Mann wirft Katy Perry sexuellen Übergriff vor, Grüne fordert reines Frauenkabinett für Brexit – News vom 13. August 2019
1. Viele Medien berichten:
Das Männermodel Josh Kloss erhebt auf Instagram schwere Vorwürfe gegen die Sängerin Katy Perry. Angeblich hat die "I Kissed a Girl"-Interpretin ihn auf einer Geburtstagsfeier sexuell belästigt. (...) Mit seiner Geschichte ginge das Model jetzt an die Öffentlichkeit, um zu zeigen, dass nicht nur mächtige Männer pervers seien, wie unsere Gesellschaft beweisen wolle: Frauen mit Macht seien genauso widerlich, meint Kloss.
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Der britische Independent zitiert Kloss' Vorwurf im Original:
"And you hear over and over a million times that males are the great evil on this planet," he wrote, appearing to reference the #MeToo movement. "Meanwhile you know the truth: POWER empowers what is corrupt in people, regardless of their gender."
2. Ältere Leser dürften den Begriff "Samenraub" – also wenn eine Frau das Sperma eines Mannes in der Absicht beschafft, es ohne dessen Zustimmung zur Befruchtung ihrer Eizellen zu verwenden – aus der Berichterstattung über eine ungewollte Vaterschaft Boris Beckers Ende der neunziger Jahre kennen. Die Medien verwendeten diesen Ausdruck in der Regel mit einem schmunzelnden Unterton. Inzwischen ist aus dieser Praxis ein kleiner Trend geworden. In der britischen Daily Mail berichtet eine Publizistin über ihre Recherche:
"Am Anfang fühlte ich mich, als wäre ich vergewaltigt worden. Das mag unvernünftig klingen, aber wenn jemand deine DNS stiehlt und sie dann für etwas benutzt, dem du nie zugestimmt hast, fühlt es sich wie eine Verletzung auf einer sehr tiefen Ebene an."
Das sind die Worte eines Mannes, den wir Jonathan nennen werden, ein Versicherungsmakler Mitte 30, der letztes Jahr mit einer 39-jährigen Buchhalterin zwei Monate lang zusammen war, bevor er es abbrach. Sie war nett, aber Jonathan entschied, dass es nicht die Beziehung für ihn war, und er und seine Ex gingen getrennte Wege. So dachte er zumindest. Ein paar Tage nachdem sie sich getrennt hatten, rief sie an, um ihm zu sagen, dass sie im zweiten Monat schwanger war. Sie hatte die Pille genommen, behauptete sie, aber irgendwie hatte es nicht funktioniert und jetzt trug sie sein Baby aus.
Natürlich haben Frauen seit langem Männer in die "Babyfalle" gelockt, indem sie ohne ihre Zustimmung schwanger wurden - sei es für die Ehe, das Geld oder einfach nur, um Mutter zu werden. Aber im Internet-Zeitalter hat sich das Spiel verändert.
Heute hat eine Frau, die verzweifelt danach strebt, schwanger zu werden, ohne dass ihr Freund oder Liebhaber es herausfindet, ein Arsenal an High-Tech-Gimmicks zur Verfügung. Es gibt Ovulationstests und Telefon-Apps zur Überwachung fruchtbarer Tage. Es gibt die Selbermach-Besamungssets für ca. 20 Pfund bei Amazon, die - so schockierend es auch klingt - für den unappetitlichen Zweck verwendet werden können, sich mit dem Inhalt eines gebrauchten Kondoms zu schwängern. Und um sicherzustellen, dass eine Möchtegern-Mutter es richtig macht, gibt es auf YouTube Tutorial-Videos zur Insemination. Es gibt sogar einen neuen Namen für diese Praxis: "Spurgeln", ein leicht abstoßendes Kofferwort aus "sperm" und "burglary": Samenraub.
