Mittwoch, Juli 08, 2020

Nach Mega-Sitzung: CDU gibt sich 50 Prozent Frauenquote – News vom 8. Juli 2020

1. Die Tagesschau berichtet:

Die CDU-Spitze hat sich nach gut elf Stunden langen Verhandlungen auf eine verbindliche Frauenquote von 50 Prozent ab dem Jahr 2025 geeinigt. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur am frühen Morgen nach zähen Beratungen der Struktur- und Satzungskommission der Partei in Berlin.

Der Kompromiss sieht vor, dass es eine schrittweise Anhebung der Quote für Vorstandswahlen ab der Kreisebene gibt. So soll am 1. Januar 2021 eine Frauenquote von 30 Prozent gelten und zum 1. Januar 2023 eine Quote von 40 Prozent. Zum Jahresanfang 2025 gilt demnach eine Frauenquote von 50 Prozent.

(…) Von der Frauenquote soll nur dann abgewichen werden können, wenn nicht genügend weibliche Bewerber kandidieren. Wird die Quote in diesem Fall in einem ersten Wahlgang nicht erfüllt, ist dieser ungültig. Erst nach einem dritten Wahlgang darf dann ein eigentlich von einer Frau zu besetzender Platz leer bleiben.


26 Prozent der CDU-Mitglieder sind weiblich. Sie sollen jetzt 50 Prozent der Ämter besetzen. Ausgerechnet das wird von der Partei und den gewohnt unkritischen Leitmedien als "antisexistisch" verkauft.

Vor allem Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer setzte sich nachdrücklich für die Quote ein:

Man könne nicht Politik für die weibliche Hälfte der Bevölkerung machen und dies dann in der Partei nicht richtig abbilden.


~ Na immerhin gibt sie zu, dass Geschlechterpolitik nur für die weibliche Hälfte der Bevölkerung stattfindet. ~

Der CDU-Wirtschaftsrat ist gegenüber der Frauenquote, für die sich die Parteispitze ausgesprochen hat, weiterhin skeptisch:

"Bei der CDU frage ich mich, ob sie angesichts einer Bundeskanzlerin, einer EU-Kommissionspräsidentin und derzeit noch einer Parteivorsitzenden sowie drei von fünf Spitzen ihrer Bundesministerien in weiblicher Hand überhaupt diese Frauendebatte braucht", sagte die Präsidentin des CDU-nahen Verbands, Astrid Hamker, der "Passauer Neuen Presse".

Mit Verweis auf Bundeskanzlerin Angela Merkel und Parteichefin Annegret Kramp-Karrenbauer sagte Hamker: "Mir kommen Vorstöße wie der von Frau Merkel für die Wirtschaft oder der von Frau Kramp-Karrenbauer für die CDU ziemlich übermotiviert und unrealistisch vor." So wie keine Führungspositionen in den Betrieben von oben angeordnet werden könnten, so verhalte es sich auch mit Kandidatinnen in einer Partei.




2. Auf Forderungen, den Namen des Branchemagazins "Der österreichische Journalist" gendergerecht zu ändern, reagiert der Herausgeber des Blattes mit folgender Bedingung:

Motzen ist zuwenig. Tut mehr! Bestellt ein Abo! 100 bis Ende Juli und ich ändere den Titel. Sehr gerne sogar.


Die Motzer* Innen zeigte sich daraufhin "vor den Kopf gestoßen", "empört" und "verärgert": Seit wann wird an die Erfüllung feministische Forderungen irgendeine Vorbedingung oder eine Gegenleistung verlangt? Das macht man doch sonst schließlich auch nicht!



3. Eine aktuelle Studie enthüllt einiges über die Psyche von Menschen, die schnell empört oder beleidigt reagieren. So seien diese Menschen weniger produktiv, weil sie "viel Zeit damit verbringen, sich über triviale Angelegenheiten zu beschweren", wodurch "wichtige und begrenzte kognitive Ressourcen" abgelenkt würden. Überraschenderweise seien die leicht beleidigten Personen weniger darauf bedacht, anderen zu helfen, obwohl sie sich ständig mit dem Zeigen von Tugendsignalen beschäftigen, um sich entsprechend zu inszenieren. Die Studie gelangt zu dem Schluss, dass die untersuchten Menschen, obwohl "ihre präskriptive Moral es ihnen vorschreibt, anderen zu helfen und für sie zu sorgen", tatsächlich weniger geneigt sind, ein "bürgerschaftliches Verhalten" an den Tag zu legen.



