Darum sacken die Grünen in den Umfragen ab – News vom 15. Mai 2020
1. "Zwei Fragen einer Abgeordneten verdeutlichen den Grünen-Absturz" schlagzeilt der "Merkur". In dem Artikel geht es um die Fragestunde zur Corona-Pandemie, der sich Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch im Bundestag stellte:
Eine Fragestellerin der Grünen verdeutlichte besonders, warum ihre Partei in den vergangenen Wochen in den Umfragen so abrauschte. Die Abgeordnete Ulle Schauws ergriff also das Wort, frauen- und queerpolitische Sprecherin ihrer Fraktion. Sie stellte eine Frage in Bezug auf die Corona-Krise, die jedoch nichts mit den Millionen Kurzarbeitern, dem Brachliegen des Tourismus-Sektors, den Eingriffen in die Freiheitsrechte oder den Strategien zur Eindämmung einer zweiten Virus-Welle zu tun hatte. Sie brachte die Kanzlerin nicht in Bedrängnis und Erklärungsnot - ganz im Gegenteil.
Die 54-Jährige wollte wissen: "Sind Sie mit dem Anteil der Frauen in den politischen Entscheidungspositionen, die aktuell mit der Bekämpfung der Corona-Krise befasst sind, zufrieden? Glauben Sie, dass so die Perspektive von Frauen ausreichend berücksichtigt wird, insbesondere vor dem Hintergrund, dass Sie die Ministerin für Frauen und Familie nicht als ständiges Mitglied in ihr Corona-Kabinett berufen haben?"
Mit dem zweiten Teil der Frage sprach Schauws die Nichtberufung von Franziska Giffey in das sogenannte kleine Corona-Kabinett an, in das Merkel die Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer, Finanzminister Olaf Scholz, Innenminister Horst Seehofer, Außenminister Heiko Maas, Gesundheitsminister Jens Spahn sowie den Chef des Bundeskanzleramtes, Helge Braun, aufgenommen hatte. Mit ihr somit zwei Frauen und vier Männer.
Neben diesem Kern-Kabinett tagt jedoch auch einmal wöchentlich ein großes Corona-Kabinett, bei dem alle betroffenen Fachminister teilnehmen - auch Giffey sitzt da mit am Tisch. Genau darauf wies Merkel in ihrer Antwort hin. "Insofern sehe ich da überhaupt keinen Nachholbedarf", erklärte sie, zumal Franziska Giffey wisse, wie sie sich Gehör verschaffe. Die SPD-Ministerin mache stets "deutlich, was sie will".
Auch für den ersten Teil der Frage zeigte Merkel wenig Verständnis. "Ich muss Ihnen sagen, dass ich mich freue, dass es ziemlich viele Professorinnen und Wissenschaftlerinnen im virologischen Bereich, im Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und in den ethischen Bereichen gibt. Ich habe da viele jetzt auch kennengelernt im Zusammenhang mit Beratungen." Gerade was den Gesundheitsbereich angehe, gebe es "tendenziell mehr Frauen in den Gremien" als etwa in der Wirtschaft.
2. Der Verein ProQuote beklagt eine Überrepräsentation von männlichen Experten in der Corona-Berichterstattung. Das zeige, dass Deutschland mit der Geschlechtergerechtigkeit noch lange nicht so weit sei, wie erhofft, erklärte die Vorsitzende Edith Heitkämper. Nötig seien mehr Virologinnen, Infektiologinnen, Epidemiologinnen oder Intensivmedizinerinnen, welche die Pandemie einordneten und erklärten.
3. "Generation Woke verkommt zur Lachnummer" während der Corona-Pandemie schlagzeilt die Neue Zürcher Zeitung, dem Virus sei es nämlich egal, zu welchem Geschlechtsidentität man sich bekenne.
