Sonntag, Januar 20, 2019

Macher der Männerrechtler-Reklame packt aus über die Hintergründe – News vom 20. Januar 2019

1. Das Western Journal hat lan Srulovicz, Gründer und Geschäftsführer der Uhrenfirma Egard, zu den Hintergründen seiner männerfreundlichen Antwort auf den Gillette-Werbespot interviewt. Srulovicz berichtet:

Die Geschichte hinter der Erstellung des Videos ist interessant. Ich habe die Reklame ganz allein erstellt. Die Stimme im Video ist meine und der Schnitt ist mein eigener.

Mir wurde von den meisten Menschen um mich herum und in meiner Firma gesagt, dass die Erstellung dieses Videos eine schreckliche Idee sei und nicht nur meiner Marke, sondern auch mir persönlich als Geschäftsführer schaden könne.

Ich habe mein persönliches Geld für das Video verwendet, weil ich mir Sorgen um den Backlash gemacht habe.

Im wesentlichen sah das Feedback so aus: "Das wird die Aufmerksamkeit von Frauenfragen ablenken", "Das politische Klima wird einen solchen Film derzeit nicht unterstützen", "Fragen Sie sich mal, warum das kein anderes Unternehmen tut" etcetera.

Ich überlegte, den Werbespot anonym freizugeben, aber nach einigem Nachdenken wurde mir klar, dass eine Person, die diese Botschaft sendet, nicht die gleiche Wirkung haben würde wie ein Unternehmen, das dies tut. Ich habe mich entschieden, es zu riskieren und das Video online zu stellen.

Ich denke, was den Ausschlag gegeben hat, ist ein Zitat, das ich gehört habe und das besagt, dass alle Handlungen entweder aus Liebe oder aus Angst entstehen. Den Film anonym zu veröffentlichen, fühlte sich wie Angst an. Meine Firma für eine Botschaft aufs Spiel zu setzen, an die ich glaube, fühlte sich wie Liebe an.

Ich entschied mich für die Liebe.

Ich habe das Video aus verschiedenen Gründen erstellt. Ich glaube, dass die Statistiken im Video weitgehend ignoriert oder abgetan werden. Ich habe in der Vergangenheit selbst versucht, sie anzusprechen, und es war eine schwierige Zeit, sie als soziale Anliegen anerkannt zu bekommen.

Die Gillette-Werbung hat mich geärgert. Ich bin, wie die überwältigende Mehrheit der Männer, absolut angewidert von sexuellen Übergriffen, Vergewaltigungen, Mobbing. Warum also schleudert man mir diese Dinge entgegen, als ob mein Geschlecht als Ganzes giftig wäre? Die Verwendung von Begriffen wie "toxische Männlichkeit" ist zu pauschalisierend, um bestimmte Themen anzusprechen - Themen, bei denen ich sehr zustimme, dass sie angesprochen werden sollten, insbesonder nach all dem verrückten Zeug, das wir in Hollywood gesehen haben.

Ich bin nicht dagegen, dass Gillette ein Gespräch über Übergriffe beginnen möchte, aber ich habe ein Problem damit, wie sie vorgehen.

Männlichkeit kann eine schöne Sache sein, genau wie Weiblichkeit. Wir müssen anfangen, einander zu feiern, und nicht, uns gegenseitig niederzumachen.

Ich bin auch der Meinung, dass es keinen Wettbewerb geben sollte, wer am meisten leidet. Es sollte nicht "Frauen gegen Männer" sein. Es gibt Bereiche, in denen Männer es in der Gesellschaft schrecklich haben. Es ist in Ordnung, sich diese Bereiche anzusehen und anzuerkennen, aber auch zu verstehen, dass Frauen es in anderen Bereichen der Gesellschaft schrecklich haben. Keiner der beiden sollte die Leiden des anderen abtun.

Wir sind so polarisiert. Es geht nur darum, "Partei zu ergreifen". Auch ich mache mich in dieser Hinsicht schuldig, weil das alles ist, womit wir den ganzen Tag über gefüttert werden, aber ich will kein Teil davon mehr sein. Keiner von uns, kein Geschlecht und keine ethnische Gruppe, besitzt das Exklusivrecht darauf, schrecklich oder wunderbar zu sein. Individualität ist das Maß einer Person, nicht die "Identität" oder "Kategorie", zu der du gehörst.

Ich kann Gillette nicht für ihre Anzeige verantwortlich machen, weil ihre Botschaft die Norm ist. Sie ist allgegenwärtig geworden. Ich kann sogar verstehen, warum sie glaubten, dass diese Anzeige eine großartige Idee war und Tonnen von Verkäufen antreiben würde. Vielleicht passiert das letzten Endes sogar wegen all der Aufmerksamkeit, die die Kampagne erhalten hat. Wir sind so besessen davon geworden, uns gegenseitig auf der Grundlage dieser Faktoren zu definieren, dass wir nicht einmal mehr richtig kommunizieren.

Mein Glaube ist, dass, wenn man die Menschen "besser machen" will, wie Gillette von sich behauptet, dann der beste Weg darin besteht, das Beste von uns zu zeigen, nicht das Schlechteste. Wenn ich sehe, wie ein Mann, der sein Leben riskiert, in ein brennendes Gebäude läuft, bringt mich das dazu, besser sein zu wollen. Wenn ich einen Vater sehe, der seinen Kindern zur Seite steht, egal was passiert, dann will ich besser werden. Wenn ich sehe, wie ein Soldat alles aufs Spiel setzt, um meine Freiheit zu bewahren, will ich besser sein. Das ist es, was ein Mann für mich ist, und diese Menschen repräsentieren eine weitaus größere Mehrheit der Männer als das, wie Gillette einen Mann dargestellt hat.

