Donnerstag, Januar 17, 2019

Deutsche Medien beklagen "rechten Shitstorm" gegen Gillette – News vom 17. Januar 2019

1. Mehrere deutsche Leitmedien sind erbost darüber, dass sich in den sozialen Medien inzwischen mehrere Hunderttausend Männer ganz anders zum Thema "toxische Männlichkeit" positionieren, als es in der letzten Redaktionskonferenz beschlossen wurde. Dabei schaffen es die Artikel erneut nicht, Nachricht und Kommentar auseinander zu halten. So fabuliert die Stuttgarter Zeitung von einem "rechten Shitstorm" an "toxischer Kritik" (was man auch als die Botschaft verstehen kann: Wer einen sexistischen Werbespot kritisiert, soll bitte dem rechten Lager zuwandern, die haben dort noch nicht genug Unterstützer). Für die "taz" ist politisch unerwünschte Kritik sowieso "Hass", die "Süddeutsche Zeitung" schreibt von "selbst ernannten Männerrechtlern" (sind wir wirklich schon Hunderttausende?) und auch "Bento" (keine Verlinkung auf Hetze als Clickbait) sieht nicht ein, warum man sachlich diskutieren sollte, wenn man es auch persönlich werden kann, und ätzt bereits in der Schlagzeile: "Toxische Männer blamieren sich mit Reaktionen" auf die Gillette-Reklame.

Das alles wäre halb so schlimm, wenn nicht übermorgen viele Journalisten in den Leitmedien wieder von Weinkrämpfen durchschüttelt würden, weil in den sozialen Medien der Pöbel der Gesellschaft immer so aggressiv und unsachlich diskutiere und weil es so unerträglich sei, von all diesen stinkenden Primitivlingen umgeben zu sein, während man selbst zu den Hochwohlgeborenen des deutschen Qualitätsjournalismus gehört, die immer sachlich und fair berichten.

Überraschenderweise hat diesmal "Neon" einen Artikel hinbekommen, der nicht die Rezipienten von Reklame angreift, sondern die Verantwortlichen für diese Reklame: "Manche Themen kann man nicht mit Plattitüden abbügeln."

Einigen Männern allerdings reichen Platitüden aus: Nils Pickert stellt beim Deutschlandfunk klar, dass sich sein Verein "Pinkstinks" nur dann gegen sexistische Werbung engagiert, wenn man dort den Eindruck hat, dass Frauen sexistisch dargestellt würden.

Auch in der internationalen Presse ist die Gillette-Reklame nach wie vor Thema. Die Chicago Sun Times befindet, ihre Kritiker würden in die feministische Falle tappen, Männer gegen Frauen auszuspielen. Die britische Daily Mail berichtet, dass Feministinnen Gillette Heuchelei vorwerfen, weil Frauen für dieselben Produkte mehr bezahlen müssten als Männer. Auch der Sydney Morning Herald wirft Gillette früheres unmoralisches Verhalten vor, was seine Reklame unglaubwürdig mache. In einem weiteren Artikel des Sydney Morning Herald heißt es:

Während diese Reklame ein großartiges Beispiel für Marketing ist und dafür, wie transnationale Unternehmen wie Gillette die Tatsache verschleiern, dass sie nur existieren, um durch das Signalisieren von Tugend Gewinne zu erzielen, trägt sie nicht dazu bei, die Gleichberechtigung und den Respekt zwischen Frauen und Männern, Jungen und Mädchen zu fördern.

Indem sie Männer, mit wenigen Ausnahmen, als gewalttätig, frauenfeindlich, unsensibel und sexistisch präsentiert, verstärkt die Anzeige ein eindimensionales männliches Stereotyp, das von Feministinnen der zweiten und dritten Welle vertreten wird.

