Donnerstag, August 23, 2018

Frauenministerin Giffey (SPD) kündigt Fahrverbote für Unterhaltssäumige an – News vom 23. August 2018

1. Frauenministerin Franziska Giffey (SPD) will "die Daumenschrauben anziehen", wenn ein Scheidungspartner gegenüber seinem Ex mit Unterhaltszahlungen im Rückstand ist, und kündigt in diesem Zusammenhang Fahrverbote an – "nach dem Motto: Wer nicht zahlt, läuft."

Tim Walter (FDP) kommentiert diese Drohung auf Facebook:

Die neue Familienministerin hatte ihre Chance. Sie kam unvorbelastet aus der Berliner Lokalpolitik, ihr ging ein guter Ruf voraus, und bei ihren Auftritten wirkte sie auf mich offen und lösungsorientiert. Man wäre sicher nicht bei jedem Lösungsansatz zusammengekommen, aber es ist ja schon schön, wenn Menschen zumindest kurzfristig mal nicht primär ideologie- und lobbygetrieben wirken.

Nun, diese Phase ist vorbei. Hier wird der Lobbytalk des VAMV aufgegriffen und verstärkt. Wir sind damit wieder auf dem Niveau Schwesig/Gabriel angekommen, mit anderen Worten: ganz unten in einer SPD, die ohnehin auf dem Weg zum Kellerkind ist.

Thema durch.


Hier legt Tim Walter ausführlicher dar, warum Giffey mit dieser Nummer einen Bock geschossen hat.

Auch die "Welt" widmet sich Giffeys Populismus:

"Statt absurder Vorschläge wie Fahrverbot sollte sich Frau Giffey überlegen, wie sie den Unterhaltsvorschuss zurückholt", sagte der FDP-Familienpolitiker Daniel Föst. "Mit Fahrverboten verschlimmert sie am Ende die berufliche Situation der Unterhaltspflichtigen: ohne Job keine Rückzahlung. Zudem ist auch zu klären, warum das Rückholen in einigen Gemeinden klappt und in anderen nicht."

Er plädierte zudem dafür, das Familienrecht so zu ändern, dass beide Eltern sich gleichermaßen um Betreuung und Unterhalt kümmern. "Solange das Motto gilt 'Einer erzieht, der andere zahlt', besteht für Alleinerziehende immer ein Armutsrisiko – und Unterhaltsvorschüsse steigen und steigen", sagte Föst.

(...) Nach dem Papier "Unterhaltsansprüche und deren Wirklichkeit" kommt die Hälfte aller Unterhaltspflichtigen ihren Verpflichtungen gar nicht nach, ein weiteres Viertel nur unzureichend. (...) Noch schlechter ist es um die Zahlungsmoral unterhaltspflichtiger Mütter bestellt. Von ihnen kamen sogar 85 Prozent ihren Verpflichtungen nicht nach.

(...) Der Interessenverband Unterhalt und Familienrecht (ISUV), der sich auf die Belange von Trennungsfamilien spezialisiert hat, verweist vor allem auf die angespannte finanzielle Lage der Unterhaltspflichtigen. "Um den Mindestunterhalt zahlen zu können, muss ein Vater mindestens 1900 netto verdienen. Das sind über 3000 Euro brutto – das muss man erst einmal erwirtschaften", sagt Verbandssprecher Josef Linsler. Natürlich gebe es auch Unterhaltsverweigerer. "Aber es wird dann immer auf alle Väter mit eingedroschen", sagt Linsler.




2. Das Satiremagazin Titanic erklärt, wie man den Müll "Männer" am umsichtigsten entsorgt.



3. Befürworter der Beschneidung von Männern argumentieren gerne, dass man damit zum Beispiel in afrikanischen Ländern die HIV-Rate reduzieren könne. Eine neue Studie deutet auf das Gegenteil hin: Beschnittene Männer sind häufiger HIV-infiziert.



