Mittwoch, Mai 06, 2020

Münchner Corona-Urteil: Kind kommt von der Mutter zum Vater – News vom 6. Mai 2020

1.
Die kleine Tochter einer geschiedenen Frau, die in einem systemrelevanten Beruf arbeitet, wird statt in der Notbetreuung des Kindergartens nun vom Vater betreut. Der arbeitet im Home-Office und hatte vor dem Amtsgericht München Erfolg mit seinem Antrag, das Kind zu sich zu bekommen: Das Infektionsrisiko im Kindergarten sei zu hoch. Da es sich um eine einstweilige Anordnung handelt, ist der Beschluss sofort in Kraft getreten und nicht anfechtbar. Für das Mädchen und die Mutter hat sich durch diese "vorläufige Abänderung" der Umgangsregelung das komplette Leben verändert.


Die Süddeutsche Zeitung berichtet



2. Studenten aus dem Institut für Sexualforschung, Sexualmedizin & Forensische Psychiatrie der Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf haben einen Fragebogen zu sexuellem Kindesmissbrauch durch weibliche Personen online gestellt. Er soll einer Studie über sexuellen Grenzverletzungen oder Gewalt durch weibliche Personen dienen:

Aufgrund einer vermutlich hohen Dunkelziffer und deutlichen Wissenslücken in der Forschung besteht ein dringlicher Forschungsbedarf zu diesem gesellschaftlich tabuisierten Thema. (…) Die Befragung richtet sich an Personen, die im Kindes-/Jugendalter (d.h. in einem Alter bis einschließlich des 16. Lebensjahres) sexualisierte Gewalt durch eine weibliche Person erlebt haben und die zum Zeitpunkt dieser Befragung mindestens 18 Jahre alt und psychisch stabil sind.




3. Die neueste feministische Klage lautet, dass Männer Frauen ihren Schlaf stehlen würden. Das deutschsprachige Blog Twittersmash kommentiert.



4. In Wales wird es nächstes Jahr ein Unterstützungszentrum für weibliche Straftäter geben. Es ist Teil der aktuellen Regierungsstrategie, weniger Verbrecherinnen ins Gefängnis zu schicken, wobei diese Strategie aktuell durch den Wunsch befeuert wird, diese Frauen vor dem Coronavirus zu schützen. Auch seinen Frauen generell besonders verletzlich, wodurch erneute Verbrechen wahrscheinlicher würden, und verdienten deshalb besonderen Schutz.



5. Das Blog Y Can't Boys Be Boys problematisiert, dass Jungen und Männer bei der Zuteilung von Spendengeldern zur finanziellen Unterstützung regelmäßig weit hinten liegen.

Aus diesem Grund wurde Ende 2019 die Globale Initiative für Jungen und Männer ins Leben gerufen, die eine formelle Kampagne starten wird, um nach der Art von Bruttoeinnahmen zu suchen, die es ihr ermöglicht, Einfluss auf Akademiker, Medien und Regierung zu nehmen und die wesentlichen Informationen über Ressourcen bereitzustellen, die benötigt werden, um die Art und Weise zu verändern, wie die Gleichstellung von Jungen und Männern gemeinsam mit der Gleichstellung von Mädchen und Frauen voran schreitet.

Eine der GIBM-Initiativen zielt darauf ab, im nächsten Jahr ein Video zu erstellen, das Männer über ihre Rechte gemäß dem Antidiskriminierungsgesetz "Titel IX" aufklärt, und eine nationale Liste von Anwälten zu erstellen, die sich auf Bürgerrechtsfragen spezialisiert haben, die Männer und Jungen direkt betreffen, da die Universitäten nun rechtliche Anfechtungen wegen Verstößen gegen Titel IX erhalten, die sich auf die Gleichberechtigung von Männern auswirken.