Es häufen sich gar Fälle von Ärger und Abwehrhaltung, wenn die Woke-Fraktion sich in Corona-Zeiten bemerkbar machen will. (…) Zwar konnte sich die thesenjournalistische Annahme, dass Frauen aufgrund von mehr Heimarbeit und häuslicher Gewalt vom Virus generell stärker betroffen seien, nicht durchsetzen (zu lesen unter anderem in der «New York Times»). Der Sexismus-Vorwurf verblasste ob der beinahe doppelt so hohen Mortalitätsrate bei Männern. Über die überdurchschnittliche Verbreitung von Covid-19 in überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Bezirken dagegen wird sehr wohl gesprochen. (…) Anliegen sozialer Gerechtigkeit sind also mitnichten verschwunden. Nur verdrängt in der Krise der sachliche Diskurs den sonst oft schrillen Empörungston von Wokeness-Aktivisten. Das mag auch daran liegen, dass die amerikanischen Universitäten derzeit geschlossen sind.
4. Auf Twitter geht der Hashtag "Männerwelten" viral, nachdem das Komikerduo oko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf einen viertelstündigen Beitrag mit diesem Titel im Fernsehen zeigte, der Männer und Frauen in eine Täter- und eine Opfergruppe aufteilte. Dies führt zu einer Flut von begeisterten Artikeln in den Leitmedien sowie auf Plattformen wie Volksverpetzer und Mimikama sowie feministischen Websites; auch von Heiko Maas, Anne Will und Luisa Neubauer wird diese Begeisterung geteilt.
Pro7 schlägt inzwischen vor, das sexistische Video solle bei Sky vor der Bundesliga laufen. Wenn es Kritik gibt, dann nur derart, dass das Video nicht drastisch genug sei. So fragt die #Aufschrei-Feministin Anne Wizorek: "Wo ist dieser Aufruf an übergriffige Männer oder Männer überhaupt, sich zu reflektieren. Wo habe ich mich selber schon so verhalten und wo war das scheiße und wie gehe ich damit um?"
Die Wirklichkeit sieht anders aus als die öffentliche Inszenierung: Beispielsweise zeigte eine Ende 2013 veröffentlichte repräsentative Studie der Universität Lausanne, dass Frauen und Männer am Arbeitsplatz ähnlich oft sexuell belästigt werden und dass Frauen in fast der Hälfte der Fälle zu den Tätern gehören. 66 Prozent der befragten Frauen und 71 Prozent der befragten Männer räumten ein, in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal ein Verhalten gezeigt zu haben, das vom Gegenüber als belästigend hätte empfunden werden können. Wer aber über weibliche Täter und männliche Opfer spricht, erzeugt damit keine Welle der Begeisterung. Eine Aufforderung an Frauen, ihr Verhalten zu reflektieren, gibt es nicht.
Das Blog Die Demokratie in den Zeiten des Feminismus kommentiert die Inszenierung und ihre fatale Wirkung:
Der Film ist düsteren Farben gehalten, musikalisch passend untermalt und spielt in einer Art Katakombe, in der sich eine Ausstellung entsetzlicher Dinge befindet. Moderiert wird der Rundgang durch diese Ausstellung des Horrors von der bekannten Feministin Sophie Passmann. Sie (bzw. das Drehbuch) verwendet die ersten 10 - 15% der Sendezeit für inständige, mehrfach wiederholte Triggerwarnungen, das nun kommende sei entsetzlich, könne verstörend wirken, müsse aber gesagt werden, es betreffe den Alltag von Frauen.
Bevor es also zur Sache geht, wird dem Zuschauer ganz genau erklärt, was er von dem zu halten hat, was er gleich zu sehen bekommt. Es folgen nun mehrere Stationen, in denen prominente Kolleginnen von Passmann erzählen, welche Mengen an Dickpics ihnen ungefragt zugeschickt wurden (inzwischen ein Straftatbestand), welche Haßkommentare und unverschämten Dialoge man auf sozialen Netzwerken man erlebt hat usw. Der Film endet mit einer Ausstellung von Kleidern, die bestimmte nicht benannte Frauen bei ihrer Vergewaltigung getragen haben.