Eine Karikatur – wie die amerikanische Feministin Camille Paglia argumentiert –, die einen "verärgerten, zähneknirschenden Groll gegen Männer" fördert und "Männerfehler, Mängel und Schwächen aufgreift und zu grausamen Anklageschriften verdichtet". Anstatt Männer zu verteufeln, plädiert Paglia für "einen aufgeklärten Feminismus", in dem "wenn Frauen Freiheit suchen, sie auch Männer frei sein lassen müssen" und in dem "Frauen nicht gewinnen, wenn sie Männer schwächen".

Die australische Feministin Bettina Arndt argumentiert in ihrem jüngsten Buch #MenToo ebenfalls, dass sich der radikale Feminismus, in dem Männer als gewalttätig und sexistisch dargestellt werden, schuldig macht und das Band zerstört, das gegenseitige Akzeptanz und Respekt zwischen den Geschlechtern sichern sollte.

In ihrem Essay mit dem Titel "The demonisation of men - our anti-male society" weist Arndt darauf hin, dass es in Gesellschaft, Medien und Recht eine allgegenwärtige Parteilichkeit gegen Männer gibt - eine Parteilichkeit, die in Bereichen wie Scheidung, Krebsforschung und häuslicher Gewalt Frauen bevorzugt und gleichzeitig die Rechte von Männern verweigert.

Die Existenz von Schulprogrammen wie Respectful Relationships und das Safe Schools Gender- und Sexualitätsprogramm zeigen auch, wie radikaler Feminismus die Männlichkeit verzerrt. Beginnend in der Grundschule, wo Lehrerinnen dominieren und der Lehrplan feminisiert ist, wird Jungen beigebracht, dass Männer sexistisch und gewalttätig sind.

Nichts entschuldigt jemals häusliche Gewalt oder die Kommerzialisierung und sexuelle Ausbeutung von Frauen, aber gleichzeitig ist es wichtig, Männlichkeit anzuerkennen und zu feiern. Eine Männlichkeit, die Mut, Stärke, Empathie und Tapferkeit beinhaltet und akzeptiert, dass es für Männer in Ordnung ist, Frauen als feminin und verführerisch zu sehen.

Es besteht kein Zweifel, dass toxische Männlichkeit inakzeptabel und abstoßend ist. Toxischer Feminismus ist aber nicht die Lösung.


Das sieht Amnesty International anders und ergreift auf Twitter die Position von Gillette, erhält aber sofort die passenden Antworten.

Einer meiner privaten Freunde (kein Männerrechtler) ließ mir die Kopie eines Briefes zukommen, den er gestern Procter & Gamble geschickt hat

Sehr geehrte Damen und Herren,

seit nun 35 Jahren benutze ich Rasierer und Klingen Ihrer Marke Gillette. Ich finde es traurig, dass ich als jahrzehntelanger, treuer Kunde mit einer Werbung voller Klischees pauschal in meiner Identität als Mann beledigt werde.

Mit Ihrer Werbung "We Believe in the Best in Men" haben Sie mir folgende Botschaft gesendet: Alle Männer sind schlechte, beschämende Wesen, die ertüchtigt werden müssen, bessere Menschen zu sein. Aus Kommentaren in der Presse und den sozialen Medien muss ich entnehmen, dass, wenn ich mich durch Ihre Werbung negative berührt fühle, wohl selbst ein toxischer Mann bin. Ich muss lesen, dass ich ein "getroffener Hund" bin, der bellt. Dass ich Teil eines "rechten Shitstorms" bin. Ist es dass, was Sie mir mit Ihrer Werbebotschaft mitteilen wollten? Dass ich ein rechter Hund bin, der was gegen seine männliche Toxizität tun muss?

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis wurde Ihr Werbespot "We Believe in the Best in Men" breit diskutiert. Die meisten Frauen fanden den Spot ganz lustig und meinten, wir Männer "sollten uns nicht so haben". Man verstehe: Trotz der ernsten und wichtigen Probleme, die der Werbespot aufgreift, kam auch bei den Frauen der Spot als "Tritt gegen Männer" an, den man aber als "echter Mann" eben aushalten müsse. Ja, wir sollen alles aushalten: #MenAreTrash.

