Mittwoch, Juli 15, 2020

Junge Quotenrebellen in der CDU: "Frauen machen schneller Karriere als jeder ebenso qualifizierte Mann" – News vom 15. Juli 2020

1. "Die Welt" stellt eine Gruppe junger CDU-Mitglieder aus Hamburg vor, die gegen die Quote rebellieren, die Kramp-Karrenbauer & Co. ihrer Partei aufdrücken wollen:

Sie sprechen von benachteiligten jungen Männern und warnen vor systematischer Ungerechtigkeit: Nachdem man sich in der CDU nach zähem Ringen auf den Vorschlag für eine Frauenquote geeinigt hat, laufen die Quotengegner in der Partei Sturm gegen den Beschluss. Besonders viele junge CDU-Männer aus Hamburg äußern ihren Frust in der breiten Öffentlichkeit, wittern Diskriminierung und fürchten Nachteile.

(…) Einer, dem das Ganze überhaupt nicht passt, ist Christoph Ploß, Bundestagsabgeordneter und stellvertretender Landesvorsitzender in Hamburg. Die CDU müsse sich fragen, ob sie wirklich das Leistungsprinzip infrage stellen wolle, sagt der 34-Jährige WELT. "Wenn man die Logik der Quotenbefürworter zu Ende denkt, bräuchten wir streng genommen auch eine Quote für Migranten, für Jüngere und so weiter." Mehr Vielfalt sei wichtig, betont Ploß, "aber Demokratie bedeutet auch, dass die Wähler entscheiden, wen sie für die Beste oder den Besten halten".

Er spreche auch mit vielen seiner Kolleginnen über das Thema, sagt er. "Gerade jüngere CDU-Frauen sagen mir, dass sie sehr wohl von Männern unterstützt würden und die gleichen Chancen hätten." Es sei auch gar nicht so, dass in der CDU reihenweise Frauen abgelehnt würden. "Im Gegenteil: Frauen haben häufig sehr gut Chancen, ein Amt zu bekommen, da wir den Frauenanteil in allen Bereichen steigern wollen."

Sein Hamburger Parteifreund Philipp Heißner, Landesvorsitzender der Jungen Union, berichtet, er habe Folgendes in der CDU schon oft erlebt: "Dass teils viel engagierteren Männern gesagt wurde, dass sie als Mann von vorneherein nicht infrage kämen, weil man auf diesem oder jenem Posten eben eine Frau brauche." Das habe mit Leistungsgerechtigkeit nichts zu tun. "Es sollte uns doch eine Warnung sein, dass auch viele Frauen das als ungerecht empfinden und gegen eine Quote sind."

(...) Rückendeckung bekommt Quotengegner Ploß von seinem Hamburger Bundestagskollegen Christoph de Vries. Der 45-Jährige sitzt seit 2017 für die CDU im Bundestag und sieht in der Quote vor allem ein Problem: die Abwesenheit ambitionierter Frauen. "Es gehört zur Wahrheit, dass bei den Christdemokraten weniger Frauen nach ganz oben streben. Daran hat sich auch unter der Führung von Angela Merkel wenig geändert", sagt der Politiker WELT. "Wir sprechen also über das Vorrecht von Kandidatinnen, die es de facto in der Breite gar nicht gibt. Schon heute ist es so, dass Frauen schneller Karriere machen können in der CDU als jeder ebenso qualifizierte Mann." In seinem Kreisverband Hamburg-Mitte, berichtet de Vries, sei jede aktive Frau auch in Verantwortung. "Aber ich bin nicht bereit, engagierte Amtsträger vor die Tür zu setzen für Kandidatinnen, die nur auf dem Papier stehen."


Hier findet man den vollständigen Artikel.

Zum selben Thema veröffentlichte die "Welt" den Artikel "Die Quote bringt's nicht" von Susanne Gaschke.

Derweil muss sich ein CDU-Politiker wie Friedrich Merz, wenn er eine Männer diskriminierende Quote bedenklich findet, Schlagzeilen wie "Merz hat ein Frauenproblem" gefallen lassen.

Siehe zum selben Thema "Die zweitklassigen Frauen der CDU" im Blog "Die Demokratie in den Zeiten des Feminismus".



