Ultras, Obdachlose, Gewalt – News vom 27. April 2020
1. Spiegel-Online hat James Montague interviewt, der ein Buch über die sogenannten "Ultras" (fanatische Sport- insbesondere Fußball-Fans) geschrieben hat. Bislang wurden die Ultras mit Schlagzeilen wie "So schadet übertriebene Männlichkeit der Fankultur im Fußball" nicht nur von Feministinnen vor allem negativ dargestellt. Montague berichtet nun:
Viele Ultras machen Kampagnen für Flüchtlinge, gegen Sexismus, Homophobie oder die AfD. Die Bayern-Ultras stellen ihren Verein wegen der Zusammenarbeit mit Katar zur Rede. Das finde ich bemerkenswert. Viele Leute denken bei Ultras nur an Schläger mit Kapuzen. Die gibt es in Deutschland zwar auch, aber man sieht auch eine ganz andere Seite der Ultra-Kultur.
(…) Viele Medien haben die Ultras verteufelt - ohne zu hinterfragen, woher die Ablehnung gegen Hoffenheim oder auch gegen RB Leipzig kommt. Das vertieft das Misstrauen der Ultras den Medien gegenüber. Dabei würde man die Ultras vermissen, wenn sie nicht mehr da wären.
(…) Ultras waren immer schon wichtige Akteure in Krisensituationen. Egal ob bei Erdbeben, Überschwemmungen, Waldbränden oder in der aktuellen Situation - sie gehören oft zu den Ersten, die freiwillig helfen. Die Überraschung der Öffentlichkeit zeigt eher, dass die Ultras recht haben mit ihrem Eindruck, immer in einem schlechten Licht dargestellt zu werden.
Das scheint mir ein ähnlicher Effekt zu sein wie bei Gamergate, den Pick-up-Artists, Maskulisten und anderen Gruppen: Journalisten stellen fest, dass es sich vor allem um Männer handelt, von denen einige Unfug anstellen, und schon wird über die ganze Gruppe in einer dämonisiernden Weise geschrieben, die durch die Fakten nicht gerechtfertigt ist. Unsere Medien haben ein Männerproblem – aber anders als viele Feministinnen glauben: Wer männlich ist, gilt oft von vorneherein als schuldig.
2. In Berlin bekommt jetzt jeder zehnte Obdachlose ein Zuhause.
3. Wie die B.Z. berichtet, registriert die Berliner Polizei verstärkt Anzeigen zu häuslicher Gewalt:
Seit den Kontaktbeschränkungen Mitte März wegen der Corona-Krise wurden rund 1380 Gewaltvorfälle in Familien angezeigt, im gleichen Zeitraum des Vorjahres (12. bis 19. Kalenderwoche) waren es 46 Fälle weniger. (…) Doch die Situation vor Ort sei dann oft eine andere, hieß es. Alarmierungen stellten sich auch als Lärmbelästigung oder Streit heraus. Es sei möglich, dass wegen der häuslichen Isolation Nachbarn lautstarke Auseinandersetzungen eher registrierten und schneller die Polizei rufen, hieß es in der Senatsverwaltung für Gesundheit.
Der Frankfurter Allgemeinen zufolge vermutet die Polizei ohnehin, "dass die Corona-Krise nicht selten herhalten muss, um alte Nachbarschaftsrechnungen zu begleichen."
4. Bei Twitter trenden inzwischen die Hashtags #DropOutBiden und #TimesUpBiden.
Maike Wolf, eine der Autorinnen des von mir herausgegebenen Sammelbandes Gleichberechtigung beginnt zu zweit, kommentiert diese Entwicklung.
5. Wir bleiben auf Twitter: Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken prangert dort den vermeintlichen Sexismus eines Obi-Piktogramms an: "Da sind die Alleineinkaufenden auch Männer?" Klar, bei derart frauenfeindlichen Zuständen, KÖNNEN sich die Sozialdemokraten ja gar nicht um die Anliegen von Männern kümmern.
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