Ihr Unternehmen hat in der Geschlechterdebatte nun auf eine Weisung Stellung bezogen, die wohl bei den meisten Männern negativ ankommt. Sie versenden eine Pauschalkritik, die sicherlich nicht die Lebenswirklichkeit der meisten Männer in den Industriestaaten wiederspiegelt (Ja, das sieht in vielen Ländern anders aus -ich bin nicht naiv-).

Ihr Unternehmen hätte sicherlich einen Spot machen können, der sich auf die Förderung guter Verhaltensweisen in positiver Weise konzentriert, ohne dass es zu negativen Verallgemeinerungen über Männer und das, was es heißt, männlich zu sein, kommt. Ihr Unternehmen hätte in der Geschlechterdebatte wichtige positive Impulse setzen können, hat sich aber statt dessen für einfaches male bashing entschieden.

Schon im Alltag und in vielen Medien sieht sich "der Mann" heute einer pauschalen ständigen Kritik ausgesetzt. Wir genügen in der Regel nie. Sie finden diese Wahrnehmung weinerlich und unmännlich? Ich dachte, der moderne Mann soll Gefühle zulassen. Entschuldigung, mein Fehler.

Wenn ich dann von Ihrem nordamerikanischen Markenchef Pankaj Bhalla auch noch höre, man habe eine Debatte erwartet, dann kann ich die Werbung noch nicht einmal als peinlichen Ausrutscher sehen.

Die Werbung "We Believe in the Best in Men" hat mich dazu bewogen, zukünftig keine Produkte mehr von P&G zu kaufen.

Ich habe mir lange überlegt, ob ich Ihnen diese E-Mail schreiben soll. Ich habe mich schlussendlich dafür entschieden, da ich denke, dass ich nicht wenigen Kunden aus dem Herzen spreche.


Klingt ein bisschen verbittert, hm? Und das ist vielleicht das Erstaunlichste: dass sich diese bei zahllosen Männern offenbar lange angestaute Verbitterung gerade jetzt Bahn bricht. Bisher konnte man sich darauf VERLASSEN, dass die Mehrheit der Männer ihre Herabsetzungen stoisch hinnehmen. Jetzt aber bricht ausgerechnet ein dämlicher Werbespot, der isoliert betrachtet und ohne den kulturellen Kontext so furchtbar schlimm nun auch wieder nicht wäre, diesen Stoizismus auf. DIESEN Teil der toxischen Männlichkeit ("ein Indianer kennt keinen Schmerz") legen etliche Männer tatsächlich ab, ganz wie Gillette es forderte – aber scheinbar ohne dass der Konzern davon profitieren kann. Im Gegenteil.

Und das dürfte ein weiterer Grund für das momentanen Massenaufbegehren von Männern sein: dass man Procter & Gamble mit Widerspruch da treffen kann, wo es wehtut, nämlich in der Brieftasche. Das ist ein großer Unterschied zu radikalen Feministinnen, die im Internet ihren Hass auf Männer ausspeien und jeglichen Protest nur als Material benutzen, um sich als verfolgte Unschuld massenmedial in Szene zu setzen, also letztlich davon profitieren. Bei Letzteren glauben viele, dass Protest gar keinen Zweck hat; Procter & Gamble hingegen glaubt man noch durch Abwandern zu anderen Herstellern sanktionieren zu können.

Und in DIESER Situation beschimpfen Journalisten der Leitmedien die protestierenden Männer als "toxische Rechte". Wie eine Nomenklatura, die aufsässigen Bürgern mitteilt, dass ihr Verhalten absolut inakzeptabel sei.

Kann die Rechnung von Gillette trotzdem aufgehen? "Etwa drei Viertel der rund 880.000 Kommentare [auf Youtube] kritisierten das Video harsch" berichtet die Neue Zürcher Zeitung. Das habe sich "allerdings nicht auf den Börsenkurs von Procter & Gamble, der Mutterfirma von Gillette, niedergeschlagen. Im Gegenteil: Seit der Veröffentlichung des Werbefilms ist der Kurs um ein Prozent gestiegen."