2. Ich habe gestern das Buch "Aussage gegen Aussage" des renommierten auf Sexualstrafrecht spezialisierten Strafverteidigers Alexander Stevens gelesen, dessen Bücher immer eine spannende und aufschlussreiche Lektüre bieten. Drei Auszüge daraus möchte ich hier gerne zitieren.

Auf Seite 208 bis 209:

Der Vorsitzende des Deutschen Familiengerichtstages gab vor einigen Jahren bekannt, dass in jedem zweiten Nachscheidungskonflikt ein Partner des sexuellen Missbrauchs verdächtigt wurde – eine erschreckend hohe Zahl. Und obwohl es sich dabei sicherlich nicht in allen Fällen um den böswilligen Versuch handelt, dem Ex-Partner zu schaden, ist dieses Vorgehen dennoch von erheblichem Erfolg gekrönt. Denn das Kindeswohl steht im deutschen Familienrecht stets an erster Stelle; bei Verdacht auf Missbrauch wird jegicher unüberwachte Kontakt zu dem beschuldigten Elternteil vorerst unterbunden – Unschuldsvermutung hin oder her und gleich, wie schlüssig oder unschlüssig die Vorwürfe sein mögen. Bis zum Abschluss der Ermittlungen – was mehrere Monate bis hin zu Jahren dauern kann – bleibt das Kind erst mal bei dem Elternteil, welches den schrecklichen Verdacht "aufgedeckt" hat.

Beliebte Ziele von falschen Beschuldigungen im Rahmen von familienrechtlichen Auseinandersetzungen sind entweder der Vater oder der neue Partner der Mutter. Nach meiner Erfahrung stellt sich in nahezu allen Verfahren dieser Art die Unschuld des Beschuldigten heraus. Es erscheint objektiv auch wenig wahrscheinlich, dass ein zuvor nie auffällig gewordener Mann ausgerechnet mitten in einem Sorgerechtsstreit seine inzestuös-pädophile Seite entdeckt und sich mit hohem Entdeckungsrisiko am eigenen Kind vergreift. Aber die noch so geringe Möglichkeit, dass es eben doch einmal so sein könnte und "Warnungen ignoriert" wurden, hält die Staatsanwaltschaft davon ab, solcherlei Vorwürfe vorschnell einzustellen. Besser Vorsicht als Nachsicht, lautet in einem solchen Fall die Devise – andererseits liegt das Leben der fälschlich beschuldigten Männer danach meist in Trümmern, ihr Ruf ist häufig für immer beschmutzt, die Beziehung zum Kind irreparabel zerstört. Nur hinter vorgehaltener Hand ist aus Justizkreisen zu vernehmen, dass es sich bei diesen Verfahren nahezu immer um faktische Falschbeschuldigungen handelt – seien sie nun taktisch eingesetzt oder irrationalen Sorgen entsprungen. Die Akteure der suggestiven Befragung bleiben dabei regelmäßig unbehelligt. Angesichts der in der Öffentlichkei mit unbeweisbaren Zahlen einer vermeintlich immensen "Dunkelziffer" geschürten Angst vor dem meist männlichen Täter in nahezu jeder Familie erscheint eine sachliche Auseinandersetzung mit dem Thema Falschbeschuldigungen im Zusammenhang mit Kindesmissbrauch indes kaum oder gar nicht möglich, auch wenn dies gerade in familienrechtlichen Verfahren dringend notwendig wäre.


Auf den Seiten 243 bis 244 seines Buches kommt Alexander Stevens auf falsche Beschuldigungen der Vergewaltigung unter Erwachsenen zu sprechen. Hierbei sei die Dunkelziffer überproportional hoch:

Gleichzeitig ist eine öffentliche wertneutrale Auseinandersetzung mit diesem Thema kaum mehr möglich. Jede Diskussion gerade in Bezug auf die Aussage-gegen- Aussage-Konstellation ist mittlerweile stark moralisch aufgeladen und scheint dabei mehr auf "alternative Fakten" gestützt zu sein als auf wissenschaftliche Erkenntnisse – dem neuen Opferkult sei Dank. Sehr viel zitiert wird in diesem Zusammenhang eine einzige methodisch höchst mangelhafte Studie britischer Sozialwissenschaftler (nicht Juristen!), welche für Deutschland eine extrem niedrige Falschbeschuldigungsquote ausweist. Die Forscherinnen und Forscher haben dafür ganze 100 Akten einer einstige Staatsanwaltschaft anhand der Erledigungszahlen der Kriminalstatistik im eigenen Sinne interpretiert. 3 Prozent der Fälle endeten in einem Strafverfahren gegen die Anzeigenerstatterin. Dass die Zahl der objektiv falschen Beschuldigungen sich in diesen 3 Prozent nach forensischen Standards nachgewiesenen strafrechtlich relevanten Falschbeschuldigungen erschöpfen soll, darf man als eine nicht nur naive, sondern mutwillig falsche Interpretation der vorliegenden Zahlen bezeichnen. (…) Studien und Schätzungen aus dem Bereich der Justiz und Strafrechtspflege zufolge dürften jedenfalls vielmehr zwischen 25 und 75 Prozent aller Vergewaltigungsanzeigen unbegründet sein – bei den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs sogar noch mehr.


Alexander Stevens liegt mit den von ihm genannten Zahlen richtig, wie ich in meinem Lexikon der feministischen Irrtümer anhand von mir selbst zusammengetragener seriöser Studien und Expertenaussagen umfassend belege.

Auf Seite 246 seines Buches führt Alexander Stevens schließlich aus:

Während also jedem Mann ohne Weiteres die Neigung zur Vergewaltigung unterstellt wird, sollen Frauen zu solcherlei Falschbeschuldigungen angeblich grundsätzlich außerstande sein – schon aus moralischen Gründen. Warum derlei klischeebehafteter Sexismus mit der plumpen Logik "Mann = aktiv = Täter", "Frau = passiv = Opfer" gerade von vermeintlich progressiven Stimmen kritiklos gefeiert wird, ist eigentlich nur mit der Angst vor einer gefährlichen binär-reaktionären Logik zu erklären: Entweder du bist auf der Seite der "Täter" oder auf der Seite der "Opfer". Gerichte sollten aber weder auf der einen noch auf der anderen Seite stehen, sondern sich für die Seite der "Wahrheit" entscheiden.


Es gibt natürlich eine politische Bewegung, die diese Sachlage immer wieder anspricht: wir Männerrechtler. Aber genau wegen unserer wiederholten Hinweise auf solche unschönen Aspekte der Wirklichkeit gelten wir als "Antifeministen" und bei den Leitmedien als pfui. Die Leitmedien sollten sich, um mit Stevens zu sprechen, zwar eigentlich auch für "die Seite der Wahrheit entscheiden"; das wird dort aber inzwischen vielfach der Parole "korrekte politische Haltung zeigen!" untergeordnet.



3. Das Neueste aus dem aktuellen Gerichtsprozess um Johnny Depp:

Angestellte von Hollywood-Star Johnny Depp haben ihn vor Gericht gegen die Gewalt-Vorwürfe seiner Ex-Frau Amber Heard verteidigt. Er habe nie gesehen, dass Depp seine Frau schlug, sagte Leibwächter Malcolm Connolly am Dienstag am sechsten Tag des Verleumdungsprozesses in London. Auch die gemeinsame Stylistin des ehemaligen Glamour-Paares entlastete den 57 Jahre alten amerikanischen Schauspieler.

(…) "Ich würde es nicht tolerieren, dass irgendein Mann eine Frau schlägt. Egal wer er ist, ich würde das einfach nicht tolerieren", sagte Conolly, der früher im Strafvollzug arbeitete und seit rund 16 Jahren als Leibwächter für Depp und seine Familie tätig ist. "Nicht einmal, wenn er mein Boss ist. Es ist mir egal, ob er der Papst ist."

Er habe jedoch "in Australien und in Los Angeles" gesehen, wie Heard Depp schlug, erklärte Connolly. Dies sei damals nicht öffentlich gemacht worden, um sie zu schützen. "Das übliche Opfermuster besteht darin, den Täter aus irgendeinem Grund zu schützen."




