Freitag, Dezember 21, 2018

Basler Zeitung: "Männerbewegung – wohin?" – News vom 21. Dezember 2018

1. Der Männerforscher und Professor für Soziologie Walter Hollstein legt in der "Basler Zeitung" eine Bestandsaufnahme der Männerbewegung vor. Ein Auszug:

Eine sachliche Auseinandersetzung zwischen den "Lagern" ist bisher nicht erfolgt. Die Männerrechtler werten pro-feministische und häufig auch emanzipatorische Männer als "lila Pudel"; die pro-feministischen Männer schieben die Männerrechtler in die "rechte Ecke", wie das etwa die Journalisten Thomas Gesterkamp oder Julian Dörr tun, und im Hochschulbereich Rolf Pohl, Hinrich Rosenbrock oder Toni Tholen.

Wichtig wäre es indessen, die Dinge etwas genauer zu betrachten und vor allem selbstkritischer: Das männliche A-priori-Engagement für den Feminismus bewirkt, dass die Prämissen, Ergebnisse, Dogmen und Forderungen der Frauenbewegung vorbehaltlos übernommen werden. Die Konsequenz davon ist, dass die Lebensbedingungen und die Bedürfnisse von Männern gar nicht erst zur Kenntnis genommen, geschweige denn empirisch überprüft werden. Geradezu erschreckend ist dabei die völlige Empathielosigkeit gegenüber dem eigenen Geschlecht. Es fehlt die grundlegende Selbstakzeptanz, sich erst einmal als Mann anzunehmen und darüber den nötigen Respekt für das eigene Geschlecht aufzubringen.

(...) Manchmal scheint es, als stünden solche Männer unter dem inneren Druck, das feministische Soll mit eigener, männlicher Selbstverleugnung noch übertreffen zu wollen. Nun ist Selbstkritik eine Sache; in der Tat ist es überaus wichtig, dass Männer endlich in der Geschichte ihrer eigenen Männlichkeit prüfend, forschend und vergleichend entgegentreten; aber die andere Sache ist die der Misandrie, wenn Männer das eigene Geschlecht niedermachen, ankreiden und geisseln.

(...) Nehmen solche Zuschreibungen grundsätzlichen Charakter an, wie sie das heute tun, ist das ein Angriff auf die männliche Identität und befördert Verhaltensunsicherheit, Orientierungslosigkeit und in schlimmerer Auswirkung Depression und Suizid. Insofern ist es überaus fahrlässig, wenn etwa Thomas Gesterkamp die zunehmende Misandrie in der Gesellschaft als "Verschwörungstheorie" von Männeraktivisten abtut. Blendet die pro-feministische Männerbewegung diese Männer-Realität weiter aus, kann es nicht verwundern, wenn zum Teil auch fanatische Männerrechtler starken Zulauf erhalten.




2. Auf einen Artikel mit der Schlagzeile "Rassismus bei den Grünen" habe ich nach dem aktuellen Statement der Grünen-Vorsitzenden nur gewartet.



3. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir zu der Genderama-Top-Meldung von gestern:

Nachdem ich das Urteil zum "Stealthing" richtig finde, stellt sich die Frage wie denn beim weiblichen Stealthing aka "Ich nehme die Pille" geurteilt wird?

Natürlich unterscheiden sich beide Vergehen, da nur die männlichen Version eine erhöhte Ansteckungsgefahr bedeutet. Das Risiko einer ungewollten Schwangerschafts ist jedoch in beiden Varianten mindestens gleich hoch, wobei eine Schwangerschaft nur für die Frau ein gesundheitliches Risiko darstellt. Das Risiko einer ungewollten Elternschaft würde ich als gleichwertig für beide Elternteile betrachten.

Aus einer Risikobetrachtung sind die Vergehen also nicht gleichwertig, und ich könnte eine graduell unterschiedliche Rechtsprechung nachvollziehen.

Wenn man das jedoch aus der feministischen Theorie betrachtet und die "Zustimmung" in den Mittelpunkt stellt sehe ich keine Unterschiede – und würde eine gleiche Rechtsprechung erwarten.

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