Mittwoch, März 06, 2019

Hamburger Kita verbietet Indianerkostüme: "Geht lieber als Meerjungmänner" – News vom 6. März 2019

1. Die Hamburger Morgenpost berichtet:

In einer Elbkinder-Kita sind zum Fasching unter anderem Indianer-Kostüme verboten worden. (...) "Ich möchte Sie bitten, gemeinsam mit Ihren Kindern bei der Auswahl des Kostüms darauf zu achten, dass durch selbiges keine Stereotype bedient werden", hatte die Kita den Eltern im Vorfeld schriftlich mitgeteilt. Heißt: Es sollen keine Vorurteile bedient werden. Dabei gehe es insbesondere um Faktoren wie Geschlecht, Hautfarbe und Kultur. (...) "Wir achten im Kitaalltag sehr auf eine kultursensible, diskriminierungsfreie und vorurteilsbewusste Erziehung", heißt es in dem Schreiben. (...) Auch dass sich Mädchen als Prinzessin und Jungs als Piraten verkleiden wird kritisiert. Mädchen als Piratinnen und Jungs als Mehrjungmänner finden die Autoren dagegen super – weil nicht "geschlechtsstereotyp". Generell empfehlen sie Fabelwesen, Tiere etc. als "diskriminierungssensible Alternative".


Die Meldung ist heute auch Titelgeschichte der "Bild".



2. Der Zwang zur Gendersprache in Hannover ist Thema in Lucas Schoppes aktuellem Essay "Gesslers neue Hüte und Hannovers neue Regeln".



3. Das ZDF startet ein Förderprogramm für Regisseurinnen.



4. Hillary Clinton hat sich dazu durchgerungen, nicht erneut gegen Trump zu kandieren.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu dem heftig umstrittenen Karnevalswitz Annegret Kramp-Karrenbauers:

Mir scheint dass kaum jemand den Scherz von Kramp-Karrenbauer verstanden hat. Mir ist völlig unverständlich, weshalb die empörten Kommentatoren allen Ernstes glauben, AKK liefere ihnen frei Haus eine abfällige Bemerkung gegen Intersexuelle, auf der sie dann im Empörungsmodus ihre Kommentare niederprasseln lassen können.

Der Scherz zielte auf Männer ab, die im Hinblick auf veränderte gesellschaftliche Normen verunsichert sind. Das traurige daran: es ist mittlerweile so en Vogue über Männer zu spotten, dass es einigen schon gar nicht mehr bewusst wird, wenn über eine Gruppe von Männern gewitzelt wird. Dafür sind sie für bestimmte Buzzwords hypersensibel, als hätten sie eine sozialistische Kaderschmiede durchlaufen.


Für die Wahrnehmung meines Lesers spricht, dass Kramp-Karrenbauer ihren Witz mit der in der Berichterstattung gerne übergangenen Einleitung "Guckt euch doch mal die Männer von heute an" begonnen hatte.

Dass Softis und nicht Intersexuelle von Kramp-Karrenbauer zur Zelschreibe gemacht wurden, sieht auch ein Redakteur der "Bild" so:

Anlass des neuesten Polit-"Skandals": CDU-Chefin Annegret Kramp-Karrenbauer (56) hatte bei einer Karnevalsrede über verweichlichte Männer gescherzt, die nur deshalb Toiletten für Menschen des "dritten Geschlechts" verlangten, weil sie nicht wüssten, "ob sie noch stehen dürfen beim Pinkeln oder schon sitzen müssen".


Eine alternative Interpretation bietet Nina Radtke bei "Alles Evolution":

[Der Witz] richtet sich einerseits gegen Männer (Emanzengeschwätz), aber gleichzeitig macht sie sich lustig über die wahre Zielgruppe für diese Toilette, INDEM sie diese Leute als verwirrte Männer darstellt. Dabei gibt es v.A. viel mehr Intersexuelle als Transgender; das "dritte Geschlecht" ist also auch unbesehen der Transgendergeschichte durchaus real.

kostenloser Counter