4. In den USA ist der Rassismus führender feministischer Organisationen immer noch Thema – so etwa in einem außerordentlich ausführlichen Artikel, von dem ich hier nur wenige Auszüge sinnvoll zitieren kann:

Veteraninnen feministischer Organisationen, die von weißen Frauen mit Wurzeln in der zweiten Welle ihrer Bewegung geführt werden, haben laut Interviews mit 20 ehemaligen Mitarbeitern der American Association of University Women (AAUW), der Feminist Majority Foundation (FMF) und der NOW keinen Platz für farbige Frauen, insbesondere schwarze Frauen, geschaffen. Ehemalige Mitarbeiterinnen berichten, dass farbige Mitarbeiterinnen in Positionen der unteren Ebene konzentriert sind, während weiße Führungskräfte organisatorische Prioritäten setzen, die sich für Frauen, die nicht weiß, heterosexuell, cis-geschlechtlich, hochgebildet oder aus der oberen Mittelschicht sind, weitgehend irrelevant anfühlen. Farbigen Mitarbeiterinnen wurde oft das Gefühl vermittelt, sie seien "Alibi-Farbige", sagten viele: Sie würden zur Demonstration von Vielfalt ausgestellt, aber innerhalb der Organisation verspottet und ignoriert.

(...) Wenn farbige Mitarbeiterinnen versuchten, Rassenfragen in diesen Organisationen anzusprechen, wurden sie von der weißen Führung oft zum Schweigen gebracht, sagten viele ehemalige Mitarbeiterinnen. Die NOW-Anführerinnen verwahrten sich gegen die Implikation, dass sie sich mit ihrem eigenen Rassismus befassen sollten.

"Sie denken, weil sie nette Damen sind, die sich um Fragen der sozialen Gerechtigkeit kümmern, bedeutet das, dass sie keine Arbeit hinsichtlich Rassenfragen zu leisten haben", sagte Raina Nelson, die von 2017 bis 2019 bei AAUW gearbeitet hat. Die Führungskräfte der AAUW sehen sich selbst als feministische Pioniere, sagt Nelson, die für die Gleichberechtigung aller Frauen kämpfen. Aber in der Praxis kämpften sie eigentlich nur für weiße Frauen.

(...) Im Jahr 2017 hatte NOW die Gelegenheit, eine neue "intersektionelle" Gesetzgebung zur Lohngleichheit zu unterstützen, die von der Abgeordneten Pramila Jayapal eingeführt werden sollte. Der Gesetzentwurf zielte darauf ab, die Reichweite des ursprünglichen Gesetzes zu erweitern, indem er neue Schutzbestimmungen speziell für historisch marginalisierte Gruppen, einschließlich Farbiger, artikulierte. (...) Die Präsidentin der Koalition, die den Gesetzentwurf ebenfalls unterstützte, rief [die NOW-Vorsitzende] Van Pelt an, um zu erörtern, warum diese die Unterstützung von NOW zurückzog, und erklärte, dass das neue Gesetz "sämtliche Personen unterstützen sollte, die in der Trump-Administration verwundbar sind, einschließlich der Schwarzen". Darauf habe Van Pelt ihren ehemaligen Mitarbeiterinnen zufolge geantwortet: "Schwarze Männer sind mir egal".

(...) Viele der NOW-Vorstandsmitglieder haben ihre eigene "Clique" gebildet, sagte [das ehemalige NOW-Vorstandsmitglied Nina) Ahmad, zu der auch Van Pelt gehöre, mit Beziehungen, die Jahrzehnte zurückreichen. Vor allem Van Pelt und Smeal seien "gute Freundinnen", sagten drei ehemalige NOW- und FMF-Mitarbeiterinnen, die beide in der zweiten Welle aktiv sind. [Monique] Alcala, die beim FMF arbeitet, sagt, sie habe Treffen vermieden, an denen beide Präsidentinnen teilnahmen. Zusammen schienen die beiden Frauen besser in der Lage zu sein, jüngeren Frauen im Raum die Worte abzuschneiden, sagte sie, insbesondere Alcala und anderen farbigen Frauen.

"Sie verstärken sich gegenseitig in ihrer Macht", berichtet sie. Die Mitarbeiter sagen, dass viele der problematischsten Kommentare von Smeal und Van Pelt bei Teambesprechungen gemacht wurden, so dass fast jeder sich ihres Verhaltens bewusst war, einschließlich anderer leitender Mitarbeiter, die selten etwas dagegen unternahmen.

"Das ist die Dynamik des toxischen weißen Feminismus", sagte Alcala.


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