4. Bei "The Cut", einem Ressort des Magazins "New York", heißt es:

Die jüngsten Nachrichten über den angeblichen sexuellen Missbrauch und die Geldzahlung durch Asia Argento haben uns alle erschüttert. Am Sonntag berichtete die New York Times über die Behauptungen des Schauspielers Jimmy Bennett, dass die Schauspielerin, die er als "Mentorin und Mutterfigur" betrachtete, Sex mit ihm hatte, als er minderjährig war, und ihn später mit einer Abfindung von 380.000 Dollar bezahlte. Argento wies die Behauptungen zunächst zurück und sagte, dass Bennett versuchte, sie zu erpressen, und dass ihr verstorbener Ex-Freund Anthony Bourdain ihm das Geld gab, um ihm finanziell zu helfen. Ein TMZ-Bericht von heute enthält jedoch angebliche Textnachrichten von Argento, die darauf hinweisen, dass die sexuelle Begegnung stattgefunden hat.


Daraufhin lässt The Cut zwei Redakteurinnen über die Entwicklungen diskutieren, die MeToo genommen hat. Aus diversen Äußerungen in diesem Gespräch wird deutlich, was für eine Bombe die Enthüllungen über Asia Argento für die MeToo-Kampagne darstellen – und dass man MeToo nicht mehr so blauäugig und naiv betrachtet wie zu Beginn:

Wir haben ein Interesse daran, [Asia Argentos] Darstellung zu glauben. Aber ich denke, was wir im letzten Jahr gelernt haben, ist, dass viele dieser Erzählungen nicht so einfach sind wie Opfer und Täter, Gut gegen Böse.


Wir verbrachten das ganze Jahr in einem kollektiven Aufschrei über diese Dinge, und jetzt finden wir heraus, dass eines der lautesten Opfer von allen vielleicht auch schuldig war. Es ist verwirrend.


Ich schäme mich ein wenig, zuzugeben, dass mein erster Impuls darin bestand, Asia zu verteidigen und zu versuchen, die Anschuldigungen zu rechtfertigen oder zu erklären, so wie es Chris Kraus kürzlich mit Avital Ronell getan hat. Ich weiß, dass dieser Impuls heuchlerisch ist, aber ich fühlte ihn in mir aufsteigen, und jetzt bin ich gezwungen, mich dem zu stellen, was das bedeutet. (...) Es gibt sicherlich systemische Faktoren am Arbeitsplatz, wenn es um männliche Machtinhaber geht, die ihre weiblichen Angestellten missbrauchen und belästigen, was der Hauptteil der Anschuldigungen von #MeToo war, während sich diese Geschichte eher wie ein Ausreißer anfühlt. Aber vielleicht ist sie das nicht. Vielleicht täusche ich mich selbst.


Ich denke, das ist ein Ausreißer, genauso wie ich denke, dass Harvey [Weinstein] ein Ausreißer war. Die meisten dieser Fälle sind nicht so extrem.


Ein anderer Fall, an den mich das in gewisser Weise erinnert, ist der von Junot Diaz. Gleich nachdem Diaz sein Stück für The New Yorker geschrieben hatte, dass er als Kind sexuell missbraucht wurde - und bevor Anschuldigungen des Missbrauchs gegen ihn erhoben wurden - interviewte ich männliche Überlebende des sexuellen Missbrauchs in der Kindheit darüber, wie Missbrauch sie während ihres gesamten romantischen Lebens beeinflusst hatte, und es war wirklich herzzerreißend zu sehen, wie dieses primäre Trauma nach außen ausstrahlen und so viele Menschen betreffen kann. Es hat auch wirklich gezeigt, dass Opfer von sexuellem Missbrauch oft sehr verzerrte Ansichten über Sex und Beziehungen haben.

(...) Ich denke, dies ist eine so interessante Fallstudie für die Unterstützer von #MeToo, weil ich auch meine eigenen Vorurteile und Sympathien bei der Arbeit sehen kann, wie ich anfangs darauf reagiert habe. Der sexuelle Kindesmissbrauch, den Diaz erlitten hat, war wohl viel "schlimmer" (wenn man dieses Spiel spielen will) als das, was ihm später vorgeworfen wurde (verbale Belästigung, erzwungenes Küssen), und doch, weil er einem so vertrauten Archetypus entspricht - einem mächtigen literarischen Heuchler, der Frauen wie Müll behandelt -, war meine erste Reaktion kein Mitgefühl.