Es handelt sich durchgängig um Einzelbeispiele. Über die empirische Relevanz dieser Fälle - so verabscheuenswürdig oder kriminell sie auch sein mögen - wird nichts gesagt außer zwei unbelegten statistischen Behauptungen im Nachspann, u.a. daß es nur bei 10 % aller Vergewaltigungen zu einer Anklage kommt (ein innerer Widerspruch, denn eine Vergewaltigung steht erst nach einem Gerichtsurteil fest). Würde man eine ähnliche Serie von real geschehenen Straftaten von Zuwanderern mit dramatischer Musikuntermalung präsentieren, ohne deren empirische Relevanz zu klären, wäre die Hölle los wegen Hetze gegen Ausländer.
Betroffene sind ausschließlich Frauen. Implizit wird vermittelt, daß nur Frauen Opfer von sexuellen Belästigungen und Vergewaltigungen sein können. Das entspricht nicht ganz der Realität.
Der Film gibt sich noch nicht einmal entfernt den Anschein, über das Thema sexuelle Belästigung umfassend berichten zu wollen. An dem Film ist alles darauf ausgerichtet, Emotionen zu wecken und Mitleid mit Frauen zu erzeugen. Hierzu werden alle möglichen visuellen und dramaturgischen Mittel eingesetzt.
Als Titel wäre daher "Frauenwelten" korrekter gewesen. Der Film zeigt so gut wie nichts über die Welt, in der Männer leben. Schon gar nicht belegt er den suggerierten Eindruck, daß die Vorfälle, die in dem Film dargestellt werden, auch nur entfernt typisch sind für die Welt, in der Männer leben. Stattdessen zeigt er die Welt, in der Frauen leben bzw. die Frauen wahrnehmen (sollen). Er fokussiert dabei stark auf eine spezielle Sorte von Frau: medial präsent, Alter ca. 20 - 40, und feministisch aktiv, irgendwo in der Medienbranche tätig.
Berichten zufolge sahen rund 2,04 Millionen Zuschauer die Sendung im Fernsehen, entsprechend einem Marktanteil von 6,3 Prozent. Auf Youtube wurde der Film innerhalb eines Tages ca. 2 Mio. mal abgerufen. Unter den Kommentaren stehen vielen Männern die Tränen in den Augen, wie verbrecherisch Ihre Artgenossen doch sind.
Auf Twitter trendete der Hashtag #maennerwelten, er wurde mehrere 10.000 benutzt.
5. Nur langsam, aber immerhin geht es allerdings auch mit der von Männerrechtlern angestoßenen Aufklärung voran, auch wenn wir von Sendern wie Pro7 keine Viertelstunde im Hauptabendprogramm zur freien eigenen Gestaltung erhalten: So hat inzwischen immerhin sogar der "Stern" entdeckt, dass es auch häusliche Gewalt gegen Männer gibt und lässt einen Betroffenen seine Geschichte erzählen. Weiter heißt es in dem Artikel:
Nach einer Auswertung des Bundeskriminalamts von 2018 sind knapp 20 Prozent der Opfer von häuslicher Gewalt Männer. In den vergangenen Jahren habe der Anteil der männlichen Opfer von Partnerschaftsgewalt nahezu kontinuierlich zugenommen, heißt es darin. Und das sind nur die bekannten Fälle: Dem Opferhilfeverein Weißer Ring zufolge liegt die Dunkelziffer bei häuslicher Gewalt bei mindestens 80 Prozent, bei den betroffenen Männern sei diese besonders hoch.