6. Die Teen Vogue sieht einen Aufstieg des sozialistischen Feminismus. Diese Variante solle den aktuell herrschenden Feminismus ablösen, der Frauen dazu ermuntere, im kapitalistischen System Erfolg zu suchen. Die Autorin des Artikels, die erklärt, sie habe beim Lernen über den Sozialismus stark von einer männerfreien Leserunde von Markx "Das Kapital" profitiert ("womit ich eine Situation reif für erbarmungsloses Mansplaining vermieden habe"), führt dazu aus:

Einer der Gründe, warum das Buch sowohl brillant als auch lebendig ist, liegt darin, dass es in einer Zeit großer Organisierung und des Kampfes der Arbeiter geschrieben wurde - es war ein Stück Analyse, das als mächtiges Werkzeug der sozialistischen Bewegung der 1860er Jahre dienen sollte. Dieses Werkzeug muss ständig an neue Situationen angepasst werden. Und der Sozialismus wäre ohne seine feministische Entwicklung nicht die relevante, vitale Kraft, die er heute ist.


Weiter heißt es in dem Artikel:

In gewisser Weise ist es keine Überraschung, dass der sozialistische Feminismus auf dem Vormarsch ist. Sozialistische Ideen verdanken ihre moderne Relevanz den Feministinnen, die sie in den letzten zwei Jahrhunderten überarbeitet und neu erfunden haben. Ohne den sozialistischen Feminismus hätten wir keine Konzepte wie Identitätspolitik (ein von Sozialisten erfundener Begriff) oder die Instrumente, um emotionale Arbeit zu verstehen oder zu erklären, warum die Frontlinien der COVID-19-Krise von Frauen besetzt sind. Trotz der vielen langweiligen "Bernie-Bros"-Vorwürfen, mit denen Sozialisten heute charakterisiert werden, bleibt die Tatsache bestehen: Der Sozialismus gehört den Feministinnen.

(...) Der sozialistische Feminismus kann uns heute helfen, eine schöne Vision des Lebens jenseits des Kapitalismus zu entwickeln. Die COVID-19-Krise hat gezeigt, wie wenig sich der Kapitalismus um das Leben kümmert, wie leicht seine Verwalter das Leben der Schwachen wegwerfen. Dagegen können wir das Leben selbst neu bewerten, indem wir die Fürsorge füreinander über den Profit stellen. Da der Staat verstärkt soziale Dienstleistungen wie Gesundheitsfürsorge, Kinderbetreuung und Sozialhilfe gekürzt hat, mussten vor allem Frauen einspringen – und das alles bei Arbeitsplätzen, die in der Regel schlechter bezahlt werden als die der Männer. Diese Realität ist unhaltbar. Frauen können die Schocks des Kapitalismus nur bis zu einer bestimmten Grenze auffangen. Aus diesem Grund haben wir eine Welle feministischer Streiks von Argentinien über Polen bis in die Vereinigten Staaten erlebt. Wir haben gesehen, wie Krankenschwestern protestierten, während sie sich um die Kranken kümmerten. Und wir haben gesehen, wie Lehrerinnen nicht nur für sich selbst streiken, sondern auch für ihre Schüler und deren Gemeinden. Wir sind seit langem gezwungen, an zwei Fronten zu kämpfen. Jetzt suchen wir uns unsere eigenen Kämpfe aus.




7. Die Washington Post berichtete gestern über eine Reform des Umgangs mit Beschuldigungen sexuellen Fehlverhaltens an Universitäten:

Bildungsministerin Betsy DeVos plant, bereits am Mittwoch ihre lang erwartete endgültige Regelung zu veröffentlichen, wie Schulen Anschuldigungen wegen sexueller Übergriffe untersuchen müssen, um die Rechte der Angeklagten zu stärken.

(...) Die Regeln werden den Universitäten und Hochschulen einen klaren, aber umstrittenen Fahrplan für den Umgang mit emotional aufgeladenen Konflikten geben, bei denen oft ein Student gegen einen anderen antreten muss. Sie ersetzen weniger formelle, von der Obama-Administration herausgegebene Anleitungen, die für diejenigen vorteilhaft waren, die solche Anschuldigungen erhoben.