Ich habe nicht das Gefühl, dass ich besser sein will, wenn eine Anzeige mit "giftiger Männlichkeit" oder einem Haufen Jungen beginnt, die sich gegenseitig schikanieren und Männer als Karikaturen von sexuellen Abweichlern darstellen. Dann mache ich einfach dicht.

Nennen Sie mich getriggert, sagen Sie, dass ich "den Punkt verfehlt habe", aber das war meine emotionale Reaktion beim Betrachten des Videos.

Erhebt mich, wenn ihr eine Veränderung in mir sehen wollt, macht mich nicht runter. Das sind die Botschaften, die Unternehmen zeigen und feiern müssen, wenn sie sich wirklich für Veränderungen interessieren.

Ich hoffe wirklich, dass das Video, das ich gemacht habe, zu einem Punkt gelangt, an dem es genug Aufmerksamkeit erregt, damit größere Unternehmen beginnen zu erkennen, dass es einen Markt für die Förderung positiver Botschaften für Männer gibt.

Ich empfinde das Gleiche auch bei Frauen. Ich bin fest davon überzeugt, dass Anzeigen, die Frauen feiern und Frauen stärken, sowohl schön als auch notwendig sind. Es sind nicht nur Männer, die so über das denken, was gerade vor sich geht, und viele Frauen haben sich gemeldet, um auszudrücken, wie wichtig positive Botschaften für ihre Kinder, Ehemänner, Väter und so weiter sind.

Ich wünschte, das Video, das ich gemacht habe, wäre die Norm von Unternehmen, nicht die Ausnahme.


Das von lan Srulovicz erstellte männerfreundliche Video hat inzwischen über eine Million Zugriffe erzielt. Das Feedback ist mit knapp 80.000 zustimmenden und etwas über 1000 ablehnenden Stimmen eindeutig. In den Leitmedien ist dieses Video im Gegensatz zu der Reklame von Gillette kein Thema.



2. Das Göttinger Tageblatt veröffentlicht einen vernünftigen Artikel über männliche Opfer von Frauengewalt – einschließlich eines Interviews mit einer Traumatherapeutin.



3. Immer mehr Frauen schauen Pornos. In der "Zeit" berichtet Anna Gien, was sie an solchen Filmen anmacht:

Einer meiner Lieblingspornos ist der, in dem Rocco Siffredi eine Frau an den Haaren in eine Toilettenschüssel drückt, nachdem er sie sechs Minuten lang von hinten gevögelt hat, um anschließend in ihr mit Mascara verschmiertes Gesicht zu kommen. Ich kann nicht sagen, dass ich mich dafür schäme, dass mich diese Szenen anmachen. Vielleicht finde ich es sogar selber ein bisschen cool. Trotzdem stellt sich jedes Mal, nachdem ich gekommen bin, ein dumpf-widerliches Gefühl ein, das mich dazu bringt, sofort panisch alle Tabs zu schließen.

(...) Doch auch der männliche Darsteller ist für mich absolut uninteressant. Wie groß sein Penis ist, ob der Mann schwabblige Oberarme oder schiefe Zähne hat, durchtrainiert, alt, jung, rasiert oder haarig ist, total egal. Er muss nur wollen, das ist irgendwie das Wichtigste, stelle ich fest. Man muss dem Kerl ansehen, dass er ganz schrecklich große Lust auf die Frau hat, so sehr, dass er gar nicht anders kann, als über sie herzufallen. Je härter er dann an ihr herumzerrt, desto sichtbarer wird das, inklusive der Übersteuerungen, wie zum Beispiel bei der Toilettenschüsselsache.

(...) Keine der Frauen, ich inklusive, schaut experimentellen oder explizit feministischen Porno, dem es vor allem darum geht, die männlich orientierte Perspektive hinter sich zu lassen so etwas wie eine weibliche Subjektivität, also einen "Female Gaze" zu etablieren.


Grundsätzliches Interesse am Thema vorausgesetzt, ist der gesamte Artikel lesenswert.



4. Vor ein paar Jahren war ein von vielen Feministinnen gefeierter Ghostubusters-Film, bei dem die männlichen Hauptdarsteller gegen Frauen ausgetauscht wurden, an den Kinokassen übel gefloppt. Auf Youtube senkten sogar 600.000 Menschen den Daumen. Deshalb ist in dieser Reihe jetzt ein Film geplant, der an das Original von 1986 anknüpft, statt an das gescheiterte feministische Remake. Die Hauptfiguren sollen vier Teenager sein: zwei Jungen und zwei Mädchen. Eine der Frauen, die an dem feministischen Remake beteiligt waren, findet das beleidigend: "Das ist etwas, das Donald Trump tun würde."



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Eine technische Sache an Genderama stört mich. Dass Links im selben Fenster angezeigt werden, wenn man auf diese klickt, d.h. der Blog ist dann "weg". Wäre es möglich, die Links so zu setzen, dass ein neues Fenster aufgeht? Die kann man dann ja wieder komplett schließen und ist dann wieder bei der Genderama-Seite, die ja noch "dahinter" steht.


Es gibt beim deutschen Blogspot für mich leider keine einfache Allround-Lösung; ich müsste jedem einzelnen Link einen zusätzlichen Befehl hinzufügen. Einfacher ist es, wenn ihr jeden Link auf Genderama statt mit der linken mit der rechten Maustaste anklickt und so einen neuen Tab oder ein neues Fenster öffnet.

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