BILD: "Gender-Gaga jetzt auch in Augsburg" – News vom 26. Januar 2019
1. Nachdem Hannover bei der Durchsetzung von Genderdeutsch als neuer Verwaltungssprache den Anfang gemacht hat, zieht jetzt als erste weitere Stadt Augsburg nach.
Währenddessen äußert Luise F. Pusch, eine der Begründerinnen der "feministischen Lingusitik" in Deutschland, ihr Missvergnügen mit der neuen politischen Sprachregelung in Hannover: "Ich bedaure die Einführung des Gendersterns durch meine Heimatstadt Hannover", erklärte sie. "Die Frauen finden sich als Anhängsel wieder, wie zu Anfang der feministischen Sprachkritik."
Die Neue Zürcher Zeitung schüttelt über die aktuellen Entwicklungen aus anderen Gründen den Kopf:
In einem Akt vorauseilenden Gehorsams wird dem Zeitgeist signalisiert, dass man aus seinen Volten Kapital zu schlagen versteht. Wenn das Schreckbild der "toxischen Männlichkeit" durch die Presse geistert, ist es schon einmal gut, das Männliche sprachlich, soweit es geht, zurückzudrängen. Aus dem "Wählerverzeichnis" wird "Wählendenverzeichnis", was allein sprachlich eine Schlampigkeit darstellt, weil ein Verzeichnis der Wählenden nur erstellt werden kann, wenn besagte Personen in einer Wahlkabine zu Gange sind. Wähler ist man hingegen auch, wenn man zu Hause sitzt und Netflix schaut.
(...) Die Umstellung ist undemokratisch. Sie wird dem Bürger zugemutet, obwohl er gar nicht danach gefragt hat. Haben die Hannoveraner eine Initiative gründet, sich über Diskriminierung beschwert? Nein, haben sie nicht. Sie müssen sich aber dennoch erziehen und gängeln lassen. Das zu Recht gefürchtete Behördendeutsch wird noch sperriger werden, durchsetzt mit umständlichen Wendungen ("antragstellende Person" statt "Antragsteller") und komplizierten Sonderzeichen ("Dezernent*innenkonferenz"). Was das für Migranten bedeutet, ist klar: Die Integration wird mit Regeln, die schon einen Muttersprachler verstören, schwerer fallen.
In Hannovers linguistischer Offensive zeigt sich die Kluft, die sich zwischen politischen Eliten und der Bevölkerung auftut. Hätte es eine Volksabstimmung gegeben, wäre es wahrscheinlich nicht zum behördlichen Neusprech gekommen. Für rechte Populisten ergibt sich hier eine offene Flanke: Was sie den Universitäten mit ihren rund 200 Gender-Professuren und den linksorientierten Medien an Sensibilisierungszwängen schon immer vorgeworfen haben – das Binnen-I, der Gender-Gap, der Gender-Stern –, macht sich nun auch in Behörden und Ämtern breit.
Gerade staatliche Institutionen müssten deshalb besonders vorsichtig sein. Der Eingriff in den Sprachgebrauch gehört ins Repertoire autoritärer Regime, nicht in das einer liberalen Gesellschaft.
2. Im aktuellen Spiegel kommentiert Ralf Neukirch das von den Grünen unterstützte Vorhaben der rot-roten Landesregierung Brandenburgs, mit einem neuen Gesetz dafür zu sorgen, dass die Hälfte der Parlamentssitze mit Frauen besetzt werden.
Neukirch bezeichnet dieses Vorhaben als "halbherzig":
Denn selbst mit paritätischen Listen ließe sich nicht zu 100 Prozent sicherstellen, dass sich nicht doch ein paar mehr Männer unter die Abgeordneten mogeln. Die große Gefahr für die Gleichberechtigung ist das Direktmandat. Wer seinen Wahlkreis direkt gewinnt, dem kann der Einzug ins Parlament bislang nicht verweigert werden, selbst Männern nicht.