4. In seinem Buch "Wie ich meine Zeitung verlor", schildert der preisgekrönte Reporter Birk Meinhardt, warum er der Süddeutschen Zeitung den Rücken kehrte:

Es geht darin um das, was derzeit falsch läuft im Journalismus und warum gerade Medien, die doch beanspruchen, Mittler der Wirklichkeit zu sein, zu oft "Weglasser" und Ausblender derselben sind und deshalb fatalerweise "selber einen gehörigen Beitrag leisten zur Radikalisierung, die sich vor unseren Augen vollzieht. Wieso begreifen sie nicht, daß sie ohne Unterlaß mit erzeugen, was sie so dröhnend verdammen?"

(…) Journalisten und Journalistinnen reden und schreiben viel über Spaltung und Polarisierung, sagt Birk Meinhardt, ohne zu sehen, dass sie selbst Teil des Problems seien: "Der Journalismus trägt meines Erachtens eine Riesenschuld an der Verhärtung der Fronten, die er selber beklagt. Er bringt sie maßgeblich mit hervor und er beklagt sie danach." Meinhardt macht es deutlich an einem unscheinbaren Satz, der einmal in der Süddeutschen gestanden hat: "Da hieß es: Wir sollten schon mit den Ausgescherten, also mit den Populisten, den Wütenden, all denen, zu denen wir nicht mehr dringen, reden, auch wenn es fast sicher ist, dass wir sie nicht werden überzeugen können. Das ist ein scheinbar banaler Satz. Wenn man ihn aber einmal hin- und herwendet, dann ist eine ungeheure Anmaßung darin enthalten: die Anmaßung, wir, die Journalisten, könnten und müssten die Leute von etwas überzeugen, auch wenn uns das nicht gelingen wird. Und was auch darin steckt: Wir müssen nicht überzeugt werden. Wir wollen von der Gegenseite gar nichts empfangen."

Ein Missverständnis der eigenen Rolle, das fatale Folgen habe, findet Meinhardt: "Das ist Hervorbringung von Lagerdenken, denn die andere Seite merkt das natürlich, wenn Reden eigentlich gar nicht um des wirklichen Erfahrens willen geschieht, sondern wenn Reden zu einer Parole verkommt: Lass uns reden, aber wir erwarten nichts von euch – ja, dann brauche ich auch nicht reden. Wenn ich mit jemandem rede, möchte ich durchaus auch Argumente hören, an denen ich mich reibe und die mir vielleicht weiterhelfen. Die nicht meine Argumente sind, die ich bisher nicht auf dem Schirm hatte, die aber Argumente sind. Dafür muss ich erstmal zulassen, dass die andere Seite vielleicht nicht nur wütend ist, sondern auch Argumente haben könnte."


Wir Männerrechtler haben mit dem Journalismus der Süddeutschen Zeitung unsere eigenen Erfahrungen gemacht.



5. Die Daily Mail berichtet über den Beginn des Prozesses von Johnny Depp gegen die britische Boulevardzeitung "Sun", die Vorwürfe, Depp habe gegen seine Frau Amber Heard häusliche Gewalt begangen, offenbar unkritisch übernommen hatte. Der Artikel ist außerordentlich ausführlich, damit aber auch viel zu lang für eine Übersetzung.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Kleine Korrektur: In britischen Städten gibt es (entgegen Deinem Kommentar zum Guardian-Artikel über sexistischen Städtebau) keine Frauenparkplätze. Bei der Selbstverständlichkeit, mit der in Deutschland über Frauenparkplätze geredet wird, geht oft vergessen, dass das Konzept außerhalb der deutschsprachigen Länder fast völlig unbekannt ist und allgemein weder verstanden noch gefordert wird.


Ein anderer Leser schreibt:

Hallo Arne,

ich war gerade eher versehentlich über einen älteren Genderama-Artikel gestolpert, in dem du Margaret Atwood und "Der Report der Magd" erwähnst.

Ich begreife überhaupt nicht, wie radikale Feministinnen Margaret Atwoods "Report der Magd" zu ihrem Kultobjekt küren können und gar die "Berufsbekleidung" der Mägde für feministische Demonstrationen verwenden, um einmal mehr zu brandmarken, was sie für das typische Patriarchat halten.

