Dienstag, Januar 22, 2019

Genitalien aus Pflanzen: Auch PETA setzt auf Reklame gegen Männlichkeit – News vom 22. Januar 2019

1. Als ob es eine Parodie auf die Gilette-Reklame und ihre überdrehten Unterstützer wäre, hat jetzt auch die Werbung der Tierschutzgruppe PETA den Kampf gegen toxische Männlichkeit aufgenommen. Der britische Guardian berichtet:

Petas neuester Akt des Tofuerrorismus ist eine Anzeige, die sich um Männlichkeit dreht. "Die traditionelle Männlichkeit ist TOT", verkündigt sie. "Das Geheimnis der männlichen sexuellen Ausdauer ist Gemüse." Peta brachte diese These zum Leben mit einem kindischen Video mit Männern, die kräftig mit pflanzlichen Genitalien schwenken. Nichts hat mich je dazu gebracht, eine Karotte weniger essen zu wollen. Oder eine Aubergine. Glückwunsch, Peta: Du hast mir den Appetit an Obst und Gemüse genommen.


Ich warte jetzt erst mal auf einen Beitrag von Christian Stöcker, der uns erklärt, dass höchstens "eine sehr aktiven Untergruppe des männlichen Geschlechts mit Überlappungen zu rechten Kreisen" das PETA-Video in irgendeiner Form abstrus finden könnte.

Stöckers (ewig) gestriger Ausbruch von Männerhass ist heute übrigens Diskussionsthema bei Christian Schmidt.



2. Ebenfalls im Guardian vertritt John Harris, ähnlich wie zuvor Bundesjustizministerin Katarina Barley (SPD), die Auffassung, dass der Brexit irgendwie doch die Schuld der Männer sei:

In einer kürzlich von YouGov durchgeführten Umfrage wurde die Unterstützung für einen No-Deal-Brexit auf 22% geschätzt, aber während 28% der Männer dafür waren, waren es bei den Frauen nur 16%. Hier spielt sich etwas Ähnliches ab wie die kriegerische Männlichkeit, die von Donald Trump kanalisiert wird: eine Sehnsucht nach einer Alles-oder-Nichts-Politik, Feinden und endloser Konfrontation sowie eine aggressive Nostalgie. Einiges des Letztgenannten ist schamlos frauenfeindlich, Teil einer Macho-Bigotrie, die auf Hierarchien von Privilegien zurückgeht, die weiterbestehen und in Rassismus übergehen. Aber es gibt auch ein Element, das Empathie hervorrufen sollte: die Sehnsucht nach einer Welt, in der Männer Stahlarbeiter, Bergleute und Schweißer waren, und die verzweifelte Suche nach etwas - irgendwas -, das es ihren Nachfolgern ermöglichen könnte, dasselbe zu tun.




3. Die Uhrenfirma Egard wird nach ihrem männerfreundlichen Werbespot von Kundenanfragen überrollt.



4. Mit der Parole "Wir machen dieses Gendergaga nicht mit", erwartet das 190. Eiswettfest im Congress Centrum Bremen wie in all den Jahren zuvor nur männliche Gäste. Selbst die stellvertretende Bürgermeisterin Karo Linnert (60, Grüne) ist unerwünscht. Das sorgt für verstörtes Entsetzen bei zwei politischen Parteien:

Bei SPD und Grünen ist der Ärger riesengroß, dass Karoline Linnert (Grüne) nicht zum Eiswettfest eingeladen wurde, obwohl sie die Stellvertreterin von Bürgermeister Carsten Sieling (SPD) ist, der am Sonnabend nicht in Bremen sein konnte. "Ich war offen entsetzt", sagte Sieling am Montag im Gespräch mit Radio Bremen. Er habe keinerlei Verständnis für die Entscheidung des Eiswettvereins. "Das ist völlig aus der Zeit gefallen. Wir sind im Jahr 2019", so der Bürgermeister. Bremen sei eine weltoffene Stadt, in der in jeder Hinsicht Gleichberechtigung gelte. "Mich ärgert zutiefst, was da passiert ist, es wirft ein schlechtes Licht auf uns."


