Sonntag, Januar 27, 2019

Gender-Deutsch, Frauenfeiertag, Privatfahndung – News vom 27. Januar 2019

1.
Nach der bundesweit heiß diskutierten Initiative der Stadt Hannover, ihren Schriftverkehr künftig "geschlechtergerecht" zu formulieren, wird auch in Osnabrück überlegt, wie man sich an die neuen Zeiten anpassen kann.


Hier geht es weiter – leider hinter einer Bezahlschranke. Und einer meiner Leser schreibt mir zu diesem Thema:

Hannover mag die erste Großstadt sein, die Sonderzeichen in ihre Verwaltungssprache einbaut, die erste Stadt insgesamt ist es aber nicht.

In Heusenstamm bei Frankfurt wurde zum Beispiel bereits letztes (oder vorletztes?) Jahr auf einer Personalversammlung verkündet, daß dort der Genderstern jetzt offizielle Sprachregelung sei. (Zum Glück konnte ich der Bekannten, die mir das erzählte und sich fragte, wie in aller Welt man sowas denn aussprechen sollte, erklären, was ein Gender-Bäuerchen ist.)

Zu besichtigen ist das zumindest bei den städtischen Stellenanzeigen. (Ich bin ganz sicher, daß die sich dort dank der sprachlichen Nichtdiskriminierung jetzt kaum vor Bewerbungen nichtmännlicher Rohrnetzbauer*innen retten können...), aber wirklich durchgesetzt scheint es sich nicht zu haben: In anderen Bereichen der Homepage kann man sogar noch – unglaublich angenehm zu lesen, aber so total letztes Jahrtausend – das generische Maskulinum besichtigen.

Das ist zumindest das Gute daran, wenn man solche Änderungen wenigstens heimlich, still und leise durchführt, statt sie groß zum Virtue Signalling zu nutzen: Man steht nicht von allen Seiten unter Beobachtung.


Dabei darf man nicht vergessen, dass für so manche Feministin auch die Einführung von Genderdeutsch in immer mehr Städten nur einen Zwischenschritt darstellt. So berichtet aktuell die Bild-Zeitung über weitergehende Forderungen der "feministischen Linguistin" Luise Pusch:

Pusch fordert jetzt die "generische Femininum" – also eine generelle weibliche Wortform. Das Beispielwort "Teilnehmerliste" (normaler Sprachgebrauch) oder "Teilnahmeliste" (Amtsdeutsch Hannover) oder "Teilnehmer*innenliste" (Version mit Genderstern) hieße dann: TEILNEHMERINNENLISTE. Also ohne Gender-Stern.

Die Form werde sich allerdings schwer durchsetzen lassen, bedauert die Linguistin. "Weil Frauen ihren Männern nicht zumuten wollen, was Frauen routinemäßig zugemutet wird: Nämlich, sich in der falschen Genderschublade wiederzufinden."

CDU-Ratsherr Felix Semper‏ zieht auf Twitter ein Fazit: "Sie sind sicher erst am Ziel, wenn in Waschbecken künftig kein Wasserhahn, sondern ein Wasserhuhn installiert wird."




2. Im Berliner "Tagesspiegel" bedauert Fatina Keilani, dass sich mit der Einrichtung eines Frauenfeiertages ein identitätspolitisches Thema gegen ein inklusives durchgesetzt hat:

Es wurde ein Feiertag geschaffen, der sich nur an einen Teil der Bevölkerung richtet und dessen Schaffung vor allem darauf zurückgeht, dass Berlin im bundesweiten Vergleich sehr wenige Feiertage hat. Das ist eine magere Motivation. Vertan wurde die Chance, einen Tag zum Feiertag zu bestimmen, der sich an alle richtet und der für die Werte steht, die die Gesellschaft zusammenhalten.




3.
Weil er noch nie in seinem Leben Schnee gesehen hatte, bat ein eingewanderter Münsteraner eine Gruppe von Kindern darum ein Foto von ihm im Schnee zu machen. Eltern hielten ihn daraufhin für einen Kinderschänder und starteten eine Privatfahndung inklusive Foto im Internet.


Hier geht es weiter.



4. Es werden immer noch neue Texte veröffentlicht, die genauer analysieren, was genau den Gillette-Werbespot zu toxischem Männer-Bashing macht – aktuell etwa von Barbara Kay im kanadischen "Post Milennial":

[Die Gillette-Reklame] vertrat ihren Standpunkt, indem sie einen Zustand der Angst bei Frauen und einen Zustand der Scham bei Männern förderte. Im Gillette-Film (in dem Frauen weitgehend abwesend sind, abgesehen von denen, die sich von Männern bedroht fühlen), wurden zwei Jungen gezeigt, die in einem Hof miteinander rauften. Keiner der Männer, die das sahen, war davon betroffen, symbolisiert durch die wiederholte Äußerung: "Boys will be boys." Es war dieses zentrale Bild - die Reihe von Männern aus der Mittelschicht, die hinter ihren Grill standen und als gleichgültig gegenüber männlicher Gewalt dargestellt wurden -, das ich beunruhigend fand.

