Donnerstag, August 15, 2019

Briten verbieten "männerfeindliche" Reklame – News vom 15. August 2019

1. In Großbritannien wurden nach einem neuen Gesetz die ersten Werbespots als "sexistisch" befunden und verboten. Die Neue Zürcher Zeitung berichtet unter der ironischen Schlagzeile "Wie Elektroautos und Frischkäse das Patriarchat zementieren":

Beim Philadelphia-Spot besuchen zwei Väter mit ihren Kleinkindern ein Restaurant, auf dem Snacks auf einem Transportband durch den Gastraum schweben. Abgelenkt von einem leckeren Philadelphia-Brötchen, setzt ein Vater sein Kind auf dem Band ab. Während er seligen Gesichtes den Frischkäse geniesst, dreht der Nachwuchs auf dem Band eine Runde durch den Raum. Hier werde das Klischee von Männern bedient, die zur Betreuung von Kindern ungeeignet seien oder sie gar in Gefahr brächten, kommentierte die Werbeaufsicht. Mondelez wandte vergeblich ein, man habe extra Väter statt Mütter genommen, um ein Stereotyp zu vermeiden. 128 Zuschauer hatten sich beschwert.


So schön es ist, wenn auch einmal Männerfeindlichkeit als "Sexismus" beanstandet wird: Wir werden in Zukunft wohl geschlechtslose Androiden brauchen, wenn jemand gezeigt werden soll, der sich irgendwie falsch verhält. Damit stellt man sicher, dass niemand beleidigt ist.

Im zweiten Fall bewirbt Volkswagen die Aussage "Wir können alles erreichen, wenn wir uns anpassen" – kausal eher lose verknüpft mit einem Golf-Elektrowagen. Zu sehen sind Astronauten im All, ein Behinderter, der mit einer Beinprothese einen Weitsprung ausführt, ein Bergsteigerpärchen in einem Zelt (die Frau schläft) und eine Mutter mit Kinderwagen. Die Aufsicht kritisiert, dass die zwei Frauen entweder passiv (schlafend) oder in der traditionellen Rolle als Mutter auftauchten, während die Männer aktiv aufregende Dinge erlebten. Drei Zuschauer hatten das beanstandet. Die ersten Erfahrungen mit der Moralpolizei sind also durchwachsen und der Ermessensspielraum wie erwartet gross.


Die Darstellung der NZZ ist immerhin deutschen Blättern wie der Frankfurter Rundschau, der Süddeutschen und Co. überlegen, die in Schlagzeilen wie "Großbritannien verbietet erstmals sexistische Werbung" persönliche Wertungen so selbstverständich übernimmt, als würde es sich um erwiesene Tatsachen handeln. Entsprechend traurig klingt der Schlussatz im verlinkten Artikel der Süddeutschen: "Ein deutschlandweites Verbot von sexistischer Werbung ist nicht geplant."



2. Hoppla – ist die "taz"-Radikalfeministin Simone Schmollack inzwischen geläutert? Beim Deutschlandfunk wehrt sie sich gegen "Sprachverbote der Gender-Polizei". Früher hatte das als polemische Formulierung gegolten, die nur wir bösen Maskulisten benutzen. "Statt miteinander zu reden, wird gegeneinander gekämpft" prangert Schmollack an – als ob nicht genau das seit Jahrzehnten die Einstellung der "taz" gegenüber Männerrechtlern wäre. Zwar geht es in Schmollacks Beitrag vor allem um innerfeministische und queere Solidarität und keinen Wunsch nach Kommunikation zu tatsächlich Andersdenkenden und Außenseitern – trotzdem prangert er das "Schwarz-Weiß-Raster" an, sobald es um die bei velen Feministinnen verhassten "weißen Männer" geht. Vielleicht dauert es jetzt nur noch weitere 20 oder 30 Jahre, und die "taz" ist sogar zu Gesprächen mit Männerrechtlern bereit.



3. In der Frankfurter Allgemeinen kommentiert Hannah Bethke den Fall des neunjährigen Mädchens, das sich in einen Knabenchor einzuklagen versucht (Genderama berichtete):

Mitunter nimmt die geradezu ignorante Entschlossenheit, überall absolute Gleichheit durchzusetzen, groteske Züge an. (...) Wenn Mädchen in Knabenchöre aufgenommen würden, ginge eine jahrhundertealte Musiktradition zu Ende und mit ihr genau das, was die besessenen Kritikerinnen eigentlich erstreiten wollen: musikalische Diversität. Denn dazu gehören reine Knabenchöre, genauso wie es Mädchen- und Frauenchöre gibt. Wer hier eine falsch verstandene Geschlechtergleichheit rabiat erzwingen will, opfert ein Kulturgut für eine Gesellschaft, die dadurch gerade nicht demokratischer und gerechter wird, sondern in der Bürger bestärkt werden in der fatalen Tendenz, Differenzen und Verzicht immer weniger zu akzeptieren.




4. Eigentlich wurde die These vom Segen des "Multitaskings" schon vor über zehn Jahren widerlegt, aber etliche Medien, darunter Heise, verweisen derzeit auf eine neue Studie, der zufolge Frauen keienswegs besser dabei sind. Da mich gleich mehrere Leser darauf hingewiesen haben, scheint es euch immer noch zu interessieren, und ich nehme es in den heutigen Blogpost auf.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu den internen Gender-Richtlinien des Deutschlandradioss, bei denen beispielsweise das Wort "keiner" durch das Wort "niemand" ersetzt werden soll:

Tjaja, bloß ist "niemand" aus "jemand" entstanden und in beiden Worten bedeutet "man" Mensch=Mann. Da stehen die vor demselben Problem, wie beim Indefinitpronomen "man", das viele Besserwisser so gern durch "frau" oder "mensch" ersetzen. Oder analog "mankind" im Englischen.

Das Grundproblem lautet wohl schlicht Besserwisserei - nichts weiter. Dafür reicht ein Modethema, egal welches. Und zwar mit dem Effekt, dass man ständig auf der Flucht ist, wenn man Besserwissern nachgibt, denn um weiterhin besser zu wissen, müssen diese Leute zwangsläufig auch beim neuen Wort nörgeln, sobald es sich durchgesetzt hat.

Diesen Gedankengang reibe ich solchen Leuten unter die Nase. Meist bleibt denen dann zumindest so lange die Sprache weg, dass man Gelegenheit hat, sich in bessere Gesellschaft zu begeben.

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