Auch die britische BBC und die Berliner "taz" berichten über den Vorfall. ("Rein rechtlich sei da nichts zu machen, sagten mehrere Expert*innen der taz.") Im Bremer Weserkurier allerdings will sich Moritz Döbler der Aufregung nicht anschließen:

Nun ist es aber so, dass das sogenannte Protokoll für staatliche Abläufe gilt und es sich eben gerade nicht um einen solchen handelt. Wenn aber das Eiswettfest die private Party eines Herrenclubs ist, warum sollte der jemanden einladen müssen? Und die vier Senatoren sind zum Teil schon viele Jahre gerne dabei gewesen, etwa Innensenator Ulrich Mäurer, der nun wegen des Eklats kurzfristig absagte. Ihm dürfte nie entgangen sein, dass keine Frauen an den Tischen sitzen. Sich jetzt überrascht und verärgert zu zeigen, ist dann doch zu billig.

(...) Bremen sollte gnädiger mit seinen Traditionen und auch mit jenen Herren umgehen, die erneut fast eine halbe Million Euro für die Seenotrettung gesammelt haben. Männer und Frauen können viele großartige Veranstaltungen auf die Beine stellen und starke Traditionen begründen – und die allermeisten auch gemeinsam. Aber die Eiswette von 1829, die nicht einmal einen eingetragenen Verein darstellt, muss frei entscheiden können, was sie sein will und mit wem sie am dritten Samstag im Januar feiert.




5. "Warum hassen so viele Hetero-Männer Horoskope?" fragt die feministische Plattform "Vice" und folgert rasiermesserscharf: "Vielleicht haben sie nur Angst vor der Wahrheit."



6. Die Satire-Website "The Babylon Bee" berichtet von privatem Aktivismus gegen toxische Männlichkeit:

Ein Mann hat sich die Botschaft von Gillettes neuer Kampagne zu Herzen genommen. Devin Camp sah den Werbespot und das veranlasste ihn, einen introspektiven Blick auf seine eigenen Motivationen des Verhaltens in Bezug auf Männlichkeit zu werfen. Ein Lebensbereich, in dem er sich besonders verurteilt fühlte, war die Aufgabe der Schneeräumung.

"Ich habe immer einfach angenommen, dass ich in unserer Familie derjenige wäre, der die Einfahrt räumen würde, wenn wir Schnee bekommen", sagte Camp. "Aber nachdem ich das Video gesehen hatte, beschloss ich, die Stereotypen, die von meinem Vater und seinem Vater vor ihm weitergegeben wurden, aufzulösen. Also, an diesem Wochenende, als zwölf Zoll Schnee fielen, schluckte ich meinen Stolz, gab meiner Frau die Schneeschaufel und sagte ihr, ich würde es ihr erlauben."

Camps Frau, die im dritten Monat schwanger ist, war von der Geste überrascht, ehrte aber, dass ihr Mann so vorausschauend sein würde, dass er ihr das Privileg einräumte, einen Job zu erledigen, der traditionell Männern vorbehalten war. "Es dauerte anderthalb Stunden, und ich glaube, ich habe mir einen Muskel gezerrt, aber der Stolz und die Freude, die ich empfand, mit einem so edlen und großzügigen Mann verheiratet zu sein, halfen mir, den Schmerz zu überwinden."

Es wird erwartet, dass Camp ähnliche Hindernisse in Bezug auf Rasenmähen, Reperaturen im Haus und Autowartung abbauen wird.




7. Die Leserpost beschäftigt sich noch immer mit technischen Fragen:

Ein Klick mit dem Mausrad öffnet wie dein Leser schon geschrieben hat, einen neuen Tab. Hält man die Strg-Taste gedrückt und klickt mit der linken Maustaste, öffnet sich auch ein neuer Tab. (Vielleicht für die Laptopnutzer interessant, die kein Mausrad aka "mittlere Maustaste" haben) Hält man die Umschalt-Taste gedrückt und klickt mit der linken Maustaste, öffnet sich ein neues Fenster.

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