Vielleicht sei es insofern eine sinnvolle Maßnahme, einen Vorschlag des Journalisten Harald Martenstein aufzugreifen und in jeder Wahlkabine eine Gleichstellungsbeauftragte zu postieren. Als problematisch könne es sich jedoch auch dann erweisen,
wenn die 50-Prozent-Quote zwar erfüllt wird, am Ende aber die falschen Frauen im Parlament sitzen, lauter Alice Weidels zum Beispiel? Wäre damit der Sache der Frauen wirklich gedient? Natürlich nicht. Der Gesetzgeber muss den eingeschlagenen Weg daher konsequent fortführen und konkret festlegen, welche Frauen ins Parlament einziehen dürfen. Nur so lassen sich unangenehme Überraschungen vermeiden, wie sie bei Wahlen leider immer wieder vorkommen können. Übertrieben wäre es hingegen, die Stimmenanteile der Parteien gleich mit festzulegen. Nichts wäre fataler als der Eindruck, es würden demokratische Standards außer Kraft gesetzt werden.
3. In einem Gastkommentar für den Lauterbacher Anzeiger übernimmt der bekannte Journalist, Moderator und Fernsehproduzent Friedrich Küppersbusch, der sich sonst regelmäßig von der "taz" zum Stand der Dinge befragen lässt, Positionen der Männerrechtsbewegung. Ein Auszug:
Drei Viertel aller Selbstmorde in Deutschland tun sich Männer an. Das ist nichts Genetisches; anderswo auf der Welt ist das anders. Bei den Obdachlosen stellen Männer ebenfalls 75 Prozent. Es gibt 350 Frauenhäuser in Deutschland, "Schutzhäuser für Männer" hingegen vier. Obwohl die Polizeistatistik 18 Prozent Männer als Opfer häuslicher Gewalt anführt. Auf der Höhe der Debatte um Genitalverstümmelung an Frauen winkten Bundestag und Bundesrat in Rekordgeschwindigkeit ein Gesetz durch, das Beschneidung bei Jungs erlaubt. (...) Mein Sohn durchstand vier matriarchalische Grundschuljahre, bevor er am Gymnasium den ersten Lehrer, Ansprechpartner, Rollenvorschlag zu sehen bekam. Die sehr vorübergehende "Ministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend" Kristina Schröder brachte in ihrem Ressort ein "Referat Gleichstellungspolitik für Jungen und Männer" unter und wurde dafür ausgelacht. Im Zeitschriftenregal gibt’s immer noch keinen Emmerich, sondern "Boa" – für Männer, die bei Turnschuhen und Brillen ähnlich viel Geld rauswerfen wollen wie Namenspatron Jerome Boateng. Die Liste geht weiter, ein paar sorgerechtsgeschädigte Väter haben inzwischen Ansätze zur Selbstorganisation entwickelt.
(...) Wenn es von den runden Daten der Frauenbewegung etwas zu lernen gibt, dann: Die Mütter der Bewegung haben nicht die Männer gefragt, wie sie die Frau, die Emanzipation, die Geschlechterrollen denn bitte gern hätten. Der Mann – oder was sich dem Genre zurechnet – wird nicht freier, wenn er sich ein paar neue Rollenvorgaben draufschafft. Die Frau auch nicht.
Bemerkenswert ist, dass Küppersbusch, der in Deutschlands Medien über einigen Einfluss verfügt, solche Gedanken nur in einer Regionalzeitung äußern kann.
4. Das maskulistische Blog Uepsilonniks hat eine Physikstudentin, die bei Twitter unter dem Namen "Fräulein WirrWarr" aktiv ist, dazu interviewt, wie sie zur Männerrechtlerin wurde.
5. Die "taz" berichtet vom Leben der Obdachlosen am Kältebahnhof Lichtenberg.
6. Der Geschäftsführer von Procter & Gamble verteidigte am Mittwoch den sexistischen Werbespot von Gillette. Proteste gegen das Männer-Bashing habe es lediglich von einer "gutorganisierten aber kleinen Zahl an Menschen" gegeben, während die Unterstützung für die Reklame stetig wachse. Es sei zu früh zu sagen, wie die Reklame die Verkaufszahlen von Rasierklingen des Konzerns beeinflusst habe.