(...) Bei Asia hingegen fühle ich mich anders, weil ich eine gewisse Verwandtschaft mit ihr empfinde. Ich spüre den Impuls, sie wegen dem, was sie durchgemacht hat, zu entschuldigen oder zu begnadigen, oder sie als Ausnahme abzuschreiben. Ich denke, das ist ein Impuls, den es zu unterdrücken gilt, aber auch ein Impuls, den wir nicht ignorieren können, weil er menschlich ist. Außerdem, wenn ich mich so fühle, gibt es definitiv auch viele andere Leute, die sich so fühlen. Es ist wie Rebecca Traister sagte - das ist eine chaotische, unkontrollierbare Bewegung: "'70er Jahre, organisch, Masse, radikale Wut, explodierend in unvorhersehbare Richtungen."


Argento verurteilt sich vor allem durch ihre Lügen. Das macht mich wrklich kirre. Können wir dem vertrauen, was sie gesagt hat? Ich hasse es sogar, das fragen zu müssen, weil es das schreckliche Feuer des Misstrauens um all die legitimen Fälle nährt, mit denen die Menschen sich melden.


Wir müssen mit den Zweideutigkeiten und Widersprüchen ringen, die sich um #MeToo abspielen, oder es droht, die Bewegung in eine Karikatur zu verwandeln, die nicht ernst genommen wird.


Ich denke, wir müssen einfach anerkennen, dass die gesamte Art und Weise, wie unsere Gesellschaft mit Sex und Gender umgeht, vermasselt ist, und es gibt so viele Opfer und so viele Schmerzen und so viele Querschläger, dass es ein sehr weitreichendes Gespräch erfordert, das über das hinausgeht, was im letzten Jahr geschehen ist.


AKTIVES RINGEN MIT UNKLARHEITEN BEDEUTET, DEN MÄNNERN VIEL MEHR ZUZUHÖREN, ALS WIR IM LETZTEN JAHR BEREIT WAREN ZU TUN.


Upps, sorry, bin versehentlich auf die Shift-Taste gekommen.

Es ist schwer zuzugeben, dass wir uns nicht auf die Art von nachdrücklicher Klarheit der anfänglichen "Abrechnung", wie sie bekannt wurde, verlassen können. Damit es funktioniert, muss sich Empathie in alle Richtungen erstrecken. Das fühlt sich an wie ein neues Kapitel im Gespräch.


Naaa, so ganz allmählich kommen die Journalistinnen in den USA auf den Trichter und gelangen zu einer Erkenntnis, die es hier auf Genderama vor einem Dreivierteljahr schon gab. Dafür wurde man dann als Frauenfeind und Unterstützer der Rape Culture beschimpft. Komplexes Denken galt als gemein. Männer sind Täter und Frauen Opfer, das sei alles, was du dazu zu sagen hast.



5. Die Post. Einer meiner Leser schreibt mir heute:

Ich glaube, von der medialen und sozialen (Twitter, Facebook) Resonanz zu #menaretrash einen Wendepunkt im Geschlechterdiskurs zu erkennen.

Bis vor kurzem versuchten radikale Feministinnen immer weiter, die Grenzen des Sagbaren (gegenüber "weißen Männern") auszutesten, und bekamen von den Leitmedien weit überwiegend Zustimmung.

Mit #menaretrash wurde jedoch eine Grenze überschritten. Große Teile der Bevölkerung sind empört, gemäßigte Feministinnen distanzieren sich und die Leitmedien kommentieren gefühlt (erstmals) zu über 50% kritisch gegenüber dem Hashtag.

Der Hashtag hat trotz seiner großen Reichweite dem Ruf des Feminismus eher geschadet.

Ich möchte nicht zu optimistisch klingen, aber ich glaube, ein Wendepunkt ist erreicht, und die öffentliche Stimmung wird sich gegen die radikalen Feministinnen wenden und somit eine gemäßigtere Auseinandersetzung mit Geschlechterthemen zulassen.

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