Samstag, Mai 23, 2020

Neue Zürcher Zeitung: "Warum Scheidungsväter fast immer den Kürzeren ziehen" – News vom 23. Mai 2020

1.
Martin Schneider hat seine beiden Kinder seit sechs Jahren nicht mehr gesehen. Seine Erfahrungen zeigen, warum Väter in Streitfällen fast immer den Kürzeren ziehen.


Hier geht es weiter.



2. Die Glaubwürdigkeit von Tara Reade, die Joe Biden einen sexuellen Übergriff vorwarf, liegt mittlerweile in Trümmern: nicht nur in Bezug auf diese Anschuldigung, sondern generell. Reades Anwältin hat inzwischen ihr Mandat niedergelegt. Andere Rechtsanwälte wollen die Fälle neu aufrollen, in denen Reade als Expertin für häusliche Gewalt ausgesagt hatte – anscheinend ohne die Ausbildung zu besitzen, die sie unter Eid angegeben hatte.

Das alles ist gut für Biden, aber schlecht für MeToo und deren Kampfschrei "Believe All Women". Prompt behaupten die ersten Feministinnen, von ALLEN Frauen sei sowieso nie die Rede gewesen. Gegen diese Geschichtsklitterung legt das Blog "Die Demokratie in den Zeiten des Feminismus" Einspruch ein.



3. Mal wieder ein Experiment mit versteckter Kamera: In den USA bestrafen einige Eltern ihre Kinder, indem sie sie einer öffentlichen Demütigung aussetzen. Die Kiddies müssen dann an einem belebten Ort eine Papptafel vor sich her tragen, auf der ihre Missetat steht (also zum Beispiel "Ich habe gestohlen"). Die Fernsehreihe What Would You Do? hat heimlich beobachtet, wie Passanten auf gestelltee Fälle reagieren. Besonders auffällig ist hier der Unterschied, je nachdem ob das bestrafte Kind weiblich oder männlich ist. Bei Mädchen legen die Hälfte der Passanten Einspruch gegen die öffentliche Demütigung ein, bei Jungen so gut wie niemand.

Immerhin gibt es in der Kommentarspalte unter dem Video ausreichend Menschen, die sich über diesen Sexismus empören. Und sie haben natürlich Recht: Wenn junge Männer in unserer Gesellschaft verhaltensauffälliger sind als junge Frauen, liegt das nicht an "toxischer Männlichkeit", sondern an genau solcher unterschiedlich erbarmungsloser Behandlung von Kindheit an.



4. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich weiß nicht, ob Sie schon über die "Beschäftigten" (also alles Männer) in den Schlachthöfen berichtet haben – ein "schönes" Beispiel für männliche Privilegien. Hat eigentlich die "Zeit" (warum tun Sie sich das Teil an?) schon festgestellt, wie schlecht es Männer in der Corona-Krise (und eigentlich nicht nur dann; die Zustände z.B. in den Schlachthöfen werden ja jetzt nur überdeutlich) geht? Okay, das war eine rhetorische Frage.


Darauf würde ich trotzdem gerne etwas ausführlicher antworten. "Die Zeit" macht zumindest nicht ALLES falsch. So hatte dort Merlind Theile vor etwas über einer Woche von den eigentlich unzumutbaren Arbeitsbedingungen in der Fleischindustrie berichtet (der Artikel steht neuerdings hinter einer Bezahlschranke, war aber noch vor wenigen Tagen frei zugänglich). Theile war zu diesem Thema auch Talk-Gast bei Markus Lanz, der schon in der Anmoderation der Sendung deutlich machte, wie verheerend die Zustände in diesem Bereich sind. Nicht nur ein linkes Blog wie Genderama sollte schon begrüßen, wenn hier endlich mal wieder über die skrupellose Ausbeutung von Arbeitern gesprochen wird.

Etwas problematisch an dem Artikel ist, dass er (ich habe den Wortlaut nicht mehr im Kopf) von weiblichen und männlichen Arbeitern spricht. Das stimmt zwar grundsätzlich: Es ist inzwischen auch eine Minderheit von Frauen in Schlachterbeibetrieben tätig. Deshalb hat Genderama als männerpolitisches Blog dieses Problem bislang nur in wenigen Beiträgen gestreift und nicht zum Schwerpunktthema gemacht. (Bei den Themen "Kindersoldaten" und "Übergriffe auf sexuelle Minderheiten" ist es ähnlich.) Aber die allermeisten Arbeiter in der Fleischindustrie sind schon wegen der nötigen körperlichen Voraussetzungen in der Tat männlich.

Wir haben hier also mal wieder eine merkwürdige Doppelmoral in der Berichterstattung:

Die mitunter schwere Vereinbarkeit von Home Office und Kindererziehung wird als Benachteiligung von Frauen verkauft, schließlich SIND nach Schätzungen von Journalistinnen die meisten Betroffenen Frauen.

Die furchtbaren Arbeitsbedingungen im Fleischereihandwerk wird aber nicht als Benachteiligung von Männern dargestellt, schließlich SIND in dieser Branche Vertreter beider Geschlechter tätig.

Also kurz: die übliche Doppelmoral, um die "besonders betroffenen" Frauen als das Geschlecht darstellen zu können, das unser Mitgefühl verdient hat.

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