Etliche Menschen zu benutzen, damit die Börsenkurse steigen, ist nun wenig mehr als Alltag in unserem System. Vielleicht hat Gillette einfach nur einen Weg gefunden, dass einem Konzern dafür von linken Journalisten zugejubelt wird.

Auf Twitter schließlich erklärt Lucas Schoppe, was die Kontroverse um die Gillette-Reklame sichtbar macht:

Interessant an der #GilletteAd ist vor allem, warum Fans und - die vielen - Gegner sie so völlig unterschiedlich wahrnehmen.

Ihr Gegner sehen sie als mediale Konstruktion, eben als Werbung, die mit Klischees, Wünschen und hier auch mit Ressentiments operiert.

Ihre Fans hingegen sehen sie als gültige Aussage über die Welt an: Männer wären doch tatsächlich so wie dargestellt, und es wäre doch tatsächlich wichtig, dass sie sich ändern.

Damit ähnelt der Konflikt dem Konflikt zwischen Antirassismus und Rassismus.

Antirassisten sehen Rassismus zurecht als Konstruktion aus Ressentiments an.

Rassisten hingegen sehen sich selbst oft gar nicht als Rassisten, sondern glauben, einfach nur Aussagen über die Welt zu treffen: "Wieso soll das schlimm sein, das zu sagen, DIE sind doch wirklich so."

Es ist also eine Projektion, wenn z.B. Der Standard von einem "rechten Shitstorm" gegen die Ad schreibt. Tatsächlich schließen die Gillette-Werbung und ihre Unterstützer direkt an klassische Rechtsaußen-Positionen an. Auch wenn sie das nicht wahrnehmen.




2. Ein Jahr gibt es jetzt das Entgelttransparenzgesetz. Es erwies sich als Flop. Deshalb müsse es dringend nachgeschärft werden.



3.
Alle Parteien schwärmen für die Frauenquote. Nur FDP und AfD sind dagegen. Und die Vernunft. Die Quote hindert alle Wähler daran, sich schlicht für die Beste oder den Besten zu entscheiden.


Hier geht es weiter mit dem Artikel von Dorothea Siems, Chefkorrespondentin der "Welt" für Wirtschaftspolitik.



4. Die Partei der Demokraten in den USA unterstützt den Frauenmarsch gegen Trump nicht mehr, der für diesen Samstag geplant ist. Die verantwortlichen Feministinnen hatten zu viel toxische Weiblichkeit an den Tag gelegt.



5. Eine Britin, die in der Armee bei einem zentralen Fitnesstest versagte, wurde trotzdem durchgewinkt – bis die männlichen Soldaten rebellierten.



6. Australische Feuerwehrmänner müssen sich dafür entschuldigen, auf einem Schild erklärt zu haben, dass sie stolz darauf seien, Männer zu sein.



7. "Wie soll ich in einer derart männerfeindlichen Gesellschaft wie unserer meine Söhne großziehen?" fragt eine Mutter in den USA.



8. Der britische Guardian berichtet über eine Studie, der zufolge staatliche Gesetze den sexuellen Missbrauch von Jungen oft übergehen:

Die Studie, die Gesetze hinsichtlich der Vergewaltigung von Kindern in 40 Ländern untersuchte, ergab, dass knapp die Hälfte der Länder keinen Rechtsschutz für Jungen bot. In vielen Fällen waren die Gesetze spezifisch für Mädchen und erkannten Jungen nicht als Opfer an.

Die Forscher identifizierten auch eine Tendenz, der zufolge sich die Unterstützungsdienste, einschließlich Unterkünfte und Rechtsbeistand, auf Frauen und Mädchen konzentrieren.

"Oft wird dies zu einem Thema der Gewalt gegen Frauen zusammengefasst, und deshalb richtet es sich eher an Mädchen als an Jungen", sagte Katherine Stewart, eine Beraterin des Economist Intelligence Unit, der den Bericht erstellt hat.

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