Mag ja sein, dass die Serie (als Zweitverfilmung) zumindest sekundär eine solche Deutung nicht ausschließt, aber der Roman geht eigentlich unmissverständlich gegen JEDE ideologische Diktatur, und Margaret Atwoods hat das ja auch ausdrücklich bestätigt. Er geht also auch gegen Auswüchse des Feminismus. Nur scheinen die betreffenden Radikalfeministinnen den Roman gar nicht gelesen zu haben. Es ist richtig, dass dort eine alttestamentarische Sekte die Macht übernommen hatte, aber diese Sekte unterdrückt eben jeden, nicht nur die Frauen. Und: Diese Sekte hatte die Macht übernehmen können, nachdem unter anderem radikalfeministische Terroranschläge das Land erschüttert hatten. Das kann man ignorieren. Sollte man aber nicht.

Ich empfehle den Roman "Der Report der Magd" ausdrücklich zur Lektüre. Auch wenn die verfügbare Übersetzung des Piper-Verlags an einigen Stellen lausig ist. Es gibt auch zwei Verfilmungen, beide sehenswert: Die Geschichte der Dienerin von Volker Schlöndorff 1990 ist näher am Original und besser, die Serie "Die Geschichte der Magd" ist mehr an heutigen Sehgewohnheitden dran, ebenfalls sehenswert, macht aber (leichte) Zugeständnisse an den Zeitgeist.


Ich habe den "Report der Magd" nicht gelesen, aber die bisherigen drei Staffeln der TV-Serie gesehen. Die Serie ist mit ihrer Kritik an einer totalitären Ideologie und religiösem Fundamentalsimus gerade für einen Linksliberalen wie mich in vielerlei Hinsicht durchaus gelungen; andernfalls wäre ich nicht so lange dran geblieben. Es gibt aber auch immer wieder Aspekte, bei denen ich mir an den Kopf greife. Nur zwei Beispiele, die mir spontan einfallen: Den männlichen Beschützerinstinkt zugunsten von Frauen gibt es in dieser Welt überhaupt nicht, was es einer religiösen Sekte, die Frauen grauenvollen Foltern unterzieht, ermöglicht, innerhalb weniger Jahre in den USA problemlos an die Macht zu gelangen. Und von der jetzt herrschenden Ideologie abweichende Frauen werden damit bestraft, dass sie Drecks-Jobs ausführen müssen, die in unserer Wirklichkeit Männer ausüben müssen, zum Beispiel auf Müllhalden zu arbeiten und dabei ihre Gesundheit zu ruinieren. Gerade Letzteres wäre eine gute Gelegenheit gewesen, zu zeigen, dass BEIDE Geschlechter sexistisch bedingtem Horror ausgesetzt sind. Stattdessen tut der "Report der Magd" so, als trügen Frauen sämtliches Leiden der Welt (als männliche Opfer werden nur Homosexuelle ernst genommen), was eine Phantasiewelt reproudiert, die für sehr viel feministischen Hass auf Männer verantwortlich ist.

Ein weiterer Leser informiert mich über die Rede einer AfD-Abgeordneten im Bayerischen Landtag:

Hallo Herr Hoffmann,

ich bin heute über die Rede von Frau Dr. Anne Cyron auf Youtube "Gleichberechtigung muss auch für Männer gelten" gestolpert. In ihrer Rede geht sie auf viele Positionen der Maskulisten ein. Leider konnte sie Ihre Rede nur unter ständigen Zwischenrufen der Mitglieder anderer Parteien halten. Offenbar störten sie sich daran, dass Frau Dr. Cyron Selbstverständlichkeiten aussprach.

Vermutlich wird hier wieder die Rechtsextremismuskeule gegen die Maskulisten geschwungen, da ein AFD-Mitglied sich für Männerrechte eingesetzt hat.

Traurig, dass nur wenige Politiker es für erstrebenswert halten, sich an die Seite von Männern und Frauen gleichermaßen zu stellen.


Ich sage es seit Jahren: Probleme und Ungerechtigkeiten, die viele Menschen betreffen, die die etablierten Parteien aber lange Zeit unter den Teppich kehren, werden von den Rändern des politischen Spektrums irgendwann unweigerlich aufgegriffen. Das hätte man durch eine sinnvolle Politik verhindern können, statt jetzt zu lamentieren. Wir Männerrechtler tun unser Bestes, um mit den etablierten Parteien ins Gespräch zu kommen. Diese Parteien hatten und haben weiterhin alle Zeit der Welt, der AfD hier das Wasser abzugraben.

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