"Männlichkeit hat immer etwas mit Stärke zu tun", erläutert Becker diese Situation. "Männer sind die Beschützer, die Ernährer der Familie, die Deuter der Welt. Ein Mann, der Hilfe braucht – ein schwieriges Thema in unserer Gesellschaft." Und wenn Männer dann ihre Frau anzeigten, erlebten sie, dass man sie nicht ernst nehme. Immer wieder hört Becker von Männern, denen vorgeschlagen werde, eine Nacht bei einem Freund zu schlafen und den Streit am nächsten Tag zu klären. Das Ganze sei doch bestimmt nicht so schlimm, sei der Tenor.
Ähnliches berichtet Andreas Schmiedel vom Münchner Informationszentrum für Männer. Wenn Polizisten in eine Wohnung kämen, wo es Spuren von partnerschaftlicher Gewalt gebe, werde wie bei dem 40-Jährigen in Nürnberg immer erst der Mann verdächtigt. Das erhöhe natürlich die Hemmungen der Männer, sich zu öffnen. Dazu komme, dass die Gewalt von Frauen weniger offensichtlich sei. "Die Partnerin terrorisiert systematisch den Mann und macht ihn fertig." Oft vergingen viele Jahre, bis Männer versuchten, aus einer gewalttätigen Beziehung auszubrechen.
(…) Bei Deutschlands erstem Hilfetelefon für von Gewalt betroffene Männer ist die Resonanz nach Angaben des nordrhein-westfälischen Ministeriums für Gleichstellung hoch. Nordrhein-Westfalen und Bayern haben die kostenlose Hotline Ende April freigeschaltet. Seitdem meldeten sich täglich vier bis neun Anrufer, die unter häuslicher Gewalt, sexuellen Übergriffen, aber auch Konflikten in der Nachbarschaft litten, hieß es aus dem Ministerium.
Dass ein Leitmedium endlich auch in dieser Form über häusliche Gewalt berichtet, ist allein dem Graswurzelengagement einer Gruppe von Leuten zu verdanken, die gerne als schmuddelkinder der Geschlechterdebatte dargestellt werden: den Maskulisten.
6.
Die Coronakrise zerstöre Frauenkarrieren, heißt es. Dass ich davon bislang nichts spüre, verdanke ich meinem Mann. Es ist Zeit, das häusliche Engagement vieler Väter mehr zu würdigen.
Hier geht es weiter, bevor auch dieser Spiegel-Online-Artikel leider hinter einer Bezahlschranke verschwindet.
7. Unter der Schlagzeile "Ausbeutung und Elend sind der wirkliche Preis für billiges Supermarktfleisch" veröffentlicht die Süddeutsche Zeitung ein Interview mit Nordrhein-Westfalens Gewerkschaftschef Mohamed Boudih über die prekären Arbeitsverhältnisse. Eine Lobby für die Betroffenen aufzubauen ist schwer:
Auch für uns ist es schwer, an die Arbeiter ranzukommen. Viele haben Angst um ihren Job, ihre Unterkunft. Die Familien in Bulgarien und Rumänien warten schließlich auf das Geld. Viele Beschäftigte sprechen kaum oder sehr schlecht Deutsch. Das alles macht es nicht einfach, sich gewerkschaftlich zu organisieren.
8. Wie Genderama berichtete, hat die US-Erziehungsminsterin Betsy DeVos letzte Woche dafür gesorgt, dass Männer an Universitäten, wenn sie eines sexuellen Übergriffs beschuldigt werden, wieder faire Prozesse erhalten. Als Reaktion darauf hat die American Civil Liberties Union (ACLU) Betsy DeVos jetzt verklagt. Ihrer Auffassung nach fügt die Rücknahme der von Barack Obama und Joe Biden erlassenen Edikte den Opfern sexueller Gewalt "erheblichen Schaden" zu, womit deren Bürgerrechte "dramatisch untergraben" würden. Wie man sich vorstellen kann, sind die Kommentare unter dem verlinkten Artikel vor allem kritisch, stand die ACLU doch lange Zeit für Werte wie die Unschuldsvermutung und hätte die neuen Regeln insofern eigentlich begrüßen müssen.
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