Nach den neuen Regeln müssen College-Studenten, die der sexuellen Nötigung und Belästigung beschuldigt werden, das Recht auf eine Live-Anhörung und die Möglichkeit eines Kreuzverhörs ihrer Ankläger erhalten. (…) In einer Änderung fügt die Verordnung ausdrücklich Datierungsgewalt und Stalking als Vorwürfe hinzu, die untersucht werden müssen.

Bei der Veröffentlichung des Vorschlags im November 2018 sagte DeVos, die neuen Regeln würden das Gleichgewicht in einem System wiederherstellen, das ihrer Ansicht nach zu Gunsten der Ankläger verzerrt worden sei. Sie sagte, ihr Ansatz werde Klarheit und Fairness für die Opfer und die des Fehlverhaltens Angeklagten schaffen.

Der Vorschlag geriet unter heftigen Beschuss von Frauenrechtsgruppen und Demokraten, die sagten, er würde es den Angreifern und den Schulen ermöglichen, sich der Verantwortung zu entziehen, und den Universitätscampus für Frauen weniger sicher machen.

DeVos hatte gehofft, die Regel Ende letzten Jahres veröffentlichen zu können, aber sie wurde zum Teil dadurch verzögert, dass sie auf eine Flut von öffentlichen Kommentaren reagieren musste - insgesamt 124.196, darunter eine Flut von Kritik von Universitäten, Interessenverbänden, Überlebenden sexueller Übergriffe und Campus-Führern. Auch die Coronavirus-Pandemie dieses Frühjahrs trug zu einer verzögerten Ankündigung bei.

Die Verwaltung bemühte sich, die administrativen Verfahren buchstabengetreu einzuhalten und sich auf eine Klage vorzubereiten. Die Gegner hatten bereits versprochen, die neuen Regeln vor Gericht anzufechten. Die Regeln könnten auch durch Gesetze rückgängig gemacht oder geändert werden, sollten die Demokraten im nächsten Jahr die Kontrolle über den Kongress erlangen.


Nicht zuletzt Joe Biden hatte die aktuelle Wiedereinführung fairer Prozesse an den Universitäten als "verheerend" ("devastating") bezeichnet: Eine Politik, die die Epidemie sexueller Gewalt an den Hochschulen nicht mit der größten Ernsthaftigkeit behandeet, sei eine Beleidigung für das Leben und für die Überlebenden, die so hart gearbeitet haben, um positive Veränderungen herbeizuführen.

Jetzt, da Biden selbst sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, wird sein eifernder Furor bei diesem Thema zunehmend fragwürdig. "Er kann nicht beides haben", kommentiert Robby Soave im Washington Examiner: "Entweder ist die bloße Existenz einer unbewiesenen Behauptung allein disqualifizierend, und Biden kann kein Präsidentschaftskandidat sein, oder die Menschen verdienen eine grundlegende Unschuldsvermutung, selbst außerhalb eines kriminellen Rahmens - wie auf einem College-Campus oder vor dem Gericht der öffentlichen Meinung. Ein gerechter Standard würde einfühlsamen Respekt vor den Opfern einschließen, aber auch die energische Suche nach der Wahrheit erfordern. Joe Bidens Manöver versagt bei beidem."

Das Blog "Real Clear Politics" geht davon aus, dass Tara Reades Vorwürfe gegen Biden die Wieder-Etablierung fairer Prozesse an den Hochschulen befördern dürften. Es sei für die Demokratische Partei nur schwer möglich, gleichzeitg an der Maxime "glaubt den Frauen" und der Unterstützung Joe Bidens festzuhalten:

Die neuen Regelungen jetzt vorzulegen dürfte nicht nur dazu beitragen, dass die Politiker in dieser Frage ehrlich bleiben, sondern auch den Hochschulen genügend Zeit geben, um die notwendigen Verfahrensänderungen für das Herbstsemester vorzunehmen. Es könnte sogar als ein Schlag gegen politischen Zynismus dienen, wenn Politiker der Demokratischen Partei beweisen, dass ihre neu gewonnene Unterstützung für ein ordnungsgemäßes Verfahren nicht aus politischer Zweckmäßigkeit, sondern aus einem angemessenen Engagement für Fairness und Gerechtigkeit für alle herrührt.


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