(...) Ich habe Online-Threads von Möchtegern-Samenräuberinnen gelesen, die darüber diskutieren, wie groß ein Loch in einem Kondom sein muss, damit das Sperma hindurch kommt. Ich habe entdeckt, dass Silatic-Kondome besser zum Samenraub geeignet sind als normale, da sie aus einem Material hergestellt werden, das für Spermien nicht giftig ist. Ich habe auch gelernt, dass Plastikspritzen, mit denen Sperma so hoch wie möglich in die Scheide einer Frau gespritzt wird, besser sind als Metallspritzen, denn laut einer Frau, die versuchte, einen reichen Mann, mit dem sie im Bett war, mit einem Baby einzufangen, "sind die Plastikspritzen so viel wärmer"! Mit anderen Worten, die Babyfalle hat einen Gang zugelegt.
Man braucht sich nur die Schlagzeilen der Nachrichten anzusehen, um zu sehen, dass es in letzter Zeit einen Anstieg entsprechender Fälle auf der ganzen Welt gegeben hat. Anfang des Jahres ging der Beitrag eines Mannes auf der Website Reddit viral, als er um Rechtsberatung bat, nachdem er entdeckt hatte, dass seine Freundin versucht hatte, sich mit dem Inhalt ihres Kondoms zu schwängern. Ein bemerkenswertes Posting auf der Website Mumsnet zeigte, wie eine Frau schwanger wurde, nachdem sie sich mit Sperma besamt hatte, das ihr Partner auf ihrem Bauch hinterlassen hatte, als er versuchte, die Rechtzeitig-herausziehen-Methode der Empfängnisverhütung anzuwenden.
(...) Wir erinnerten uns daran, dass der Tennisspieler Boris Becker behauptete, er sei von Angela Ermakova, der Mutter seiner Tochter Anna, nach ihrer Begegnung im Nobu-Restaurant im Jahr 1999 seines Spermas beraubt worden. Obwohl Becker zunächst bestritt, dass er der Vater war, bewies ein Vaterschaftstest später das Gegenteil. Vor zwei Jahren berichteten New Yorker Urologen von einer Zunahme wohlhabender Männer, die wegen Vasektomien zu ihnen kamen, so besorgt waren sie darüber, von "Goldgräberinnen" verfolgt zu werden.
(...) Ich habe eine lange Liste von anonymen Geständnissen online gelesen. "Ich wurde absichtlich schwanger, um ihn davon abzuhalten, zu gehen", schildert eine Frau. "Wir sind seit fünf Jahren zusammen. Ich habe ein Jahr lang versucht, von meinem verheirateten Freund schwanger zu werden", sagt eine andere. "Ich denke, wenn ich ein Baby habe, wird er seine Frau für mich verlassen." – "Er sagte mir, dass er mich nie verlassen würde, wenn wir herausfinden würden, dass ich schwanger bin, also tat ich es absichtlich, um sicher zu gehen", gibt eine weitere zu. Sie haben bei diesen Männern Samenraub begangen, ja, aber wenn sich die überraschten Väter in ihre Babys verlieben, sobald sie sie im Arm halten, ist das eine solche Katastrophe?
Die Antwort auf diese Frage hängt vermutlich davon ab, wieviel Respekt man vor der Lebensplanung und den Entscheidungen von Männern hat.
3. Auch das ZDF berichtet inzwischen über den offenbar massenhaft begangenen sexuellen Missbrauch an Pfadfindern in den USA.
4. Die britische Grünen-Abgeordnete Caroline Lucas fordert ein durchgehend weibliches Not-Kabinett, um einen No-Deal-Brexit zu blockieren:
Lucas sagte, sie glaube, dass eine Auswahl von Frauen aus dem gesamten politischen Spektrum am besten geeignet sei, ein "Notfallkabinett" einzurichten, von dem sie sagte, dass es "für die Versöhnung arbeiten" würde, statt neue politische Kämpfe zu führen.
