Freitag, Februar 15, 2019

Ist dies das erste Baby ohne Mutter? – News vom 15. Februar 2019

1. "Ist dies das erste britische Baby ohne Mutter?" fragt der Daily Telegraph und berichtet über einen Fall, bei dem mir auch außerhalb Großbritanniens nichts Vergleichbares bekannt ist:

Der ranghöchste Richter in der Familienabteilung des High Court hört diese Woche den Fall eines trans Mannes an, der nur als TT identifiziert wurde und der ein Kind zur Welt gebracht hat, das als YY bezeichnet wird. TT möchte in der Geburtsurkunde von YY als Vater bezeichnet werden, nicht als Mutter.

Die Logik ist in erster Lesung schwer nachvollziehbar - und als Kompromiss schlägt TT dem Gericht auch vor, dass er, um die Sache zu vereinfachen, einfach als Elternteil oder "Schwangerschaftselternteil" registriert werden könnte.

Der Generalstaatsanwalt hat jedoch alle diese Optionen abgelehnt und darauf bestanden, dass TT die Mutter von YY ist. Das bedeutet nach Ansicht des Rechtsteams von TT "Diskriminierung".

Wenn das Urteil zugunsten von TT ausfällt, wird mindestens eine neue Grenze überschritten worden sein. YY wird die erste Person sein, die in England und Wales geboren wurde und keine legale Mutter haben wird.

Unter dem Eintrag "Vater" eine Leerzeile zu lassen ist eine lange und unwürdige Tradition - und während die Wissenschaft über ihre Fähigkeit spricht, Männer aus dem Fortpflanzungsprozess zu entlassen, wird der High Court nun aufgefordert, auch Mütter juritstisch entbehrlich zu machen.

Um die moralische Komplexität und Komplikationen, die wir in den Griff bekommen müssen, noch zu erhöhen, sprach ein führender britischer Chirurg, Christopher Inglefield von der London Transgender Clinic, letzten Monat öffentlich darüber, wie Fortschritte bei der Gebärmuttertransplantation - die entwickelt wurde, um unfruchtbaren Frauen zu helfen, Kinder zu bekommen, wobei das erste Baby 2014 in Schweden auf diese Weise geboren wurde – jetzt auch für Transgenderfrauen (die biologisch männlich geboren wurden) zugänglich sein sollten, damit sie Mütter werden können. Es gibt keinen medizinischen Grund, warum die neuen Verfahren nicht für sie funktionieren könnten, argumentiert Inglefield und fügt hinzu, dass es seiner Meinung nach "illegal" wäre, ihnen den Zugang zur Chance zu verwehren, ein Kind zur Schwangerschaft in einer transplantierten Gebärmutter zu tragen.

Ein solches Gespräch erhöht zwangsläufig den Einsatz in der laufenden und bereits hitzigen Debatte über die Rechte von Transgender-Personen ("vorläufig" geschätzt vom Equalities Office der Regierung auf 200.000 bis 500.000 im Vereinigten Königreich) und wie man sie mit den Rechten der Allgemeinbevölkerung in Einklang bringt.




2. Der Rundfunk Berlin-Brandenburg berichtet, welcher Experte bei der vorgestrigen Anhörung zum Wechselmodell welche Position vertrat. In dem Artikel heißt es abschließend:

FDP-Rechtsexpertin Katrin Helling-Plahr äußerte sich nach der Anhörung zufrieden. Natürlich sei es kontrovers gewesen, sagte sie dem rbb, das habe sie nach der Debatte im Bundestag zu dem Thema vor knapp einem Jahr auch nicht anders erwartet. Dennoch habe sich gezeigt, dass die Sachverständigen sich darin einig gewesen seien, "dass da, wo das Wechselmodell gelebt wird, es auch positiv für das Kind ist." Und das ließe sich auch durch internationale Studien, die zur Sprache kamen, belegen.


Unabhängig vom Ergebnis dieser Anhörung hat sie die Vorzüge dieser Regelung weiter ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Der Berliner "Tagesspiegel" etwa schlagzeilt: "Fördert das Wechselmodell!", und die Saarbrücker Zeitung befindet "Für Trennungskinder sind zwei halbe Zuhause besser als keins ". "Die Welt" stellt eine Frau vor, die unter der Parole "Ich bin doch kein Hausmütterchen" ebenfalls das Wechselmodell fordert. In ihrem Fall ist es der Vater, der weniger Kontakt zu seinem Nachwuchs wünscht.

Auch Lucas Schoppe hat die Bundestags-Anhörung zum Wechselmodell noch mal zum Thema eines Beitrags gemacht: "Eine moderne Familienpolitik und ihre Feinde". In diesem lesens- und verlinkenswerten Beitrag beantwortet Schoppe acht Fragen, die zum Wechselmodell immer wieder gestellt werden.



3. Der Humanistische Pressedienst berichtet über Österreichs Verhütungsreport 2019:

Der Gynmed-Report zeigt (...) ein großes Verhütungs-Missverständnis zwischen Männern und Frauen. Während die meisten Männer resigniert zur Kenntnis nehmen, dass sie mit den aktuellen Methoden wenig bis keine Kontrolle über ihre Fruchtbarkeit haben, sind Frauen überzeugt, dass dies den Männern egal ist, sie nicht darüber nachdenken oder es ihnen sogar recht ist. Hier gibt es also großen Kommunikationsbedarf zwischen den Geschlechtern.




4. Filmstudios haben aus der Pleite des mit rein weiblichen Helden besetzten "Ghostbusters"-Spinoffs gelernt: Einem vorgeschlagenen X-Men-Film, der ebenfalls nur weibliche Hauptfiguren haben sollte, wurde eine Absage erteilt. (Die X-Men haben durchaus interessante Frauenfiguren, und die Phase, in der es in den X-Men-Comics fast nur weibliche Helden gab, war nicht die schlechteste, aber das war 30 Jahre vor der aktuellen Manie, in den verschiedensten Filmen männliche Handlungsträger ausmerzen zu wollen. "Ocean's 8" etwa war ja trotz Starbesetzung genauso ein Desaster.)



5. Singapur erkennt mit einem neuen Gesetz womöglich bald auch Männer als Opfer von Vergewaltigungen an. In Deutschland war das vor etwas mehr als zwanzig Jahren der Fall.



6. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu einem "Zeit"-Artikel über Obdachlosigkeit:

Beim Lesen des Artikels ist mir wieder einmal aufgefallen, wie Männer, wenn es sich um die hauptsächlich betroffene Gruppe handelt, unsichtbar gemacht werden. Im Artikel wird es tunlichst vermieden, die Geschlechterverhältnisse klar zu benennen oder diesem Sachverhalt einen großen Raum zu geben. Der einzige Hinweis: "Sogar Familien werden immer häufiger wohnungslos, mehr als jede vierte Betroffene ist weiblich, schätzt die BAGW. " Das Wort Männer kommt dementsprechend nicht einmal im Text vor. Frauen werden immerhin zwei Mal erwähnt, wenn es um Angebote geht, die sich nur an Frauen wenden.

Unterdessen wende ich mich nicht mehr schriftlich an Zeit.de, um etwas über die Beweggründe der Autoren solcher Artikel zu erfahren. Antwort habe ich nämlich noch nie erhalten.

kostenloser Counter