von Gewalt in der Partnerschaft, die hohe Suizidrate von Männern … für FUNK komplett uninteressant. Erwähnt wird lediglich die Jungenkrise, aber die wird schnell abgewatscht mit "Die blöden Jungs sind selbst dran schuld." Lesen nicht und machen keine Hausaufgaben. Für solche Loser engagieren sich halt nur andere Loser. Also alles nur der zigste Aufguss eines Witzes, der schon beim ersten Mal nicht wirklich komisch war.
Ich bin bei dem Thema allerdings etwas entspannter als mancher andere, weil ich solche Abläufe schon von meiner Beschäftigung mit dem Thema "sexuelle Minderheiten" kenne: Homosexuelle, SMer und trans Personen wurden lange Zeit genauso als Witzfiguren dargestellt, wie es ARD und ZDF aktuell mit Männerrechtlern tun. Das hat ihre Emanzipationsbewegung auch nicht aufgehalten.
2. Kommen wir jetzt zu einem Beitrag, der tatsächlich durchdacht ist: Lucas Schoppe hat sich angeschaut, wie die Linke durch ihre Privilegientheorie in der politischen Debatte abgekippt ist. Ein Auszug daraus:
Ein kleines unscheinbares Beispiel (…) zeigt, wie sehr wir uns an identitätspolitische Ungerechtigkeiten schon gewöhnt haben. Bereits im Klappentext von Peggy Orensteins gerade erschienenem Buch "Boys and Sex", das aus Interviews mit amerikanischen Jungen zum Thema Sexualität entstanden ist, wird die Frage gestellt, wie wir Jungen zu besseren Männern erziehen könnten ("how can we raise boys to be better men?"). Das Buch wird angepriesen als eine dringend benötigte Vision davon, wie Jungen sich tatsächlich weiter entwickeln könnten, um bessere Männer zu werden ("much needed vision of how boys can truly move forward to be better men").
Was wäre wohl, wenn wir hier "Jungen" durch "Mädchen" und "Männer" durch "Frauen" ersetzen würden? Wenn gefragt würde, wie wir Mädchen zu besseren Frauen erziehen können und wie wir dringend benötigte Visionen entwickeln können, um sie dazu zu bringen, sich bitteschön auch tatsächlich einmal zu besseren Frauen zu entwickeln? Wir würden sofort merken, dass dieser seltsame Klappentext Kinderfeindlichkeit und den Mief der frühen 50er mit moralisierenden Ressentiments verbindet, in denen ein ganzes Geschlecht als defizitär und dringend verbesserungsbedürftig erscheint.
Es ist ein bewährtes Manöver der Anti-Diskriminierungspolitik, in selbstverständlich erscheinenden Aussagen eine genannte Gruppe durch eine andere auszutauschen und zu überprüfen, ob uns die Aussage dann noch immer selbstverständlich erscheint – oder nicht eher absurd. Das aber setzt stillschweigend eine universelle Perspektive voraus, der identitätspolitische Linke längt eine Absage erteilt haben. Für sie ist es völlig selbstverständlich, dass wir Frauen nach anderen Maßstäben bewerten als Männer, oder Schwarze als Weiße.
3. Die SWR Landesschau greift eines unserer Themen auf:
Mit ihrem Verein "Papa Mama Auch e.V." unterstützen, beraten und begleiten Charlotte Michel-Biegel und Reinhard Rode ehrenamtlich Eltern, die von ihren Kindern ferngehalten werden. Ziel ist immer das Wohl der Kinder, denn sie leiden am stärksten unter der Trennung. Die Corona-Beschränkungen haben das Leid vieler Eltern noch verschlimmert. Das "Homeschooling" haben Elternteile genutzt, um die Kinder einzubehalten und der andere Elternteil war chancenlos. Mütter wissen nicht, wohin der Vater mit den Kindern abgetaucht ist und Väter werden komplett rausgedrängt. Der Verein "Papa Mama Auch" aus Bad Wimpfen bietet Hilfe von Betroffenen für Betroffene.Im Landesschau-Studio erzählen sie, wie sie gemeinsam verzweifelten Müttern und Vätern wieder Hoffnung geben, ihre Kinder regelmäßig zu sehen. Denn damit geben sie auch ihren Kindern die Chance auf ein Leben mit beiden Eltern, auch wenn sie getrennt sind.
Den rund zehnminütigen Beitrag findet man hier.
4. In Griechenland hat sich das Wechselmodell durchgesetzt.
5. Cassie Jayes Dokumentation über die Männerrechtsbewegung gibt es jetzt für Amazon-Prime-Kunnden kostenlos. Tipp fürs Wochenende: mal vergleichen, was die junge Filmemacherin, mit eigenem Geld plus Spenden zu diesem Thema produziert hat und wie ARD und ZDF dasselbe Thema mit den deutschlandweit eingetriebenen Gebühren behandeln. Danach wundert man sich nicht mehr, dass die Mehrheit der Deutschen in unsere Medien kein Vertrauen mehr hat.
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