Denn was bedeutet ein ordentlich gekleideter Mann, der hinter einem Grill steht? Denke an jede Vatertags-Reklame, die du je gesehen hast. Wie viele von ihnen zeigen Grills? Vielleicht 50 Prozent? Warum? Wenn Männer grillen, befinden sie sich normalerweise in einem Hinterhof. Wenn Männer einen Hinterhof haben, bedeutet das, dass sie in einem Haus leben. Wenn sie ein Haus haben, sind sie in der Regel verheiratet und haben Kinder. Wenn Männer grillen, ernähren sie normalerweise ihre Familien und Freunde und haben Spaß dabei. Mit anderen Worten, Grillende Männer sind tief in das Familienleben eingebunden.

Sie sind, kurz gesagt, Väter. Und was ist der einfachste Weg, Jungen hervorzubringen, die die Grenzen zwischen positiver und negativer Männlichkeit nicht verstehen oder respektieren? Nimm ihre Väter weg. Ich werde nicht noch einmal die Statistiken über die Vaterlosigkeit und die schädlichen Auswirkungen, die sie auf Jungen und Mädchen, aber vor allem auf Jungen hat, durchkauen. Es gibt ganze Viertel in Amerika, die im Wesentlichen Kontrollstudien sind, um zu zeigen, dass Vaterlosigkeit der größte Einzelprädikator für Schulabbruch, Jugendkriminalität, Bandenbildung, mangelnde Fähigkeit, gesunde intime Beziehungen aufzubauen, und eine Litanei anderer schlechter sozialer Ergebnisse ist.

Ich kann mir daher keine ironischere und schädlichere Trennung zwischen Bild und Realität vorstellen als die grillenden Männer, die von der feministischen Filmregisseurin Kim Gehrig ausgewählt wurden, um die Quelle der toxischen Männlichkeit darzustellen. Sie hätte die Dinge nicht noch mehr auf den Kopf stellen können.

Es ist nicht die Gleichgültigkeit der Väter, dass Jungen zu körperlich aggressiv werden, die ein Problem in unserer Gesellschaft darstellt. Jungs kämpfen manchmal. Und es sind die grillenden Väter, die im wirklichen Leben am ehesten einen Jungenstreit beenden, ohne hysterisch zu werden. Sie sind nicht beunruhigt durch das Kämpfen von Jungen, weil viele von ihnen das früher selbst gemacht haben und daher wissen, dass, wenn zwei Jungen gleichen Alters und gleicher Größe (wie die Jungen im Film) einen Streit körperlich austragen, das vielleicht nicht der beste Weg ist, einen Konflikt zu lösen, aber es auch nicht bedeutet, dass diese Jungen als Gewalttäter enden werden, wenn der Kampf nicht innerhalb der ersten fünf Sekunden beendet wird.

Diese Väter müssen nicht von einem "guten" Mann unterrichtet werden - wie in dem Reklamefilm -, dass Jungen nicht körperlich kämpfen sollte (obwohl man argumentieren könnte, dass ein körperlicher Kampf, der ohne schwerwiegende Folgen und ohne anhaltende Bitterkeit endet, besser ist als die Art von verbalem Mobbing, die Mädchen von anderen Mädchen zugefügt wird, die dabei immer weiter und weiter gehen können). Solche Väter wissen, wann sie instinktiv eingreifen müssen. Ein paar Minuten zu warten, um zu sehen, ob die verinnerlichten Regeln der Jungs zuerst greifen, ist nicht immer eine schlechte Sache.

(...) Wenn Sie kein ideologischer Purist sind, der glaubt, dass jede Form von männlicher Aggression giftig ist, verstehen Sie, dass für Jungen gelegentliche Tests der Grenzen von Aggression normal sind und nichts, wovor man sich fürchten müsste. Die grillenden Männer sind der Grund, warum die meisten Jungen mit liebenden Vätern zu starken, produktiven Männern heranwachsen: Männer, die nie eine Bedrohung für irgendjemanden darstellen werden - außer für Bösewichte, die nie die Grenzen dafür kannten, wie man Aggressionen positiv kanalisiert, weil so viele von ihnen keine Väter hatten, die es ihnen beibringen konnten.

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