"Warum Frauen? Weil Frauen gezeigt haben, dass sie eine andere Perspektive in Krisen einbringen können und dass sie in der Lage sind, diejenigen zu erreichen, mit denen sie nicht einverstanden sind, und kooperieren, um Lösungen zu finden", schrieb sie.
"Es waren zwei Frauen, die die Peace People-Bewegung während der schlimmsten Unruhen in Nordirland gegründet haben; es waren zwei Frauen, die der Schlüssel zur Unterzeichnung des Pariser Klimaabkommens waren; schwierige, hartnäckige Probleme haben dank der Führung der Frauen den Beginn einer Lösung gefunden."
Inzwischen haben auch mehrere Frauen Einspruch gegen diesen Vorschlag eingelegt – allerdings mit sehr unterschiedlichem Hintergrund. Die Journalistin Meena Alexander etwa schließt sich dem Männer-Bashing der grünen Abgeordneten an und sieht im Brexit vor allem einen Anschlag auf die Frauenrechte, die von der EU garantiert werden, ist aber wütend darüber, dass Lucas' rein weiblichem Kabinett keine einzige farbige Frau angehört. Die Journalistin Emma Revell hingegen zieht Lucas für deren "dämlichen Sexismus" zur Verantwortung:
Stellen Sie sich vor, ein männlicher Abgeordneter, der im Daily Telegraph schreibt, fleht seine Kollegen an, zusammenzukommen und ein Notfall-Kabinett zu bilden, um den Brexit durchzusetzen, weil Frauen zu entgegenkommend sind und nicht fest und ruppig genug sein werden, um sich gegen europäische Führer zu behaupten und viel für Großbritannien zu verlangen. Es ist allgemein bekannt, dass Männer konfrontativer, anspruchsvoller und weniger bereit sind, die von ihnen gezogenen Linien zu überschreiten, so dass wir im Interesse des Brexit ältere Männer aller Parteien brauchen, die zusammenkommen und ein neues Kabinett im nationalen Interesse bilden.
Die Abgeordnete der Grünen Partei Caroline Lucas - feministisch, progressiv, Barrierebrecherin und Kritikerin von Stereotypen - wäre die Erste, die zurückschießen und einen solchen Mann zu einem Sexisten erklären würde, der seine Mitmenschen erniedrigt hat, indem er annahm, dass sie alle gleich denken und handeln.
Warum also macht sie heute im Guardian das Gegenteil und fordert ein rein weibliches Kabinett, um den Brexit zu stoppen - und erwartet keine Gegenreaktion? (...) Lucas schreibt, dass Frauen nach ihrer Erfahrung "weniger Stammesdenken" und größeres Vertrauen aufweisen, also im nationalen Interesse zusammenarbeiten können, um den Brexit zu stoppen. Ich bin mir nicht sicher, in welchem Unterhaus sie die letzten neun Jahre gesessen hat, aber die Idee, dass Partisanenkriegerinnen wie Diane Abbott und Andrea Jenkyns zusammenarbeiten könnten, erscheint mir mehr als ein Wolkenkuckucksheim.
Lucas rührt auch 51% der Bevölkerung (und 32% des Unterhauses) zusammen, weist ihnen passive, kooperative Merkmale zu und kennzeichnet damit Männer als konfrontativ und rüpelhaft, womit sie sich genau den Geschlechterstereotypen hingibt, gegen die sie im Lauf ihrer Karriere häufig angekämpft hat. Ironischerweise gehört ihre Wortmeldung zu genau der Art von Kommentaren, die bestimmte Feministinnen so wütend machen, wenn sie von Typen wie Jordan Peterson kommen. (...) Indem sie ein Fantasy-Kabinett fordert, in dem die Mädels sich an den Tisch setzen und bei einer netten Tasse Kamillentee alles klären, unterstützt sie genau jene Klischees, die sie angeblich ablehnt.
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