7. Eine britische Mutter hat das Sorgerecht für ihre Kinder verloren, nachdem sie ihnen beigebracht hatte, schlecht über ihren Vater zu reden.
8. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:
Ich weiss nicht, ob Dir der Name Benjamin Boyce schon mal untergekommen ist. Benjamin ist um die 30 Jahre alt und macht seit einiger Zeit regelmässig hochinteressante YouTube-Videos. Dazu gekommen ist er, nachdem er direkter Zeuge der berüchtigten Proteste am Evergreen State College in Olympia, Washington war. Benjamin sieht sich selbst als linksliberal, kann aber mit der Radikalisierung seiner eigentlichen politischen Heimat und dem SJW-Kurs nichts anfangen. Er hat eine sehr angenehm ruhige, unaufgeregte Art und formuliert immer mal wieder Ideen, auf die zumindest ich selbst erstmal nicht gekommen wäre.
Zunächst beschäftigten sich seine Videos nur mit den Evergreen-Protesten (er arbeitet auch seit längerem an einem Dokumentarfilm zu dem Thema), später begann er aber auch andere mit dem Culture War verbundenen Themen zu behandeln. Er führt regelmässig Interviews und Gespräche mit vielen verschiedenen interessanten Stimmen, unlängst zum Beispiel mit Eric Anderson, der einen Lehrstuhl für Maskulinität, Sexualität und Sport an der Universität zu Winchester in Großbritannien hat; dieses Gespräch ist für Genderama-Leser auf jeden Fall relevant und damit auch der Anlass, warum ich Dir schreibe.
Benjamins YouTube-Channel hat weitaus mehr als die knapp 22.000 Abonnenten verdient, die er momentan hat. Ich möchte ihn hiermit allen der englischen Sprache mächtigen Genderama-Lesern sehr ans Herz legen.
Besonders gut gefallen hat mir die Sequenz ab etwa Minute 40, als Eric Anderson berichtet, dass er über das Gender Equality Paradox, das der Fachberecich Genderstudien konsequent totschweigt, weil es seine zentrale ideologische Basis zerlegen würde, erst aus Männerrechtlerforen erfahren habe. Vor diesem Hintergrund urteilt einer der anerkannten Professoren zum Thema Männlichkeit (hier sein nächstes Buch, mit dem Studenten unterrichtet werden):
"Ich habe mich gefragt: Was ist dieses Männerrechtler-Zeug? Und ich habe mich damit beschäftigt. Und ich sagte: Wow. Die Jungs sind der Sache auf der Spur. Sie sind gut informiert, sie gehen logisch vor – und sie haben Recht! Bei so vielen Themen."
Worauf Benjamin Boyce entgegnet, dass wir Männerrechtler "sehr massiv schlechtgemacht" werden.
Ich schätze, die Tatsache, dass wir Manöver durchschauen, die nicht durchschaut werden sollen, trägt stark zu diesem Rufmord bei.
Mehr Post. Ich habe folgende Anfrage des Interessenverbands Unterhalt und Familienrecht erhalten; die Veröffentlichung auf Genderama wurde freigegeben:
Vor zwei Tagen haben wir eine Presseerklärung zum notwendigen Eigenbedarf – Selbstbehalt – von Unterhaltspflichtigen veröffentlicht: Trennung & Scheidung – Kindesunterhalt & Selbstbehalt "167 Stunden Maloche im Monat und weniger als ein Hartzer."
Das Presseecho war beachtlich, unter anderem meldete sich der Bayerische Rundfunk.
Gesucht wird eine Person [aus Bayern], die
- am Monatsende nicht mehr hat als den Selbstbehalt,
- darstellt, was sie damit alles bestreiten muss,
- darstellt, was ihr zum Leben bleibt,
- darstellt welche Aufwendungen für Kinder notwendig sind.
Interessant sicher auch, wenn und warum bei jemandem der Selbstbehalt unterschritten wird.
Wenn dies auf Sie zutrifft und Sie sich vor die Kamera trauen, melden Sie sich bitte bei mir.
Mit freundlichen Grüßen
Josef Linsler
Email: j.linsler@isuv.de
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