Mittwoch, August 14, 2019

SPD-Parteivorsitz: Die verzweifelte Suche nach Frauen – News vom 14. August 2019

1. Die Sozialdemokraten stecken in ihrem selbstgebauten ideologischen Tunnel fest. Spiegel-Online berichtet:

Jene Genossen, die das Bündnis mit der Union fortsetzen möchten, brauchen noch eine zugkräftige Kandidatur. Doch die Suche gestaltet sich kompliziert. Aus der Partei heißt es, dass es zwar gleich mehrere führende Männer gebe, die sich den Job des Vorsitzenden vorstellen können. Doch alle haben ein gemeinsames Problem: Sie finden keine Frau für eine Teambewerbung.

Und allein antreten? Das Verfahren lässt das prinzipiell zu. Doch derzeit traut sich kaum ein Spitzengenosse einen Alleingang. Denn die Partei hat sich recht klar festgelegt: Diesmal soll eine Doppelspitze her. Doch wer? Die beiden Ministerpräsidentinnen Malu Dreyer und Manuela Schwesig haben gleich nach ihrer Nominierung als Interimschefinnnen abgewunken. (...) So ergibt sich die Konstellation, dass derzeit gleich mehrere führende SPD-Männer zunehmend verzweifelt auf der Suche nach einer Partnerin sind:

Von einem "Trauerspiel" spricht ein führender SPD-Mann aus Nordrhein-Westfalen.

Eine Abgeordnete erzählt von Rekrutierungsanrufen, bei denen sie kaum zu Wort gekommen sei.

Ein Genosse habe sich bereits mehrere Körbe geholt, heißt es, versuche es aber unverdrossen weiter.


Böses Karma: Die SPD ist damit in der Situation vieler Firmen, denen man eine Frauenquote aufgezwngen hat – mit dem Argument: "Na irgendjemand wird sich doch finden! Ihr patriarchalen Chauvis und Frauenunterdrücker wollt uns doch nicht im Ernst erzählen, dass es keine einzige weibliche Mitarbeiterin gibt, die dem Job gewachsen ist? Von wieviel tiefer Frauenverachtung muss man besessen sein, um so etwas zu glauben?"

Dass die SPD Geschlechtszugehörigkeit als Kriterium für den Parteivorsitz doch noch streicht und an seine Stellung Leistung und Begabung setzt, steht wohl kaum zu erwarten. Allzu sehr hatten sich führende Parteimitglieder wie Barley und Nahles in der Vergangenheit mit markigen Sprüchen aus dem Fenster gelehnt.



2. Die "Bild"-Zeitung hat die internen Gender-Richtlinien des Deutschlandradios aufgetan. Diesen Regeln zufolge sollen praktisch alle Begriffe, die auf das Geschlecht hindeuten, aus dem Sprachgebrauch entfernt werden:

▶︎ Statt: „Parlamentarier“ – Fair: „Abgeordnete“

▶︎ Statt: „Zuschauer“ – Fair: „Publikum, Auditorium“

▶︎ Statt: „Teilnehmer“ – Fair: „Teilgenommen haben“

▶︎ Statt: „Vertreter“ – Fair: „vertreten durch“

▶︎ Statt: „festangestellte Mitarbeiter“ – Fair: „die Festangestellten“

▶︎ Statt: „Man wundert sich“ – Fair: „Viele wundern sich“

▶︎ Statt: „keiner“ – Fair: „niemand“




3. In der Basler Zeitung kritisiert Barbara Gutzwiller die Gendersprache:

Anlässlich des sogenannten Frauenstreiks vom Juni hat die Zeitung "20 Minuten" rund 11600 Personen gefragt: "Sollte man gendergerecht schreiben?" Aufgrund der über Wochen andauernden mehr oder weniger tendenziösen Berichterstattung zu gleichstellungspolitischen Themen in den Medien hätte ich eigentlich klare Zustimmung erwartet.

Umso mehr hat mich verblüfft, dass nicht nur 87 Prozent der befragten Männer, sondern auch 70 Prozent der Frauen angaben, "nur wenig von gendergerechter Sprache" zu halten. Lediglich 11 beziehungsweise 24 Prozent der Befragten waren der Meinung, dass "Geschlechterstereotype durch Sprache zementiert" würden.

Die Bundeskanzlei, viele Universitäten, Kantone und grosse Unternehmen haben von dieser Umfrage noch keine Kenntnis genommen. Auf ihren Websites finden sich nach wie vor Anleitungen "zum geschlechtergerechten Formulieren". (...) Auch gemäss den Erläuterungen der Universität Basel sollen Texte gendergerecht formuliert werden, weil nur solche Formulierungen "eindeutig und klar" seien und "somit eine unabdingbare Voraussetzung für exaktes wissenschaftliches Schreiben". Im Umkehrschluss heisst das, dass Texte, die geschrieben wurden, bevor die gendergerechte Sprache eingeführt worden ist – grob gesagt also alle Texte, die vor den frühen 1980er-Jahren verfasst wurden –, samt und sonders wissenschaftlich nicht exakt formuliert sind.

Was für eine ungeheure Behauptung! Von "Formulierungen, die implizit Frauen und Männer meinen", sowie von "Generalklauseln" solle abgesehen werden, da es sich dabei "um Scheinlösungen" handle. So solle etwa der Begriff "Angestellte" durch "Personal, Belegschaft, Mitarbeitende" ersetzt werden.

Mir erschliesst sich allerdings nicht, weshalb ich mich diskriminiert fühlen sollte, wenn ich als Teil der "Angestellten" nur "mitgemeint" bin. Und es bedeutet mir wenig, "sprachlich in gleichem Mass sichtbar gemacht" zu werden, wenn ich stattdessen Teil einer "Belegschaft" bin.

Kurz gesagt, die Umfrage zur gendergerechten Sprache hätte auch ich – als Frau seiende – klar mit "Nein" beantwortet. Bleibt die Hoffnung, dass bald der Inhalt eines Textes wieder wichtiger wird als das Einhalten künstlicher und übertriebener, dafür aber "gendergerechter" Formulierungsvorschriften.




4. Ebenfalls in der Schweiz kommt noch einmal die Debatte darüber auf, ob eventuell reine Bubenklassen eine sinnvolle Maßnahme darstellen könnten, um die "Jungenkrise" an den Schulen anzugehen.



5. Zuletzt ein bemerkenswertes Gerichtsurteil: Für Trennungsunterhalt muss man nicht zusammengelebt haben.

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